Afrikanisches Selbstbewusstsein
Renate Heß über Abdulai Sila und die Literatur aus Guinea-Bissau
„Tatsächlich habe ich während meines ganzen Lebens viele Dinge infrage gestellt, die man als Folge dieser natürlichen Ordnung ansehen konnte, und ich habe es nie bereut. Wenn wir aufhören nachzufragen, bekommen wir ein Geschenk fürs Leben: ein hohles Gehirn. Mit einem hohlen Gehirn kann man zwar leben, aber es ist etwas ganz anderes, wenn wir unser Denken befreien und dem Leben mit offenem und wachem Geist begegnen und das Ungewöhnliche suchen. Ungehemmt erneuert sich das Leben in bunter Vielfalt, revidiert ständig die Vernunft und lässt die Leidenschaft aufblühen. Dann können wir aus ihm etwas machen, was die Einfältigen nicht einmal ahnen können. Wenige tolerieren das, niemand versteht es. Voller Vorurteile verdammt man, ohne nachzudenken. / Deswegen erkläre ich: Ich bin nicht verrückt.“ (Abdulai Sila, Die Tage von Kubukaré, übersetzt aus dem Portugiesischen von Renate Heß, Berlin, Edition Noack & Block in der Frank & Timme GmbH, 2023)
Abdulai Sila erzählt die im Roman „Die Tage von Kubukaré“ vorgestellte Geschichteaus der Perspektive einer Frau, die für die Befreiung von der Kolonialherrschaft kämpfte und nach dem Sieg erlebt, dass die neue Elite der Sieger die von ihr erhoffte Zukunft zerstört. „Nachdem die Anziehungskraft der Solidarität sich verflüchtigt hat, scheidet sich früh der Diskurs von der Praxis und untergräbt das Fundament und den Zauber der tausendfach versprochenen Morgenröte.“ Letztlich gibt es nur noch Verlierer: „Ich verlor, weil Leute gewannen, die andere Werte vertraten als die, für die wir gestern gekämpft hatten. Ich verlor, weil die Partei bereits verloren hatte.“
Es ist das Verdienst von Renate Heß und ihrer Kollegin Rosa Rodrigues, dass drei Bücher eines der bedeutendsten portugiesisch schreibenden afrikanischen Autoren auf dem deutschen Buchmarkt verfügbar sind, in der Übersetzung von Renate Heß der bereits zitierte Roman und das Theaterstück „Zwei Schüsse und ein Lachen“ (ebenfalls in der Edition Noack & Block erschienen), in der Übersetzung von Rosa Rodrigues der Roman „Die letzte Tragödie“ (im Leipziger Literaturverlag).
Guinea-Bissau und die Amilcar-Cabral-Gesellschaft
Norbert Reichel: Wie kamen Sie nach Guinea-Bissau?
Renate Heß: Das ist eine lange Geschichte. Ich bin Literaturwissenschaftlerin, Germanistin und habe am Gymnasium unterrichtet. In den 1980er Jahren war ich als DAAD-Lektorin in Portugal. Da wurde mein Interesse an der portugiesischen Sprache und Literatur geweckt. In Lissabon habe ich mit einer jungen Frau zusammengewohnt, die aus Guinea-Bissau kam. Das war etwa zehn Jahre nach der Unabhängigkeit von Guinea-Bissau, die im Jahr 1974 stattfand. Damals bin ich das erste Mal nach Guinea-Bissau gefahren und war inzwischen vier Mal dort, das letzte Mal im Jahr 2022 mit einer Gruppenreise unseres Vereins.
Nach meiner Rückkehr nach Deutschland wurde ich in einem Verein aktiv, der Amilcar-Cabral-Gesellschaft, die sich nach dem Theoretiker und führenden Vertreter der Befreiungsbewegung in Guinea-Bissau und in Cabo Verde (Kap Verde) benannt hat. Über diesen Verein habe ich Abdulai Sila kennengelernt, zunächst als Verleger, dann auch als Schriftsteller. So entstand ein engerer Kontakt mit afrikanischer Literatur und insbesondere mit Guinea-Bissau.
Norbert Reichel: Wie würden Sie die Entwicklung in Guinea-Bissau seit der Unabhängigkeit beschreiben?
Renate Heß (lässt sich Zeit mit der Antwort): Sie merken, ich habe wenig Worte dafür. Es ist schwierig. Es gab viele Krisen. 1998 gab es einen Krieg, der etwa ein Jahr gedauert hat und viel in der Entwicklung zurückgeworfen hat, auch in kultureller Hinsicht. Es gibt im Grunde zwei Dinge: Auf der einen Seite gibt es viele gesellschaftliche und kulturelle Initiativen, auf der anderen Seite sind die staatlichen Institutionen eher ein Hemmnis für die zukünftige Entwicklung.
Es gibt einige Akteure, auch aus aktuellen Parteien, die eine demokratische Perspektive hätten, aber es gibt immer wieder anti-demokratische Kräfte, so den gegenwärtigen Präsidenten Umaro Sissoco Embaló und die Militärs, die mit ihm verbunden sind, die kein Interesse an einer demokratischen Gesellschaft haben und viele Ansätze zerstören. Im Juni 2023 fanden Parlamentswahlen statt, die sehr ruhig verliefen und eine hohe Beteiligung hatten. Die Zivilgesellschaft hat die Wahlen sehr genau beobachtet, die Wahlergebnisse konnten nicht gefälscht worden. Das Parlament konnte allerdings erst einige Wochen nach den Wahlen zusammentreten. Die neue Regierung hat sehr schnell soziale Maßnahmen ergriffen, der Brotpreis wurde gesenkt, die Schulen fingen wieder an zu funktionieren. Anfang Dezember 2023 hat dann der Präsident das Parlament unter einem Vorwand aufgelöst. Dies widersprach der Verfassung!
Es gibt nach wie vor Akteure, die Demokratie und Rechtsstaat zu verteidigen versuchen, sowie eine breite Bewegung von Bürgerradios, die dafür sorgen, dass Informationen im Land verbreitet werden, bis in die fernsten Ecken des Landes. Es gibt einen funktionierenden Journalistenverband, es gibt ein vom Weltfriedensdienst unterstütztes Projekt, die Kumpuduris di paz. Man könnte sie Friedensstifter nennen, die im ganzen Land Zuspruch finden, ein Netzwerk geschaffen haben und versuchen, Konflikte friedlich zu lösen.
Norbert Reichel: Wie hoch ist die politische Repression?
Renate Heß: Journalisten werden verfolgt, beleidigt, zusammengeschlagen. Seit Beginn des Jahres 2024 gab es immer wieder Demonstrationen gegen den Abbau von Demokratie und Rechtsstaat, landesweit gerade wieder im Mai 2024. Verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen hatten sich in einer Frente Popular zusammengetan. Sie wurden massiv gehindert, Mitglieder willkürlich verhaftet und erst nach einigen Tagen wieder freigelassen. Selbst im Ausland, in der Diaspora werden Menschen bedroht und eingeschüchtert.
Norbert Reichel: Ein leider übliches Verfahren von repressiven Regimen im Ausland. Ich dachte zuletzt noch daran, als Biniam Girnay, ein Radprofi aus Eritrea, beim Tour de France 2024 das grüne Trikot gewann. Eritrea ist ein besonders berüchtigtes Beispiel für Verfolgung und Einschüchterung oppositionell eingestellter Menschen im Ausland, auch mit Unterstützung von im Ausland lebenden Eritreern, die das dortige Regime unterstützen. Das nur am Rande. Die Amilcar-Cabral-Gesellschaft befasst sich auch mit den Entwicklungen in Cabo Verde, einem eigenen Staat, der 1975 unabhängig vom Kolonialland Portugal wurde.
Renate Heß: Die Unabhängigkeitsbewegung unter Amilcar Cabral kämpfte für die Unabhängigkeit beider Länder. Es gibt enge Verflechtungen zwischen den beiden Ländern. Amilcar Cabral ist in Guinea-Bissau geboren, aber seine Eltern stammten aus Cabo Verde. Das hängt auch damit zusammen, dass die portugiesische Kolonialgesellschaft sich oft auf Leute aus Cabo Verde stützte und diese in der Verwaltung eingesetzt hatte. Der Vater von Amilcar Cabral war Lehrer und hatte in Guinea-Bissau unterrichtet. Die Verbindung zwischen beiden Ländern wurde sehr früh von Guinea-Bissau gelöst.
Vielleicht darf ich zum Rahmen, den wir gerade abstecken, noch einen wichtigen Punkt nennen. Es gibt etwa 30 ethnische Gruppen mit über 25 Sprachen in Guinea-Bissau. Es gibt fünf ethnische Hauptgruppen. In dem Unabhängigkeitskampf wurde auch versucht, diese Gruppen zusammenzuführen. Dabei spielte das Kriol von Guinea-Bissau eine wichtige Rolle. Manche sagen heute, das sei die guineische Sprache, die Verkehrssprache. Aber es gibt neben dem Kriol noch verschiedene andere Landessprachen.
Literarische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte
Norbert Reichel: Warum schreiben Autoren und Autorinnen aus Guinea-Bissau auf Portugiesisch?
Renate Heß: Das ist ambivalent. Das Portugiesische ist eine Sprache, die man bis heute in der Schule lernt, die auch den Austausch mit anderen portugiesisch sprachigen Ländern erlaubt. Andererseits ist es die Sprache der ehemaligen Kolonialherren, die sich allerdings auch – wie in Angola oder Mosambik – mit der Zeit verändert hat. Bestimmte Begriffe unterscheiden sich. Bei Abdulai Sila und anderen Autorinnen und Autoren gibt es auch einen starken Einfluss der anderen Sprachen des Landes. Und vor etwa zwei Jahren hat Abdulai Sila mit „Deih” erstmals ein Theaterstück in Kriol geschrieben.
Norbert Reichel: Wie viele Menschen können die Texte von Abdulai Sila und seinen Kolleginnen und Kollegen in Guinea-Bissau lesen?
Renate Heß: Etwa ein Viertel der Bevölkerung beherrscht das Portugiesische. Das Land hat etwa zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Es ist schon ein beschränkter Kreis.
Norbert Reichel: Der Markt würde dann auch Portugal, Brasilien, Angola, Mosambik einbeziehen?
Renate Heß: Ja, genau. Es bestehen auch organisatorisch Verbindungen zu den anderen portugiesisch sprachigen Ländern. Abdulai Sila hat 1994 mit Teresa Montenegro, einer Chilenin, die in Guinea-Bissau lebt, und Fafali Koudawo, der inzwischen verstorben ist, den ersten privaten Verlag in Guinea-Bissau gegründet, den Verlag Ku Si Mon. „Ku Si Mon“, das heißt etwa „mit eigenen Händen“, „mit eigener Kraft“. Es war die Zeit, in der das Einparteiensystem im Land endete und auch die Zensur abgenommen hatte. Der Verlag gehört zu einer Allianz unabhängiger Verlage, zu der Verlage aus Brasilien, Angola, Mosambik und mittlerweile auch ein Verlag aus Portugal gehören.
Norbert Reichel: Gibt es eine literarische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte?
Renate Heß: Es gibt eine Art Aufarbeitung in Portugal, durchaus zunehmendes Interesse, auch an der Beziehung zwischen Portugal und den ehemaligen Kolonien. Es gibt aber auch immer verschiedene Wellen. Ich kann das für die Literatur sagen. In den 1980er und 1990er Jahren gab es zum Beispiel den Roman „Die Küste des Raunens“ der portugiesischen Autorin Lídia Jorge (die deutsche Übersetzung von Karin von Schweder-Schreiner 1995 bei Suhrkamp) oder „Der Judaskuss“ von Antonio Lobes Antunes (die deutsche Übersetzung von Ray-Güde Mertin 1987 bei Hanser). Thema waren der Kolonialkrieg und die Verbrechen während des Kolonialkrieges.
Das Thema verschwand einige Zeit, aber inzwischen gibt es wieder eine Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und der Entwicklung der portugiesischen Kolonialherrschaft. Dazu gehören Yara Nakahanda Monteiro, „Schwerkraft der Tränen“ (die deutsche Übersetzung von Michael Kegler 2022 im Haymon-Verlag, Dulce Maria Cardoso, „Die Rückkehr“ (die deutsche Übersetzung von Steven Uhly 2021 bei Suhrkamp), Isabela Figueiredo, Roter Staub (Übersetzung von Markus Sahr 2019 bei Weidle). Zu nennen wäre vielleicht auch die Lyrikerin Ana Paula Tavares, eine in Portugal ansässige Angolanerin. Ihre zweisprachige Werkauswahl „Árvore da Febre – Fieberbaum“ erschien 2010 bei der Edition Delta in der Übersetzung von Juana und Tobias Burghardt.
Norbert Reichel: Kehren wir zurück zur Literatur aus Guinea-Bissau. Neben den drei Büchern von Abdulai Sila, die Sie und Ihre Kollegin Rosa Rodrigues übersetzt haben, ist die Zahl der aus Guinea-Bissau ins Deutsche übersetzten Bücher doch recht überschaubar.
Renate Heß: Die Übersetzungen von Literatur aus Guinea-Bissau ins Deutsche lassen sich mehr oder weniger an einer Hand abzählen. Neben den genannten Büchern von Abdulai Sila gibt es einen Gedichtband von Tony Tcheka, ein Autor aus derselben Generation wie Abdulai Sila. Er ist Journalist, Schriftsteller, lebt zurzeit in Portugal. Diesen Gedichtband hat Niki Graça übersetzt. Das Buch erschien unter dem Titel „Guinea“ 2020 bei hochroth Berlin. Eine Anthologie finden Sie mit „Lusophone Kolumnen – Zeitgenössische Alltagsbetrachtungen aus portugiesischsprachigen Ländern“; ein zweisprachiger Band (herausgegeben von Luísa Costa Hölzl, übersetzt von Michael Kegler), der bei dtv erschien. Darin gibt es zwei Texte von Abdulai Sila und Odete Semedo, auch sie gehört zur Generation von Abdulai Sila. Die drei Bücher von Abdulai Sila sind im Grunde der Kern der Literatur aus Guinea-Bissau, die in die deutsche Sprache übersetzt wurde. Und im Februar 2024 hat meine Kollegin Rosa Rodrigues im Leipziger Literaturverlag die Übersetzung eines Romans des vielversprechenden jungen Autors Amadú Dafé vorgelegt: „Jasmin”.
Im Jahr 2022 habe ich den Erzählband „Fora de Jogo“, zu Deutsch „Abseits“, ein Begriff aus der Fußballsprache, bei einer kleinen Buchmesse in Guinea-Bissau entdeckt. Ein Band mit zwölf Erzählungen von vier Autoren und einer Autorin der jüngeren Generation. Themen sind zum Beispiel Migration nach Europa, Schatten der Vergangenheit, Verfolgung sexueller Andersartigkeit, Verrücktsein als Befreiung in der Diaspora. Der einzige Autor dieser Anthologie, von dem in deutscher Sprache bereits ein Buch vorliegt, ist Amadú Dafé.
Ich habe als erste die Erzählung „Die Lese“ („A Colheita”) von Marinho de Pina gelesen und hatte gleich Lust, das zu übersetzen. Am nächsten Tag habe ich den Autor getroffen. Er war sofort einverstanden. Im Gespräch in unserem Verein kam die Idee, wir könnten doch die ganze Anthologie übersetzen. Unser Verein wird im Jahr 2025 50 Jahre alt und das Vereinsjubiläum wäre eine gute Gelegenheit für die Veröffentlichung einer solchen Übersetzung. Die Übersetzung ist nicht einfach, denn die Erzählungen weisen unterschiedliche Sprachvarianten des Portugiesischen auf (Brasilien, Guinea-Bissau, Mosambik) sowie einen starken Einfluss des guinea-bissauischen Kriol. Johannes Augel, Rosa Rodrigues und ich übersetzen die zwölf Erzählungen und wir streben eine Veröffentlichung zur Leipziger Buchmesse 2025 an.
Übersetzungen aus dem Portugiesischen sind auf dem Buchmarkt allerdings eine Nische. Mut, Bücher von bei uns nicht bekannten Autorinnen und Autoren aus afrikanischen Ländern zu publizieren, ist dann noch etwas ganz Besonderes. Der Leipziger Literaturverlag hat schon länger eine portugiesische Reihe. Durch eine glückliche Verbindung ergab sich für mich der Kontakt zur Edition Noack & Block. Die Finanzierung der Publikationen erfolgt zum Teil auch über eine Förderung von Übersetzungen aus dem Portugiesischen durch das Instituto Camões und die Generaldirektion für Bücher, Archive und Bibliotheken (DGLAB). Es gab für die Leipziger Buchmesse 2021 ein eigenes Förderprogramm, da Portugal damals Gastland war. Die Buchmesse fand dann leider nur virtuell statt.
Der Weg zu Abdulai Sila
Norbert Reichel: Warum haben Sie Abdulai Sila übersetzt?
Renate Heß: Weil er es verdient. Aber da kommen viele verschiedene Gründe zusammen. Ich habe Abdulai Sila 1997 auf der Frankfurter Buchmesse kennengelernt. Er war als Verleger eingeladen. Moema Parente Augel, eine brasilianische Literaturwissenschaftlerin, die in Bielefeld lebt, hat in den 1990er Jahren in Guinea-Bissau sich sehr für die Literatur des Landes engagiert und mit vielen Autorinnen und Autoren gesprochen, die ihre Manuskript-Schubladen geöffnet haben. Es gab eine Möglichkeit, Bücher mit EU-Geldern zu veröffentlichen. Moema hat mich 1997 angerufen – ich wohnte damals in Darmstadt – und gefragt, ob ich für einen Schriftsteller, der zur Buchmesse käme, etwas tun könnte. Ich habe dann eine Lesereise für Abdulai Sila organisiert. Es gab einen Auszug aus dem Roman „Die letzte Tragödie“, veröffentlicht in der österreichischen Kulturzeitschrift Sterz, und einen aus dem Roman „Mistida“ (ein Wort aus dem Kriol mit vielen Bedeutungen, etwa: Probleme, Angelegenheiten, Notwendigkeiten ),den Johannes Augel eigens für diese Lesereise übersetzt hat.
Daraus entstand meine Freundschaft mit Abdulai Sila. Wir haben uns immer getroffen, wenn er nach Deutschland kam. Ich habe ihn mehrfach interviewt. 2012 oder 2013 schickte er mir das Manuskript seines Theaterstücks „Zwei Schüsse und ein Lachen“ und fragte, ob ich nicht ein paar Zeilen dazu schreiben könnte. Ich habe das Buch, das 2013 in Bissau erschienen ist, gelesen und es entstand ziemlich bald mein Wunsch, es zu übersetzen. Der Text hat mich sehr angesprochen. Außerdem war es einer der ersten Theatertexte aus Guinea-Bissau. Und es gab – abgesehen von den genannten kurzen Ausschnitten – noch keine literarischen Übersetzungen ins Deutsche aus Guinea-Bissau. Es dauerte aber dann noch einige Zeit, bis es zur Übersetzung kam.
Abdulai Sila hat als Romancier angefangen. „Zwei Schüsse und ein Lachen“ („Dois Tiros e Uma Gargalhada“) ist sein zweites Theaterstück, nach dem (nicht in deutscher Sprache vorliegenden) Stück „As Orações de Mansata“ („Die Gebete Mansatas“). Beide Bücher gehören zusammen, wie man schon auf den Covern der Bücher sieht, eine Figur, die einmal mit dem Gesicht, einmal mit dem Rücken zum Betrachter zu sehen ist. Es gibt dazu ein drittes Stück, das schon geschrieben, aber noch nicht veröffentlicht ist. Inzwischen hat Sila sich ganz auf das Theater verlegt.
Norbert Reichel: Gibt es Aufführungen auch in Deutschland?
Renate Heß: Leider kaum. „As Orações de Mansata“ hat seine Welturaufführung 2010 in portugiesischer Sprache durch eine studentische Theatergruppe in Köln erlebt. 2013 hat es eine Theatergruppe aus Coimbra mit Schauspielern aus verschiedenen portugiesischsprachigen Ländern aufgeführt und ist damit auch auf Tournee gegangen, in Portugal, in Spanien, in Guinea-Bissau. In Angola jedoch wurde die Aufführung drei Stunden vor Beginn verboten. 2023 gab es in Berlin eine szenische Lesung von „Zwei Schüsse und ein Lachen“ über den Verein drama panorama. Abdulai Sila, der sehr gut Deutsch spricht, war zugeschaltet, sodass man ihm auch Fragen stellen konnte.
Norbert Reichel: Was finden wir in den Theaterstücken, die noch nicht in deutscher Sprache vorliegen? Vielleicht wissen Sie auch schon etwas über das noch nicht veröffentlichte dritte Stück?
Renate Heß: „As Orações de Mansata“ ist eine Adaption von Shakespeares „Macbeth” an afrikanische Verhältnisse. Es geht in der Trilogie um Macht und Machtmissbrauch, ein immer wieder aktuelles Thema in Guinea-Bissau. Die Stücke sind verbunden durch Textverweise und durch ihre Figuren, zum Beispiel durch ihre Gegenspieler. Während das erste Stück damit endet, dass sich die Rivalen um den Machtanspruch alle gegenseitig umbringen, gibt es in „Zwei Schüsse und ein Lachen“ ein Happy End. Mit Hilfe der Weisheit der „Homens Grandes”, den geachteten Ältesten in der guinea-bissauischen Gesellschaft, werden Gewalt, Korruption und politische Morde überwunden. Es geht auch darum, wie sich die Intellektuellen zur Macht verhalten.
In einem Prozess am Ende des Stücks stellt Dimmo, eine der Hauptfiguren, die Frage: „Wie lässt sich erklären, dass jemand, der am eigenen Leib die furchtbaren Auswirkungen der Dummheit, der Inkompetenz, der Korruption, der Misswirtschaft und aller Verfehlungen der Vergangenheit erfahren hat, nun den gleichen Weg einschlagen will, den die genommen haben, die unser Land zerstört haben?“
Erwähnen möchte ich noch ein neues Theaterstück von Abdulai Sila, das 2022 im Frühjahr in Bissau aufgeführt wurde, „Deih“, was so viel heißt wie „innige Verbundenheit“, „Freundschaft“. Sila hat das Stück in Kriol geschrieben. Es ist die Geschichte von zwei Frauen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Die eine stirbt bei der Geburt ihres Kindes an den katastrophalen Verhältnissen im Krankenhaus. Die Freundin nimmt das Kind auf, erzieht es und studiert Medizin, um etwas zu verändern. Abdulai Sila hat es selbst inszeniert. Da das Stück ein Auftragswerk des Französischen Kulturzentrums in Guinea-Bissau war, erschien es danach in einer zweisprachigen Ausgabe in Kriol und Französisch.
Norbert Reichel: Wie sieht es mit der Rezeption der Literatur aus Guinea-Bissau und insbesondere von Abdulai Sila in Portugal aus?
Renate Heß: Abdulai Sila sowie andere guinea-bissauische Autoren werden in universitären Kreisen wahrgenommen. Es gibt in Portugal an der Universität von Coimbra innerhalb des Studiengangs „Portugiesisch sprachige Literatur“ einen Schwerpunkt „Afrikanische Literaturen“. José Luís Pires Laranjeira hatte den Lehrstuhl inne, ist aber inzwischen im Ruhestand. Er hat mehrfach über Abdulai Sila geschrieben. In seiner Rezension der 2023 in der „Trilogia de Padjigada“ veröffentlichten neuesten Theaterstücke von Abdulai Sila äußert er sein Unverständnis darüber, dass Abdulai Sila noch nicht mit dem Premio Camões ausgezeichnet worden sei, dem bedeutendsten Literaturpreis der portugiesisch sprachigen Welt. Abdulai Sila gelinge es, die gesellschaftlichen Verhältnisse scharf zu analysieren.
Ein weiterer Aspekt der Rezeption kommt aus dem Kreis ehemaliger portugiesischer Soldaten, die in Afrika stationiert waren und sich untereinander vernetzt haben. Einer von ihnen, der sich sehr für die Literatur in Guinea-Bissau interessiert, bespricht in seinem Blog auch immer wieder Bücher von Abdulai Sila und anderen Autoren, wie zum Beispiel Amadú Dafé. Seiner Meinung nach sind diese Bücher eine unverzichtbare Lektüre in Portugal. Das sind keine literaturwissenschaftlichen Analysen, ist aber für die Rezeption wichtig und letztlich auch ein Zeichen der Aufarbeitung der Kolonialherrschaft in Portugal.
Stil und Anliegen von Abdulai Sila
Norbert Reichel: Wie würden Sie den Stil Abdulai Silas beschreiben?
Renate Heß: Abdulai Sila schreibt mit Humor und sehr subtil. Nehmen wir zum Beispiel das Stück „Zwei Schüsse und ein Lachen”. Mit Witz und Ironie entwirft Sila ein Gegenmodell zur aktuellen politischen Realität und ruft zur Versöhnung auf. Er fordert eine Dekolonisierung des Denkens und damit ein Überdenken des Verhältnisses der Bürger (und Politiker) zur Macht. Ich fand es sehr schade, dass meine Freunde das Theaterstück nicht sehen oder lesen konnten, auch in unserem Verein. Humor kann man nicht einfach weitererzählen, das muss man lesen und sehen. Silas Theaterstücke zeigen uns eine moderne afrikanische Gesellschaft, die so gar nicht unseren Klischeevorstellungen von Afrika entspricht und die sehr viel mit uns Europäern zu tun hat. Abdulai Sila thematisiert die politischen Krisen in Guinea-Bissau in den letzten Jahrzehnten, eigentlich seit der Unabhängigkeit, insbesondere aber nach dem Bürgerkrieg in den späten 1990er Jahren. Die politischen Konflikte wurden oft gewaltsam ausgetragen, politische Gegner wurden als „Verräter“ gebrandmarkt und beseitigt.
Norbert Reichel: Ich erlaube mir, ein Beispiel für den Humor und die Ironie in den Büchern von Abdulai Sila zu zitieren. In „Die letzte Tragödie“ denkt die männliche Hauptperson über das Verhältnis von Schwarzen und Weißen nach: „Die Weißen arbeiten wenig, aber denken viel; die Schwarzen arbeiten viel, aber denken wenig.“ In diesem Satz stecken ein ganzes politisches Programm und alle Schwierigkeiten, dieses Programm auch zu verwirklichen.
Ich habe die Bücher von Abdula Sila als sehr ambivalent erlebt, gerade weil es keine eindeutige Trennung von Gut und Böse gibt, weil sie interne Konflikte ebenso zeigen wie die Kolonialherrschaft. Auch in „Die Tage von Kubukaré“. Die Geschichte wird aus der Perspektive einer jungen Frau erzählt, die viele idealistische Ideen hat, aber dann von der Partei zur Krankenschwester gemacht wird. Das kann sie, aber das war nicht ihr Traum. Ihre politischen Ideen haben da keinen Platz.
Renate Heß: Bei dem bisher letzten Roman von Abdulai Sila, „Die Tage von Kubukaré“, hat mich von Anfang an diese starke Frauenfigur fasziniert. Sila schildert das außergewöhnliche Leben einer Frau, die sich auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben dem Kampf um die Unabhängigkeit Guinea-Bissaus anschließt. Zwei Themen sind dabei miteinander eng verknüpft, nämlich der Befreiungskampf Guinea-Bissaus gegen die portugiesische Kolonialherrschaft und der Emanzipationsprozess der Frau. Bemerkenswert finde ich, wie Sila das Geschehen aus der Perspektive der Frau erzählt. Deshalb wollte ich das Buch auch unbedingt übersetzen.
Norbert Reichel: Ich darf aus dem Roman zitieren: „Wir wenden das Blatt und siehe da, die Geschichte tendiert zur Wiederholung, bevor sie Geschichte ist. Unsere wahre Geschichte. Nachdem die Anziehungskraft der Solidarität sich verflüchtigt hat, scheidet sich früh der Diskurs von der Praxis und untergräbt das Fundament und den Zauber der tausendfach versprochenen Morgenröte. Die Ideologie des Tafal-Tafal, des Betrugs, macht sich breit und verhängt eine graue und lahmende Zukunft. / Der Unglaube erreicht eine kollektive Dimension und die Barbarei überschreitet die Grenzen des Beschreibbaren.“ In dem Roman wechseln reflektierende Passagen der Hauptperson mit den erzählenden Passagen ab und in einer solchen Stelle erfahren wir alles über ihre Träume und zugleich über deren Zerstörung.
Renate Heß: Ich denke, vielleicht habe ich mit „Diskurs von der Praxis“ einen Übersetzungsfehler gemacht. Ich hätte auch schreiben können: „das Wort von der Tat“. Aber ich wollte den politischen Begriff, denn so wird in einer politischen Partei gesprochen. Abdulai Sila verfolgt das Ziel der Dekolonialisierung des Denkens. Der Kolonialismus hat Spuren hinterlassen, aber es kommt nicht nur von den Weißen, sondern er ist auch in den Menschen drin, die Denkmuster des Kolonialismus übernommen haben.
Assimilados
Norbert Reichel: Interessant ist das Bild von Europa, das Bild der „Weißen“, wie es Abdulai Sila – ich möchte es einmal so nennen – dekonstruiert. Ich nenne einige Beispiele, auch aus anderen Texten:
- In der Erzählung „Die Lese“ von Marinho de Pina träumt ein junger Mann, davon, dass man in Europa, in Portugal, in „terra-branco“ das Geld auf der Straße auflesen könnte. Sein Vater ist kein armer Mann, aber da gibt es den Imam, der reich zu sein scheint und in der Lage ist, seine eigene Moschee zu bauen. Da „fragte ich jetzt, wo mein Vater zögerte oder gar aufgeben wollte, nur danach, wie es in Europa war, statt danach zu fragen, wie man nach Europa kommt.“ Es muss „Zauberei“ sein, wie die Menschen in Europa, „die Weißen“, sich dort ein schönes Leben machen.
- Ein Gegenbild ist der junge Mann in der Erzählung „Eine Frage der Freiheit“ von Edson Incopté (ebenfalls in „Fora de Jogo“), dem es vorherbestimmt ist, seinem Vater nachzufolgen und der deshalb aus Portugal nach Guinea zurückkehren muss: „In Guinea-Bissau war sein Leben schon vorherbestimmt. Es war nicht nur vorherbestimmt, sondern es war auch klar, dass er eines Tages in Braia den Thron seines Vaters erben würde.“ Es war „von Geburt an sein Schicksal (…) eine Mission zu erfüllen.“
- In „Die Tage von Kubukaré“ lesen wir: „Das Leben ist eine Abfolge von Augenblicken. (…) Und wie in einem Science-Fiction-Film lassen wir uns von unseren Sinneseindrücken täuschen. Die Realität ist das eine, unsere vorurteilsbehaftete Interpretation dieser Realität ist etwas anderes. Manchmal näheren sie sich an, sind aber immer verschieden. Nie sind sie identisch.“
Renate Heß: Es gibt in „Die Tage von Kubukaré“ eine Szene, in der das Mädchen in die Schule geschickt wird. Die Mädchen mussten eine Perücke tragen, wenn sie in die Schule oder in die Kirche gingen, damit man das krause Haar nicht sieht. Sie musste sich mit der Perücke als Afrikanerin verleugnen, dabei war das Afrikanisch-Sein ihr Traum von Freiheit: „Ich entdeckte die magische Bedeutung, afrikanisch zu werden, die Faszination der Unabhängigkeit. (…) Eine neue Welt entstand, ein Traum wurde wahr. Allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, selbst den Weißen, in einem Ausweis ohne diskriminierendes ‚B‘ seinen eigenen Namen zu tragen, ohne dass es ein Pseudonym oder ein von den Weißen gegebener Beiname war, ohne Perücke zur Schule gehen zu können, unsere Kleidung zu tragen und unsere eigene Sprache ohne Gewissensbisse und Komplexe sprechen zu können, in Frieden und Harmonie mit allen zu leben! Wie wundervoll war es, sich als Afrikaner zu begreifen!“
Es gab ein Gesetz, das „Statut der Indigenen”, das die Rechte und Pflichten der indigenen Bevölkerung festlegte und die Gesellschaft in „Indigene”, „Assimilados” und „Staatsbürger” einteilte. Assimilado konnte man nur werden, wenn man alles ablegte, was afrikanisch war. Man musste lesen und schreiben können, was auch viele Portugiesen nicht konnten, man musste sich kleiden wie die Europäer, man musste die eigenen Sitten und Gepflogenheiten ablegen. Dazu gehörte das Tragen der Perücke bei den Mädchen.
Vor zwei Jahren ist mir in Guinea-Bissau aufgefallen, dass viele Frauen Perücken tragen, selbst in den Dörfern. Vor allem, wenn sie sich chic machen und ausgehen. Das ist eine neue Entwicklung in Guinea-Bissau. Ich weiß nicht, wie es in anderen Ländern ist. Europäische Schönheitsideale wirken sich aus. Das sind europäische oder amerikanische Perücken, nicht unbedingt glatte Haare, aber eher größere Locken. Das ist auch ein Thema in „Zwei Schüsse und ein Lachen“. Abdulai erzählte, dass Millionen für Schönheitsprodukte ausgegeben werden, aber kein Geld für Bücher. Das ist auch eine Seite, von der man sich freimachen muss, wenn es um Dekolonisierung geht.
Bildung befreit
Norbert Reichel: Aufgefallen ist mir in den Büchern von Abdulai Sila in diesem Zusammenhang die Darstellung von Schule und Religion. In „Die letzte Tragödie“ gibt es die Mission von Dona Linda, die selbst nicht lesen und nicht schreiben kann, aber alle Kinder in die Schule schickt, damit sie dort – so nenne ich das jetzt einmal – portugiesisch werden. Der dominierende Unterrichtsinhalt ist die christliche Religion. Wie schwer es ist, das Afrikanische in sich selbstbewusst zu zeigen, wird in „Die letzte Tragödie“ unter anderem am Beispiel der Rolle eines Lehrers reflektiert: „War der Lehrer etwa nicht auf den Umgang mit dem Chef und seine Begünstigung angewiesen, um anderen zu zeigen, dass er kein Eingeborener, sondern ein Assimilierter oder vielleicht sogar ein Zivilisierter war.“
Renate Heß: Kirche und Diktatur gehörten unter Salazar zusammen. Der Mann von Dona Linda hat auch nur die vierte Klasse besucht. Das Thema ist in „Die letzte Tragödie“ schon zwiespältig. Der Lehrer, der sich dann später mit Ndani zusammentut und am Schluss verbannt wird, hat auf der Missionsschule bestimmte Werte gelernt und stellt fest, dass das Verhalten der Weißen nicht dem entspricht, was in der Schule gelehrt wird.
Generell zur Bildung, gerade auch in Guinea-Bissau: Am Ende der Kolonialherrschaft waren über 90 Prozent der Bevölkerung Analphabeten, auch heute sind es noch etwa 50 Prozent. Das erste, das während der Unabhängigkeitsbewegung geschah, war die Errichtung von Schulen. Nach der Unabhängigkeit gab es Alphabetisierungskampagnen nach dem Prinzip von Paolo Freire, in denen sich auch Abdulai Sila engagierte. Zugang zu Bildung ist eigentlich der wesentliche Punkt, lesen können, schreiben können. Das Motiv taucht bei Abdulai Sila immer wieder auf, zum Beispiel auch in „Zwei Schüsse und ein Lachen“. Es geht um Bildung für alle, Gesundheit für alle. In „Die Tage von Kubukaré“ wird die junge Frau von ihrer Mutter in die Schule geschickt. Das war in den 1960er Jahren, in denen der Roman spielt, noch ganz ungewöhnlich, dass Mädchen zur Schule gehen. In den Theaterstücken, die Abdulai Sila heute schreibt, ist Bildung nach wie vor ein wesentlicher Punkt. Sich selbst orientieren können, gerade auch für Frauen.
Norbert Reichel: Bildung war auch ein wichtiges Motiv für die Gründung des eigenen Verlags.
Renate Heß: Abdulai Sila und seine Mitgründer:innen haben den Verlag bewusst nicht im Ausland, sondern in Guinea-Bissau gegründet. Das Buch ist nicht etwas, das von außen, aus dem Ausland kommt, das Buch, die Bücher werden in Guinea-Bissau selbst gemacht. Das Buch sollte kein „Luxusgegenstand” sein. Abdulai Sila nannte das, was er machte, auch: „banalizar o livro“, das Buch zu etwas Gewöhnlichem machen, etwas, das überall verfügbar ist. Wenn jetzt jemand ein Buch veröffentlichen kann, kann das auch jemand anders. Im KuSiMon Verlag erschien zum Beispiel in den 2000er Jahren ein Buch, das zwei Schüler gemeinsam geschrieben haben. Es ging darum, junge Leute zu ermutigen zu schreiben und zu veröffentlichen.
Mit dem Ziel, das Lesen zu fördern und Interesse an Literatur zu wecken, wurden auch vom PEN-Zentrum in Guinea-Bissau Literaturzirkel von Jugendlichen ins Leben gerufen, die „clube de amor à leitura“, (deutsch: „Liebe zum Lesen“). Diese Initiative fördert solche Literaturzirkel auch an Schulen. Das hat eine enorme Bedeutung in einem Land, das keine einzige öffentliche Bibliothek oder keine wirkliche Buchhandlung hat. Und diese Literaturzirkel gibt es inzwischen auch in Lissabon, in der Diaspora. Diese Leseclubs geben den jungen Leuten Selbstbewusstsein. Das ist auch ein wesentlicher Aspekt der Arbeit von Abdulai Sila, der sich nicht nur als Schriftsteller engagiert, sondern insgesamt auf dem Feld der Kultur.
(Anmerkungen: Erstveröffentlichung im Dezember 2024, Internetzugriffe zuletzt am 30. November 2024. Das Titelbild ist ein Screenshot aus der auf youtube verfügbaren Aufführung von „Deih“ im Centro Cultural Franco-Bissau-Guineense.)