Who cares?
Frédéric Valins Pflegeprotokolle
„Sorge konstituiert Gesellschaft und hält sie zusammen. Doch Sorge kann Gesellschaft auch spalten und auseinandertreiben, zum Banner einer Welt und Leben vernichtenden Politik werden. Sorge ist überdies konstitutiv eingebettet in vergeschlechtlichte, androzentrische und misogyne Dynamiken der Aufspaltung des gesellschaftlichen Reproduktionszusammenhangs in eine marktvermittelte, männlich kodierte Sphäre des Erwerbs einerseits, und eine vorgeblich der tauschvermittelten Vergesellschaftung entzogene, weiblich konnotierte private Sphäre des Hegens und Pflegens andererseits.“ (Sabine Hark, Gemeinschaft der Ungewählten – Umrisse eines politischen Ethos der Kohabitation, Berlin, Suhrkamp, 2021)
Vielleicht klingen die Sätze von Sabine Hark etwas theorielastig, aber sie spiegeln präzise das Problem staatlicher Sorgepolitik. Sorgearbeit, oft etwas amerikanisierend-freundlich als „Care“ bezeichnet, wird in der Regel Frauen zugeschrieben, als Mütter, als Pflegerinnen, als Krankenschwestern, als Erzieherinnen in der Kita oder auch als Grundschullehrerinnen. Es ließe sich sogar sagen, dass Männer für die zumindest potenziell erwerbstätigen Altersgruppen zuständig sind, während Frauen für die jüngeren und die älteren Gruppen zuständig gemacht werden. Eine Ausnahme sind Kranke, die es in jeder Altersgruppe gibt, aber je nach Krankheit kümmern sich dann auch wieder in der Regel Frauen um sie und nicht Männer. Und die traditionelle Arbeitsteilung, dass die Männer die Ärzte und die Frauen die Krankenschwestern und Pflegekräfte sind, gibt es nach wie vor.
Feminismus und Klassismus
In der Debatte um die Auswirkungen der Corona-Pandemie spielt die Ausbeutung von Frauen unter dem Stichwort des „Care-Feminismus“ eine tragende Rolle. Elke Krasny, Professorin für Kunst und Bildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien, schrieb in ihrem Beitrag „In-Sorge-Bleiben – Care-Feminismus für einen infizierten Planeten“ (in: Michael Volkmer, Karin Werner, Hg., Die Corona-Gesellschaft – Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft, Bielefeld, transcript, 2020) über „das öffentliche Sprechen und Schreiben während der Pandemie.“
Zentrale Begriffe der Frühzeit der Pandemie waren „Krieg und Sorge“. Angela Merkel unterschied sich in ihrer Wortwahl deutlich von der Wortwahl fast aller anderen Staatschefs. Es ließe sich spekulieren, ob sich die Wahl von Sorge- an der Stelle von statt Kriegsmetaphern aus dem Geschlecht der Sprechenden begründen ließe. Entscheidend ist jedoch aus der Sicht von Elke Krasny die Frage, wie sich die Frauen während der Pandemie zusätzlich zugeschriebenen und zugeschobenen Aufgaben – nicht zuletzt in der häuslichen Kinderbetreuung angesichts der Schließung von Schulen und Kindertageseinrichtungen, aber auch in Institutionen der Pflege, in Krankenhäusern und Heimen – im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung darstellen.
Jutta Allmendinger hat bereits sehr früh angemerkt, dass Frauen sich wieder in Rollenbildern fanden, die die Gesellschaft eigentlich schon Jahrzehnte lang überwunden zu haben glaubte. Vielleicht waren die Erfolge feministischer Politik doch nicht so stabil wie viele gerne geglaubt hätten. Menschen, die sich beruflich um andere Menschen kümmerten, in der Kindertageseinrichtung, in der Pflege, in Krankenhäusern, wurden beklatscht, es wurde ihnen versprochen, dass sich ihre Bezahlung verbessere, es gab einige finanzielle Boni, aber das war es dann auch. Letztlich blieb Geschlechtergerechtigkeit auf der Strecke. Elke Krasky betrachtet den „Care-Feminismus“, die Arbeit „am In-Sorge-Bleiben“, als wesentliche Aufgabe von Politik und Gesellschaft, gerade auch in der Zeit nach der Pandemie.
„Sorge“ ist aber nicht nur ein feministisches Problem. Es ist eng mit Klassismus verbunden. Dies lässt sich aus dem Zustand der Gesundheitssysteme verschiedener Länder ablesen. Gesundheit stand angesichts diverser neoliberaler Reformen nicht an der ersten Stelle der politischen Agenden und wurde weitgehend in den privaten Bereich rückdelegiert. Dies belastete natürlich dann vor allem diejenigen, die ohnehin nur geringen Zugang zu den Möglichkeiten des Gesundheitssystems hatten. Elke Krasky deutet dies an: „Antworten auf die Krise im Alltag, die pandemischen Regeln einzuhalten, wie Abstand halten oder Händewaschen, ist an vielen Orten der Welt für eine Vielzahl von Menschen unmöglich. Wenn es kein Wasser gibt, können die pandemischen Hygieneregeln nicht eingehalten werden. Wenn es keine ökonomische Einnahmequelle gibt außer der informellen Ökonomie im öffentlichen Raum, kann der Abstand nicht eingehalten werden. Wenn die Gesundheitsinfrastruktur nicht vorhanden ist, kann auf Notfälle nicht reagiert werden.“
Marxist*innen würden jetzt über Haupt- und Nebenwidersprüche nachdenken, moderne Soziolog*innen über Intersektionalität. Beides lohnt sich, doch der Kern der Debatte bleibt die Frage von Zugang und Teilhabe. Wer diesen Zusammenhängen auf den Grund gehen möchte, sollte mit den Menschen sprechen, die für andere „sorgen“.
Keine Lobby für die Care-Arbeit
Frédéric Valin hat Menschen interviewt, die beruflich für andere „sorgen“. Er sprach mit „Care-Arbeiter*innen“. Sein im Jahr 2021 beim Verbrecher Verlag erschienenes Buch „Pflegeprotokolle“ dokumentiert 21 Interviews mit 22 Personen, darunter 14 Frauen. Zwei Personen nennen den Nachnamen, alle anderen nur den Vornamen. In einem Fall wird ein Paar interviewt, die einzigen Personen mit Migrationsgeschichte. Die Gruppe der im Pflegebereich tätigen Migrant*innen wäre aber einen eigenen Interviewband wert. Migrant*innen arbeiten nicht nur – oft an sieben Tagen à 24 Stunden – in der Pflege kranker und älterer Menschen, sondern werden inzwischen angesichts des Fachkräftemangels von Kommunen und Trägern für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen und Pflegeeinrichtungen angeworben. In den 1960er und 1970er Jahren kamen viele südkoreanische Krankenschwestern nach Deutschland, heute arbeiten in den Krankenhäusern und Pflegediensten auch viele Menschen aus Osteuropa.
Der Autor hat die Interviews während der Pandemie durchgeführt. Er hält fest, dass die Krise der Pflege nicht erst seit gestern bestehe, jedoch durch die Pandemie sichtbarer geworden sei. Die Pandemie hat bestehende Notlagen verschärft. Sein „Buch hat nicht den Anspruch, eine soziologische Studie zu sein – es bildet dennoch einen Teil einer Realität ab, die zu selten wahrgenommen wird.“ Im nächsten Satz fasst Frédéric Valin das im Grunde niederschmetternde Ergebnis seiner Recherche zusammen: „Mein Eindruck ist, dass Pflege und Soziale Arbeit der Öffentlichkeit im Grunde fremd sind.“ Unsichtbar sind nicht nur die Gepflegten, sondern auch die Pflegenden, die „Care-Arbeiter*innen“. So dankbar und offen die Interviewten jedoch waren, sich frei äußern zu können, so vorsichtig waren sie dennoch. „Sie haben alle ein Risiko auf sich genommen, denn die Care-Arbeitgeber*innen sieben Whistle-Blower*innen zuverlässig aus. Man gilt schnell als Nestbeschmutzer*in, wenn man Kritik übt und Missstände anspricht.“
Die befragten „Care-Arbeiter*innen“ haben in der Regel eine gute Ausbildung, einige haben akademische Abschlüsse, nicht unbedingt im Pflegebereich, manche haben eine spezialisierende Aus- und Weiterbildung absolviert. Der Autor hat selbst in der Pflege gearbeitet, ist von Haus aus jedoch Literaturwissenschaftler. Die Interviewten arbeiten beziehungsweise arbeiteten in der Geriatrie, in Hospizen, in Intensivstationen, in Wohngruppen für behinderte Menschen, in Kindertageseinrichtungen, mit schwer Erkrankten, mit psychisch Kranken, mit Sterbenden, in einer Intensivstation, dort auch mit COVID-Patient*innen, mit Geflüchteten, mit Kindern und Jugendlichen in der Einzelfallhilfe nach § 35 SGB VIII. Sie berichten von wechselnden Anstellungen, von der durchweg schlechten Ausstattung, fehlender Supervision.
Medien scheinen sich wenig für die Pflege zu interessieren, die Arbeit der „Care-Arbeiter*innen“ wird geringgeschätzt. Die gesellschaftliche Reaktion auf die Gepflegten grenzt an „Behindertenfeindlichkeit“. Maxi, Heilerziehungspflegerin in der Geriatrie, sagt: „Das fängt eigentlich schon in den Köpfen an. In unserer Gesellschaft. Die haben uns als Arschabwischer im Kopf und als Dienstmädchen, aber das sind wir nicht. Das muss schon anfangen bei den Pflegekräften, dass man sich selbst nicht runtermacht.“ Wie wenig sichtbar die Arbeit in Pflegeeinrichtungen ist, zeigt sich auch bei der Suche nach Hilfskräften. Es gibt – so Ludwig, der in einer stationären Wohneinrichtung für psychisch Kranke arbeitet – Hilfskräfte, die von sich sagen, dass sie die Arbeit doch sicher leicht bewältigen könnten, denn sie hätten ja Kinder erzogen, dann jedoch in der Realität angekommen eine Art Kulturschock erleiden. Eben diese bagatellisierende Einstellung scheint jedoch – so ließe sich schlussfolgern – politische Entscheidungen zu bestimmen. Maxi beklagt, dass es in ihrem Arbeitsbereich niemanden mit einer speziellen Ausbildung für psychisch Kranke gebe. Es bliebe nichts anderes übrig als zu improvisieren.
In der Öffentlichkeit wird über Pflege – abgesehen von dem kurzen Frühling der Pandemie im Jahr 2020 – im Grunde nur geredet, wenn es um Gewalt in Pflegeeinrichtungen geht. Frédéric Valin dokumentiert mehrere Berichte, in denen Übergriffe von Pflegekräften gegen Patient*innen eine Rolle spielen. Auch die frühere Praxis, aggressive Patient*innen an die Heizung zu fesseln oder in ihren Betten zu fixieren, wird angesprochen. Andererseits wird über Gewalt von aggressiven Patient*innen gegen Pflegekräfte berichtet, in einem Fall über die Vergewaltigung einer Pflegerin durch einen zwei Meter großen schweren Patienten. Bei solchen Übergriffen ist das Personal in der Regel auf sich allein gestellt.
Thomas de Vachroi, der eine Einrichtung leitet, nennt den Grund für die verweigerte Anteilnahme in der Gesellschaft: „Liebe Leute, ich weiß, wie ihr denkt. Wenn jetzt in der U-Bahn ein Obdachloser ist, der jetzt nicht angenehm riecht, dann rennt ihr alle weg. Aber sich mal die Frage zu stellen, warum riecht der so. Das ist euch noch nicht eingefallen? Der riecht so, weil er sich nirgendwo waschen, nirgendwo auf Toilette kann.“ Ein Problem, das sich in der Zeit der Schließung der Einrichtungen aufgrund der COVID-Pandemie verschärfte. Es gab Verbote, sich in einer Einrichtung aufzuhalten. Wo sollten die Menschen bleiben? Marion, Erzieherin in einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe: „In der Corona-Krise hat uns die dünne Besetzung auf jeden Fall das Genick gebrochen. Und für Kinder ist es auch hart. (…) Die Schulschließungen haben sehr viel kaputt gemacht zwischen uns, also dem Team, und den Kindern, weil wir in eine Rolle rutschen, die nicht unsere ist; eine sehr autoritäre Rolle, was die Schule betrifft, was das Lernen betrifft.“ Lehrkräfte berücksichtigten die individuellen Bedarfe der Kinder in keiner Weise und wunderten sich dann, wenn das ein oder andere Kind ausrastete.
Vanessa, die als ambulante Hilfe mit Obdachlosen und Drogenkranken arbeitet, benennt die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Wenn ein Ministerpräsident während der Pandemie die Möbelhäuser öffnet, aber Pflegeeinrichtungen schließt, sind die Prioritäten klar: „Es ist halt so, dass die Menschen, mit denen ich arbeite, in der Gesellschaft nicht gesehen werden. Absichtlich nicht gesehen werden. Soziale Arbeit ist ja immer ein Frauenberuf gewesen, ein Beruf, der nicht wirklich wertgeschätzt wurde und wird. Frauen haben sich immer um Alte und Kranke gekümmert. Dementsprechend schlecht wird das auch entlohnt, genauso wie Pflege.“
Unorganisiert
In Deutschland gibt es mächtige Gewerkschaften, allerdings vorwiegend für traditionelle Männerberufe, im Metallsektor, im Baugewerbe. Cordula ist Betriebsrätin bei einem großen Träger. Neben ihrer Arbeit hat sie ein Studium der Sozialen Arbeit abgeschlossen. Sie berichtet vom Problem der Spaltung der Mitarbeiter*innen. „Wir sind ganz verschiedene Berufsgruppen in unserem Verband und sollten alle unterschiedlich bezahlt werden, je nach Refinanzierungsart.“ Manche sind bei Kommunen, andere bei den Trägern der freien Wohlfahrtspflege angestellt. Es gibt einige große und viele kleine Träger. Manche haben Tarifverträge, manche – vor allem bei kleinen Trägern – nicht. Die Arbeitgeber*innen sind mächtig. Vanessa sieht die Aufgabe, „die Solidarität untereinander zu stärken. Und wir haben natürlich einen Arbeitgeber, der aktiv dagegen angearbeitet hat.“ Mehr oder weniger ohnmächtig sind „Care-Arbeiter*innen“, wenn es um „Umstrukturierungen“ geht, in der Regel eine euphemistische Formel für Personalabbau, oder um „Outsourcing“ bestimmter Tätigkeiten, beispielsweise „von Reinigungskräften, die bei uns nicht mal den tariflichen Mindestlohn bekommen – mit dem Argument, wir seien ja kein Reinigungsgewerbe.“
Irma, die in der Einzelfallhilfe nach § 35 SGB VIII arbeitet, berichtet – wie andere auch – von der Schwierigkeit, qualifiziertes Personal zu bekommen. Sie stellt fest, dass bei Personalmangel die Qualifikationserfordernisse heruntergesetzt werden oder der Aufgabenbereich willkürlich erweitert wird. „Einzelfallhilfen sollen die Familienhilfe quasi nebenbei noch mitmachen. Und das in der Regel ohne Ausbildung. Das führt dazu, dass bei Multiproblemlagen die Einzelfallhilfen reihenweise verbrannt werden.“ Und „Multiproblemlagen“ sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Qualitätssicherung orientiert sich in der Regel an wirtschaftlichen Kriterien und Messgrößen. Irmas Fazit: „Wir haben eine Welt gebaut, die null inklusiv ist.“
Hinzu kommt das Problem der Finanzierung. Irma berichtet „von Kostenträgern, die das hin- und herschieben“. Yolà, die Langzeitarbeitslose betreut, berichtet von Schikanen der Jobcenter, die behaupten, bestimmte Anträge nicht erhalten zu haben, Anträge nicht genehmigen, sich auf eine nach ihrer Auffassung restriktive Gesetzeslage zurückziehen. „Aber es ist einfach nichts machbar, solange der Gesetzgeber sich nicht rührt, solange nicht die Finanzierung der bildungsträger geklärt ist und jedes Jobcenter entscheiden kann, für diese Maßnahme bezahlen wir, für diese Maßnahme bezahlen wir nicht Und bei den meisten wird nichts bezahlt.“ Das Thema einer verlässlichen Grundsicherung spricht Frédéric Valin nicht an, aber es ist offensichtlich, dass eine solche auf der Hand liegen müsste, will man die Labyrinthe der Finanzierbarkeit der diversen Hilfen entwirren. Das Grundproblem scheint mir zu sein, dass viel zu viel Misstrauen gegenüber Hilfebedürftigen vorherrscht, viel zu viel Angst vor einem Mitnahmeeffekt, sodass die Struktur der Sozialgesetzbücher als Regelungen, die sich ausschließlich am Einzelfall orientieren, das eigentliche Problem ist.
Eine weitere Gruppe, die angemessene Hilfe erschwert, sind die Ärzt*innen. Klaus, gelernter Intensivkrankenpfleger, arbeitet in einem Hospiz. Das Sterben von Patient*innen wird von Ärzt*innen verlängert, um einen Tag oder gar einen Monat mehr abrechnen zu können. In einem Fall starb der Patient um 23.15 Uhr, doch durfte das Beatmungsgerät erst um 00.10 Uhr abgestellt werden. „Sowas häuft sich. Und ich glaube nicht, dass das ein Einzelfall ist, weil man in der Intensivmedizin mit Beatmung wahnsinnig viel Geld verdienen kann.“ Die „Würde“ der Sterbenden erscheint irrelevant.
Wären eigene Beauftragte eine Lösung? Könnten sie die fehlende Lobby ersetzen? Es gibt auf Bundesebene immerhin eine*n Patientenbeauftragten. Thomas de Vachroi, Einrichtungsleiter, als „Armutsbeauftragter“ einer evangelischen Einrichtung sowie „Sozialbeauftragter“ der CDU Neukölln, sieht eine „Zwei,- Dreiklassengesellschaft“, die „bewusst oder unbewusst“ entstehe, weil es keine eindeutige Prioritätensetzungen für Bedürftige gebe. Bei aller Wertschätzung der damaligen Bundeskanzlerin, die „das Problem erkannt“ habe, sagt Thomas de Vachroi: „Der eine ist mehr auf das Soziale aus, der andere mehr auf die Wirtschaft. So wird die Kugel immer hin und hergeschoben.“ Und erfragt angesichts des in der Politik durchaus vorhandenen Beauftragtenwesens, warum es eigentlich keine „Armutsbeauftragte“ auf Länder- (oder auf Bundes-)Ebene gebe.
Georg, Krankenpfleger bei einem mobilen Pflegedienst, hat eine Hoffnung: „Die Hoffnung bleibt, dass sich die Leute in der Pflege organisieren. Aber ich denke, dass sich etwas dadurch ändern wird, dass es noch weniger Fachkräfte werden, und sich die Arbeitgeber*innen bewegen müssen, mit den Löhnen hoch gehen müssen, weil sie sich im Kampf um die Fachkräfte befinden.“ Ein Fazit des Buches formuliert Collin, angehender Erzieher in einer Kindertageseinrichtung: „Ich glaube nicht, dass die Politik das versteht und alles vergesellschaftet. Das ist ein sehr illusorischer Wunsch. Dafür bräuchte man eine eigene Gesellschaft.“ Oder eine andere!
Dr. Norbert Reichel, Bonn
(Anmerkung: Erstveröffentlichung im April 2022, Internetzugriffe zuletzt am 30.3.2022.)