Die Kirchen und die neue Rechte

Ein Gespräch mit Henning Flad, Projektleiter der BAG Kirche und Rechtsextremismus

„Und wenn bei dir weilet ein Fremdling in euerm Lande, sollt ihr ihn nicht drücken. Wie der Eingeborene unter euch sei euch der Fremdling, der bei euch weilet, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn Fremdlinge waret ihr im Lande Mizrajm. Ich der Ewige bin euer G’tt.“ (3. Buch Mose 19:33-34, zitiert nach: „Lehre mich, Ewiger deinen Weg“ – Ethik im Judentum, herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland und Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, Berlin, Hentrich & Hentrich, 2015)

Michel Bollag, Co-Leiter des Züricher Lehrhauses, benennt mit den zitierten Versen des 3. Buch Mose eine der wesentlichen Grundlagen des Verhältnisses von Juden*Jüdinnen zu Nichtjuden*Nichtjüdinnen. Dieser Text kann und sollte durchaus inter- und transreligiös interpretiert und angewandt werden, denn Fremde waren die Vorfahren jedes Menschen zu irgendeinem Zeitpunkt der Geschichte alle. Niemand wäre dort, wo er*sie heute ist, wären Vorfahren nicht irgendwann migriert. Doch wer bedenkt dies schon?

Die Miss- und Verachtung von Fremden gehört zur DNA rechtsextremistischer und rechtspopulistischer Parteien und Organisationen. Manche begründen ihre fremdenfeindliche Haltung religiös, zu Unrecht und unter Missachtung der den Religionen – bei allen Widersprüchen – zugrundeliegenden menschenfreundlichen Haltungen. Andererseits sind Kirchen und Religionsgemeinschaften wichtige Akteure der Zivilgesellschaft gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die BAG K + R befasst sich seit ihrer Gründung im Jahr 2010 mit Strukturen und sowie den verschiedenen Erscheinungsformen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, mit Antisemitismus, Rassismus gegen People of Color sowie gegen Sinti und Roma, antimuslimischem Rassismus, Sexismus und Antifeminismus, Abwertung von Obdachlosen, Feindschaft gegen Homosexuelle.

Mit Henning Flad, Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAG K + R) habe ich ausführlich über diese Zusammenhänge gesprochen.

Ein zivilgesellschaftliches Netzwerk gegen rechts

Norbert Reichel: Der Anlass unseres Gesprächs liegt schon einige Zeit zurück. Es war Ihr einleitender Vortrag zum Antisemitismus im Christentum und in den Kirchen zu einer digitalen Veranstaltung von SABRA am 24. November 2021. Seit Ihrem Studium habe Sie sich mit subkulturellen Formen des Neonazismus, mit Erscheinungsformen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in christlichen Kontexten sowie mit christlichen Organisationen und Kirchen als Gegner rechtsextremistischer Bedrohungen befasst. Der Internetseite der BAG K + R entnehme ich, dass Sie als Projektleiter ein recht weit reichendes zivilgesellschaftliches Netzwerk pflegen.

Henning Flad: Zu den Mitgliedern gehören große kirchliche Organisationen wie die Evangelischen Frauen in Deutschland oder auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), in dessen Räumen mein Büro liegt. Die Trägerschaft liegt bei der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste. Die BAG K + R ist ein Netzwerk von über 50 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 15 Bundesländern, vorwiegend kirchlich orientierte Organisationen. Zu unseren Arbeitsformen gehören Kampagnen, Veranstaltungen und die Bereitstellung von Informationen für die örtliche Arbeit in den Kirchengemeinden, darunter zuletzt die Reihe „Einsprüche“. Ein Newsletter informiert über Termine von Workshops und Neuerscheinungen.

Mitglieder sind viele lokale Akteur*innen und Projektstellen etwa bei Landeskirchen, die sich mit Demokratieförderung befassen oder gegen Rechtsextremismus engagieren, und auch ehrenamtliche Organisationen wie beispielsweise der Arbeitskreis Christ*innen gegen Rechtsextremismus beim Kirchenkreis Dortmund, der sich schon lange Zeit mit der dort sehr aktiven Neonaziszene angelegt hat. Prominente nicht kirchliche Mitglieder sind Träger der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus, das Kulturbüro Sachsen in Dresden, Miteinander e.V. in Sachsen-Anhalt sowie die bundesweit aktive Amadeu Antonio Stiftung. Die Vielfalt der Mitglieder hat auch etwas damit zu tun, dass es in der Anfangszeit auf Bundesebene keine bundesweite Organisation der Mobilen Beratungsstellen gab, sodass die Treffen der BAG K + R die Funktion des überregionalen Austauschs erfüllten.

In Ostdeutschland gehörten viele evangelische Theolog*innen zu den Akteur*innen, die unsere Gründung betrieben. Sie traten schon in den 1990er und in den 2000er Jahren sehr engagiert gegen neonazistische Bedrohungen ein. Wenn wir uns den Aufbau der Aktivitäten gegen rechts anschauen, stellen wir fest, dass Menschen aus beiden Kirchen sehr stark vertreten waren und sind, viele davon mit einer Biographie in der DDR-Bürgerrechtsbewegung. Miteinander e.V. in Sachsen-Anhalt gehört beispielsweise zu diesen Organisationen mit Wurzeln in der DDR-Bürgerrechtsbewegung.

Es gibt einen Sprecher*innenrat von sieben Personen. In der Geschäftsstelle arbeiten wir zu dritt. Darüber hinaus gibt es Kolleg*innen von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V., die mit Stellenanteilen bei uns beschäftigt sind, die die Aktion Sühnezeichen finanziert. Dazu gehört auch die Geschäftsführerin von Aktion Sühnezeichen.

Norbert Reichel: Arbeiten auch kommunale Träger mit?

Henning Flad: Wir sind ein zivilgesellschaftliches Netzwerk. Wir sind der Auffassung, dass das, was wir tun, eine zivilgesellschaftliche Aufgabe ist, gerade im Hinblick auf Denkmuster und Denkformen. Das sollte nicht nur staatliche Aufgabe sein. Natürlich vermittelt der Staat über die Schule oder über die Universitäten auch Werte, aber es ist schon wichtig, dass es einen zumindest halbwegs unabhängigen Beitrag gibt. Es ist gut, wenn nicht alle Verantwortung beim Staat liegt.  

Norbert Reichel: Unabhängig von den Zuständigkeiten des Staates für Polizei, Justiz und Verfassungsschutz sollte es seine Aufgabe sein, zivilgesellschaftliche Akteur*innen in ihrem Engagement für die Demokratie zu unterstützen, auch finanziell.

Henning Flad: Ein großer Teil unserer Finanzierung kommt seit 2015 aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“. Seit 2020 sind wir gemeinsam mit vier anderen Trägern Teil des Kompetenznetzwerks Rechtsextremismusprävention. Die vier anderen Träger sind die Amadeu Antonio Stiftung, bei der die Koordination liegt, Gesicht Zeigen! Für eine weltoffenes Deutschland e.V., cultures interactive e.V., und die LidiceHaus Jugendbildungsstätte.

Norbert Reichel: Der Koalitionsvertrag der drei die Bundesregierung tragenden Parteien für die Jahre 2021 bis 2025 verspricht das Demokratiefördergesetz, das es eigentlich schon in der letzten Legislaturperiode des Deutschen Bundestages hätte geben sollen. Und vor allem wird eine dauerhafte Finanzierung angekündigt, damit die Träger nicht jährlich vor dem Problem stehen, dass sie nicht wissen, wie es im folgenden Jahr weitergeht. Das Programm „Demokratie leben“ setzt zurzeit noch auf Projektförderung, institutionelle Förderungen oder zumindest langfristige Finanzierungen, beispielsweise nach dem Modell der Kinder- und Jugendförderpläne im Bund und einigen Ländern, gibt es kaum. Das können vor allem kleine Träger kaum auffangen. Sie leiden daher unter einer ständigen Personalfluktuation. Große Träger haben die Möglichkeit, viele verschiedene Finanzierungen zu kombinieren. Ein besonders gutes Beispiel ist für mich die Anne Frank Bildungsstätte in Frankfurt am Main, deren Personalstamm der derzeitige Leiter, Meron Mendel, in seiner Amtszeit hat verzehnfachen können. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Henning Flad: Wir leisten eine Ko-Finanzierung. Der größte Teil kommt von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Darüber hinaus gibt es Mitgliedbeiträge, Beiträge der Landeskirchen oder von Tagungsstätten, sodass wir multiple Finanzierungsquellen haben. Wir sind aber kein eingetragener Verein, sondern haben mit der Aktion Sühnezeichen eine Trägerorganisation mit einer tragfähigen und soliden Tradition.

(Selbst)kritische Analyse eines Gründungsdefekts

Norbert Reichel: Mit Ihren Angeboten bewegen Sie sich in den Bereichen von Primär- und Sekundärprävention gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.

Henning Flad: Die Geschichte der BAG K + R ist eng verbunden mit dem jährlichen rechtsextremistischen Aufmarsch in Dresden zum Jahrestag der Bombardierung der Stadt. Das ist in der Tat das, was den BAG K + R geprägt hat. Es wurde jedoch auch immer gesagt, dass wir uns nicht nur mit den hart martialisch auftretenden Knüppel schwingenden, glatzköpfigen – oder welche Klischees Sie da noch aufrufen wollen – Hardcore-Nazis befassen. Wir müssen uns auch mit dem Rassismus und dem Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft und im kirchlichen Raum befassen, immer mit der Perspektive, das wir nicht nur Teil der Lösung, sondern auch Teil des Problems sind. Wir müssen uns mit den Problemen in unserem eigenen Bereich auseinandersetzen, immer auch kritisch auf die Geschichte und Gegenwart der Kirchen gucken, nicht nur mit dem Finger auf andere zeigen. Dieser Spruch, den ich eben aufgesagt habe, fällt auf jeder unserer Veranstaltungen.

Norbert Reichel: Wir haben uns in einer Veranstaltung kennengelernt, in der Sie über den Umgang der christlichen Kirchen mit dem Antisemitismus gesprochen haben. Unser heutiges Thema sind nicht die christlichen Grundmuster in antisemitischen Stereotypen wie sie beispielsweise Hyam Maccoby in Bezug auf das paulinische Christentum aufgearbeitet hat. Unser Thema ist der Umgang der Kirchen mit dem Antisemitismus. Ich denke an die Geschichte der Aufarbeitung der NS-Zeit und des Antisemitismus in den Kirchen.

Henning Flad: Wenn wir die Entstehungsgeschichte des Christentums anschauen, müssen wir erst einmal feststellen, dass das Christentum aus dem Judentum entstanden ist. Jesus war Jude, seine Anhänger*innen waren Juden*Jüdinnen, die Menschen, zu denen er sprach, waren im Wesentlichen Juden*Jüdinnen. Es gibt aber eine immer wiederkehrende neutestamentarisch begründete Aussage, der Weg zum Heil führe nur über Jesus als Sohn Gottes.

Norbert Reichel: Das ist der Gedanke der Substitutionstheologie, die im Jahr 2018 der ehemalige Papst Benedikt XVI. einmal wieder andeutete und dafür erhebliche Kritik nicht nur aus der jüdischen Gemeinschaft erntete.

Henning Flad: Sie bringen den Begriff der Substitutionstheologie ins Spiel. Verständlicher ist meines Erachtens der Begriff der Enterbungstheologie. Die Geschichte müssen wir meines Erachtens wie folgt erzählen: Im Kern der hebräischen Bibel wird die Geschichte des Verhältnisses zwischen Gott und dem Volk Israel erzählt. Es ist die Geschichte des Bundes, den Gott mit Abraham schloss, und die keine Erzählung einer Überlegenheit ist, sondern einer Bürde, eines Auftrags, die jüdische Ethik zu leben, wie sie sich auch in den zehn Geboten darstellt. Daran dockt das Christentum an. Aber es sind nicht alle Juden*Jüdinnen bereit, das Christentum anzunehmen. Das Christentum sagte nun, es wäre das auserwählte Volk, nicht mehr das Judentum. Dies wird mit verleumderischen Behauptungen begründet, dass nämlich Gott den Bund mit dem Volk Israel gekündigt hätte, weil die Juden*Jüdinnen Jesus zurückgewiesen hätten und weil sie für den Tod von Jesus verantwortlich wären. Diese verleumderischen Behauptungen halten sich hartnäckig. Ich habe es so noch in meinem Religionsunterricht gelernt.

Das ist zunächst ein Legitimationsproblem des Christentums und zugleich eine narzisstische Kränkung. Wir haben etwas anzubieten und die wollen das einfach nicht. Die sind halsstarrig und unterminieren unsere Legitimation. Wir haben in der Gründungsgeschichte des Christentums einen Gründungsdefekt und haben mit dem damit daraus entstandenen Antijudaismus eine Geschichte, die zur DNA des Christentums gehört und natürlich einen Beitrag zur Shoah geleistet hat. Das ist allen historisch gebildeten und kritisch denkenden Menschen im kirchlichen Raum klar.

Nach 1945 hat man sich von katholischer und von evangelischer Seite von dieser Sicht verabschiedet. Das geschah nicht von einem Tag auf den anderen. Von katholischer Seite geschah das im Zweiten Vatikanum und in der 1962 bis 1965 entstandenen Enzyklika „Nostra Aetate“, von evangelischer Seite in Deutschland explizit auf Satzungsniveau ab 1980 mit dem Beschluss der Rheinischen Landeskirche, in dem ausdrücklich von der „bleibenden Erwählung“ gesprochen wurde und dass der Bund Gottes mit dem jüdischen Volk eben nicht gekündigt wurde. Es gibt inzwischen viele gute und starke Texte aus beiden Kirchen, die die eigene Geschichte analysieren und Antisemitismus als „Gotteslästerung“ bezeichnen, was es aus meiner Sicht und aus einer tiefen theologischen Analyse auch ist.

Aber die Sache ist natürlich die: über Jahrhunderte tradierte Grundüberzeugungen verschwinden nicht von einem auf den anderen Tag. Es ist eben keine randständige Geschichte. Die traurige Wahrheit: Es hat eine Vergemeinschaftung, eine Vergesellschaftung zu der Frage gegeben: Wer gehört nicht dazu? Wer sind wir, wer sind die anderen? Und die Antwort hieß: die Juden gehören nicht dazu. Die gesamte europäische Geschichte ist davon geprägt, dass Jüdinnen*Juden eben nicht dazu gehörten.

Die „Longue Durée“ des Antisemitismus

Norbert Reichel: Und das unabhängig von der Religiosität derjenigen, die dies vertraten. Das muss man meines Erachtens sehr deutlich sagen. Ich denke beispielsweise an Immanuel Kant.

Henning Flad: Und das findet man auch bei Karl Marx auf die ein oder andere Art. Man findet es flächendeckend. Ein ausgezeichnetes Buch, in dem dies gezeigt wird, hat David Nirenberg geschrieben, der Titel der deutschen Ausgabe: „Antijudaismus – Eine andere Geschichte des westlichen Denkens“ (2017 bei C.H. Beck erschienen). Dieses Buch möchte ich sehr empfehlen. Es ist eigentlich keine geistesgeschichtliche Tradition in Europa von diesem Antijudaismus frei geblieben. Deshalb kann niemand erwarten, dass ein paar Synodenbeschlüsse oder ein Konzilsbeschluss das ändern. Das dauert.

Norbert Reichel: Ein weiteres Beispiel für die „longue durée“, die der französische Historiker Fernand Braudel in die Debatte einführte. Was ist passiert, was ist nicht passiert?

Henning Flad: Es sitzt einfach tief. Es ist eine subkutane Gefühlsebene, die die Welt prägt. Es kommt immer wieder hoch. Die Mehrheitsgesellschaft schaut überkritisch auf alles Jüdische, auf Israel und meint, alles zu hören, was ihrer Ansicht nach zu kritisieren wäre. Das würde man nicht sehen oder es wäre einem egal, wenn es diese Gefühlsebene nicht gäbe. Mehr als das den Leuten selbst klar ist, selbst bei Menschen, die sich nicht ausdrücklich als christlich verstehen, aber das Christentum hat die europäische Welt nachdrücklich geprägt.

Norbert Reichel: Haben Sie gerade die Psychologie von BDS erklärt?

Henning Flad: Vielleicht. Ja, das ist etwas, was ich dabei im Blick habe. Ich glaube, wenn man diese Israelboykottszene anschaut, darf man sich die Frage stellen, ob nicht das, was ich eben versucht habe zu erklären, eine Rolle spielt.

Norbert Reichel: Es gibt eine christliche Szene der Unterstützung von BDS.

Henning Flad: Das ist leider so, dass christliche Gruppierungen sich stark in der bundesdeutschen BDS-Szene engagieren. Ich wünschte, es wäre anders, aber es ist leider so.

Norbert Reichel: Unmittelbar nach 1945 gab es in christlichen Kreisen auch die Auffassung, Auschwitz wäre die Strafe für die Juden gewesen, weil sie Jesus zurückgewiesen hätten. Es gab eben nicht nur die Stuttgarter Schulderklärung.

Henning Flad: Sie spielen auf einen Text des Bruderrats der Evangelischen Kirche von 1948 an. Ich zitiere aus diesem Text: „Die Erwählung Israels ist durch und seit Christus auf die Kirche aus allen Völkern, Juden und Heiden, übergegangen. (…) Israel unter dem Gericht ist die unaufhörliche Bestätigung der Wahrheit, Wirklichkeit des göttlichen Wortes und die stete Warnung Gottes an seine Gemeinde. Dass Gott nicht mit sich spotten lässt, ist die stumme Warnung den Juden zur Mahnung, ob sie sich nicht bekehren möchten zu dem, bei dem allein auch ihr Heil steht.“

Das ist ein Text der Bekennenden Kirche, der Teil der Evangelischen Kirche, der sich NS-kritisch oder NS-fern engagierte, anders als die Deutschen Christen, die mit den Nazis gemeinsame Sache machten. Es darf nie vergessen werden, dass diejenigen, die sich in der Bekennenden Kirche engagierten, Kopf und Kragen riskiert haben. Aber gerade aus diesem Kreis entstand im Jahr 1948 ein Text, der Auschwitz durch die Brille der Enterbungstheologie betrachtete.

Norbert Reichel: Das ist Täter-Opfer-Umkehr.

Henning Flad: Täter-Opfer-Umkehr, ein schockierendes Dokument. Es zeigt, dass der Antisemitismus in der deutschen Bevölkerung so tief saß, dass selbst die Gegner*innen des Nationalsozialismus davon infiziert waren. Das hat Hannah Arendt in ihren Texten mehrfach in aller Deutlichkeit festgestellt. Das zeigt sich bei vielen Widerstandsgruppen, auch bei den Männern und Frauen des 20. Juli 1944. Das heißt nicht, dass diese Leute keine Verdienste haben, aber der Antisemitismus war bei vielen präsent, unabhängig von ihrer Ablehnung der NS-Herrschaft.

Norbert Reichel: Es ist meines Erachtens auch interessant, welche Widerstandsgruppen später in Deutschland populär wurden, in Ost und West sicherlich auch unterschiedliche Gruppen. Lange wurden in Westdeutschland die Attentäter vom 20. Juli bis in die 1970er Jahre als Verräter beschimpft, eine Widerstandsgruppe wie die jüdisch-kommunistische Gruppe um Herbert Baum wird heute immer noch nicht angemessen gewürdigt, und was ist mit Georg Elser, der „Roten Kapelle“ und vielen anderen? In der DDR wurde im Grunde nur der kommunistische Widerstand gewürdigt. Aber das nur als Exkurs zu unserer eigentlichen Fragestellung.

Henning Flad: Man muss fairerweise sagen, dass diejenigen, die sich 1944 offen gegen das NS-Regime wandten, dies nicht hätten tun können, wenn sie in der Vergangenheit das Regime nicht unterstützt hätten oder sogar an Verbrechen beteiligt gewesen wären. Sonst wären sie schon längst von den Nazis vertrieben, inhaftiert oder ermordet worden. Wer 1944 noch offiziell in der Wehrmacht war, war das nicht, weil er vorher sauber geblieben war. Ich halte das für eine Frage der Fairness in der Bewertung. Aber der Antisemitismus war etwas, das die deutsche Geschichte durchdrungen hatte, und das Christentum hatte einen erheblichen Anteil daran.

Norbert Reichel: Das Thema Antisemitismus beziehungsweise christlicher Antijudaismus spielte beim Reformationsjubiläum eine Rolle.

Henning Flad: Der mit Luther verbundene Antisemitismus wurde intensiv diskutiert. Das lässt sich nicht ignorieren. Es gibt auch eine Reihe sehr klarer Stellungnahmen zu den antisemitischen Äußerungen Luthers. Gleichzeitig ist Luther eine zentrale Figur für den Protestantismus. Das ist nie schwarz-weiß. Ich glaube aber, dass es nicht klug ist, die Geschichte des Antisemitismus nur an den Schriften Luthers festzumachen, so schlimm diese auch sind. Luther steht mit diesen Sichtweisen nicht alleine da. Das Thema gibt es ja auch im katholischen Raum. Ich sehe da keinen großen Unterschied zwischen den diversen Einstellungen in beiden christlichen Konfessionen.

Norbert Reichel: In der katholischen Karfreitagsliturgie wurde lange Zeit „für die ungläubigen Juden“ gebetet. Die zitierte Formulierung wurde mehrfach geändert. Die heute gültige Fassung von 1970 lautet: „Lasset uns beten für die Juden, zu denen Gott im Anfang (das erste Wort) gesprochen hat. Er gebe ihnen die Gnade, sein Wort immer tiefer zu verstehen und in der Liebe zu wachsen.“ Der Subtext des zweiten Satzes ist meines Erachtens eindeutig antisemitisch, denn er sagt, dass die Juden eben dies Erbetene nicht tun wollen. Papst Benedikt XVI. sorgte 2008 für eine als „Ausnahme“ bezeichnete lateinische Fassung, in der für die „Erleuchtung der Juden“ gebetet wurde, „damit sie Jesus Christus als Retter aller Menschen erkennen mögen“, was meines Erachtens die alte Enterbungstheologie bestätigt (lateinische Fassung: „Oremus et pro Iudaeis. Ut Deus et Dominus noster illuminet corda eorum, ut agnoscant Iesum Christum salvatorem omnium hominum.“, deutsche Übersetzung NR). Der deutsche wikipedia-Eintrag gibt einen meines Erachtens akzeptablen Überblick über die Entwicklung und die diversen Reaktionen auf die verschiedenen Fassungen.

Haben die Kirchen aus Ihrer Sicht mehr mit sich selbst zu tun oder gehören die Kirchen zu den Autoritäten, die sich aktiv gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus äußern?

Henning Flad: Es gibt Dilemmata. Wir können als Kirchen nicht hingehen und sagen: Wir sind die Guten und ihr seid die Bösen. Deshalb ist der selbstkritische Ansatz so wichtig. Wer gesellschaftlich etwas bewegen will, darf nicht den Eindruck erwecken, er*sie wolle alle anderen belehren. Das geht nach hinten los. Es ist immer gut, sich mit sich selbst kritisch in den Prozess einzubringen. Alles andere wäre auch ethisch falsch. Die Frage stellt sich, wer was beitragen kann. Grundsätzlich kann meines Erachtens christliche Ethik eine Menge gegen Rechtsextremismus bewirken.

Neuheidentum statt Christentum

Norbert Reichel: Wie lässt sich dies begründen?

Henning Flad: Wenn wir uns neonazistische Schriften ansehen, stellen wir fest, dass Christentum und Judentum Feindbilder sind. Neonazis lehnen die christliche Ethik grundsätzlich ab, sie lehnen Nächstenliebe und Hilfe für die Schwachen ab. Aus deren Sicht ist es geradezu ethisch geboten, die Schwachen zu drangsalieren, weil das Volk schwach würde, wenn man das nicht täte.

Das ist ein grundlegender Widerspruch zur christlichen Grundüberzeugung. In der harten neonazistischen Denke wird das sehr genau verstanden. Es gibt dazu einen Text von einem inzwischen kaum noch bekannten Neonazi, Michael Kühnen, der 1991 starb. Der war in den 1980er Jahren der wichtigste Neonaziführer in Westdeutschland. Er hatte in einer Neonazi-Zeitschrift mit dem Titel „Staatsbriefe“ einen Text mit der Überschrift „Grundlagen des Heidentums“ veröffentlicht. Dort schrieb er: „Der Nationalsozialismus ist gelebtes Heidentum.“ Damit wird die christliche Ethik ad acta gelegt. Wir müssen uns die nordische Mythologie anschauen. Wie kommt man nach Walhalla? Indem man auf dem Schlachtfeld stirbt.   

Norbert Reichel: Hört sich – verzeihen Sie die Parallele – so klingonisch an, auch wenn ich nicht behaupten möchte, dass Gene Roddenberry die Klingonen ausschließlich als eine Art Weltraum-Nazis konzipiert hätte. Zumindest wurden sie als sehr unamerikanisch inszeniert. Und damit waren sie anschlussfähig an die Darstellung von Nazis in Hollywood-Filmen.

Henning Flad: Genau das. Es ist bei Neonazis richtig, auf Schwache und vermeintlich Schwache einzuprügeln. Das sieht man dort in aller Deutlichkeit. Schauen Sie sich die Bilder auf den Covern von Rechtsrock-CD’s an. Dort sehen sie immer wieder Wikingerschiffe mit raubenden, mordenden und plündernden Wikingern, die von ihren Schiffen springen und irgendwelche Dörfer angreifen. Das sind Identifikationsfiguren. So soll man sein, man soll sich nehmen, was man sich nehmen kann, man darf rauben, morden, vergewaltigen.

Norbert Reichel: Vielleicht passt in diesen Kontext die folgende Geschichte: in den 1960er Jahren gab es in katholischen Familien im Rheinland die Erzählung, dass die Nazis dann, wenn sie mit den Juden fertig gewesen wären, die Katholiken verfolgt und ermordet hätten. Das passte ein wenig auch in die katholische Urangst dieser Zeit in der Folge des von Bismarck angezettelten Kulturkampfes. Die Nazis wurden mit den Preußen identifiziert und Preußen, Protestanten, Nazis, Kommunisten, das waren in den 1960er Jahren diejenigen, vor denen man sich als Katholik*in hüten sollte. Damals war es noch so, dass Katholik*innen auf keinen Fall Protestant*innen heiraten durften, genau in dieser Tradition. Das waren „Mischehen“, was wiederum ein adaptierter Nazi-Begriff war. Und Antisemitismus gab es in den katholischen Familien ebenfalls zur Genüge. Ich erinnere mich noch viel zu gut an die „Judenwitze“, die auf Schulhöfen, bei Stammtischen und auch bei studentischen Treffen selbst liberaler Gruppen populär waren, auch in sich liberal oder christlich-konservativ verstehenden Kreisen.

Henning Flad: In der Tat, „Mischehe“, das ist Sprache, die man nicht verwenden möchte. Von Seiten der extremen Rechten gibt es eine Kampfansage an das Christentum, und diese ist immer antisemitisch aufgeladen. Das Christentum wird als Marionette des Judentums gesehen. Es wäre dazu da, den germanischen Kampfgeist zu zerstören, aber dahinter stecke immer das Judentum.

Junge Neo-Nazis, die T-Shirts mit der Aufschrift „Odin statt Jesus“ tragen, pflegen damit mehr als Folklore. Dahinter steckt eine Weltanschauung. Das ist sicherlich nicht etwas für die breite Öffentlichkeit. Das finden Sie nicht auf NPD-Plakaten, aber in internen Schulungen spielt das eine Rolle.

Norbert Reichel: Und eben auf jugendaffinen Veranstaltungen wie Rechtsrock-Konzerten. Das hat ja schon den Charakter einer eigenen Religion. Antisemitismus unter Christ*innen führte nicht dazu, dass Neo-Nazis sich in irgendeiner Weise mit Christ*innen solidarisiert hätten.

Henning Flad: Ich habe vor einiger Zeit einmal eine Untersuchung zu Song-Texten im Rechtsrock gemacht. Das ist ein Ort, an dem man Ideologie aus der neonazistischen Szene in ihrer popularisierten Form anschauen kann. Es gibt keine Rechtsrock-Band, die nicht in irgendeiner Form neuheidnische Motive verwendet. Da sind die sich alle einig. Überall findet man Odin, Wotan, Wikingerschiffe, nicht immer mit einem direkten Kampfaufruf gegen Christentum und Judentum, aber auch das gibt es, mit Fantasien von brennenden Kirchen und Synagogen.

Norbert Reichel: Das lässt sich in der Wewelsburg ganz gut besichtigen. Dort wollte Himmler mit seinen Mannen die SS als quasi-religiöse Gemeinschaft darstellen und pflegen. Die bezeichneten sich ja selbst auch als „gottgläubig“.

Henning Flad: So wollen das etwas besser geschulte Neonazis auf der Wewelsburg erleben. Wenn Sie dorthin pilgern und den Raum mit der schwarzen Sonne besuchen möchten, ist aber immer dann, wenn sie ankommen, der Raum gerade geschlossen oder die für die Führung verantwortliche Person hat den Schlüssel vergessen. Die Wewelsburg sollte ein Kultraum werden, für die Religion der SS-Leute.

Norbert Reichel: Allerdings gehört die schwarze Sonne nicht zu den verbotenen Symbolen.

Henning Flad: Verboten sind nur Organisationssymbole wie das Hakenkreuz. Es ist ja nicht verboten, weil es ein Hakenkreuz ist, sondern weil es eine Art Vereinslogo der NSDAP ist. Und weil die NSDAP verboten ist, muss ich das Hakenkreuz mit verbieten. Es geht nicht um die Symbole als solche, sondern um die Organisationssymbole. Die schwarze Sonne hat keinen solchen Symbolcharakter.

Norbert Reichel: Da bin ich mir nicht so sicher. Darüber sollten Politiker*innen und Verfassungsschutz meines Erachtens vielleicht doch noch mal nachdenken. Sie kennen den Raum?

Henning Flad: Ich war leider noch nicht drin.

Norbert Reichel: Ich war mal da. Dort stehen eine ganze Menge bequeme Sesselelemente herum, die nach Belieben hin und hergeschoben werden können, sodass man die schwarze Sonne gar nicht oder nur in einzelnen Strichen sieht. So wird dem Raum der NS-Touch genommen. Ich denke, das ist eine interessante Lösung, die ursprüngliche Absicht des Raums zu konterkarieren. Übrig bleiben Linien eines in seiner Gänze nicht mehr identifizierbaren Ornaments.

Henning Flad (lacht): Man sollte allerdings auch deutlich sagen, dass die Wewelsburg heute eine Gedenkstätte ist. Sie ist eine Gedenkstätte, weil beim Bau viele KZ-Häftlinge ermordet wurden, die in einem Lager direkt nebenan untergebracht waren.

Baseballschläger, PEGIDA und die Neue Rechte

Norbert Reichel: Christentum und Neo-Nazis passen nicht zusammen. Das ist ein wichtiges Fazit. Aber es gibt auch christliche Gruppen mit Affinitäten zur rechten und rechtsextremen Szene.

Henning Flad: Das, was wir bisher besprochen haben, ist die Basis, die wir brauchen, um das Grundverhältnis zwischen Christentum und extremer Rechten zu verstehen. Es gibt einen grundlegenden Widerspruch, der in kirchlichen Dokumenten immer wieder betont wird und betont werden muss. Es ist ja wirklich so, dass die christliche Ethik im Widerspruch zu jeder Form von Rassismus und Menschenverfolgung steht. Und gleichzeitig gibt es die christliche Geschichte von Antisemitismus und Antijudaismus. In Ostdeutschland gab es historisch – darauf habe ich schon hingewiesen – eine starke Überrepräsentation christlicher Akteur*innen im Kampf gegen die dortige Neonazi-Szene. Das war an vielen Orten in den 1990er und in den 2000er Jahren heikel und es brauchte viel Mut, sich mit der dortigen Neonazi-Szene anzulegen.

Norbert Reichel: Die Baseballschlägerjahre.

Henning Flad: Die Baseballschläger, die berühmten. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern wie das in ostdeutschen Kleinstädten war. Sie mussten nur einen Bahnhof verlassen und schon mussten Sie an einem Mob von entsprechend angezogenen und ausstaffierten jungen Männern vorbei, die eindeutig als Neonazis erkennbar waren. Ich kann mich sehr daran erinnern, als ich in den 1990er Jahren in Schulen unterwegs war, um über Rechtsextremismus zu informieren und zu diskutieren. Auf den Schulhöfen gab es sichtbar als Neonazis erkennbare Schüler, so etwa ab 15 oder 16 Jahren.

Norbert Reichel: Erleben Sie das heute noch so?

Henning Flad: Nein, da hat sich schon etwas verändert. Neonazis sind nicht mehr in dieser Form sichtbar. Wenn Sie damals beispielsweise zur Gedenkstätte des KZ Sachsenhausen fuhren, mussten Sie am Bahnhof in Oranienburg immer an diesen NS-Schlägern vorbei. Das ist heute nicht mehr so, seit Jahren nicht mehr. Die Straßenpräsenz von militantem Neonazismus ist deutlich geringer geworden. Es ist nicht so, dass immer alles schlechter wird. Aber es wird anders. Es gibt immer noch gefährliche Neonazigruppen, aber es gibt nicht mehr diese sichtbare Präsenz auf Schulhöfen und öffentlichen Plätzen.

In den Kirchen gab und gibt es eine starke Tradition, sich mit dem Thema zu befassen, insbesondere im evangelischen Bereich, aber auch in der katholischen Kirche. Es gibt viele Initiativen zum Aufbau von Strukturen, zu öffentlichen Diskussionen. Beide großen Kirchen sind hier verlässlich und engagiert. Das wäre vielleicht eine Überleitung zum Themenfeld Rechtspopulismus, Neue Rechte, AfD. Für die Kirchen hat das Thema etwa ab 2014, 2015 eine neue Dringlichkeit bekommen. Es war immer relativ weit oben auf der Agenda, aber 2014 / 2015 wurde es noch einmal dringlicher. Das hat mit zwei Entwicklungen zu tun. Die eine: mit PEGIDA trat ein neuer Akteur auf, der sich explizit auf die „Rettung des christlichen Abendlandes“ berief.

Norbert Reichel: Einige trugen schwarz-rot-golden lackierte Kreuze durch Dresden.

Henning Flad: Das konnte nicht unkommentiert bleiben. Dazu mussten sich die Kirchen verhalten. Ich sage oft: Wenn Sie einmal ganz viele Leute sehen wollen, die nie am Sonntag in die Kirche gehen, dann gehen Sie am Montag zur PEGIDA-Demonstration. Dort treffen Sie diese Leute. Man sieht ja auch, dass die AfD in den Gegenden besonders hohe Anteile bei den Wahlen hat, in denen es relativ wenig konfessionell gebundene Menschen gibt. Da gibt es meines Erachtens einen direkten Zusammenhang.

Norbert Reichel: Die immer schon hohen Anteile an Wählerstimmen für rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien in Baden-Württemberg mit den dortigen pietistischen Traditionen sollten wir auch nicht vergessen.

Henning Flad: Es gibt diesen Versuch, das, was man für Christentum hält, hochzuhalten und sich als Christ*innen zu definieren. Und es gibt Intellektuelle aus dem Kreis der Neuen Rechten, die tatsächlich an theologische Traditionen anknüpfen.

Norbert Reichel: Beispielsweise?

Henning Flad: Das gilt zum Beispiel für den Kreis um Karlheinz Weißmann. Weißmann hat, als er noch berufstätig war, als Lehrer für Geschichte und evangelische Religion gearbeitet. Er hat eine Reihe von Büchern mit einem christlichen Bezug geschrieben, darunter ein Buch mit dem Titel „Luther für junge Leser“. Er bezieht sich emphatisch auf das Christentum, auf eine preußische Form von Christentum – so möchte man sagen. Dann gibt es den Kreis um Götz Kubitschek, das Institut für Staatspolitik und die Zeitschrift Sezession. Es gibt in diesem Kreis einen Autor, der mit dem Pseudonym Martin Lichtmesz auftritt und schon in diesem Pseudonym den katholischen Bezug bekundet. Götz Kubitschek und seine Ehefrau Ellen Kositza inszenieren sich als katholische Intellektuelle.

Norbert Reichel: Auf der evangelischen Seite wäre das Ehepaar von Storch zu nennen.

Henning Flad: Das ist ein weiterer Fall. Es gibt viele Versuche dieser Art. Wir müssen allerdings präzise sein. Es gibt einen Unterschied zwischen Neonazismus und dem Kreis der Neuen Rechten, über den wir jetzt sprechen. Wenn wir die ganz knüppelharten Fraktionen des Neonazismus wie NPD, III. Weg, Die Rechte, von den Kreisen um Kubitschek, Weißmann und von Storch unterscheiden wollen, ist das Verhältnis zum Christentum wesentlich. Die allerhärtesten sind stark antichristlich ausgerichtet.

Rechte Fraktionierungen

Norbert Reichel: Aber die genannten Personen gehen Bündnisse ein.

Henning Flad: Aber nicht glücklich. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, die wir sehen sollten. Es gibt unterschiedliche Traditionslinien. Kubitschek und Weißmann sind sich inzwischen zwar spinnefeind, beziehen sich aber beide positiv auf den 20. Juli. In diesem Umfeld gab es mal Merchandising-Material, T-Shirts, Tassen mit dem Gesicht von Stauffenbergs. Das würden Sie bei der NPD niemals bekommen, niemals nie. Bei der NPD würde es heißen, jemand wie Stauffenberg gehört an die Wand gestellt, das ist ein Verräter. Da ist eher Rudolf Heß das Vorbild oder dieser Generalmajor Otto Ernst Remer, der bei der Niederschlagung des 20. Juli eine Schlüsselrolle spielte. Die werden gefeiert. Und das ist eine Frage auf Leben und Tod, wo sich die verschiedenen Traditionslinien im wahrsten Sinne des Wortes beißen. Das heißt nicht, dass Kubitschek oder Weißmann ungefährlich sind. Sie sind gefährlich, sie stehen außerhalb des demokratischen Spektrums, sie sind Anti-Demokraten, sie sind rassistisch, es gäbe auch weitere -ismen, die dort festzustellen wären, aber sie sind keine Nazis.    

Norbert Reichel: Ich halte auch wenig davon, pauschal das F-Wort zu verwenden und alle von der rechten Seite des politischen Spektrums als Faschist*innen zu bezeichnen, abgesehen davon, dass das F-Wort im Hinblick auf den Nationalsozialismus auch als Verharmlosung betrachtet werden könnte. Wenn ich alle in einen Topf werfe, können sich einige sehr einfach von den Vorwürfen distanzieren.

Henning Flad: Ich würde davon prinzipiell abraten und immer vorschlagen, so präzise wie möglich zu sein und es seinem Gegenüber nicht zu leicht zu machen. Abgesehen davon ist es auch verleumderisch. Und es ist einfach sachlich falsch und man macht sich selbst unglaubwürdig.

Norbert Reichel: Gerichte befassen sich mit der Frage. Höcke darf – so ein Urteil – als Faschist bezeichnet werden.

Henning Flad: Ich nenne noch einmal alle Begriffe, die wir aufgerufen haben: Rechtspopulismus, Neue Rechte, Neonazismus und Rechtsextremismus. Man findet alle drei Strömungen in der AfD. Ich glaube, es ist auch nicht unfair, bei Höcke – vorsichtig formuliert – zu sagen, dass es Anhaltspunkte dafür gibt, dass er jenseits der Neuen Rechten zu verorten ist, obwohl er eine Nähe zu Kubitschek hat. Es gab auch Auseinandersetzungen darüber, weil er wohl unter einem Pseudonym in harten neonazistischen Zeitschriften veröffentlicht haben soll. Ich halte diese Vorwürfe für plausibel begründet. Die Übergänge sind fließend, es lässt sich nicht immer so einfach voneinander trennen.

Aber noch einmal zurück zu den beiden Gründen für die Kirchen, sich mit diesen Strömungen zu befassen. Der erste Grund war das Auftreten von PEGIDA. Hier der zweite: Beide Kirchen haben 2015 und 2016 auf der institutionellen und der ehrenamtlichen Ebene alles, was zur Verfügung stand, in die Aufnahme und Betreuung von Geflüchteten gesteckt. Das konnte man auf der Bundesebene, auf der Landesebene, in den Gemeinden sehen. Ich war damals Referent beim Bundesverband der Diakonie und habe die Leistungen in den Gemeinden erlebt. Das wurde auch rechtsaußen wahrgenommen.

Und nun passierte Folgendes: Ehrenamtlich engagierte Menschen wurden wegen ihres Engagements für Geflüchtete massiv angegriffen. Das kannten sie nicht. Es gab eine Fülle von Berichten über Bedrohungen, Beleidigungen, Anfeindungen, Zerwürfnisse auch in den Familien. Bei der EKD und beim Bundesverband gab es plötzlich einen massiven Eingang von Emails und Einträgen auf den Seiten der sozialen Netzwerke mit entsprechenden Anfeindungen. Es mussten Hunderte von Texten von der Facebook-Seite gelöscht werden. Das waren völlig neue Erfahrungen, die zeigten, dass wir es nicht mit einem abstrakten Thema zu tun hatten, sondern dass das Thema ganz objektiv auf der Agenda steht, weil immer wieder Leute berichten, sie werden bedroht. Das führte dazu, dass die Beschäftigung mit diesem Thema deutlich zunahm.

Norbert Reichel: Gibt es Studien zu diesen Hassbotschaften? Sie kennen die Studien von Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz zu Emails an den Zentralrat der Juden und die israelische Botschaft. Das ist inzwischen ein Konvolut von fast 20 Jahren. Monika Schwarz-Friesel spricht von der „Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung“.

Henning Flad: Es gibt eine Studie aus dem Jahr 2017 mit dem Titel „Verhasste Vielfalt“, die solche Mails analysiert, die bei der EKD eingegangen sind. Im nächsten Jahr erscheint eine weitere Studie der EKD, die auch solche Hassmails thematisiert. Sie wird bei der Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig erscheinen. Es gab drei Teilprojekte, darunter einen diskursanalytischen Teil.

Wenn wir jetzt insgesamt auf die Entwicklungen schauen, lässt sich feststellen: Je höher die Ebene, desto verlässlicher die Ablehnung. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen darüber, dass auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz oder dem Rat der EKD jemand einen Zweifel aufkommen lässt.

Norbert Reichel: Abgesehen von Einzelpersonen?

Henning Flad: Einzelpersonen sind Einzelpersonen. Die werden dann von der Institution auch kritisch kommentiert. Es gibt wiederkehrende Fälle, auch den ein oder anderen Rücktritt oder auch den ein oder anderen mehr oder weniger aktuellen Skandal, aber diese Vorkommnisse stellen die Verlässlichkeit auf der Leitungsebene nicht in Frage. Da muss man sich keine Sorgen machen.

Schwierigste Debatten – Rassismus, Anti-Feminismus, Israel

Norbert Reichel: Aber wie setzt sich Kirche mit denjenigen auseinander, die ihre menschenfeindlichen Positionen christlich begründen?

Henning Flad: Das ist schwieriger. Es hat längere Zeit gebraucht, um ein ernsthafteres Problemverständnis zu entwickeln. Wir haben uns als BAG K + R sehr dafür eingesetzt, das stärker als Thema zu setzen. Wir haben 2020 die Reihe „Einsprüche“ gestartet. In dieser Reihe wird dies auf der theologischen, ideengeschichtlichen Ebene analysiert, wenn man so möchte auf einer feingliedrigeren und intellektuellen Ebene.

Norbert Reichel: Ich habe mir die Reihe angeschaut. Sie ist sehr gut lesbar.

Henning Flad: Das freut mich sehr. Ich habe mich sehr dafür eingesetzt, dass wir lesbare Texte veröffentlichen, die Leute erreichen, die nicht unbedingt Spezialist*innen sind. Wir wollen sowohl kirchliche Zielgruppen erreichen als auch Menschen, die nicht kirchlich gebunden sind. Wir haben gute Autor*innen gefunden, die in der Lage sind, so zu schreiben.

Wir versuchen, das als Thema zu setzen. Es ist aber auch eine diffizile Aufgabe. Von rechts wird an Dinge angeknüpft, die nicht im luftleeren Raum angesiedelt sind, die an den kirchlichen Traditionsbestand anknüpfen und bei denen wir es uns zu leicht machten, wenn wir sagten, dass das nichts mit dem zu tun hat, was wir machen. Es geht im katholischen Bereich um vorkonziliare Traditionslinien, Linien vor „Nostra Aetate“ und dem Zweiten Vatikanum, im evangelischen Bereich um eine antijüdische Theologie sowie ein staatsautoritäres Verständnis des Christentums, das oft mit Preußen verbunden wird. Das ist ja auch keine Erfindung. Es ist Fakt, dass viele evangelische Kirchen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts genau in diesem Geist gebaut wurden. Und solche Herren wie Karlheinz Weißmann finden das großartig, er ist Stammautor der Zeitung „Junge Freiheit“ und Buchautor und war lange Zeit einer der wichtigsten Vordenker der Neuen Rechten. In diesem Zusammenhang ließe sich auch über die aktuelle Debatte um die Hohenzollern nachdenken.

Norbert Reichel: Das ist noch einmal ein anderes Thema, das sich lohnen würde, ausführlich zu diskutieren.

Henning Flad: Da ist richtig Musik drin, gerade in diesem Zusammenhang!

Norbert Reichel: Aber womit haben die Kirchen konkret zu kämpfen? Beispielsweise wenn es darum geht, ob bei Kirchentagen jemand von der AfD eingeladen wird oder nicht.

Henning Flad: Im Fall des Berliner Kirchentages von 2017 gab es einen substanziellen Erfolg. Der damalige Landesbischof Markus Dröge diskutierte mit einer AfD-Politikerin, Anette Schuldner, der damaligen Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft „Christen in der AfD“. Diese Frau ist inzwischen nicht mehr Mitglied der AfD. Sie ist ausgetreten. Sie hat sich abgewandt, weil ihr sich die AfD zu weit nach rechts entwickelt hätte. Ihr Austritt ist meines Erachtens ein Erfolg. Mir gefällt der Gedanke, dass Markus Dröge und unsere Autorin Liane Bednarz, die damals mit ihr auf dem Podium diskutierten, vielleicht dazu beigetragen haben.

Was sind eigentlich die inhaltlichen Andockpunkte, beispielsweise im evangelikalen Milieu, in dem es Verbindungen zum neurechten Milieu in Teilen gibt? Die evangelikale Szene ist nicht homogen, es gibt gewichtige Stimmen aus dem freikirchlichen, pietistischen Bereich, die sich mit aller Klarheit von AfD und anderen rechten Strömungen distanzieren. Das muss man im Kopf haben, wenn man darüber spricht, aber es gibt die Anknüpfungspunkte, es gibt Themen, bei denen die Brücke nach rechts gut funktioniert und andere, bei denen das schwieriger ist. Schwierig ist es im evangelikalen Milieu, wenn es um Rassismus und um Anwürfe gegen die Unterstützung von Geflüchteten geht. Da haben eigentlich alle wichtigen Medien aus dem rechten Milieu von der „Jungen Freiheit“ bis zu neonazistischen Hardcore-Medien die Zuwanderung von Geflüchteten mit dem Begriff „Invasion“ belegt. Das wird in weiten Teilen des evangelikalen Milieus nicht geteilt. Betont wird die Vorstellung von Nächstenliebe, das Engagement der Mitglieder, die Geflüchtete unterstützen. In diesem Kontext gab es einen Bruch, ein Unwohlsein.

Aber es gibt auch Themen, in denen die Nähe offenkundig ist und gut funktioniert. Das betrifft die Ablehnung von Gleichstellungspolitik, von christlicher feministischer Politik. Dort ist Einigkeit gut herstellbar. Das sorgt für weniger Friktionen. Hier gibt es tatsächlich ein Feld, in dem die Kirchen gefordert sind. Das betrifft beide Kirchen, im evangelischen wie im katholischen Bereich. Wenn wir uns die Gründungsgeschichte der AfD anschauen, sehen wir nicht nur PEGIDA, sondern auch die Kämpfe gegen die sogenannte „Frühsexualisierung unserer Kinder“, die Kämpfe gegen den „Genderwahn“, den „Genderismus“, wie das in diesem scheußlichen Jargon heißt, diese Demonstrationen, die es im pietistisch geprägten Baden-Württemberg gab. Prominente Vertreterinnen sind beispielsweise Hedwig von Beverförde und Beatrix von Storch. Auch das gehört zur Gründungsgeschichte der AfD. Dazu ging auch einige böse Post bei der EKD ein, die in der genannten Studie „Verhasste Vielfalt“ analysiert wurde. Es gab auch intern in der EKD kritische Diskussionen. Bei diesen Themen ist es leichter, sich auf biblische Texte zu beziehen.

Norbert Reichel: Meines Erachtens lässt sich bei fast allen intersektionell angelegten Studien feststellen, dass die Rechte sich immer wieder auf das Genderthema konzentriert, das sozusagen als Grund allen Übels der heutigen Zeit gebrandmarkt wird.

Henning Flad: Geschlechtsidentitäten, das Bild von Männern und Frauen, gehören zu den elementar wichtigen rechten Mobilisierungsthemen überhaupt.

Norbert Reichel: Caroline Sommerfeld hat das Frauenwahlrecht in Frage gestellt.

Henning Flad: Sie ist nicht die Einzige, die dies tut. Es gibt einen nicht ganz einflusslosen Blogger aus der amerikanischen extremen Rechten, Theodore Beale, der unter dem Namen „Vox Day“ bloggt, der expressis verbis und programmgemäß das Frauenrecht in Frage stellt. Er stellt auch einen positiven Bezug zum Christentum her, allerdings auch in der rassistischen Variante.

Ich habe viel über die Friktionen zwischen Christentum und der extremen Rechten gesprochen, auch über die Klarheit vieler Stellungnahmen. Wenn man aber auf verschiedene Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit schaut, glaube ich, dass wir sagen können, dass es eine Form der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit gibt, den Antisemitismus, bei dem dann, wenn es um Israel geht, die Verlässlichkeit nicht mehr so ausgeprägt ist wie wir es uns wünschen würden. Hier könnten die Stellungnahmen klarer sein und durch klareres Handeln unterlegt werden. Die alte antijudaistische Brille ist in den Kirchen nach wie vor auf dieser subkutanen Ebene präsent und beeinflusst die Stellungnahmen zu Israel.

Es gab im Jahr 2011 im Rahmen des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus ein Gutachten von Albert Scherr zum Umgang der Kirchen mit dem Antisemitismus. Er sah das Problem, dass es zwar all diese klaren Stellungnahmen gibt, dies jedoch noch lange nicht heiße, dass diese auf Gemeindeebene gelesen und für richtig befunden würden. Aus meiner Sicht werden sie vor allem ignoriert. Das soll nicht in Abrede stellen, dass es gleichzeitig auch auf lokaler Ebene viele sehr gute Initiativen christlich-jüdischen Dialogs gibt und dass die Kirchen auch bei der Aufarbeitung des Nationalsozialismus eine bedeutende Rolle im positiven Sinne spielten und spielen, auch gerade über unsere Trägerorganisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, die aus der evangelischen Kirche heraus gegründet worden ist.

Norbert Reichel: So schließt sich der Kreis unseres Gesprächs. Wir begannen mit dem Antisemitismus und sind nach einem Tour d’horizon zum Verhältnis zwischen den Kirchen, dem Christentum und den verschiedenen Strömungen der Rechten wieder beim Antisemitismus angekommen.

Henning Flad: Ich denke, es ist dringend erforderlich, diese Diskussionen im kirchlichen Bereich weiterzuführen. Die Ächtung von Neonazis ist weitgehend gelungen, aber es wird uns nicht gelingen, die Neue Rechte im gleichen Maße pauschal zu ächten. Das wird vor allem in Ostdeutschland nicht gelingen. Ich sage damit nicht, dass man AfD-Leute zu Veranstaltungen einladen sollte. Das lehne ich ab. Es heißt aber, dass wir innerhalb der Gemeinden wirklich diskutieren sollten und die Leute sagen sollten, was sie denken. Wenn wir das nicht zulassen, werden wir Rassismus, Anti-Feminismus, Antisemitismus nicht ächten können. Kirche ist nicht neutral, sie hat klare Positionen, sie ist davon bestimmt, dass christliche Ethik und Rassismus in einem fundamentalen Widerspruch stehen, aber das heißt nicht, dass wir nicht reden müssen. Wir können die Leute nicht überzeugen, wenn wir nicht sprechen.

Norbert Reichel: Wir müssen mit ihnen sprechen. Ich fand damals den Ansatz von Frank Richter, der mal katholischer Priester war, richtig, als Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen PEGIDA das Gespräch anzubieten. Damals war noch nicht absehbar, wohin das alles führte, was PEGIDA verlautbarte, in den Gemeinden muss man reden, sonst stellen sich die Vertreter*innen der Neuen Rechten wieder als Opfer dar und wir sind wieder bei der Täter-Opfer-Umkehr.

Henning Flad: Das ist ein Balanceakt. Man muss unmissverständlich klar sein und gleichzeitig die Kraft zur „Versöhnung“ haben, um einen EKD-Begriff zu verwenden.

Norbert Reichel: „Versöhnung“ ist aber ein ganz schwieriger Begriff. Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Reiner Haseloff trat ins Fettnäpfchen, als er meinte, der Mordanschlag auf die Synagoge in Halle hätte seine Ursache in mangelnder „Versöhnung“. Diese merkwürdige Interpretation spielte meines Erachtens auch eine Rolle in der berühmten Rede Richards von Weizsäckers vom 8. Mai 1985, die bei all ihren Verdiensten viele offene Fragen lässt.

Henning Flad: Ich habe auch schon die ein oder andere kritische Auseinandersetzung mit dieser Rede gelesen. Der rein schwärmerische Blick auf diese Rede wird dem Thema nicht gerecht. Wir müssen irgendwie versuchen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Wenn wir das nicht schaffen, schaffen wir es auch nicht, die Leute aus ihrer borstigen Ecke herauszubekommen. Wir müssen es schaffen, sie zu motivieren, ihre Positionen in Frage zu stellen. Das geht nicht aus einer neutralen Position. Die Grundhaltung der Kirchen muss klar sein: Rassismus, Antisemitismus, Anti-Feminismus, anti-demokratische Positionen sind inakzeptabel. Das muss unmissverständlich klar sein.   

(Anmerkung: Erstveröffentlichung August 2022, alle Internetzugriffe zuletzt am 23. Juli 2022. )