Liebe Freund*innen des Demokratischen Salons,

diesen Newsletter des Juli 2021 beginne ich im Gedenken an Esther Bejarano, die am 10. Juli 2021 starb. Ich empfehle die Nachrufe in der Süddeutschen Zeitung, in der Jüdischen Allgemeinen und in ZEIT online. Vielleicht darf ich ergänzen, dass Esther Bejarano sich in den letzten Jahren dafür einsetzte, den 8. Mai zum staatlichen Gedenktag in Deutschland zu machen. Ein wichtiges Anliegen war ihr auch die Beibehaltung beziehungsweise Wiederherstellung der Gemeinnützigkeit der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten VVN-BdA. Ich möchte dafür werben, die dazugehörige Petition zu unterzeichnen und zu teilen.

Die neuen Texte im Demokratischen Salon befassen sich mit höchst emotional diskutierten Themen, dem (israelbezogenen) Antisemitismus und dem Islamischen Religionsunterricht, sodass ich damit rechne, dass nicht alle meine Leser*innen meine Auffassungen teilen. Dennoch möchte ich allen Leser*innen, auch denen, die mir nicht zustimmen möchten, vorschlagen, sich auf die von mir vorgestellten Hintergrundberichte und Interviews einzulassen. Ich bin überzeugt, es sorgt – bei allen berechtigten Emotionen –für Sachlichkeit und manche Frames des Sprechens über Antisemitismus, über Israel und über den Islam werden vielleicht klarer. Die neuen Texte haben einen engen Bezug zum Fachtag, den SABRA am 30. Juni 2021 zum israelbezogenen Antisemitismus und zur Diskussionsveranstaltung, die der Demokratische Salon am 16. Juni 2021 zum (islamischen) Religionsunterricht durchgeführt haben.

Ein kurzes Editorial:

Einer der gängigen Allgemeinplätze lautet: Wir leben in schwierigen Zeiten. Aber es stimmt. In Deutschland ängstigt manche die Aussicht, dass das Wahlergebnis der nächsten Bundestagswahl die Regierungsbildung erschweren könnte. Wir nähern uns vielleicht schwedischen, dänischen oder niederländischen Verhältnissen. Aber was ist so schlimm daran? Ebenso offen ist die Frage, wer das Kanzler*innenamt übernehmen wird. Offenbar befürchten manche so sehr die Kanzler*innenschaft einer Grünen, dass sie das gesamte Arsenal möglicher Angriffe und Invektiven verwenden, um dies zu verhindern. Gustav Seibt hat in seinem Essay „Die Kunst des Anschwärzens“ höchst elegant und treffend über dieses Thema geschrieben.

Keine allzu große Rolle scheinen jedoch im Wahlkampf die wirklich schwierigen Fragen zu spielen. Was ist mit Klimaschutz und Artenschutz? Was ist mit der Zukunft von Bauen, Wohnen, Verkehr und Landwirtschaft? Was sagen die Parteien zu diesen Themen, was sagen die Kandidat*innen? Immerhin finden wir erste Texte zu diesen Themen in einigen Zeitungen, vorerst. Lassen die Parteien uns in dem Glauben, es werde sich schon richten, oder haben sie Konzepte, die vielleicht nicht Patentrezepte sind, es meines Erachtens auch gar nicht sein müssen, aber immerhin eine Perspektive eröffnen, über die sich zu streiten lohnt?

Eine andere Frage ist die, ob wir uns in Deutschland überhaupt beschweren sollten, wenn die Frage erörtert wird, was Klima- und Artenschutz kosten dürfen? Ich denke nein, denn wir sollten uns stets bewusst machen, was in anderen Ländern – und dort oft genug mit deutscher Mithilfe beziehungsweise dank deutschen Nichtstuns – geschieht. Theo Sommer hat in der ZEIT online über die Missachtung geschrieben, die die aus Afghanistan von einer gescheiterten Mission zurückkehrenden Soldat*innen erfahren mussten. Niemand empfing sie, weder Bundespräsident noch Kanzlerin noch Verteidigungsministerin, niemand gedachte der 59 getöteten Soldat*innen. Nur zur Erinnerung: bei den ersten drei Toten gab es noch ein Staatsbegräbnis! Und die Frage, ob und wie Auslandseinsätze der Bundeswehr organisiert werden könnten und sollten, wird gelegentlich verschämt mit den Worten beantwortet: lieber gar nicht. Verantwortung sieht anders aus. Solidarität mit den Frauen in Afghanistan, die fürchten, wieder in Haus und Burka eingesperrt zu werden, mit den Ortskräften, die die deutschen Soldat*innen unterstützten und um ihr Leben fürchten? Fehlanzeige. Große Worte, keine Unterstützung. Immerhin sprechen sich selbst weiterer Zuwanderung eher skeptisch gegenüberstehende Medien für eine bedingungslose Aufnahme der Ortskräfte aus. Immerhin …

Michel Friedman hat in seinem neuen Buch, einem sehr lesenswerten Essay, aufgeschrieben, was wir wirklich brauchen und was auch diesem Wahlkampf gut täte: „Streiten? Unbedingt!“ (Dudenverlag 2021). Es kommt natürlich darauf an, worüber und wie wir uns streiten, Themen gibt es genug, sie liegen auf der Straße. Michel Friedman plädiert für ein „zivilisiertes Streiten“, das die Würde des Menschen (Grundgesetz Artikel 1) achtet.

Neue Texte im Demokratischen Salon: drei Essays und zwei Begegnungen:

  • Rubriken Migration und Treibhäuser: In dem Essay „Gretchenfrage – islamische Version – Fakten und Debatten zum islamischen Religionsunterricht“ referiere ich die Geschichte scheinbar vergangener Debatten, u.a. zum „Kirchenpapier“ der FDP und zum „Kühn-Memorandum“, beide aus den 1970er Jahren. Es hat fast 30 Jahre gedauert, bis auch Islamischer Religionsunterricht in den Schulen einiger Bundesländer angeboten werden konnte. Allerdings leidet dieser Unterricht darunter, dass es nach wie vor keine islamischen Religionsgemeinschaften gibt, wie es sie für Christentum und Judentum gibt. Hinzu kommen die Irritationen, unter denen die Debatten über die islamischen Verbände, insbesondere die DITIB, seit dem zurückgeschlagenen Militärputsch gegen den türkischen Präsidenten vom 15. Juli 2016, leiden. Innertürkische Konflikte spalten die verschiedenen türkeibezogenen Communities in Deutschland. Ich hoffe aber dennoch, dass sich vielleicht eine differenzierte Sicht der Entwicklungen in der Türkei und im Islam durchsetzt. Ob mein Optimismus gerechtfertigt ist? Den Text finden Sie hier.
  • Rubriken Migration und Liberale Demokratie: Auch diesen Text – ein Gespräch mit Bernd Ridwan Bauknecht über Islamischen Religionsunterricht mit dem Titel „Interreligiös und dialogisch“ hätte ich in der Rubrik „Treibhäuser“ verorten können. Ich erlaube mir aber Optimismus und habe gemeinsam mit meinem Gesprächspartner versucht, die zukunftsweisende Perspektive von Religionsunterricht in unserer freiheitlichen Demokratie zu betonen. Bernd Ridwan Bauknecht war Mitglied der Zweiten Deutschen Islamkonferenz und ist ein erfahrener Lehrer für Islamischen Religionsunterricht. Er beschreibt interreligiöse und dialogische Ansätze, die Expert*innen aus Christentum, Islam und Judentum gemeinsam erarbeitet haben. Für die Persönlichkeits- und Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, zunächst die eigene Religion kennenzulernen und daraus im Vergleich und im Dialog interreligiöse Aspekte abzuleiten. Nachweisbar sind positive Wirkungen des Islamischen Religionsunterrichts und die Vielfalt des Islam, der auch in den islamischen Organisationen, nicht zuletzt bei DITIB, zu finden ist. Bernd Ridwan Bauknecht informiert darüber hinaus über ein nordrhein-westfälisches Projekt zu religiösen Dialogen in einer Justizvollzugsanstalt, an dem er sich beteiligt. Den Text finden Sie hier.
  • Rubriken Antisemitismus und Weltweite Entwicklungen: In dem Essay „Antisemitismus 2.0 – Frames des Redens über Israel in Deutschland (und anderswo)“ beginne ich mit einem Warnhinweis. Der Text ist eindeutig (das heißt nicht einseitig) pro-israelisch. Ich stelle das jüngste Buch von Julia Bernstein, „Israelbezogener Antisemitismus“, sowie ein Buch von Sandra Kreisler mit dem Titel „Jude sein“ vor. Sandra Kreisler nennt ihre 31 Beiträge ausdrücklich „Polemiken“. Sie dokumentiert das „manichäische Denken“, den bipolaren Code, der sich in antisemitischen und anti-israelischen Äußerungen ständig wiederholt. Mitunter erinnert die Debatte an das „Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom“, wenn arabische Nachbarstaaten Israels nach wie vor jede Integration palästinensischer Bewohner*innen diverser Flüchtlingslager verhindern oder Akteur*innen im „Westen“ versuchen, faktenwidrig Kolonialismus, Apartheid zu zitieren. Julia Bernstein belegt mit einer Fülle von Dokumenten, Bildern und Karikaturen, dass der israelbezogene Antisemitismus dieselben Stereotype nutzt, die christlicher Antijudaismus und europäischer beziehungsweise deutscher Antisemitismus verwendeten. Es dominieren „Geschichtsklitterung“ und „Wirklichkeitsverzerrung“. Den Text finden Sie hier.
  • Rubriken Antisemitismus und Weltweite Entwicklungen: Der Essay „Wandel ohne Annäherung – Die Erfolgsgeschichte der palästinensischen Doppelstrategie“ stellt zwei Bücher von Alex Feuerherdt und Florian Markl vor, die sich mit Israel als Gegenstand der Debatten in der UNO und mit der BDS-Bewegung befassen. Es ist der palästinensischen Seite mit relativ wenig Aufwand – denn für Terroranschläge ist nicht viel Aufwand erforderlich – und einer Doppelstrategie gelungen, die UNO gegen Israel zu instrumentalisieren. Sie hatten leichtes Spiel, weil die UNO durch die anti-kolonialen Befreiungsbewegungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sich nicht zu einer Versammlung demokratischer Staaten entwickelte, sondern von Diktaturen und Schein-Demokratien dominiert wird. Viele Staaten lenken von der eigenen Missachtung der Menschenrechte ab, indem sie Israel anprangern, eine UN-Organisation finanziert palästinensische Familien, deren Familienmitglieder Terroranschläge durchgeführt haben, BDS inszeniert sich als zivilgesellschaftliche Organisation, teilt aber die Ziele der Organisationen, die – wie die HAMAS – die Beseitigung Israels fordern. Ich habe meinen Text mit Verweisen auf Romane von Yishai Sarid und Samuel Josef Agnon sowie einem Hinweis auf die Netflix-Serie Fauda Die „Verhärtung“ der israelischen Politik hat viel damit zu tun, dass die arabische Seite von Anfang an jeden Kompromiss abgelehnt hat und nach wie vor auf Gewalt setzt. Den Text finden Sie hier.
  • Rubrik Antisemitismus: Mit Marina Chernivsky, der Leiterin des Kompetenzzentrums für Prävention und Empowerment in Berlin habe ich über die Gefahren der Essentialisierung, die Vermischung von Expertise und Betroffenheit sowie den Antisemitismus im postnazistischen, gleichwohl demokratischen Deutschland gesprochen. Anlass waren mehrere Veröffentlichungen des Kompetenzzentrums zum Antisemitismus beziehungsweise zum Umgang mit Antisemitismus in Schulen durch Lehrkräfte. Die Berliner Studie des Kompetenzzentrums wird demnächst durch Studien in anderen Bundesländern ergänzt. Der Titel „Wehrhaft und emanzipiert“ beschreibt den emotionalen und argumentativen Aufwand, der erforderlich ist, um die Mauer des Schweigens, das gewollte ebenso wie das ungewollte Unwissen über die Zusammenhänge und die Geschichte des heutigen Antisemitismus zu durchbrechen. Marina Chernivsky plädiert für Bildungsprozesse, in denen Selbstreflexion gefördert und eingeübt werden kann. Systemische Problemlagen müssen systemisch bekämpft werden. Den Text finden Sie hier.

Veranstaltungen mit Beteiligung des Demokratischen Salons nach der Sommerpause:

  • Save the Date: Gemeinsam mit der Serviceagentur Ganztägig lernen (SAG) im Institut für Soziale Arbeit (ISA) bietet der Demokratische Salon am November 2021, 19 – 21 Uhr (nach wie vor digital) eine Veranstaltung zur Ganztagsbildung in Deutschland an. Es geht um die Geschichte der Ganztagsbildung, eine Erfolgsgeschichte der vergangenen zwanzig Jahre, aber auch um die Konsequenzen des zurzeit noch – und wahrscheinlich mit Erfolg – im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat verhandelten Ganztagsfördergesetzes.
  • Save the Date: Der Verein für transkulturelle Bildung in Bonn bietet am Oktober 2021, 18 – 20 Uhr, diesmal live im Trinkpavillon Bonn-Bad Godesberg eine Veranstaltung zum „Alltag als Religionslehrer*in“, die ich moderieren darf. Meine Gesprächspartner*innen sind Lehrer*innen des katholischen, islamischen und jüdischen Religionsunterrichts.

Detaillierte Informationen folgen nach der Sommerpause.

Weitere Empfehlungen, Veranstaltungen und Texte:

  • Thema jüdisch-muslimischer Dialog: Im Verlag Hentrich & Hentrich ist der vierte Band der Schalom-Aleikum-Schriftenreihe erschienen, Titel: „Goodbye Hate!“ Für diesen Band schrieben zehn jüdische und muslimische Autor*innen, de sich in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit engagieren. In der Jahreskonferenz diskutierten Julia Bernstein und Astrid Messerschmidt über die Möglichkeiten jüdisch-muslimischer Allianzen. Jérôme Lombard schrieb über Buchpräsentation und Konferenz unter dem Titel „Der beste Weg: Begegnung“ in der Jüdischen Allgemeinen vom 8. Juli 2021. Näheres hier.
  • Thema Antisemitismus 1: Die Veranstaltung zum israelbezogenen Antisemitismus von SABRA, die ich am 30. Juni 2021 moderieren durfte, stellte mehrere Aktivitäten und Ansätze vor, wie sich in Schulen und in anderen Bildungseinrichtungen mit dem Thema umgehen ließe. Dazu gehören der online verfügbare Moderationskoffer Malmad, den SABRA entwickelte, der Bildungsbaustein Israel des Mideast Freedom Forum Berlin, ein Programm zur Förderung des deutsch-israelischen Jugendaustauschs sowie ein digitales Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte.
  • Thema Antisemitismus 2: Monika Schwarz-Friesel hat im Rahmen einer Ringvorlesung an der Universität Heidelberg einen Vortrag mit dem Titel „Antisemitismus im Internet 2.0 als kultureller Gefühlswert – Das digitale Echo der Vergangenheit“ gehalten, den anzuhören ich sehr empfehle. Monika Schwarz-Friesel hat anhand einer höheren sechsstelligen Zahl von Texten und Textfragmenten verschiedener sozialer Medien sowie von e-mails an den Zentralrat der Juden und an die Israelische Botschaft in Berlin die höchst emotional belegte Kontinuität der bekannten anti-judaistischen Quellen in den aktuellen zunehmend auf Israel bezogenen Angriffen und Behauptungen im Internet herausgearbeitet. Das Ergebnis ist erschreckend, ihre Schlussfolgerung, der heutige Antisemitismus ist „eine Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung“ und dies angesichts der Möglichkeiten des Internets in „ohrenbetäubender Lautstärke“.
  • Thema Kultur 1: In meinem Gespräch mit Olaf Zimmermann wurden mehrere Initiativen erwähnt, mit denen die durch die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen der Kulturszene und von Künstler*innen abgefedert werden könnten. Diese Programme waren damals noch nicht beschlossen. Jetzt sind sie es, dank des Engagements des Deutschen Kulturrats und dank des Einsatzes der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und ihrer Behörde. Der Sonderfonds für Kulturveranstaltungen umfasst 2,5 Mrd. EUR. Auch das EU-Parlament hat ein hilfreiches EU-Programm Jetzt wäre es an der Zeit, diese Hilfen nachhaltig auszugestalten, nicht zuletzt für Solo-Selbstständige.
  • Thema Kultur 2: Wie nötig die genannten Programme sind, hat der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags am 7. Juni 2021 in einer Übersicht über die „Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie auf das kulturelle Leben in Deutschland – Entwicklungen des Kultur- und Kreativsektors in den Jahren 2020-2021“ belegt. Der Deutsche Kulturrat zitiert die zentrale Aussage des Berichts: „Die Kultur- und Kreativwirtschaft und damit die in diesen Bereichen tätigen Personen haben durch die Einschränkungen aufgrund der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie signifikante finanzielle Verluste erlitten, die durch die sehr vielfältigen Förder- und Hilfsprogramme auf Bundes- und Landesebene nur ansatzweise kompensiert werden konnten.“ Eine Übersicht von 130 Lageeinschätzungen hat der Deutsche Kulturrat unter zusammengestellt. Vielversprechend auch das von Olaf Zimmermann und Theo Geißler herausgegebene Buch „Die Corona-Chroniken Teil 1“. Auslieferung erfolgt ab dem 23. Juli 2021.
  • Thema Festjahr 1700 Jahre Jüdisches Leben 1: Eine von LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln herausgegebene Broschüre informiert über die historischen Hintergründe des Festjahrs, Titel: „Das Dekret von 321: Köln, der Kaiser und die jüdische Geschichte“. Autor*innen sind Laura Cohen, Thomas Otten und Sebastian Ristow. Frank Olbert hat die wesentlichen Inhalte in der Jüdischen Allgemeinen zusammengefasst. Fazit: das die 1700 Jahre begründende Dokument ist alles andere als ein Zeichen für „Weltoffenheit und Toleranz“ (Henriette Reker). Angesichts einer finanziellen Krise wurden auch diejenigen zur Kasse gebeten, die vorher für nicht würdig erachtet wurden. Aber wie auch immer. Feiern sollten wir dennoch, sodass das, was die Kölner Oberbürgermeisterin für das Jahr 321 vermuten wollte, für die Zukunft gelten möge.
  • Thema Festjahr 1700 Jahre Jüdisches Leben 2: Das Museum Zentrum für verfolgte Künste bietet im Rahmen des Festjahres drei Ausstellungen. Es handelt sich um die Ausstellungen „…und laut zu sagen: Nein“ (gemeinsam mit dem Max-Leven-Zentrum), „Boris Lurie: Das Haus von Anita“ (unterstützt durch die Boris Lurie Art Foundation in NewYork) sowie „Ecraser l’infâme – Künstler und das Konzentrationslager – die Sammlung der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen“ (u.a. unterstützt durch die Kulturstiftung des Bundes und die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien). In der Ankündigung lesen wir: Alle drei Ausstellungen zeigen Strategien, sich unter den Bedingungen der mörderischen Diktatur des NS-Systems die Individualität zu bewahren, sich der Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus zu widersetzen, laut oder leise ‚Nein‘ zu sagen.“
  • Thema Festjahr 1700 Jahre Jüdisches Leben 3: Die zehn prämierten Bilder des Fotowettbewerbs „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland werden in den nächsten Monaten an vielen verschiedenen Orten in Deutschland zu sehen sein. Knapp 30 Einrichtungen, von kommunalen und Landesverwaltungen über Bibliotheken und Archive bis hin zu religiösen Einrichtungen, wollen die Fotos ausstellen. Der bundesweite Fotowettbewerb wurde ausgelobt von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, dem Zentralrat der Juden in Deutschland sowie der Initiative kulturelle Integration.
  • Thema Kinderrechte: Das Institut für soziale Arbeit lädt ein zum Fachkongress Kinderrechte 2021 am 16. und 17. September 2021. Der online-Kongress will Raum und Rahmen bieten, über Bedeutung und Praxis der Kinderrechte zu debattieren, und er will kritisch fragen, was und wie Kinderrechte konkret dazu beitragen, allen Kindern ein gelingendes Aufwachsen zu ermöglichen. Expert*innen aus Praxis, Wissenschaft, Politik und Forschung unterstützen den Kongress mit Vorträgen und Diskussionsbeiträgen. Partner ist die Outlaw-Stiftung. Ab sofort ist die Anmeldemöglichkeit freigeschaltet und alle Interessierten können sich online verbindlich registrieren.
  • Thema Vergangenheit in der Gegenwart: In der Ausstellung „Das Gestern im Heute entdecken“ im Nümbrechter Haus der Kunst zeigen der Fotograf und Filmemacher Martin Rosswog und der Fotograf Hans Peter Schaefer Bilder mit Detailaufnahmen von Inneneinrichtungen im Oberbergischen, Innenansichten oberbergischer Häuser und Portraits ihrer Bewohner*innen sowie der vielfältigen Hausformen der Gebäude in der Landschaft des Siegtals, teilweise noch mit Spuren der kleinbäuerlichen Tätigkeiten. Ästhetik und Dokumentation eröffnen einen Blick hinter die Kulissen der Gegenwart und erwecken Vergangenheit zu neuem Leben. Mein Gespräch mit Hans Peter Schaefer finden Sie hier.
  • Thema Zukunft in der Vergangenheit: Die Galerie Zilberman in Berlin und Istanbul präsentiert neue Arbeiten von Sandra del Pilar, Thema: „Our Future Was Yesterday“. Sandra del Pilar verwendet alte Holzschnitte aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert, die aktuelle Eindrücke wiederzugeben scheinen. Sie zeichnet zeitgenössische Elemente in die historischen Bilder und sorgt so dafür, dass dort eine Zukunft erscheint, die zur Zeit der Entstehung nicht vorhersehbar war. Auf diese Weise entwickelt Sandra del Pilar ein Verständnis für die konstruierte Qualität der Geschichtsschreibung und die Konditionierung von Sehgewohnheiten. Siehe hier:
  • Thema Zukunft jenseits der Vergangenheit: Das nordrhein-westfälische Justizministerium fördert das Projekt „Podknast“. Das Ziel: „Inhaftierte erlernen den Umgang mit Medien und erstellen kurze Filme, die über ihr Leben in Haft berichten. Prävention bedeutet: Wer sich mit sich selbst, seiner Geschichte und seinem kriminellen Verhalten auseinandersetzt, der beugt so einer erneuten Straffälligkeit vor.“ Sehr eindrucksvoll das Video auf der Startseite mit Max Pollux.

(Alle Zugriffe im Internet erfolgten zwischen dem 5. und 7. Juli 2021.)

Ich wünsche allen meinen Leser*innen viel Gewinn beim Lesen und Nachdenken! Mein herzlicher Dank gilt all denen, die mich auf die ein oder andere der oben genannten Empfehlungen hingewiesen haben oder mich bei meinen Texten durch Anregungen, Gespräche, Korrekturen so diskussionsfreudig unterstützen. Ich würde mich freuen, wenn diejenigen, die in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, dort auf den Demokratischen Salon hinweisen.

In etwa vier Wochen melde ich mich wieder.

Ich grüße Sie / euch alle herzlich.

Ihr / Euer Norbert Reichel