Liebe Freund*innen des Demokratischen Salons,

ich hoffe, Sie alle sind / ihr alle seid nach wie vor gesund und behalten /-t die Zuversicht, die wir für brauchen und uns wünschen.

August 2020: Der Demokratische Salon besteht jetzt ein ganzes Jahr. Ich darf dieses Miniatur-Jubiläum mit meinem Dank an Carsten Peters (https://carsten-peters.carsten-peters.com/) verbinden, der die Webseite gestaltet hat und mich bei allen Fragen, die immer wieder auftauchen, geduldig und höchst kompetent berät und unterstützt. Auch die Zahlen der Menschen, die immer wieder in den Blog hineinschauen und die er mir regelmäßig zusammenstellt, sind ganz ansehnlich.

Mein Dank für Unterstützung und Mitwirkung gilt all den Menschen, mit denen ich die Gespräche führen durfte, deren Protokolle Sie / ihr in der Rubrik „Begegnungen“ nachlesen könnt, denjenigen, die mir den ein oder anderen Gastbeitrag zur Verfügung stellten oder dann von mir verwendete Bücher empfahlen, sowie denjenigen, die dazu beitrugen, die ein oder andere öffentliche Veranstaltung durchzuführen. Mein Dank für Gastbeiträge und Gespräche gilt Tim Achtermeyer, Roland Appel, Caroline Assad, Christiane Bainski, Bernd R. Bauknecht, Helle Becker, Udo Bielke, Susanne Blasberg-Bense, Beate Blatz, Lillian Brandig, Sophie Brüss, Ayfer Dağdemir, Sandra Del Pilar, Christian Eberhard, Elisabeth Einecke-Klövekorn, Jörg Ernst, Magdalena Gebala, Alexandra Geese MdEP, Dilek Güngör, Werner Höbsch, Hannes und Jan Hofmann, Anna Kaminsky, Jürgen Kaumkötter, Michael Kleff, Stefan Körbel, Eva Krings, Nina Laube, Sylvia Löhrmann, Meron Mendel, Oliver von Mengersen, Irene Mihalic MdB, Christian Mohr, Andrea Nepomuck, Pfarrer Steffen Reiche, Romani Rose, Manuela Rottmann MdB, Hans-Peter Schäfer, Christoph Schlagenhof, Markus Schnapka, Birgit Schröder, Monika Schwarz-Friesel, Lea Stöver, Lisa Stroetmann, Michael Szentei-Heise, Margaret Traub, Ahmet Ünalan, Haci Halil Uslucan, Andreas Weinhold, Landelin Winter, Benedikt Wintgens, Hiltrud Woehrmann, Wolfgang Zeh, und natürlich all den Freund*innen und Leser*innen des Demokratischen Salons, mit denen ich immer wieder mal über das ein oder andere debattieren durfte. Hannes Jaekel danke ich für die Gestaltung des Lay-Outs der Ankündigungen der bisherigen Veranstaltungen.

Vielleicht Zeit, ein wenig Bilanz zu ziehen. Daher habe ich in den vergangenen vier Wochen keine neuen Texte eingestellt, auch um einmal eine kleine Schreibpause einzulegen. Sie haben / ihr habt vielleicht festgestellt, dass sich die Art der Präsentationen im Laufe des vergangenen Jahres verändert hat. Vielleicht kennt jemand unter Ihnen / euch noch die Vorform, in der ich zwischen Februar und Juni 2019 gearbeitet habe? Damals gab es einige wenige Statements, Rezensionen und Berichte über Veranstaltungen auf der Facebook-Seite der Heinrich Böll Stiftung NRW. Dabei hat mich Tim Achtermeyer unterstützt. Ich habe dann im Juni 2019 entschieden, mich mit dem Demokratischen Salon selbstständig zu machen. Alles Weitere entwickelte sich von Text zu Text. Das Erscheinungsbild des Demokratischen Salons blieb seit Start im Juli 2019 gleich, aber in den Essays und Gesprächen versuche ich Schritt für Schritt, manches persönlicher, manches ausführlicher und vielleicht auch kontroverser zu präsentieren. Leider kann ich in diesem Jahr angesichts der fortdauernden Einschränkungen durch die Pandemie keine eigenen Veranstaltungen mehr anbieten. Geplant war eine Fortsetzung der am 29. Januar 2020 gemeinsam mit der Theatergemeinde Bonn begonnenen Reihe „Literatur und Politik“. Diese und weitere Veranstaltungen habe ich erst einmal vertagt.

Ich möchte statt der üblichen neuen Beiträge diesmal einige meiner Texte des vergangenen Jahres zur Lektüre, vielleicht auch zu neuerlicher Lektüre empfehlen, die aus meiner Sicht ganz gut die Vielfalt der Themen und die Intentionen wiedergeben, die ich mit dem Demokratischen Salon verfolge. Das ist keine Best-of-Liste, denn die kann sich jede*r persönlich besser erstellen als ich das könnte. Von jedem Beitrag aus lassen sich weitere Beiträge eines Themas erschließen:

  • Grundsätzliches zur historisch-politischen Bildung habe ich in zwei Texten versucht zu formulieren. Der folgende Essay entstand im November 2019. Vielleicht sollte er angesichts der Ereignisse der letzten sechs bis sieben Monate fortgeschrieben werden, aber ich denke, er ist nach wie vor aktuell: https://demokratischer-salon.de/beitrag/fuenfte-gewalt-oder-fuenfte-kolonne/. Der Text korrespondiert mit einem weiteren Essay, angeregt durch einen Artikel von Andreas Voßkuhle, den Auftrag unserer Verfassung. Dort steht nichts von Platz 1 in PISA- und ähnlichen Tests, sondern der Auftrag, für den freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat (ich bitte um Verständnis, dass ich nicht müde werde, diesen Begriff zu wählen) zu bilden und zu erziehen. Er war übrigens einer der ersten Artikel in diesem Blog. https://demokratischer-salon.de/beitrag/democracy-first/.
  • Ebenfalls vor etwa einem Jahr – in der Zeit, als Grüne und CDU in den Umfragen gleichauf lagen – schrieb ich den Artikel https://demokratischer-salon.de/beitrag/annalena-oder-robert/. Wer sollte für die Grünen als Kandidat*in für das Bundeskanzleramt antreten? Annalena oder Robert? Die falsche Frage, denn es geht um ein neues Modell der Politik, ein Modell, das Menschen beteiligt, das Beteiligungsverfahren wie die Planungszelle, die zufällige Auswahl von Expert*innengruppen kennt und anwendet. So könnte die Akzeptanz für den freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat erhöht oder, wo sie verschwand, wieder neu aufgebaut werden. Unabhängig davon habe ich persönlich durchaus eine Präferenz: Annalena. Attraktiv finde ich allerdings auch den Vorschlag von Mely Kiyak, am 27.8.2020 in ihrer regelmäßigen Deutschstunde für ZEIT-online veröffentlicht: Doppelspitze nicht nur im Parteivorsitz, sondern auch im Bundeskanzleramt.
  • Unsere eigene Vergangenheit, das Erbe unserer Eltern und Großeltern, all das spielt eine Rolle, wenn wir aktuelle politische Bewegungen bewerten. Ich habe daher einen Artikel über Oberschlesien geschrieben, der versucht, deutsche und polnische Perspektiven zusammenzuführen, dies auch mit einem Blick auf polnisch- und deutschsprachige Literatur aus der Region. Magdalena Gebala danke ich für die vielen Hinweise auf die Zusammenhänge von Politik, Literatur und Geschichte Oberschlesiens. Für ein gegenseitiges Verständnis ist es meines Erachtens unverzichtbar, das Leid der anderen nachzuvollziehen und anzuerkennen: https://demokratischer-salon.de/beitrag/das-trauma-der-anderen/.
  • Das verschwundene Land DDR hat angesichts zahlreicher runder Jahreszahlen seines Verschwindens viele neue Veröffentlichungen hervorgebracht. Was konnte in den 30 Jahren erreicht werden? Gab es ein Zusammenwachsen dessen, das nach den Worten Willy Brandts zusammengehörte, auf „Augenhöhe“? In einem meiner Beiträge zu diesem Thema habe ich das Thema des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen beschrieben, nicht nur in der DDR, auch im „Westen“, den ich bevorzugt in Anführungszeichen schreibe. Dies habe ich u.a. mit Bezug auf Bücher von Anna Kaminsky und Ines Geipel getan: https://demokratischer-salon.de/beitrag/die-fortschrittliche-ostfrau/.
  • Antisemitismus wird inzwischen in der Politik ernst genommen. Zumindest habe ich die Hoffnung, dass das so ist. Zahlreiche Studien belegen seit Jahrzehnten, dass es bei einem nennenswerten Anteil der Bevölkerung antisemitische Ressentiments, bei einigen sogar ein mehr oder weniger geschlossenes antisemitisches Weltbild gibt. Umso verwunderlicher, dass heute viele so überrascht tun, dass es (immer noch Antisemitismus) gibt. Texte von Hyam Maccobi, Samuel Salzborn, Micha Brumlik und anderen sollten von vielen Menschen gelesen und verbreitet werden: https://demokratischer-salon.de/beitrag/immer-wieder-dieser-hass/.
  • Rassismus ist ebenso wie Antisemitismus ein Thema, das regelmäßig in den Vordergrund der öffentlichen Berichterstattung rückt, aber ebenso oft wieder in den Hintergrund. Nach den Mord an George Floyd scheint sich auch dies zu ändern. Rassismus ist aber ebenso wie Antisemitismus ein Thema, das viele Menschen für sich abstreiten, obwohl das, was in unserem „Happyland“ (Tupoka Ogette) geschieht, zeigt, wie geschichts- und gegenwartsvergessen die deutsche Öffentlichkeit agiert. Ich lade Sie / euch alle ein, Bücher von May Ayim, Alice Hasters, Natasha A. Kelly, Audre Lorde, Tupoka Ogette und vielen anderen engagierten Autor*innen zu lesen: https://demokratischer-salon.de/beitrag/the-pursuit-of-happiness/
  • Sprache schafft Wirklichkeit(en). Wie unsensibel wir mit Sprache umgehen, haben mehrere Autor*innen aus der Sicht der kognitiven Linguistik analysiert. Bestimmt „Sprache“ – in Abwandlung einer Annahme von Karl Marx – das „Sein“? Was tun wir eigentlich, wenn wir jemanden als „fremd“ bezeichnen? „Othering“, „Ver-Anderung“ (Julia Reuter) und „Priming“ sorgen dafür, dass wir viel zu selten reflektieren, ob wir mit dem, was wir sagen, Menschen verletzen und / oder unseren freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat beschädigen. Aktuelle Analysen von Kübra Gümüşay, Astrid de Séville, Elisabeth Wehling und Anatol Stefanowitsch stelle ich in folgendem Beitrag vor: https://demokratischer-salon.de/beitrag/die-fremden/. Was das für Menschen mit dem sogenannten „Migrationshintergrund“ in Deutschland bedeutet, hat Dilek Güngör in ihren Romanen und Kolumnen beschrieben. Sie lesen sich amüsant und tragen – so hoffe ich – auch zu viel (Selbst-)Erkenntnis bei: https://demokratischer-salon.de/beitrag/die-integrationshierarchie/.
  • Wer Geschichte als Geschichte der Opfer (Aslı Erdoğan) versteht, sollte sich auch mit den Täter*innen befassen. Im Frühjahr 2019 gab es eine heftige Debatte um den Roman „Stella“ von Takis Würger, dem vorgeworfen wurde, eine Täterin als Menschen, auch als liebende Frau, darzustellen. Wer jedoch die Biographie Stella Goldschlags von Peter Wyden liest, erhält einen differenzierten Einblick in die Dilemmata, die Menschen zu Täter*innen machen, in die persönlichen sowie die historisch-politische Genese: https://demokratischer-salon.de/beitrag/das-stella-dilemma/. Die (Sozio-)Psychologie der Täter*innen haben Philip Zimbardo mit dem Stanford Prison Experiment und Harald Welzer mit seiner Analyse der Täter von Babij Jar ausführlich dokumentiert. Gemeinsam mit der Konzeptkünstlerin Sandra Del Pilar habe ich mehrere Essays gestaltet. Sie hat mir erlaubt, dazu ihre Bilder, u.a. von Guantánamo und Abu Ghraib sowie zu den Morden an den Frauen von Ciudad Juárez (Mexiko), zu verwenden: https://demokratischer-salon.de/beitrag/gelegenheit-macht-moerder/.

Weitere Begegnungen, weitere Essays – all das wird es auch im nächsten Jahr geben. Ich freue mich, wenn ich von Ihnen / euch Hinweise erhalte, was Ihres / eures Erachtens in dem Blog ergänzt, verändert, hinzugefügt werden sollte. Und ich würde mich ebenso freuen, wenn diejenigen unter Ihnen / euch, die sich in sozialen Netzwerken bewegen, die Beiträge des Blogs dort teilen oder darauf verweisen.

Ich grüße Sie / euch alle herzlich und verbleibe mit den besten Wünschen. In etwa vier Wochen melde ich mich wieder, dann wie üblich mit neuen Artikeln. In Vorbereitung sind u.a. Essays zu den Themen Antisemitismus, Rassismus, Schwarzer Feminismus.

Ihr / Euer Norbert Reichel