Liebe Freund*innen des Demokratischen Salons,

herzlichen Dank an all die, die so positiv auf den Relaunch des Demokratischen Salons reagiert haben. Der Demokratische Salon hat jetzt das Profil eines Internet-Magazins, und ich hoffe, dass ich ihn auch weiterhin so interessant gestalten kann, dass Sie gerne darin lesen. Die fast jeden Monat steigende Zahl von Leser*innen ermutigt mich.

Meinen Newsletter werde ich – wie erstmals im April – nun stets mit einem kurzen Kommentar zu aktuellen politischen Entwicklungen einleiten. Jeder neue Text erscheint regelmäßig in zwei Rubriken. Darüber hinaus finden Sie im Newsletter Einladungen zu Veranstaltungen des Demokratischen Salons sowie Hinweise auf weitere Veranstaltungen und Ausstellungen sowie Bücher, Zeitschriften- und Zeitungsartikel, die ich Ihrer Aufmerksamkeit empfehlen möchte.

Ein kurzes Editorial

Als Wahlprüfsteine für die Wahlen dieses Jahres eignen sich vielleicht die folgenden drei Begriffe: „Teilhabe“, „Vorsorge“ und „Nachhaltigkeit“. Das Bundesverfassungsgericht hat in Sachen Klimaschutz entschieden, dass politische Entscheidungen die Interessen der zukünftigen Generationen – so ist in der Regel die Formulierung in den bekannten Papieren zur nachhaltigen Entwicklung seit der Rio-Konferenz von 1992 – und damit auch die der heute jungen Menschen berücksichtigen müssen. Dies hätte meines Erachtens im Frühjahr 2020 angesichts der Pandemie ebenso bedacht werden müssen. Es fehlte und fehlt an „Teilhabe“ und „Vorsorge“. Die Folgen werden immer deutlicher sichtbar. Ich halte es für unterkomplex, wenn jetzt ein „Aufholprogramm“ verkündet wird, das sich in weiten Teilen nur auf sogenannte „Kernfächer“ des Schulunterrichts konzentriert. Kommerzielle Nachhilfeinstitute dürften profitieren, sie erhielten in der Tagesschau bereits ihr Forum. Sportvereine, Kultureinrichtungen, Jugendkunstschulen und -musikschulen, offene Kinder- und Jugendarbeit – all dies wird nicht in Abrede gestellt, aber spielt offenbar im Bewusstsein der verantwortlichen Politik nur unter „ferner liefen“ eine Rolle. Kurieren an einem ausgewählten Symptom – mit „Nachhaltigkeit“ hat das wenig zu tun. Und wie sieht es in Sachen „Klimaschutz“ aus? Reicht es, dass auch diejenigen, die bisher den „Klimaschutz“ eher abmoderieren wollten, ihn auf einmal für ihre Wahlprogramme entdecken?

Neue Texte im Demokratischen Salon:   

  • Rubriken Opfer und Täter*innen und Kultur: Die Dokumentation der VeranstaltungVergangene Zukunft“ des Gustav-Stresemann-Instituts Bonn (www.gsi-bonn.de), des Vereins Wissenskulturen e.V. (https://www.wissenskulturen.de/wp_wissenskulturen/) und des Demokratischen Salons ist online. Der Titel meines Beitrags, den ich gemeinsam mit Sandra del Pilar gestaltet habe: „Wer kennt die Opfer? Wer kennt die Täter?“ Sandra del Pilar versteht ihre Bilder nicht als Dokumentationen, sondern als dekontextualisierte Erinnerungen. Die Künstlerin hat sich selbst in Opfer und Täter*innen hineinversetzt, sie ist immer wieder selbst Gegenstand ihrer Bilder. So ergibt sich eine zirkuläre Reflexion, die sich beispielsweise im „Bildstottern“ der Diptychen der Reihe „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ ausdrückt oder in der oszillierenden Sicht auf die im Bild dargestellten Menschen, die durch Überlagerung verschiedener Schichten, Leinwand und darüber gehängte Synthetikfaser, erfolgt. Meine Dokumentation bietet eine erweiterte Fassung des Gesprächs mit allen Bildern, die Gegenstand der Veranstaltung waren: www.demokratischer-salon.de/beitrag/wer-kennt-die-opfer-wer-kennt-die-taeter. Der einführende Vortrag von Aleida Assmann und eine Zusammenfassung aller Arbeitsgruppen finden sich auf der GSI-Seite: https://www.gsi-bonn.de/bildungsangebot/seminarliste/details/seminar/seminar/tagesdetail/erinnerungskulturen/15/4/2021.html.
  • Rubriken Kultur und Migration: Thema eines ausführlichen Gesprächs mit Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, waren die Bewertung von Maßnahmen des Bundes und der Länder zur Unterstützung von Künstler*innen und Kultureinrichtungen während der Pandemie, die Zukunftschancen des Föderalismus im Kulturbereich, die Einführung eines Bundeskulturministeriums, die Initiative kulturelle Integration sowie verschiedene aktuelle Debatten, beispielsweise die laufenden Debatten um die Rückgabe geraubter Kulturgüter sowie die sogenannte „Cancel Culture“. In der Initiative kulturelle Integration haben sich Partner*innen aus allen gesellschaftlichen Bereichen zusammengefunden, um gemeinsam zu beraten, wie Kultur zur Integration in unserer demokratischen Gesellschaft beitragen kann. Damit wird die vor einigen Jahren noch heftig diskutierte, jedoch allenfalls propagandistisch interessante Frage nach einer „Leitkultur“ obsolet. Bedenklich sind allerdings diverse Spaltungen innerhalb der Verbände ein- und zugewanderter Menschen. Olaf Zimmermann beobachtet, dass die jeweiligen Verbände weniger nach einer wirksamen Allianz suchen als nach einer Bestätigung partikularer Interessen, die sich zum Teil gegenseitig ausschließen. Der Text des Gesprächs: www.demokratischer-salon.de/beitrag/staatsziel-kultur-nur-eine-utopie.
  • Rubriken Treibhäuser und Antisemitismus: In dem Text „Et in Kakania ego – Oder was Donald J. Trump noch zum erfolgreichen Faschisten fehlt“ versuche ich eine Antwort auf die im Untertitel angesprochene Frage zu finden. Ich wage den Vergleich der USA während der Amtszeit dieses Präsidenten und deren Nachwirkungen mit der post-kakanischen Zeit im Österreich und in den ehemaligen habsburgisch dominierten Ländern der 1920er und 1930er Jahre. Llesenswerte Analysen bieten der autobiografisierende Roman „Denkwürdigkeiten eines Antisemiten“ von Gregor von Rezzori und „Radetzkymarsch“ von Josef Roth. Gefühle vergehender und vergangener Größe oder – wenn wir so wollen – „Greatness“, das Lob „wohlanständiger“ Menschen, von „Fine People“, die Beschuldigung einer Gruppe als Verursacher aller Unbill – all das finden wir in der post-kakanischen Zeit bis zum 12. März 1938, dem Tag, an dem Wien und Österreich sich nicht nur dem Deutschen Reich anschlossen, sondern auch der Verfolgung der Juden bis hin zur Shoah. Es war nichts Persönliches, aber gerade so entsteht ein Staats- und Menschheitsverbrechen. Liegen vergleichbare Bedingungen in den USA und anderen von rechtspopulistischen bis rechtsextremen Bewegungen versuchten Gesellschaften vor? Zumindest zur Zeit nicht, aber der Teufel kommt nie zwei Mal durch die selbe Tür, er hat viele Schlüssel. Der Text: www.demokratischer-salon.de/beitrag/et-in-kakania-ego.
  • Rubriken DDR und Migration: Der Essay „Migrationshintergrund ostdeutsch – Wie man es in den Osten hineinruft, so schallt es heraus“ beginnt mit dem Versuch einer Typisierung verschiedener Modi, sich an die eigene Vergangenheit im verschwundenen Land DDR zu erinnern. Martin Sabrow (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam) hat hierzu die Begriffe des Diktatur-, des Fortschritts- und des Arrangementgedächtnisses eingeführt, Paula Fürstenberg ergänzt den Begriff des Ambivalenzgedächtnisses. Der westdeutsche Blick auf Ostdeutschland hat durchaus etwas von „Orientalismus 2.0“, eine gesamtdeutsche Sicht auf das Gemeinsame wie das Trennende der Geschichte in Deutschland nach 1945 scheint es kaum zu geben. Der Essay referiert Statements aus der „Dritten Generation Ost“ und Ergebnisse des von Naika Foroutan geleiteten Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DEZIM). Es gibt durchaus Parallelen im (westdeutschen) Blick auf Menschen mit dem sogenannten „Migrationshintergrund“ und Menschen aus Ostdeutschland. Die DEZIM-Studie spricht von einer Migrantisierung ohne Migration in Ostdeutschland. Hinzu kommen gefühlte Opferkonkurrenzen zwischen den beiden genannten Gruppen. Fatal ist die pauschale Charakterisierung ein- und zugewanderter Menschen als „Muslim*innen“. Diskutiert werden Lösungsversuche wie eine „Ostquote“ beziehungsweise eine „Migrant*innenquote“ bei Stellenbesetzungen. Hier der Text: www.demokratischer-salon.de/beitrag/migrationshintergrund-ostdeutsch. Im nächsten Monat folgt eine Fortsetzung, u.a. zu dem Buch „Die Gesellschaft der Anderen“ von Naika Foroutan und Jana Hensel.

Veranstaltungen des Demokratischen Salons im Mai und Juni 2021:

  • „Am 27. Mai 2021, 19 bis 21 Uhr, haben wir Gelegenheit, in einer gemeinsamen digitalen Veranstaltung der AG Kinder, Jugend, Schule des Bonner Kreisverbandes der Grünen und des Demokratischen Salons mit Prof. Dr. Christian Schrapper, Erster Vorsitzender des Instituts für soziale Arbeit (www.isa-muenster.de) und der Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner über die Konsequenzen der zurzeit diskutierten Novelle des SGB VIII zu diskutieren, in dem die Aufgaben und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe geregelt sind. Diese Novelle sieht u.a. umfangreiche Beteiligungen von Kindern und Jugendlichen bei der Jugendhilfeplanung, die Überführung der Zuständigkeit für Kinder und Jugendliche mit Behinderten in den Zuständigkeitsbereich der Jugendämter (sogenannte „Große Lösung“) sowie eine verlässliche Zusammenarbeit der Jugendhilfe mit Schule und Justiz vor. Es gibt enge Zusammenhänge u.a. mit Bundeskinderschutz- und Bundesteilhabegesetz. Die Länder regeln die Umsetzung in Ausführungsgesetzen, eine Aufgabe der nächsten Legislaturperiode in Nordrhein-Westfalen. Die genannten Gesetze haben erhebliche Auswirkungen auf die Kommunen, die Träger der freien Jugendhilfe sowie die Partner der Jugendhilfe, nicht zuletzt die Schulen. Einwahl über https://zoom.us/j/93135624604?pwd=dXFjVXdwaVExU21NODc1TWlvSkI1UT09, Meeting-ID: 931 3562 4604, Kenncode: 048582, Ortseinwahl suchen: https://zoom.us/u/ac8b5FtJSo.“
  • Am 16. Juni 2021, 19 – 21 Uhr diskutiere ich mit Susanne Blasberg-Bense, Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen und Bernd R. Bauknecht, Lehrer für islamischen Religionsunterricht in Bonn sowie Autor zahlreicher Materialien für diesen Unterricht, unter anderem über die Bundeszentrale für politische Bildung über rechtliche und pädagogische Grundlagen des Religionsunterrichts, Es geht u.a. um die Frage der Verankerung des Religionsunterrichts im Grundgesetz, den Status der Religionsgemeinschaften, Lehrpläne, Aus- und Fortbildung von Lehrkräften. Ein Schwerpunkt ist die seit einigen Jahren erfolgende Einführung bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts in mehreren Bundesländern. Texte von Bernd R. Bauknecht, darunter ein Doppelinterview mit ihm und der Vorsitzenden des Vereins für transkulturelle Bildung in Bonn, Ayfer Dağdemir (www.anqa-ev.de) sind im Demokratischen Salon zu finden: www.demokratischer-salon.de/beitrag/jenseits-der-kulturen sowie www.demokratischer-salon.de/beitrag/junge-muslime-ganz-anders. Einwahl über https://zoom.us/j/97831603986?pwd=SFMxYmxaMXFSeHNjSG9qWUFvTUlTUT09, Meeting-ID: 978 3160 3986, Kenncode: 977602, Ortseinwahl suchen: https://zoom.us/u/aq4jUiRpH

Weitere Empfehlungen, Veranstaltungen und Texte:

  • Thema Little People, Big Dreams: Die ZEIT bietet eine Reihe von kurzen Biographien berühmter Menschen an: shop.zeit.de/littlepeople. Die Erfinderin der Reihe ist María Isabel Sánchez Vegara. Die Reihe eignet sich als Geschenk für Kinder sowie für Bibliotheken von Kindertageseinrichtungen und Schulen, sind zum Vorlesen geeignet wie zum Selberlesen. Es gibt Biographien von Hannah Arendt, Ella Fitzgerald, Anne Frank, Frida Kahlo, Marie Curie und Astrid Lindgren, Wilma Rudolph, Jane Goodall, Simone de Beauvoir, Amelia Earhart, Greta Thunberg, Rosa Parks, auch einige Männer sind dabei wie Bob Dylan, Martin Luther King, Bruce Lee, Mahatma Gandhi.
  • Thema Abschiebungsmoratorium: 62 Organisationen, Initiativen und Vereine – darunter PRO ASYL, Herrnhuter Unität, Paritätischer Wohlfahrtsverband (Bezirksverband Oberbayern), AGABY – Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns, Diakonie München-Oberbayern, DIE VIELEN, Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft haben den Appell für ein Abschiebemoratorium unterschrieben. Der Appell wird von Politikern der Grünen, der SPD und der Linken mitgetragen und wurde von Kulturschaffenden wie Hans Well, Gisela Schneeberger, Christian Stückl oder Barbara Mundel unterzeichnet. Großen Widerhall findet die Forderung nach einem allgemeinen Abschiebestopp bei den Kirchen. Der Präsident der Diakonie Michael Bammessel steht zu dem Appell, die Reformierte Kirche Süddeutschland und die Herrnhuter Kirche, viele Dekane, große bayerische Klöster und alle evangelischen Konvente. Ich habe ebenfalls unterzeichnet und würde mich freuen, wenn Sie /ihr den Appell ebenfalls unterstützen würdet. Ziel ist es, bis zur Innenministerkonferenz im Juni 2021 viele Unterstützer*innen zu finden, um den Innenministern (NB: alles Männer) eine nicht zu ignorierende Stimme zu geben. Hier die Seite: abschiebungsmoratorium.de. Zur Dringlichkeit zwei Berichte aus Bayern: München: Bündnis fordert Abschiebestopp während Corona – München – SZ.de (sueddeutsche.de) und Abschiebeflüge aus Bayern ins Corona-Risikogebiet Afghanistan | BR24.
  • Thema antikolonialer Widerstand: Das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln zeigt die sehenswerte Ausstellung RESIST! Die Kunst des Widerstands: https://rjm-resist.de. Zu sehen ist auf der Seite auch der Kurzfilm „You hide me“ (1970) unter der Regie von Nii Kwate Owoo. Die Ausstellung befasst sich mit 500 Jahren Kolonialgeschichte und den bis heute wirkenden Folgen. Es beteiligen sich etwa 40 Künstler*innen aus allen Weltgegenden, beispielsweise aus Nigeria, aus Namibia, aus Ungarn. Alle Veranstaltungen finden zurzeit online statt. Eine Besonderheit der Ausstellung: die Library of Resistance, die von den Besucher*innen ergänzt werden kann.
  • Thema Antisemitismus: Der Online-Kurs #DigitalgegenAntisemitismus wurde von „school is open“ 4.0 und dem Zentrum für Lehrer*innenbildung an der Universität zu Köln gemeinsam mit Lehramtsstudierenden für zukünftige und bereits praktizierende Lehrkräfte sowie Mitarbeitende außerschulischer Lernorte entwickelt. Inhalt sind diversitätsorientierte Zugänge zum Thema, konkrete Interventionsmöglichkeiten sowie Begegnungen mit den persönlichen Geschichten von Jüdinnen*Juden. Der Online-Kurs besteht aus 50 Lektionen, er bietet 20 interaktive Objekte, Grafiken, Präsentationen, Videos und Audios sowie schulische Anwendungsbeispielen. Er ist mit CC-Lizenzierung als Open Educational Resource (OER) frei und digital zugänglich und kann als Grundlage für die Entwicklung antisemitismuskritischer Fortbildungsangebote in der Kooperation von Schulen und außerschulischen Lernorten genutzt werden: https://digilehre.zflkoeln.de/online-kurs-digital-gegen-antisemitismus/
  • Thema Festjahr 1700 Jahre Jüdisches Leben I: Der Verein 321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e. V. bietet vor dem Hintergrund des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ eine digitale Veranstaltungsreihe an. Vorgestellt werden unterschiedliche Akteur*innen und Projekte. Nächster Termin ist der 18. Mai 2021 mit dem Projekt „Jüdische Nachbarn“. Informationen und Anmeldung: https://app-mb.lvr.de/KTeam/Event/event_MBBR.asp?P=event&ENr=301244&KNr=0. Ergänzend empfehle ich einen Podcast der Bundeszentrale für Politische Bildung: www.bpb.de/dialog/was-uns-betrifft/332105/juedisches-leben.
  • Thema Festjahr 1700 Jahre Jüdisches Leben II: Das Museum Zentrum für verfolgte Künste bietet im Rahmen des Festjahres drei Ausstellungen. Es handelt sich um die Ausstellungen „…und laut zu sagen: Nein“ (gemeinsam mit dem Max-Leven-Zentrum), „Boris Lurie: Das Haus von Anita“ (unterstützt durch die Boris Lurie Art Foundation in NewYork) sowie „Ecraser l’infâme – Künstler und das Konzentrationslager – die Sammlung der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen“ (u.a. unterstützt durch die Kulturstiftung des Bundes und die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien). In der Ankündigung lesen wir: Alle drei Ausstellungen zeigen Strategien, sich unter den Bedingungen der mörderischen Diktatur des NS-Systems die Individualität zu bewahren, sich der Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus zu widersetzen, laut oder leise ‚Nein‘ zu sagen.“  Weitere Informationen siehe unter www.verfolgte-kuenste.de.
  • Thema Rassismus: Das Gustav-Stresemann-Institut in Bonn (www.gsi-bonn.de) bietet am 18. Mai 2021 eine Veranstaltung an, in der darüber diskutiert werden soll, was Arbeitgeber*innen, Bildungseinrichtungen, Bürger*innen tun können, um gegen (Alltags-)Rassismus – auch gegen unbewusste rassistisches Denken und Handeln in sich selbst – vorzugehen. Gesprächspartner*innen sind ein*e Vertreter*in der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main, die Staatssekretärin im Düsseldorfer Integrationsministerium sowie zwei Vertreter*innen einer Bonner Schule aus dem Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und von #iseeracism. Weitere Informationen: www.gsi-bonn.de/bildungsangebot/zeitgeschehen-gesellschaftspolitik/details/seminar/seminar/detail/ichduwir-gegen-rassismus-digitaltalk.html.
  • Thema BNE / Eine Welt: Der Newsletter der Eine-Welt-Regionalstelle Südliches NRW/Region Bonn erscheint jeweils zu Beginn jeden Monats. Darin finden sich spannende Neuigkeiten und aktuelle Termine aus den Bereichen Eine Welt und Nachhaltigkeit aus dem südlichen NRW und darüber hinaus. Das Archiv der letzten Ausgaben sowie die Anmeldung zum Newsletter finden Sie hier: https://www.politikatelier.de/eine-welt-promotorin/newsletter/. Gerne können auch Ihre Beiträge und Veranstaltungen in den Newsletter aufgenommen werden. Wenden Sie sich dazu an die Regionalpromotorin Lisa Stroetmann.
  • Thema Leipziger Buchmesse, ganz und gar nicht divers: Mitte April erschien die Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse. Es fand sich kein Buch von nicht-weißen Autor*innen oder von deutschsprachigen- und schreibenden Autor*innen, deren familiäre Wurzeln nicht in Deutschland liegen. Auch an Schulen werden hauptsächlich Bücher von weißen Männern gelesen.Wer das ändern möchte, kann die Kiez-Bücherei von Each One Teach One (EOTO) e.V. im Wedding Dort findet sich eine Sammlung von afrodiasporischer Literatur, Philosophie und Kultur sowie Primärquellen zu Schwarzer Deutscher Geschichte zur Wendezeit. Am 6. Juni 2021 findet das nächste Treffen des Buchclubs statt. Bis dahin ist noch genügend Zeit, um das Buch „Girl, Woman, Other“ von Booker-Preisträgerin Bernadine Evaristo zu lesen. Besprochen wird ihr Werk dann auf Englisch. Anmeldung per Mail an info@habtebooks.com. Weitere Informationen: www.eteo.archiv.de. Die Info verdanke ich dem täglich erscheinenden Newsletter des Berliner Tagesspiegel.
  • Thema japanische Kriegsverbrechen: In Berlin-Moabit hat der Korea-Verband Ende September die Friedensstatue, eine bronzene Skulptur des Künstlerpaares Kim Eun-sung und Kim Seo-kyung, aufgestellt: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedensstatue. Sie ist den Hunderttausenden Frauen gewidmet, die während des Zweiten Weltkrieges von der japanischen Armee als Sexsklavinnen (euphemistisch als „Trostfrauen“ oder „Comfort Women“ bezeichnet) verschleppt wurden. Die japanische Botschaft protestierte, das Bezirksamt Mitte (Bezirksbürgermeister ist Stephan von Dassel, Grüne) zog die Genehmigung zurück. Nach massiver Kritik lenkte das Bezirksamt ein, die Bezirksverordneten stimmten für den Verbleib der Statue. Lektion gelernt? Offenbar nicht, denn was machten die Bezirksverordneten? Sie stimmten mehrheitlich für einen FDP-Antrag, der eine neue „Friedensstatue“ will. Ohne Bezug auf Japan. Im Antrag der FDP-Fraktion ist von einer Statue die Rede, die allgemein an „sexualisierte Gewalt in kriegerischen Konflikten“ erinnern soll. Verordnete von FDP und CDU hatten kritisiert, dass sich die „Friedensstatue“ nur auf den Konflikt zwischen Japan und Korea beziehe, sexualisierte Gewalt gegen Frauen sei aber in vielen Ländern ein Problem. Damit stellten sie sich auf die Seite der japanischen Botschaft, die genauso argumentiert hatte. Unklar ist, ob die neue „Friedensstatue“ die vom Korea-Verband aufgestellte Statue ersetzen soll. Linke, Grüne und Piraten enthielten sich übrigens. Diese Info verdanke ich dem Newsletter des Berliner Tagesspiegel.
  • Thema Gedenkstätten: Barbara Distel, 1975 – 2008 Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, hat in der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel „Klassenfahrt in die dunkelste Vergangenheit“ die Studie „Lernort Auschwitz – Geschichte und Rezeption schulischer Gedenkstättenfahrten 1980-2019“ von Christian Kuchler rezensiert. Die Studie bietet einen Überblick über die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, sie verschweigt auch nicht die Konflikte, die sich aus den Gepflogenheiten deutscher Erinnerungskultur und den Anforderungen polnischer Geschichtspolitik ergeben. Konkrete und vor allem langfristige Wirkungen der Gedenkstättenbesuche sind schwer zu erforschen, aber es dürfte Einvernehmen bestehen, dass eine intensive Vor- und Nachbereitung unbedingt erforderlich ist. Wünschenswert sind – so Barbara Distel in Zusammenfassung der Vorschläge Christian Kuchlers – „Angebote zur Eigenerkundung, bessere Vorbereitung, stärkere Beachtung emotionaler Erfahrungen, Einbeziehung internationaler Geschichtsnarrative und Vertiefung der Auseinandersetzung mit der Tätergeschichte. Der Autor plädiert dafür, dass Gedenkstättenbesuche als integraler Bestandteil des Geschichtsunterrichts gerade angesichts ‚wachsenden Antisemitismus und Radikalisierung und Nationalisierung europäischer Gesellschaften‘ dauerhaft zu etablieren seien.“ Für den Demokratischen Salon bereite ich einen ausführlichen Essay vor, der auch andere Ergebnisse zum Thema vorstellt.
  • Thema post-sowjetische Welt: Die Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur und die Internetplattform www.dekoder.org bieten die Ausstellung „Post-sowjetische Lebenswelten. Gesellschaft und Alltag nach dem Kommunismus“ an. Die Schau dokumentiert den Wandel, den die fünfzehn Nachfolgestaaten der Sowjetunion in den vergangenen dreißig Jahren durchlaufen haben. Konzept und Texte kuratierte Jan C. Behrends vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam. Die 20 Tafeln umfassende Ausstellung steht ab 15. September 2021 u.a. als Poster-Set im Format DIN A1 gegen eine Schutzgebühr von 30 Euro (zzgl. Versandkosten) für die historisch-politische Bildungsarbeit zur Verfügung und kann ab sofort vorbestellt werden. Sie kann in Schulen und an anderen öffentlichen Orten – etwa in Foyers von Rathäusern, in Volkshochschulen, Bibliotheken, Kulturzentren oder Kirchen – dazu beitragen, sich mit der jüngsten Zeitgeschichte in den osteuropäischen und zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion vertraut zu machen. Sie steht auch in englischer und russischer Sprache zur Verfügung. Ausführliche Informationen zur Ausstellung sowie ein Bestellformular unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/ausstellung2021.
  • Thema Kinderrechte: Am 16. April 2021 startete der Arbeitskreiskreis Deutscher Bildungsstätten (adb.de) das Projekt „Akademie für Kinder- und Jugendparlamente“. Das Projekt wird vom BMFSFJ gefördert und ist Teil der Initiative „Starke Kinder- und Jugendparlamente“ des Deutschen Kinderhilfswerks (DKHW). Weitere Informationen: www.kinderrechte.de/beteiligung/starke-kinder-und-jugendparlamente.
  • Themen Arbeitsmarkt, Niedriglohn, Gender Pay Gap: Die Süddeutsche Zeitung präsentierte am 30. April 2021 eine vorzügliche und gut lesbare Zusammenfassung der Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt seit 1970. Eines der Ergebnisse: die Reformen der Regierung Gerhard Schröder haben die Arbeitslosenzahlen deutlich gesenkt und mehr Beschäftigung geschaffen. Hartz IV hätte es allerdings dazu nicht gebraucht, denn dessen Wirksamkeit ist unter Wissenschaftler*innen umstritten, es hat Probleme geschaffen, die hätten vermieden werden können. Die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten (Verdienst von weniger als 11,40 EUR pro Stunde) liegt nicht viel höher als vor etwa zwanzig Jahren, zurzeit etwas über 20 %.  Verlierer sind auch Single-Männer mit Realschulabschluss und weniger. Paare mit Kindern gewinnen, aber in der Regel auf Kosten der Frauen. Erschreckend sind Zahlen zur Beschäftigung von Frauen: hoch qualifizierte Frauen verdienen im Laufe ihres Berufslebens nicht mehr als gering qualifizierte Männer, Frauen verdienen unabhängig von der Arbeitszeit im Schnitt etwa 70 % von dem, was Männer verdienen, Kinder schaden dem Einkommen der Mütter erheblich, nicht aber dem der Väter, u.a. schadet Teilzeit. Dies liegt auch daran, dass die Beschäftigung von Frauen in Paarbeziehungen – so die OECD – in keinem großen Industriestaat so unattraktiv gestaltet wird wie in Deutschland. Der Text: www.projekte.sueddeutsche.de/artikel/wirtschaft/wie-sich-die-arbeitswelt-in-50-jahren-radikal-aenderte-e505362/.

(Alle Zugriffe im Internet erfolgten zwischen dem 1. und dem 6. Mai 2021.)

Ich wünsche allen meinen Leser*innen viel Gewinn beim Lesen und Nachdenken! Mein herzlicher Dank gilt all denen, die mich auf die ein oder andere der oben genannten Empfehlungen hingewiesen haben. Ich würde mich freuen, wenn diejenigen, die in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, dort auf den Demokratischen Salon hinweisen.

In etwa vier Wochen melde ich mich wieder.

Ich grüße Sie / euch alle herzlich.

Ihr / Euer Norbert Reichel

P.S.: Sollte jemand an weiteren Sendungen meines Newsletters nicht interessiert sein, bitte ich um Nachricht an info@demokratischer-salon.de. Willkommen sind unter dieser Adresse natürlich auch wertschätzende und / oder kritische Kommentare und / oder sonstige Anregungen.