„Die Mauer muss weg!“
Eine Erklärung aus Schmalkalden
„Der Zustand Deutschlands 30 Jahre nach dem Mauerfall ist beängstigend. Er trägt dazu bei, dass sich Fronten verhärten und von Populisten aller Couleur neue Mauern in den Köpfen errichtet werden. Das muss sich ändern!“
Zu diesem Fazit kommt eine jetzt vorgelegte Erklärung aus der südthüringischen Stadt Schmalkalden unter dem Titel: „Die Mauer muss weg!“.
In dem Papier heißt es unter anderem: „In vielerlei Hinsicht zeigen die regionalen Muster nach wie vor die einstige Teilung zwischen DDR und alter Bundesrepublik– so, als ob die Mauer noch stünde.“
Die „Schmalkalder Erklärung“ ist das Ergebnis einer Talkrunde, zu der sich am 10.Juli in der thüringischen Fachwerkstatt Prominente aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen zum öffentlichen Diskurs trafen. Darunter: Skisprunglegende Jens Weißflog, die Tochter der legendären Regine Hildebrandt, Frauke Hildebrandt, der Schriftsteller Landolf Scherzer, vom Netzwerk 3te Generation Ostdeutschland Adriana Lettrari, der Philosoph und Ex-Kulturstaatssekretär von Sachsen-Anhalt, Jan Hofmann, der Dekan des Kirchenkreises Schmalkalden Ralf Gebauer und der Bürgermeister der Stadt, Thomas Kaminski.
Alle Beteiligten haben sich für ihr Zusammentreffen aus gutem Grund für das südthüringische Städtchen Schmalkalden entschieden. Schließlich war diese südthüringische (ehemals hessische) Stadt schon einmal ein Brennpunkt der deutschen und europäischen Geschichte.
Hier wurde in der letzten Dezemberwoche des Jahres 1530 der Schmalkaldische Bund gegründet. Vor allem die Zusammenkunft der Protagonisten 1537 gilt als der „glanzvollste Fürstentag“ seiner Zeit: 16 Fürsten, sechs Grafen, Gesandte des Kaisers, des Papstes, des französischen und des dänischen Königs, Vertreter von 28 Reichs- und Hansestädten, sowie 42 evangelische Theologen, an deren Spitze Martin Luther und Philipp Melanchthon standen, waren anwesend.
Ihnen legte Martin Luther seine Glaubenssätze vor, die sich als „Schmalkaldische Artikel“ bis heute im Konkordienbuch der evangelischen Kirche finden und Deutschland und Europa veränderten. Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski: „Tradition verpflichtet. Und warum soll von hier aus nicht wieder ein Anstoß kommen, der – bei aller Bescheidenheit – auch ein wenig neuzeitliche Geschichte schreibt.“
Frauke Hildebrandt, Mitinitiatorin der Gesprächsrunde: „Es geht uns bei unseren Vorschlägen in der Erklärung nicht um Jammerei aber auch nicht um Vorschläge zur Zahlenkosmetik, um die allbekannten Differenzen zwischen Ost- und West auszugleichen. Uns geht es um den Bestand der gesellschaftlichen Ordnung in Deutschland. Dazu haben wir nun unsere Vorschläge gemacht. Jetzt haben auch führende Politiker sowie auch der Bundespräsident unser Papier auf dem Tisch. Und wir hoffen auf einen breiten gesellschaftlichen Diskurs.“
Hannes Hofmann, Stadtschreiber in Schmalkalden
(Anmerkung: Erstveröffentlichung im September 2019, der ursprünglich in dem Text genannte Internetlink zur Schmalkalder Erklärung war bei Überprüfung am 17. September 2022 nicht mehr aktiv, weitere ausführliche Informationen jedoch an anderer Stelle im Demokratischen Salon.)