Veranstaltungen, Ausstellungen und Wettbewerbe
Empfehlungen des Demokratischen Salons
Auf dieser Seite finden Sie Veranstaltungen und Ausstellungen, gelegentlich auch den ein oder anderen Wettbewerb, die ich Ihnen empfehlen möchte. Es handelt sich um eine rein subjektive Auswahl. Die Termine und Kurzbeschreibungen werden regelmäßig ergänzt, abgelaufene Termine werden gestrichen, sodass Sie sich jederzeit aktuell informieren können, wo Sie vielleicht demnächst einmal vorbeischauen können.
Sie können die einzelnen Veranstaltungen nach Orten sortiert direkt über die Sprungmarken erreichen. Sie finden Veranstaltungen und Ausstellungen in Berlin (Nova-Festival am 7. Oktober 2023 6:29 Uhr, Jüdische Designerinnen, Inklusive Kunst, Scherben der Realität, Wo blieben die Nazis nach 1945? Geschichte ohne Zeitzeug:innen, Bundeskongress gegen Antiziganismus, futura biennale), Bonn (Wendepunkt in Kurdistan, Nicole Günther, Heldinnen), Frankfurt am Main (Fotografin Ruthe Zuntz, Kirche und Rechtsextremismus), Hamburg (Jüdische Kinderwelten), Köln (Buchpräsentation Pussy Riot, Wir werden wieder tanzen), Lübeck (Thomas Mann), Postdam (Ergreifung Eichmanns) und Wiesbaden (Programm des Jüdischen Lehrhauses), eine überregionale Veranstaltung in mehreren Etappen, im Oktober und im November in Karlsruhe und Pasewalk (Gedenkanstöße zur MEMO-Studie 2025).
Berlin
7. Oktober 2023, 6:29 Uhr, aber wir werden wieder tanzen! Im Gebäude des Berliner Flughafens Tempelhof ist vom 7. Oktober bis zum 16. November 2025 die Nova Exhibition zu sehen (Di bis Do, Sa und So 11:00 – 20.00 Uhr, Fr 11:00 bis 18:00 Uhr, Eingang Haupthalle). Die Ausstellung sahen bereits in New York City, Los Angeles, Buenos Aires, Miami, Toronto und Washington D.C von über einer halben Million Menschen. Die Installationen zeigen, was am 7. Oktober 2025 geschah. Zu sehen sind Originalstücke vom Gelände: Zelte, das DJ-Pult, Dixi-Toiletten, ein Autowrack. Angehörige von Opfern und Überlebende kommen zu Wort. Initiiert wurde die Ausstellung von der „Tribe of Nova Foundation“. In der Jüdischen Allgemeinen beschrieb Ofir Amir, geboren in Offenbach und Organisator des Festivals, wie er den Terrorangriff vom 7. Oktober 2025, 6:29 Uhr, erlebte. Ihn selbst schossen die Terroristen in beide Beine, er erlebte, wie Freund:innen neben ihm ermordet wurden. „Trotzdem sind wir hier. Wir glauben an das Gute und lassen uns nicht unterkriegen. Wir antworten mit Musik. Mit Erinnerung. Mit Licht. Mit Liebe. Unsere Botschaft ist klar: Terroristen haben uns angegriffen. Aber unsere Reaktion darauf ist, nicht zu hassen. Diese Macht geben wir ihnen nicht. Als in Manchester bei einem Ariana-Grande-Konzert ein Selbstmordattentäter 23 junge Menschen tötete, war die Welt zu Recht erschüttert. Als bei uns mehr als 400 junge Menschen brutal ermordet wurden, war das Schweigen ohrenbetäubend. Das ist es bis heute. Noch immer werden Menschen als Geiseln in Gaza festgehalten – darunter Besucher des Nova-Festivals. Sie kamen, um zu tanzen, zu feiern, zu leben.“ Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte ein Interview von Peter Richter mit Ofir Amir: „Das ist uns passiert, aber wir hassen nicht.“ Julius Geiler interviewte Ofir Amir für den Berliner Tagesspiegel. Unter den noch nicht befreiten Geiseln haben sieben die deutsche Staatsbürgerschaft. Die ZEIT portraitierte sie im ZEIT-Magazin: Tamir Adar, Ziv Berman, Gali Berman, Rom Braslawski, Itay Chen, Tamir Nimrodi, Alon Ohel. Am 2. Oktober 2025 veröffentlichte die ZEIT darüber hinaus Testimonials von Überlebenden, die Evelyn Finger protokollierte, der Rentner Itzik Askapa, der sich einmischte, als die Hamas die Polizeistation neben seinem Haus eroberte, Yasmin Porat, die es schaffte zu fliehen, aber in ein Feuergefecht geriet. Sie überlebte, ihr Partner wurde ermordet. Daniel und Neria Sharabi hätten gerne noch mehr Menschen gerettet, konnten inzwischen mit dem Verein „Für die Überlebenden und die Verwundeten“ über 1.400 Traumatisierten helfen. Eldad Adar gesteht, er war erleichtert, als er erfuhr, dass seine Tochter Gili Adar „nur erschossen“ wurde. Ofir Amirs Text in der Jüdischen Allgemeinen endet mit Zuversicht: „Ich bin Vater geworden, während ich kaum stehen konnte. Heute kann ich wieder laufen. Meine Tochter fängt langsam an zu sprechen. Wenn meine Tochter mich eines Tages fragt, was am 7. Oktober 2023 passiert ist, werde ich ihr sagen: Es war ein Tag, an dem Terroristen, die ihr Leben dem Hass gewidmet haben, unvorstellbares Leid über uns gebracht haben. Ein Tag, an dem ich meine Freunde verlor und dem Tod entkommen bin. Aber ich habe seitdem auch gelernt, dass selbst im tiefsten Dunkel ein kleines Licht bleibt, das eines Tages die Welt erleuchten kann. We will dance again!“
Geschichte erzählen im digitalen Zeitalter: Das Leo Baeck Institut Berlin lädt zu einer Veranstaltungsreihe ein, die am 21. August 2025 begann. Die letzte der drei Veranstaltungen folgt a am 16. Oktober 2025 . Sharon Adler moderiert ein Gespräch über das „Erinnern in Bildern“ am Beispiel von Comics und Graphic Novels als mediale Gedächtnisräume mit Nathalie Frank und Birgit Weyhe („Wie geht es dir? 60 gezeichnete Gespräche nach dem 7. Oktober“) und Stefanie Fischer „Oberbrechen: A German Village Confronts Its Nazi Past“. Es geht in der Reihe unter anderem um folgende Fragen: Welche Chancen bieten digitale Technologien in einer Zeit, in der es keine Zeitzeug:innen mehr gibt? Welche Rolle spielen Print-Medien, Bücher, Zeitungen in diesem Kontext? Welches Backup braucht Geschichte? Die Veranstaltungsreihe findet in Berlin statt, weitere Informationen und Anmeldeformular auf der Seite des LBI. Den genauen Veranstaltungsort teilt das LBI nach Anmeldung mit.
Zeitgenössische inklusive Kunst: Vom 30. Oktober bis zum 1. November 2025 findet im Deutschen Theater in Berlin (Schumannstraße 13A) die Abschlussveranstaltung des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Förderprogramms „pik“ statt, das das inkl. Festival für Theater, Tanz und Performance (hinter dem Link finden Sie das ausführliche Programm, und Tickets) Das Festival präsentiert Theater- und Tanzinszenierungen aus Berlin, Bremen, Dortmund, Hamburg, Leipzig und München, die beispielhaft für eine innovative inklusive Bühnenpraxis stehen. Die begleitenden Lecture Performances, Workshops und Podiumsgespräche bieten neue Perspektiven für die inklusive Kunstpraxis und fragen, wie vermeintliche Grenzen des Machbaren produktiv und kreativ aufgelöst werden können. Zu sehen ist beispielsweise die Oper „Altbau in zentraler Lage” mit Deutscher Gebärden- und Lautsprache, die das Schauspiel Leipzig im pik-Programm mit tauben und hörenden Künstler:innen entwickelt hat. Thema der Fachgespräche sind auch die Rahmenbedingungen für inklusives Theaterschaffen.
Bundeskongress des Kooperationsverbundes gegen Antiziganismus 2025: Der diesjährige Bundeskongress findet unter der Überschrift „Keine Stunde Null – Die „Zweite Verfolgung“ im Fokus antiziganismuskritischer Bildungsarbeit“ am 6. November 2025, 9:30 – 17:30 Uhr in der Evangelischen Akademie zu Berlin ( Charlottenstraße 53/54, 10117 Berlin-Mitte) statt. Die Überlebenden des Holocausts wurden auch nach 1945 verfolgt, ausgegrenzt und diskriminiert, noch immer ist diese Zweite Verfolgung ein blinder Fleck deutscher Geschichte. Der diesjährige Bundeskongress befasst sich mit den historischen Kontinuitäten, Mechanismen und Auswirkungen des Antiziganismus in Deutschland. Betroffene diskutieren die Situation der Sinti* und Roma* nach 1945, wissenschaftliche Beiträge ergänzen den historischen und aktuellen Kontext, Workshops vertiefen Themen für die politische Bildung und Präventionsarbeit gegen Antiziganismus. Partner des Kooperationsverbundes sind das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma mit dem Projekt Bildungsforum gegen Antiziganismus (Koordinierungsstelle des Kooperationsverbundes), Amaro Drom e.V.,die interkulturelle Jugendselbstorganisation von Roma und Nicht-Roma, die Evangelische Akademie zu Berlin mit dem Projekt Netzwerk Sinti Roma Kirchen, die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten mit dem Projekt Kompetenzstelle gegen Antiziganismus (KogA) und die Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg mit dem Projekt The Critical Film and Image Hub.
Zerrissene Welt: Bis 9. November 2025 ist in der Kommunalen Galerie in Berlin (Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin) die von Marta Smolinska und Norbert Wiesneth kuratierte Gruppenausstellung „Scherben der Realität. Berlin – Dreistadt“ zu sehen (Di bis Fr 10:00 bis 17:00 Uhr, Mi bis 19:00 Uhr, Sa und So 11:00 bis 17:00 Uhr). Die Ausstellung präsentiert Werke zeitgenössischer Künstler:innen, die mit der polnischen Dreistadt (Gdańsk – Sopot – Gdynia) und Berlin verbunden sind. „Sie kartographiert Themen, die die Zerrissenheit der heutigen Welt betreffen und konfrontiert die Betrachter:innen sowohl mit politischen Konflikten als auch mit den Träumen und Vorstellungen von aktuellen Prozessen (…). Die Arbeiten thematisieren Gewalt und Unterdrückung von Frauen, die aus patriarchalischen Traditionen und dem Zerfall politischer und religiöser Machtverhältnisse resultieren.“ Die beteiligten Künstler:innen: Sophia Pompéry, Sandra del Pilar, Mehtap Baydu, Katarzyna Józefowicz, Anka Lesniak, Anna Królikiewicz, Dorota Nieznalska, Hanna Nowicka, Agata Nowosielska, Hanna Shumska.
Jüdische Designerinnen: Im Altbau des Jüdischen Museums Berlin ist bis zum 23. November die Ausstellung „Widerstände – Jüdische Designerinnen der Moderne“ zu sehen. Die Kuratorin Michal Friedlander präsentiert etwa 400 Exponate von mehr als 60 Designerinnen, die – so die Ankündigung auf der Internetseite des Museums „sich trotz gesellschaftlicher Marginalisierung herausragende Positionen in ihren jeweiligen Bereichen erkämpften, bis das nationalsozialistische Regime ihre Karrieren und Leben zerstörte. Einigen gelang die Flucht und ein Neubeginn im Ausland.“ Widerstände erlebten die Künstlerinnen nicht nur im nationalsozialistischen Terror, sondern auch in der patriarchalischen Welt des endenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Nur selten konnten sie mit ihrer Arbeit das Geld verdienen, das sie für ihren Lebensunterhalt brauchten. Die Ausstellung ist in zehn Kapitel gegliedert, darunter auch gesellschaftliche Kontexte wie beispielsweise „Das jüdische Kinderzimmer“. Die Objekte reichen von Goldschmiede- und Textilkunst über Keramik und Holzschnitzerei bis zu Modedesign und Grafik. Es gibt einen Katalog, der im Hirmer Verlag.
Wo waren die Nazis nach dem 8. Mai 1945? Die Wanderausstellung „‚Die Nazis waren ja nicht einfach weg‘. Vom Umgang mit dem Nationalsozialismus in Deutschland seit 1945“ wurde vom Schulmuseum der Universität Erlangen-Nürnberg konzipiert. Erste Station ist das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors (Niederkirchner Str. 8, 10963 Berlin). Die Ausstellung wurde gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern entwickelt und richtet sich insbesondere an junge Menschen. Weitere Informationen auf der Seite der Topographie des Terrors. Die Ausstellung ist bis zum 11. Januar 2026 täglich von 10 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.
Bonn:
Wendepunkt in Kurdistan? Welche Perspektiven ergeben sich aus der Auflösung der PKK? Zu dieser Frage lädt das Bonner Solidaritätskomitee Kurdistan am 23. Oktober, 19.30 Uhr im Deutsch-kurdischen Kulturhaus in Bonn (Bornheimer Straße 88) zu einer Diskussionsveranstaltung mit Meral Çiçek, Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung ein. Nach fast 50 Jahren fasste die Arbeiterpartei Kurdistans diesen Auflösungsbeschluss, um einem möglichen Frieden den Weg zu ebnen. Die Beschlüsse der PKK auf deren 12. Parteikongress Anfang Mai 2025 erstaunten sowohl Anhänger:innen als auch Kritiker:innen mit Staunen, Grund genug, Hintergründe und Konsequenzen dieser Entscheidung genauer zu beleuchten. Möglicherweise steht die gesamte MENA-Region an einem historischen Wendepunkt. Aber wie geht der Freiheitskampf in Kurdistan weiter? Kann die Türkei zu einer anderen Politik bewegt werden, und wie sind die Chancen für einen gerechten Frieden? Welche Lehren lassen sich aus bisherigen Friedensprozessen ziehen, und welche Perspektiven ergeben sich für eine Lösung des Konflikts? Was bedeutet die Entscheidung der PKK für Nord- und Ostsyrien und für die Situation der Kurd:innen in Irak und Iran? Welche anderen Akteure im Nahen Osten spielen eine Rolle? Und was bedeutet die Auflösung für das seit 1993 existierende Betätigungsverbot der PKK in Deutschland? (Text weitgehend gemäß einer Pressemitteilung des Bonner Solidaritätskomitees Kurdistan.)
Nicole Günther: Am 2. November 2025, 15 Uhr wird die bis zum 16. November 2025 anberaumte Einzelausstellung der Bonner Fotokünstlerin und Theaterfotografin Nicole Günther in Bonn im Kurfürstlichen Gärtnerhaus (Beethovenplatz 1, 53115 Bonn) eröffnet: „Stage Stories – A Kind of Magic“. Jürgen Middelmann, Leiter des Kurfürstlichen Gärtnerhauses und die Kulturjournalistin Christina zu Mecklenburg werden einführen, Kuratorin ist Silke Dombrowsky. In ihrer Einladung schreibt Nicole Günther: „Die Ausstellung lädt dazu ein, in die faszinierende Welt von Theater und Zirkus einzutauchen und macht Bühnenaugenblicke lebendig.“ Inhalte und Technik ihrer Fotografie beschreibt sie im Demokratischen Salon in „Die Magie von Licht und Schatten – Ein Manifest zur Materialiät der Schwarz-Weiß-Fotografie“.
Heldinnen: Die Ausstellung „Heldinnen / Sheroes“ im Bonner Frauenmuseum (Im Krausfeld 10, 53111 Bonn) ist bis zum 31. Dezember 2025 zu sehen (Dienstag bis Samstag 14.00 bis 18.00 Uhr und am Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr). Sie wurde von Marianne Pitzen und Regina Hellwig-Schmid Über 50 Künstlerinnen zeigen ihre Sicht auf Hunderte Frauen, die sich für die Demokratie, für die Freiheit engagierten, dabei oft ihr Leben und ihre eigene Freiheit riskierten, 1848, im Kaiserreich, in der NS-Diktatur, in den USA, in Afghanistan und anderswo. Darunter sind mehrere Trägerinnen des Friedensnobelpreises wie Bertha von Suttner und Malala Yousafzai beziehungsweise des Alternativen Nobelpreises wie die Gründerin von medica mondiale Monika Hauser. Unter den Künstlerinnen sind unter anderem Marina Abramović, Firouzeh Görgen-Ossouli, Nicole Günther, Sandra del Pilar, Pussy Riot und Yasemin Yilmaz Zsuzsi.
Frankfurt am Main
What A Familiy: Das Jüdische Museum in Frankfurt am Main (Bertha-Pappenheim-Platz 1) zeigt bis zum 15. Februar 2026 die Ausstellung „Ruthe Zuntz – 500 Jahre im Fokus“. Thema ist die 500jährige Familiengeschichte der israelischen Fotografin Ruthe Zuntz, beginnend mit Briefen ihres Vaters Simon Zuntz und seine Kindheitserinnerungen an Frankfurt am Main. Die Geschichte der Familie Zuntz führt von der Frankfurter Judengasse nach Großbritannien, Israel, in die USA und zurück nach Deutschland. Ruthe Zuntz wurde 1971 in Haifa geboren und zog 1991 nach Berlin. Berühmte Persönlichkeiten waren Leopold Zunz, Mitbegründer der Wissenschaft des Jugendtums und die Gründung des Kaffee- und Röstunternehmens A. Zuntz sel. Wwe durch Rachel Zunz-Hess. Thema der multidimensionalen Ausstellung ist nicht nur die Familiengeschichte, sondern auch die Frage nach Erinnerung und Trauer in der zweiten und dritten Generation der Shoah. Die Ausstellung wird vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, der Berthold Leibinger-Stiftung, der Schleicher Stiftung und der Egon Gerson Stiftung gefördert.
Kirche, Konservatismus und Rechtsextremismus: Die diesjährige Jahrestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K + R) findet am 14. und 15. November 2025 im Hotel und Tagungszentrum am Dominikanerkloster (Kurt-Schumacher-Straße 23, 60311 Frankfurt am Main) statt, Thema: „Grenzen, Brüche, Aufbrüche – wie weiter im kirchlichen Einsatz für Demokratie?“ Um Anmeldung wird gebeten. Es geht um die Frage, „wo die Grenzen des demokratischen Konservatismus liegen. Denn: Apokalyptische Krisennarrative dienen immer häufiger als ideologisches Bindeglied zwischen konservativen und rechtsextremen Strömungen – sie schaffen emotionale Bindung, sie legitimieren radikale Positionen als vermeintliche Rettung und sie verschieben die gesellschaftliche Mitte schrittweise nach rechts. Außerdem nehmen wir den Rechtsruck auf internationaler Ebene und seine Folgen für demokratische Gesellschaften in den Blick. Religiöse Rechte agieren weltweit gezielt politisch – organisiert, ideologisch aufgeladen und bereit, demokratische Strukturen zu untergraben“. Eröffnen werden Daniel Neumann, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen, Nargess Eskandari-Grünberg, Bürgermeisterin Frankfurt am Main und Wolfgang Pax, Generalvikar des Bistums Limburg. In Arbeitsgruppen werden unter anderem das Phänomen der aktuell auftretenden jugendlichen Neonazis, türkischer Rechtsextremismus, Antifeminismus als Brückenideologie, Radikalisierungsprozesse über soziale Medien, die Auswirkungen des 7. Oktober 2023 und Methoden der politischen Bildung gegen Rechtextremismus diskutiert. Zur Vorbereitung zu empfehlen ist das Buch „Topoi und Netzwerke der religiösen Rechten“, herausgegeben von Hans-Ulrich Probst, Dominik Gautier, Karoline Ritter und Charlotte Jacobs (Bielefeld, transcript, 2025, openaccess). Am 9. Oktober 2025, 18:00 bis 19:30 Uhr bietet die Aktion Sühnezeichen / Friedensdienste in einem digitalen Salon die Möglichkeit, mit drei Autor:innen des Bandes zu diskutieren. Henning Flad von der BAG K + R wird moderieren.
Hamburg:
Jüdische Kinderwelten: In Hamburg wurde im Juli 2025 die Dauerausstellung „Jüdische Kinderwelten – Die Geschichte der Israelitischen Töchterschule“ eröffnet. Sie ist in der gleichnamigen Volkshochschul-Gedenk- und Bildungsstätte in der Karolinenstraße 35 zu sehen (Do 14.00 – 17.00 Uhr, So 10.00 – 14.00 Uhr) Heike Linde-Lembke berichtete in der Jüdischen Allgemeinen: Zu sehen sind „Gegenstände aus einer anderen Zeit, die für die Schülerinnen der Israelitischen Töchterschule in Hamburg einmal sehr wichtig waren“: eine Schultasche, Schlittschuhe, Lehrbücher, Briefe von Schülerinnen an eine Lehrerin. Die Schule pflegte „ein modernes Bildungsprogramm“, Fremdsprachen, Naturwissenschaften ebenso wie religiöse Bildung. Unterrichtet wurden etwa 500 Schülerinnen in 16 Klassenräumen. Die Ausstellung zeigt jüdisches Leben in der Kaiserzeit, der Weimarer Zeit und unter dem Nationalsozialismus. Die Schule wurde in den Jahren 1933 bis 1942 „zu einer Art Zufluchtsort für jüdische Kinder. Die Ausstellung endet mit der Frage: ‚Wie wollen wir heute erinnern und handeln?‘“ Die Ausstellung wurde von der Leiterin der Gedenkstätte Anna von Villiez kuratiert. Schulklassen sind willkommen.
Köln:
Pussy Riot: Die lit.cologne lädt am 27. Oktober 2025, 19:30 Uhr, ins COMEDIA Theater Roter Saal (Vondelstraße 4-8, Köln-Südstadt) zur Premiere des Buches „Political Girl“ von Maria Aljochina, Mitglied der Gruppe Pussy Riot, ein: Das Buch erschien im Berlin Verlag. Den deutschen Text liest Anja Laïs, die Moderation übernimmt Sonia Mikich. Pussy Riot ist auch in der aktuell im Bonner Frauenmuseum laufenden Ausstellung „Heldinnen / Sheroes“ präsent, die in einem Gespräch mit der Kuratorin Regina Hellwig-Schmid im Demokratischen Salon vorgestellt wurde: „Kunst mit dem Körper“.
„We will dance again“ – das ließ sich Mia Schem (21) nach ihrer Befreiung aus der Hamas-Gefangenschaft auf den Arm tätowieren. Sophie Brüss, Jürgen Reinecke und Norbert Reichel haben das etwa 70minütige Programm der Szenischen Collage „Wir werden wieder tanzen“ entworfen, mit Songs von Leonard Cohen und Antilopen Gang, Gedichten von Nelly Sachs, Else Lasker-Schüler, Selma Meerbaum-Eisinger und anderen, eigens für die Veranstaltung geschriebenen Szenen sowie Testimonials von (nicht nur) jüdischen Autor:innen. Träger ist der Theater- und Musikverein NRW e.V. Die nächsten Termine: am 26. Oktober 2025, 19:00 Uhr und am 9. November 2025, 20:00 Uhr, jeweils im Köln im Horizonttheater (Thürmchenswall 25, 50668 Köln). Die Veranstaltungsreihe wird von der nordrhein-westfälischen Antisemitismusbeauftragten gefördert.
Lübeck:
150 Jahre Thomas Mann: Die Ausstellung Titel „Meine Zeit – Thomas Mann und die Demokratie“ ist bis zum 18. Januar 2026 im Annen-Museum Lübeck (St. Annen-Str. 15, 23552 Lübeck) zu sehen. Sie wird durch Literarische Stadtspaziergänge auf den Spuren von Thomas Mann durch die Altstadt, einen Podcast des Buddenbrookhauses, Workshops zu politischer Sprache für Schüler:innen und ein Kinderhörspiel ergänzt. Die Reihe „Vier gewinnt – Re-Read Thomas Mann“ widmet sich seinen bekanntesten Erzählungen. Weitere Veranstaltungen beleuchten seine großen Romane von den „Buddenbrooks“ bis zu den „Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull“. Es gibt einen begleitenden Ausstellungskatalog.
Potsdam:
Ausstellung über Ergreifung und Prozess Adolf Eichmanns: Im Filmmuseum Potsdam ist bis zum 1. Februar 2026 die Multimedia-Ausstellung „How To Catch a Nazi“ zu sehen. Sie zeigt, wie der israelische Geheimdienst Mossad und der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im Jahr 1960 Adolf Eichmann in Argentinien ausfindig machten, wie seine Entführung nach Israel durchgeführt und wie ihm schließlich der Prozess gemacht wurde. Es war der erste große Prozess, in dem Opfer des Holocaust vor der Weltöffentlichkeit Zeugnis von den Verbrechen der Nazis ablegten. Kurator ist Avner Abraham, ehemaliger Mossad-Agent. Die Ausstellung stammt aus Israel und den USA und wurde von der Adolf Rosenberger gGmbH aus den USA nach Deutschland gebracht, zunächst nach München. Lena Schneider berichtete im Tagesspiegel. Sie zitiert den Historiker Frank Bajohr, die Ausstellung enthalte „zwei zentrale Botschaften. Es sei wichtig, ‚die Frage zu stellen, wer die Opfer zu Opfern gemacht hat.‘ Es könne nicht sein, der Opfer zu gedenken, aber zu sagen: ‚Opa war kein Nazi.‘ Zweitens, mit Verweis auf Fritz Bauer, der Eichmanns Aufenthaltsort an den Mossad weitergab: ‚Das Beispiel Eichmann zeigt, dass Gerechtigkeit manchmal etwas ungerade Wege gehen muss.‘ (…) Vielleicht, so Bajohr, würden sich russische Soldaten und deren Befehlshaber dereinst im Jahr 2080 auch dafür verantworten müssen, was 2022 in Butscha geschah. ‚Es ist nie zu spät.‘“ Weitere Informationen im Demokratischen Salon im Interview mit Christoph Rückel, der die Ausstellung nach Deutschland holte: „Zivilcourage und Rechtsstaat“. Der Film im Kontext der Ausstellung entstandene Spielfilm „Operation Finale“ ist bei Netflix im Programm.
Jüdisches Lehrhaus Wiesbaden: Das Programm für die zweite Jahreshälfte 2025 liegt vor. Themen sind unter anderem das Gedenken an Seligmann Baer, Feminismus und Prostitutionskritik, Paul Celans „Todesfuge“, jüdisches Leben unter dem Halbmond, Erinnerung an Displaced Persons nach 1945 und die Provenienzforschung. Weitere Themen sind im Programmheft zu finden, das auch abonniert werden kann. Anmeldung ist zu allen Veranstaltungen erforderlich! Katherine Lukat wird am 12. Oktober 2025, 11:00 Uhr, den Friedhof „Schöne Aussicht“ vorstellen, einen Ort, der von Verlust und Verfall, aber vor allem von Beharrlichkeit und kultureller Kontinuität erzählt. Die Frage nach Gerechtigkeit und Verantwortung steht am 22. Oktober, 19:00 Uhr im Mittelpunkt eines Podiumsgesprächs zur frühen Prostitutionskritik des Jüdischen Frauenbundes (Ort: Kunsthaus Wiesbaden, Schulberg 10). Mit Sabine Toppe, Cathrin Schauer-Kelpin und Anastasia Tikhomirova diskutieren drei Expertinnen, wie feministische Perspektiven jüdische Sozialarbeit prägten und über welche Aktualität diese Impulse heute verfügen. Hartmut Boger setzt sich am 28. Oktober, 18:00 Uhr in einem Vortrag mit der „Todesfuge“ von Paul Celan auseinander (Ort: Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42). Mit Oliver Glatz blicken wir am 3. November, 11:00 – 15.00 Uhr (mit Mittagsimbiss) weit über Europa hinaus auf die Familie Sassoon, jüdische Unternehmer zwischen Bagdad, Bombay und Shanghai (Ort: Jüdische Gemeinde Wiesbaden und online über ZOOM‘). Historisches Zuhören ist am 26. November, 19:00 Uhr, Thema des Abends mit Axel Doßmann, der die erste Sammlung von Interviews mit Shoah-Überlebenden aus dem Jahr 1946 vorstellen wird. Ihre Stimmen wurden unmittelbar nach dem Überleben aufgenommen (Ort: Jüdische Gemeinde Wiesbaden. In Kooperation mit der Zentralen Stelle für Provenienzforschung Hessen wird Miriam Olivia Merz am 4. Dezember, 18:00 Uhr, Einblick in die Arbeit zur Aufklärung von im Nationalsozialismus verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts geben (Ort: Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2, Vortragssaal). (Gemäß Pressemitteilung des Lehrhauses vom 24. August 2025.)
Überregionales beziehungsweise an verschiedenen Orten:
Bildungsagenda-Projekt Gedenkanstoß: In den kommenden Wochen und Monaten plant die Stiftung EVZ mit dem Projekt „Gedenkanstoß“ eine Tour durch sechs Städte – Dortmund (bereits im Mai 2025 zum Thema Fußball), Bremen, Chemnitz, Pasewalk, Karlsruhe und Nürnberg – sowie eine begleitende Social Media-Kampagne und ein umfangreiches E-Learning Format. Anlass ist die am 29. April 2025 in der Topographie des Terrors von der Stiftung EVZ und dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld unter Leitung von Jonas Rees vorgestellte Gedenkanstoß MEMO-Studie 2025 (Multidimensionaler Erinnerungsmonitor). Hier die nächsten Termine: Am 14. Oktober 2025, 18.30 Uhr in der Nikolaikirche in Pasewalk, in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, am 22. November 2025, 16.00 Uhr, Das Projekt Gedenkanstoß wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.