Antisemitismus 2.0

Frames des Redens über Israel in Deutschland (und anderswo)

„Michel Friedman geht ab und zu in Talkshows, um über Antisemitismus zu sprechen, einmal rief ihm dort der Journalist Ulrich Kienzle entgegen: „Ihr müsst aus Gaza raus!“ Da musste Friedman erklären, dass er nicht der Sprecher der israelischen Regierung, ja dass er nicht einmal Israeli ist.“ (Alex Rühle / Ronen Steinke: „Sie sind jüdisch, sagen Sie doch mal was dazu!“, Süddeutsche Zeitung 21. Mai 2021)

Bevor Sie weiterlesen ein Warnhinweis. Dieser Essay nimmt Partei, er ist pro-israelisch. Wenn Sie aber alles, was Sie als „israelkritischer“ Mensch über Israel, die umliegenden Länder und Ortschaften sowie den sogenannten „Nah-Ost-Konflikt“ zu wissen glauben, weiterhin ungestört glauben möchten, lesen Sie nicht weiter. Wenn Sie jedoch etwas lesen wollen, das ihren Glauben erschüttert, lesen Sie, und vor allem lesen Sie die Bücher, die ich zitiere. Ich verspreche: es wird sich lohnen.

Mehr als Gedankenspiele

Ein Essay über israelbezogenen Antisemitismus hat nicht das Ziel, sämtliche Aspekte des sogenannten „Nah-Ost-Konfliktes“ und sämtliche Vorschläge zur „Lösung“ zu erörtern und zu bewerten. Vielleicht lohnte es sich sogar, verschiedene langjährige, sich über Jahrzehnte nicht auflösende Konflikte miteinander zu vergleichen. So wäre es interessant darüber nachzudenken, welche weiteren Konflikte es in verschiedenen Regionen dieser Welt gibt, in Kaschmir, im Kaukasus, im Kongo und anderswo. Aber wie kommt es, dass diese Konflikte in den deutschen Medien nur gelegentlich erscheinen, jede Entscheidung der israelischen Regierung, einen gewaltsamen Angriff der Hamas gewaltsam zu beantworten, jedoch eine so außerordentlich hohe Aufmerksamkeit in den deutschen Medien erhält? Vielleicht ließe sich kontrafaktisch darüber nachdenken, wie es wäre, wenn in Kaschmir, im Kaukasus, im Kongo Juden*Jüdinnen lebten, die dort in einem Teil der Region eine – ich nenne es mal so – autonom verwaltete Zone bewohnten? Oder wie wäre es, wenn Kurd*innen oder Uigur*innen Jüdinnen*Juden wären und nicht Muslim*innen? Auch diese Fragen sind nicht Thema dieses Essays.

Die intensive Beschäftigung mit dem sogenannten „Nah-Ost-Konflikt“ in Deutschland hat vielleicht mehr damit zu tun, dass Deutsche einmal Jüdinnen*Juden als Täter*innen sehen wollen als mit einem Interesse an der dort lebenden „Palästinenser*innen“ genannten arabischen Bevölkerung. Sie entlasten sich und zeigen auf Israel. Schau her! Sie richten, damit sie nicht gerichtet werden. Julia Bernstein schreibt im Vorwort ihres Buches „Israelbezogener Antisemitismus“ mit dem pädagogisch klingenden Untertitel „Erkennen – Handeln – Vorbeugen“ (2021 bei Beltz Juventa erschienen): „Entscheidend bei Debatten um diese Frage ist vor allem, dass sich der Fokus verschiebt. Es geht dann nicht mehr um Antisemitismus, sondern darum, 76 Jahre nach dem Holocaust im Land der Täter ein Recht auf eine ‚Kritik‘ am jüdischen Staat zu erstreiten. Dies zieht in der Konsequenz häufig eine Bagatellisierung des Antisemitismus nach sich. Denn während Israel zum Kritikobjekt wird, rücken sowohl der Antisemitismus als auch die anderen Akteure des Nahostkonflikts in den Hintergrund. Das Geschehen im Nahostkonflikt wird in solchen Fällen ausschließlich auf das Handeln Israels bezogen, aber nicht auf die palästinensischen oder arabischen Akteure und die lange Geschichte der Anerkennungsverweigerung von und Gewalt gegen Israel.“

Ähnlich scheinen die verantwortlichen Politiker*innen der umliegenden arabischen Staaten zu denken. Sie dachten in den vergangenen 70 Jahren nicht im Traum daran, die Menschen, die aus dem neu gegründeten Staat Israel auswanderten, umsiedelten, flüchteten, zu integrieren und ihnen Pässe zu geben, nicht im Libanon, nicht in Jordanien, nicht in Syrien. Mehr noch: auch die Kinder und Enkel*innen der arabischen „Flüchtlinge“ aus Israel haben keinen Pass des Staates, in dem sie geboren wurden und leben.

Aus etwa 700.000 palästinensischen Geflüchteten wurden mit der Zeit 5,4 Millionen, die „international als Flüchtlinge anerkannt“ sind, obwohl die meisten dieser Menschen nie in den beanspruchten Regionen in Israel gelebt hatten. Sie sind und bleiben „Staatenlose“ und erleben „die Perpetuierung eines Zustandes, unter dem Menschen, denen zu helfen vorgegeben wird, leiden.“ Hinzu kommt, dass in den meisten Medien außerhalb Israels nur über die Geflüchteten der einen Seite geschrieben wird: „Außerdem verschleiert die Wahrnehmung der Flucht und Vertreibung der ca. 700.000 Palästinenser während des Kriegs anlässlich der Staatsgründung Israels die 850.000 jüdischen Flüchtlinge aus arabischen oder islamischen Staaten (bis in die 1980er), die nach der Staatsgründung Israels vertrieben, diskriminiert oder antisemitischen Angriffen, bis hin zu Terroranschlägen und Pogromen, ausgesetzt gewesen waren. 600.000 von ihnen sind nach Israel geflohen (…).“

Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom

Sandra Kreisler verweist in „Jude Sein – Ansichten über das Leben in der Diaspora“ (Leipzig, Hentrich & Hentrich, 2021) auf das Münchhausen-Syndrom, bei dem jemand seine Krankheit pflegt, um Zuwendung zu erhalten. Dies ließe sich durchaus auf die Politik der Palästinensischen Autonomiebehörde übertragen, auch in der Variante des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms, bei dem beispielsweise eine Mutter ihr Kind schädigt oder es in einer Krankheit hält, um ihr eigenes Selbstbewusstsein sowie die Anerkennung durch Dritte über die ständige Pflege des kranken Kindes zu sichern. Die „Palästinenser bzw. die Muslime“ (Anmerkung: nicht alle Araber*innen der Region sind Muslim*innen!) erscheinen – so Julia Bernstein – als „imaginiertes ‚Opferkollektiv‘“, dessen bloße Präsenz jede Äußerung, die sich in irgendeiner Form gegen Israel oder gegen israelische Staatsorgane oder gegen Jüdinnen*Juden in aller Welt richtet, legitimiert. Pauschal wird allen Juden*Jüdinnen Zustimmung zur israelischen Politik unterstellt. „Das palästinensische Volk wird in seiner ideologischen Konstruktion somit gewissermaßen zum Instrument, Israels Existenz zu delegitimieren.“

Es wirkt „manichäisches Denken“ (Moishe Postone, Nationalsozialismus und Antisemitismus, 1991, zitiert nach Julia Bernstein), ein binärer Code. Es gibt immer nur zwei Seiten, nie eine dritte. Julia Bernstein beschreibt den israelbezogenen Antisemitismus als „Ordnungsentwurf, mit dem Juden (…) aus Gemeinschaften ausgeschlossen werden“. Sie orientiert sich an Analysen von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer („Die Dialektik der Aufklärung“, 1944): „Die antisemitischen Feindbilder und die mit ihnen legitimierte Verfolgung von und Gewalt gegen Juden fungieren somit als Spiegel: Man wähnt sich von Juden beherrscht, trachtet aber aus einer Herrschaftsposition nach Herrschaft, man wähnt sich unterlegen, grenzt aber die der Gemeinschaftsformation unterlegenen Juden aus und richtete Gewalt gegen Menschen, die sich nicht wehren können, man wähnt sich verfolgt, um umso leidenschaftlicher Juden verfolgen zu können, man wähnt sich existenziell bedroht, um die Vernichtung der Juden und des Judentums als Notwehr zu legitimieren und aggressiv zur Tat schreiten zu können (…).“

Für die Palästinensische Autonomiebehörde, die seit den beiden Oslo-Abkommen ihren Sitz in Ramallah hat, bedeutet dies die Herrschaft über den binären Code, über Sprache und Bilder: sie erhält ungeteilte Aufmerksamkeit in der westlichen Welt, mal mehr oder weniger empathisch getarnt, es entstehen Geschäftsbeziehungen, nicht zuletzt allerdings auch mit militärischen Gütern, mit fast allen Staaten dieser Welt. Auf ein Veto Russlands oder der Sowjetunion können sich die Palästinensische Autonomiebehörde und die Regierungen der Israel benachbarten Staaten (Libanon, Syrien, Jordanien, Ägypten) verlassen.

Mit ihren UN-Mitgliedsbeiträgen finanzieren alle Länder die palästinensischen Parteien des Konflikts, in der Regel auf dem Umweg über diverse UN-Organisationen, allen voran die am 8. Dezember 1949 gegründete UNRWA (United Nations Relief and Works Agency). Die UNRWA ist die einzige UN-Organisation, die sich ausschließlich einer einzigen Bevölkerungsgruppe widmet. Aus ihren Mitteln erhalten palästinensische Familien eine lebenslange Rente, die sich rühmen, dass eines ihrer Mitglieder als „Märtyrer“ im Kampf gegen Israel getötet wurde, sei es durch ein Selbstmordattentat, sei es durch das israelische Militär in Reaktion auf einen terroristischen Angriff. Die Palästinensische Autonomiebehörde „zahlt inhaftierten und ehemals inhaftierten Terroristen ein Gehalt, übernimmt Kosten für in Israel inhaftierte Terroristen und gibt Terrorrenten für die Familien von verwundeten oder getöteten Kämpfern, den ‚Martyrern‘, aus (…). Im Jahr 2018 hat die Palästinensische Autonomiebehörde 340 Millionen US-Dollar ihres Haushalts (7 %) dafür aufgewendet (…) Je länger die Haftstrafe der Attentäter, desto höher die Zahlung (…). Die Familien von Selbstmordattentätern oder solchen, die bei Ausführung verwundet oder getötet wurden, erhalten lebenslange Zahlungen.“

Graphiken, Logos, Karikaturen, Schlagzeilen

Katja Berlin, bekannt für die Torten, Säulen und Tabellen, mit denen sie kurz und knapp die Weltprobleme und das, was manche Menschen für Weltprobleme halten, erklärt, hat in ihrer regelmäßigen Kolumne in der ZEIT auch einmal die „Kritikarten der Deutschen“ beschrieben, darunter Brasilienkritik, Nordkoreakritik und eben auch Israelkritik. Es gab eine große Säule „Israelkritik“. In den anderen Säulen sieht man*frau nichts. Und immerhin hat es das Wort „israelkritisch“ in den Duden geschafft. So können wir jetzt alle nachschauen, wie wir dieses Wort orthographisch korrekt schreiben. Das gelingt uns mit anderen auf diverse Länder bezogene Kritiken nicht, nicht für Brasilien, nicht für Nordkorea, nicht für die Cayman Islands und nicht für Luxemburg. Die vom Duden präsentierte Definition lautet „dem Staat Israel kritisch gegenüberstehend“, über die Hintergründe, warum jemand dem „Staat Israel kritisch gegenüberstehen“ könnte oder vielleicht sollte, erfahren wir nichts. Differenzierter sind die Ergebnisse bei einer Suche in Wikipedia. Die Einträge „Israelkritik“ und „israelkritisch“ gibt es in der deutschen Wikipedia zwar nicht, wohl aber Verweise auf den Begriffen verwandte Einträge, die aber erheblich vielfältigere Informationen vermitteln als der Duden.

Julia Bernstein hat in mehreren Büchern die Stereotype, Patterns, Motive von Menschen, die von ihnen geteilten und verbreiteten Versionen des „Gerüchts über die Juden“, als das Theodor W. Adorno den Antisemitismus bezeichnet hat, dokumentiert und analysiert. Sie bietet umfangreiches Online-Material, zu dem alle Zugang haben, die ihre Bücher kaufen, eine wahre Fundgrube für all diejenigen, die Material für eine differenzierte Darstellung in Bildungsprozessen suchen. Vergleichbare Analysen veröffentlichten Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz, die meines Erachtens ebenfalls eine didaktische Aufbereitung verdienten. Julia Bernstein analysierte die Äußerungen von Lehrkräften und Schüler*innen (zuletzt in: Antisemitismus an Schulen in Deutschland – Befunde – Analysen – Handlungsoptionen, Weinheim / Basel, Beltz Juventa, 2020), Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz befassten sich mit Zuschriften Erwachsener an den Zentralrat der Juden und die israelische Botschaft (Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, Berlin / Boston, De Gruyter, 2013).

In einem weiteren Buch, das 2019 mit dem Titel „Judenhass im Internet – Antisemitismus als kollektives Gefühl“ im Leipziger Verlag Hentrich & Hentrich erschien, analysierte Monika Schwarz-Friesel Äußerungen in den sogenannten „sozialen Medien“, in denen manche Menschen, oft mit Klarnamen, ihre Invektiven gegen Juden*Jüdinnen im Allgemeinen und gegen „Israel“ im Besonderen zum Schlechtesten geben. Eine Zusammenfassung findet sich beispielsweise auf der Seite des Deutschen Kulturrats. Diese Bücher ließen sich ohne größere Anstrengungen didaktisch aufbereiten, sodass Lehrende, gleichviel in welcher formellen oder nicht-formellen Bildungseinrichtung, in die Lage kämen, antisemitische Äußerungen als solche zu erkennen, sie zu hinterfragen, sie im Unterricht, beispielsweise im Deutsch- oder Geschichtsunterricht auf der Grundlage gesicherter Fakten zu analysieren. Die ZEIT-Stiftung hat damit begonnen, doch ist die Frage berechtigt, warum Schulministerien und Landesinstitute nicht auch selbst diese Aufgabe angehen, zumindest aber die Angebote der ZEIT-Stiftung bekannt machten.

Logo der Hamas

In Julia Bernsteins Buch „Israelbezogener Antisemitismus – Erkennen – Handeln – Vorbeugen“ finden wir eine Fülle von Bildern und Graphiken, die an sich schon ausreichen müssten, um die historischen Kenntnisse von Lehrenden und Lernenden über Israel, Palästina und den Nah-Ost-Konflikt deutlich zu verbessern. Abgebildet sind die Logos aller Organisationen, die sich das Ziel gesetzt haben, „Palästina zu befreien“. In all diesen Logos sehen wir eine Landkarte der Region, in der es nur noch einen arabischen, den palästinensischen Staat gibt. Israel gibt es nicht (mehr). Zu jeder dieser Organisationen bietet Julia Bernstein ausführliche Informationen, über Gründung, Mitgliedschaften, Verbindungen. „Dass jede der erwähnten palästinensischen Organisationen Israel zerstören will, wird allein daran ersichtlich, dass auf jedem Emblem der jeweiligen Gruppe das Gebiet eines ‚befreiten Palästina‘ dargestellt ist – die politische Vision zur Errichtung eines palästinensischen Staats wäre also eine Welt ohne Israel.“

Logo der PLO

Dazu passt die von Julia Bernstein zitierte Äußerung von Omar Barghouti, einer der prominenten Mitgründer von BDS: „Mit Entschiedenheit, mit größter Entschiedenheit, lehnen wir einen jüdischen Staat in irgendeinem Teil Palästinas ab. Kein Palästinenser, kein vernünftiger Palästinenser, kein ‚sell-out‘-Palästinenser, wird jemals einen jüdischen Staat in Palästina akzeptieren.“ Oder Jassir Arafat: „Das Ziel unseres Kampfes ist das Ende Israels, und es kann keine Kompromisse oder Schlichtung geben. Wir wollen keinen Frieden, wir wollen den Sieg. Frieden bedeutet für uns Israels Zerstörung, und nichts anderes.“ Das war 1980 und diese Einstellung änderte sich nicht. 1996 sagte Jassir Arafat: „Wir kennen nur ein Wort: Dschihad, Dschihad, Dschihad.“ Dies sagte er wohlgemerkt nach der Unterzeichnung der beiden Osloer Abkommen von 1993 und 1995. Den Friedensnobelpreis erhielt er 1994.

Cartoon, Emad Hajjaj – Jordanien

In einem anderen Kapitel des Buches konfrontiert Julia Bernstein Darstellungen von Juden aus der NS-Zeit mit Darstellungen aktueller Medien, darunter nicht nur arabische beziehungsweise palästinensische Medien, sondern auch renommierte Zeitungen und Zeitschriften aus Deutschland, Großbritannien, den USA und anderen Ländern. Es sind immer die gleichen Motive, Juden, die nach der Weltherrschaft oder zumindest nach der unumschränkten Herrschaft in der Region, die wir den „Nahen Osten“ nennen, im wörtlichen Sinne des Wortes greifen. Die gängigen körperlichen Merkmale, die schon „Der Stürmer“ bei Juden vorzufinden meinte, werden repetiert, Juden erscheinen oft genug als Monster, zumindest ausgesprochen unsympathisch wie beispielsweise die Sängerin Netta in einer Karikatur der Süddeutschen Zeitung mit dem Gesicht von Benjamin Netanjahu, ein Bild, das nicht nur mit antisemitischen Klischees spielt, sondern auch sexistisches Body-Shaming betrieb. Juden erscheinen als Ratten, Kraken, Spinnen, Raupen, giftige Pilze. Und alle Juden*Jüdinnen auf den diversen Karikaturen und Bildern sind stets Repräsentant*innen des Staates Israel. Zwischen Juden*Jüdinnen in Israel und Jüdinnen*Juden in anderen Staaten wird nicht unterschieden. In der Frankfurter Rundschau trug ein Artikel die Überschrift „Der ewige Netanjahu“.

Eine Vergangenheit, die es nicht gibt

Cover DER SPIEGEL 42 / 1973

Julia Bernstein dokumentiert Schlagzeilen zu den diversen gewaltsamen Phasen des Konflikts aus Focus, ZEIT online, Münchener Abendzeitung, Spiegel Online, Deutsche Welle, die sich mit dem im Antisemitismus gängigen Bild der Täter-Opfer-Umkehr beschreiben lassen. Einige Beispiele: „Israel droht mit Selbstverteidigung“, „Weiter Raketen auf Israel, aber Waffenruhe hält bislang“, „Israel erwidert trotz neuer Waffenruhe Beschuss aus Gaza“, „Palästinenser sterben bei Messerattacken auf Israelis“. Die Missachtung jeder Logik in manchen Schlagzeilen erschreckt. Eigentlich sollte schon aus all diesen logischen Fehlern eindeutig hervorgehen, dass der Beschuss israelischen Staatsgebietes aus Gaza die Ursache der Kampfhandlungen war und ist. Aber das darf wohl nicht sein und so bemühen sich Journalist*innen, die israelische Reaktion auf Angriffe als den eigentlichen Skandal zu markieren. „Dem Bild ‚israelischer Übermacht‘ wird das der ‚leidenden Palästinenser‘ gegenübergestellt.“ So wundert es auch nicht, dass der Spiegel auf einem Cover einen zum Panzer mutierten Davidstern präsentiert, Überschrift „Wieder Krieg und noch kein Frieden“ Die Collage erweckt den Eindruck, als agiere ausschließlich Israel gewalttätig.

Sandra Kreisler führt solche Schlagzeilen auf ein Bildungsdefizit bei Journalist*innen zurück: „Und wenn, wie es immer wieder geschieht, renommierte deutsche Sprachwissenschaftler der deutschen und österreichischen Medienlandschaft die Einäugigkeit, just Israel und den Nahostkomplex betreffend, in zahlreichen Forschungen nachweisen, so verpufft auch das ohne jede Wirkung. Die allermeisten Journalisten scheinen heute kaum mehr in der Lage zu sein, selbst auch nur die geringsten historischen oder politischen Zusammenhänge zu recherchieren: Sie glauben wirklich, dass Palästinenser ein uraltes Volk sind, sie glauben wirklich, dass Palästina einmal ein arabisches Land, ja sogar ein Staat gewesen sei und es hätte die Grenzen des heutigen Israel umfasst. Diese eklatanten Bildungslücken sind erzeugt, sie sind bequem, und: sie sind antisemitisch.“ Die Verbreitung von Fehlinformationen – Sandra Kreisler nennt das „Geschichtsklitterung“ – hat schließlich damit zu tun, dass Zeitungen voneinander abschreiben. Nicht nur Agenturmeldungen, auch sogenannte „Meinungsartikel“ vervielfältigen sich auf dem Weg durch die diversen Redaktionen und finden sich an vielen Orten wieder. Wozu noch recherchieren?

Bei allen Debatten um Israel und Palästina, beispielsweise um die nach wie vor in den westlichen Staaten beschworene Zwei-Staaten-Lösung, wird immer der Eindruck erweckt, als habe es einmal einen palästinensischen Staat gegeben. Diesen gab es jedoch nie. Es gab Kolonialverwaltungen von Seiten des Osmanischen Reichs, nach dessen Zusammenbruch von Frankreich und Großbritannien, die sich die Region mit dem Sykes-Pikot-Abkommen vom 16. Mai 1916 aufteilten. Die britische Verwaltung endete mit dem Beschluss der Vereinten Nationen über die Aufteilung der Region, die dann zur Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 führte. Der Vorschlag zu diesem Teilungsbeschluss kam übrigens von der Sowjetunion, die allerdings zwei Jahre später die Seiten wechselte. Die sogenannte „Westbank“, das Westufer des Jordan, das die Regionen Judäa und Samaria sowie Teile von Jerusalem umfasste, wurden dem Königreich Jordanien zugewiesen, Gaza kam unter ägyptische Verwaltung.

Die Bezeichnung von Gaza, Judäa und Samaria als „besetzte Gebiete“ ist somit nur ein Teil der Wahrheit, zum Teil sogar falsch. Ihre Zuordnung ist umstritten. Diese Gebiete kamen im Jahr 1967 mit dem Sechs-Tage-Krieg ebenso wie der Golan und der Sinaï unter israelische Verwaltung, der Golan wurde inzwischen von Israel annektiert, der Sinaï an Ägypten zurückgegeben, aus Gaza zog sich Israel – auch unter Räumung sogenannter jüdischer „Siedlungen“ – im Jahr 2005 zurück. Seit 2007 beherrscht die Hamas Gaza und inszeniert sich, als stelle sie die Regierung eines autonomen Staates. Gaza kann daher nicht mehr als „besetztes Gebiet“ bezeichnet werden. Von Gaza gehen regelmäßig die meisten Angriffe auf israelisches Territorium auf, der Süden Israels wird regelmäßig von Raketenangriffen heimgesucht, allerdings mit einer höheren Intensität als der Norden von Seiten der im Libanon ansässigen Hisbollah. Diese Darstellung habe ich ausgesprochen knappgehalten und ich bin mir sicher, dass man*frau mir Vereinfachung vorwerfen mag. Wer mehr erfahren möchte, dem empfehle ich die Lektüre der Bücher von Tom Segev, vor allem „Es war einmal ein Palästina“ (englischer Titel: „One Palestine Complete“ über die Zeit der britischen Verwaltung, und „1967“ über Vorgeschichte und Nachwirkungen des Sechs-Tage-Kriegs. Lohnenswert ist auch Tom Segevs sehr differenzierte Biographie über David Ben Gurion).

Die führenden Funktionär*innen der palästinensischen Organisationen wissen, dass es niemals einen palästinensischen Staat und ebenso wenig jemals ein palästinensisches Volk gab. Julia Bernstein zitiert aus einem Text des PLO-Politikers Zuhair Muhsin aus dem Jahr 1977: „Das palästinensische Volk existiert nicht. Die Schaffung eines palästinensischen Staates ist nur ein Mittel, um unseren Kampf gegen den Staat Israel für unsere arabische Einheit fortzusetzen. In Wirklichkeit gibt es heute keinen Unterschied mehr zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syrern und Libanesen. Nur aus politischen und taktischen Gründen sprechen wir heute von der Existenz eines palästinensischen Volkes, denn die arabischen nationalen Interessen verlangen, dass wir die Existenz eines eigenen palästinensischen Volkes als Gegenpol zum Zionismus postulieren.“

In Julia Bernsteins Buch finden wir einen Überblick über die Entwicklungen und Streitigkeiten innerhalb der arabischen Community, darunter auch zur Entstehung der PLO aus panarabischen Bewegungen. Sie beschreibt jedoch auch Hintergründe eines jüdischen Anspruchs in Judäa und Samaria: „Der Anspruch Israels auf Judäa und Samaria sichert also jüdisches Leben in diesem Gebiet, er gründet keinesfalls auf einem aggressiven Expansionsstreben zur Unterdrückung eines Palästinenserstaats, sondern vielmehr auf dem historischen Stellenwert dieses Gebiets für Juden. In Judäa und Samaria lebten die Urväter und -mütter des Judentums, Abraham und Sarah, Issac und Rivka und Jacob, Lea und Rachel, die auch heute eine emotionale und sozialisatorische Bedeutung als traditionelle Vorbilder in vielen jüdischen Familien in der Diaspora haben. Es war das Kernland der jüdischen Königreiche und wurde über Jahrtausende von Juden bewohnt. Diese wurde im Laufe der Geschichte vertrieben, unter fremder Herrschaft verwaiste das Gebiet zunehmend.“

Es ließe sich sicherlich darüber streiten, welche politischen Konsequenzen eine solche historische Einordnung haben könnte und sollte. Festzuhalten ist jedoch, dass die internationale Öffentlichkeit dazu neigt, diese Region ausschließlich als angestammtes Gebiet eines palästinensischen Volkes zu sehen: „Seit 1977 findet in der Generalversammlung (der Vereinten Nationen, NR) jährlich ein antiisraelischer Aktionstag statt, am 29.11. – gleich nach dem ‚Welttag der Philosophie‘ der UNESCO – wird bei den Vereinten Nationen der ‚Internationale Tag der Solidarität mit dem palästinensischen Volk‘ begangen.“

Jenseits der Frames

Wer mit der Lektüre dieses Essays bis hier durchgehalten hat, mag sich mit fast jedem Satz unbehaglicher fühlen. Aber so ist das mit Fakten, die dem verbreiteten Welt- und Selbstbild widersprechen. Viel zu oft siegen Welt- und Selbstbild, schon in Schulen. „Unter Kindern und Jugendlichen, in der Schule und außerhalb, manifestiert sich Judenfeindschaft am häufigsten als Israelfeindschaft (…).“ Das mag durchaus damit zusammenhängen, dass die meisten Kinder und Jugendlichen nur über die mediale Berichterstattung zum Nah-Ost-Konflikt erfahren dürften, dass es Juden*Jüdinnen gibt. Dies zu dekonstruieren ist in Deutschland nicht einfach, ein Land, in dem Julia Bernstein „ein asymmetrisches Interaktionsverhältnis“ diagnostiziert: „In keinem Land auf der Welt ist die Dichte an ‘Nahostexperten‘ so hoch wie in Deutschland, weshalb es von wesentlicher Bedeutung ist, der erstrebten Validierung der ‚Israelkritik‘ durch die Expertenrolle zu widersprechen (…).“

Karikatur in der Stuttgarter Zeitung, Netanjahu als Taubenvergifter

Im Kapitel „Handlungsempfehlungen: Dämonisierungen aufdecken, Feindbildern widersprechen und Mythen widerlegen“ stellt Julia Bernstein 14 „Ansichten“ und „Aussagen“ vor, die zu widerlegen sind. Dazu gehören die „Ansichten“, „Israel habe Palästinenser vertrieben und verwehre diesen Flüchtlingen die Rückkehr“ oder „Israel unterdrücke die Palästinenser und will keinen Frieden. Dass sich die Palästinenser wehren, sei daher selbstverständlich“ sowie „Aussagen“ wie „Israel ist ein Apartheidstaat“ oder „Israel ermordet Zivilisten“. Die Antworten auf solche „Ansichten“ und „Aussagen“ lassen sehr schnell erkennen, wie Täter-Opfer-Umkehr funktioniert und mit welchen Strategien und Falschaussagen Israel dämonisiert und delegitimiert wird.

Vergleichbar ist ein Angebot der Amadeu-Antonio-Stiftung, die auf ihrer Internetseite einen Überblick über die 17 häufigsten antisemitischen Erzählungen gibt und ebenfalls vorschlägt, wie man*frau auf diese Erzählungen fachkundig und möglichst wirksam reagieren könnte. Darüber hinaus bietet die Amadeu-Antonio-Stiftung auf ihrer Internetseite Informationen über gängige Verschwörungserzählungen. Auf den ersten Blick amüsant, aber leider nicht irreal, ist der DIY-Entschwörungsgenerator, mit dem jede*r sich eine eigene Verschwörungserzählung zusammenbauen kann. Ebenso hilfreich ist ein Angebot des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft an der Universität Jena, Träger ist die Amadeu-Antonio-Stiftung. Es wäre meines Erachtens nicht zu viel verlangt, wenn solche Inhalte auch Teil journalistischer Aus- und Fortbildung würden. Es wäre meines Erachtens nicht zu viel verlangt, wenn solche Inhalte auch Teil journalistischer Aus- und Fortbildung würden. Es sind nicht nur Schüler*innen und Lehrer*innen, die – vorsichtig gesagt: aus Unkenntnis – israelbezogenen Antisemitismus pflegen.

Ein Problem von Falschaussagen über Israel liegt jedoch darin, dass es nicht möglich ist, sie zu widerlegen ohne sie zu nennen. Die kognitive Linguistik könnte helfen, denn um zu verhindern, dass sich Falschaussagen durch ständige Wiederholung einprägen, bis sie die richtige Aussage verdrängt haben, wäre es hilfreich, über Framing, Priming und Self-Fulfilling Prophecy zu diskutieren. Das wäre meines Erachtens eine Grundvoraussetzung, um das Gewirr der Falschaussagen überhaupt als solches zu erkennen. Wer Pädagog*innen oder Journalist*innen ausbildet, sollte daher Bücher wie das von Julia Bernstein zum israelbezogenen Antisemitismus oder auch die von mir empfohlenen Bücher von Tom Segev im Zusammenhang mit den Arbeiten von Monika Schwarz-Friesel lesen. Erhellend ist ihr Grundlagenwerk „Sprache und Emotion“ (erstmals 2007 erschienen, in einer erweiterten zweiten Auflage im Jahr 2013 bei Narr Francke Attempto in Tübingen). Letztlich geht es um gefühlte Wahrheiten, und nichts ist schwerer zu widerlegen als Gefühle! Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz ergänzen daher den von Natan Sharansky eingeführten 3-D-Test (Dämonisierung, Delegitimierung, Doppelte Standards) um einen vierten Begriff, die De-Realisierung. Julia Bernstein zitiert Friedrich Dürrenmatt, der im Jahr 1980 formulierte: „Kein Mensch ist heute mehr Antisemit, man versteht nur die Araber.“

Wirklichkeitsverzerrung

Sandra Kreisler beschreibt im Vorwort ihres Buchs „Jude sein“ den Weg des Framing: „Pubertät und Jugendzeit hatte ich dann, wie die meisten halbwegs vernünftigen Leute, eher wild verlebt, und natürlich war ich links sozialisiert. Ich lernte: die Palästinenser sind arm und drangsaliert, und Israel benimmt sich irgendwie schlecht, wie unangenehm, reden wir mal lieber nicht drüber.“ Diesen Frames entkommt heute niemand mehr: „Dass dieses Land ‚nichts mit uns zu tun hat‘, sagt inzwischen kaum noch einer der Juden in der Diaspora. Wir müssen uns mit Israel und seiner Wirklichkeit beschäftigen, ob wir wollen oder nicht.“ Und dazu gehört die Verwandlung von „Judenhass in Antizionismus“ bei manchen Gesprächpartner*innen, sie „richten ihren Hass stellvertretend auf den Staat Israel. Es ist quasi der Antisemitismus 2.0. / Wobei: Nicht alles, glaube ich, ist wirklich auf Judenhass zurückzuführen, oder genauer gesagt: nicht auf den eigenen. Sie hören halt etwas so oft, bis es für sie zu einer Wahrheit gerinnt, ohne dass sie weiter darüber nachdenken. Die Empörungsökonomie der Menschen funktioniert ja auch so: Ich kann mich über andere böse Leute echauffieren – das heißt: ich bin ein guter Mensch.“

Anders gesagt: wenn ich lange genug und immer wieder dieselbe Botschaft höre, glaube ich irgendwann, dass diese Botschaft stimmt. Sandra Kreisler präsentiert in dem Buch „Jude sein“ 31 „Polemiken“, die in unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. Sie bezeichnet ihre Texte auf dem Klappentext selbst mit diesem Begriff, obwohl sie eine Fülle von Informationen bietet, sodass der Begriff der „Polemik“ sich eher auf den Stil bezieht als auf den Inhalt. Ich gestehe, dass es schwer ist, diesen polemischen Ton bei diesem Thema zu vermeiden. Der Begriff der „Polemik“ lässt die Leser*innen jedoch erahnen, welche Emotionen die ständig wiederholten Falschmeldungen über das „Jude Sein“ und über „Israel“ auslösen. Jetzt habe ich das Wort „Polemik“ so oft wiederholt, dass Leser*innen meinen könnten, alles, was bisher zu lesen wäre, wäre nichts anderes als eben dies: „Polemik“. So funktioniert Framing.

Eine der „Polemiken“ Sandra Kreislers trägt den Titel „Confirmation Bias“. Sie übersetzt diesen Begriff mit „Bestätigungsverzerrung“: „Es ist ein Fachausdruck aus der Kognitionspsychologie und bezeichnet die Neigung, Informationen auszuwählen, zu ermitteln und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen.“ Als Beispiel nennt sie ein Lokal, in das sie mit einem Freund gehen möchte, das dieser nicht mag. Er lässt sich überreden und ist hoch zufrieden, doch beim nächsten Vorschlag, doch wieder in dieses Lokal zu gehen, weigert er sich: „Mein Freund vergisst, dass er das Lokal mochte, weil er es gewöhnt ist und von sich weiß, dass er es nicht mag.“    

Dies erlebt Sandra Kreisler auch bei einer Klasse von Berufsschülern (es waren nur Jungen), über deren „Projektwoche zum Thema Judenverfolgung“ eine österreichische Zeitschrift berichtete. Sie waren alle sehr beeindruckt. „Man war also empathisch mit den jüdischen Kindern der Nazizeit. / Aber dann kam die Rede auf Juden heute. Und schon begann der Confirmation Bias zu arbeiten. (…) Zunächst kamen die allseits bekannten Stereotype über die Steuern, die Juden nicht zahlen müssten, über Rothschild und Soros, den Mossad und sowieso die Gängelei der ganzen Welt, die von den Juden beherrscht werde und so fort. Und sehr schnell schlug dann das Gespräch auf Israel um, und was die Kids da von sich gaben, haben wir so oder so ähnlich auch oft gehört: (…)“. Ich möchte diese Sätze, die sie da „von sich gaben“, nicht wiederholen, nur so viel: die in antisemitisch-antizionistisch-antiisraelischen Tiraden gängigen Vergleiche der israelischen Politik mit der Hitlerei gehörten dazu.

Selbst Barack Obama verfiel in seinen Memoiren mit dem verheißungsvollen Titel „A Promised Land“ dem Dauerfeuer antisemitisch-antizionistisch-antiisraelischer Parolen. „Er verdrehte die objektiv bekannten und längst mehrfach belegten und überprüfbaren Tatsachen zur Entstehung und Wirklichkeit des Judenstaates fast in ihr Gegenteil und schönredete dafür die Angriffe von arabischer Seite. Zum Beispiel nannte er die Briten korrekt als ‚Besatzer‘ der Region Palästina – konkretisierte aber nicht, um welche Region es genau ging, weswegen der Leser glaubt, es handelte sich ausschließlich um Israel und die umstrittenen Gebiete.“ Wie sollen wir dann das Gerede von Schüler*innen bewerten, wenn selbst ein liberaler Präsident und Friedensnobelpreisträger …? Und wer will sich noch über den Zustand des Geschichtsunterrichts in den USA, in Deutschland und anderswo beklagen, wenn offenbar selbst ein Präsident keine Berater*innen zu haben scheint, die die korrekte Geschichte kennen?

Doch – in memoriam Erich Kästner – wo bleibt das Positive? Als Gegengift empfiehlt Sandra Kreisler: „Und ich glaube, das Einzige, das man dagegen tun kann, ist: Immer und immer wieder dieses gefühlte Wissen mit nachweisbaren Fakten entlarven, bis vielleicht einmal in einem kleinen Punkt, das Opfer des Confirmation Bias einen Kratzer in der selbstgebauten Mauer bekommt, und doch einmal etwas überprüft. Und zwar nicht dort, wo es immer schon nachgeschaut hat.“

Norbert Reichel, Bonn

(Anmerkungen: Erstveröffentlichung im Juli 2022, Internetzugriffe zuletzt am 3. Juli 2022. Alle Abbildungen wurden mir freundlicherweise vom Verlag Beltz / Juventa zur Verfügung gestellt. Die sind auch in Julia Bernsteins Buch „Israelbezogener Antisemitismus“ abgedruckt. Dort sind auch die Quellen und Rechteinhaber*innen angegeben.)