Diversity – Equality – Inclusion

Ein Gespräch mit der Erziehungs- und Politikwissenschaftlerin Meltem Kulaçatan

In pädagogischen Berufen wird immer wieder diskutiert, wie man der Vielfalt unserer Welt gerecht werden könnte. Manche sprechen von Interkulturalität, andere von Multikulturalität, manche setzen eher auf Vereinheitlichung, Assimilation, andere auf Diversifizierung, die jedoch mitunter eher identitätspolitisch motiviert ist und damit Konflikte schafft, die eigentlich vermieden werden könnten. Aber wie sieht die Wirklichkeit aus, wie kann sozialpädagogische und sozialarbeiterische Praxis sich auf veränderte Wirklichkeiten – der Plural ist hier sicherlich angemessen – einstellen? Wie verbinden sich verschiedene Wirklichkeiten, Identitäten, man könnte vielleicht auch sagen Identitätssplitter zu einem Ganzen? Was haben Geschlecht, Herkunft, die vielleicht gar nicht die eigene, sondern die der Eltern oder gar Großeltern ist, körperliche und seelische Besonderheiten, die so besonders gar nicht sind, aber so angesehen werden, Religion und Religiosität miteinander zu tun? Was ist eigentlich das Verbindende, was das Trennende oder was ist das, was in der Wissenschaft „Intersektionalität“ genannt wird?

Von der Wissenschaft in die Praxis: Welche Folgen ergeben sich für das Berufsbild von Sozialpädagog:innen und Sozialarbeiter:innen? Mit welchen Einstellungen beginnen diese ihr Studium? Welche Angebote machen Aus- und Fortbildung? All diese Fragen sind durchweg Gegenstand der Arbeit von Meltem Kulaçatan, die als Professorin für Soziale Arbeit an der Internationalen Hochschule Nürnberg lehrt. Als Forschende hat sie sich insbesondere mit der Diversität im pädagogischen Alltag, feministischen Perspektiven und  den Einstellungen junger Muslim:innen befasst und ausgewählte Ergebnisse unter anderem im Demokratischen Salon vorgestellt. Nach dem 7. Oktober 2023 hat sie dort auch eine sehr persönliche Einschätzung der Folgen dieses Tages formuliert: „Wider die Empathiesperre“.

Meltem Kulaçatan, Februar 2025. Foto: privat.

Norbert Reichel: Du hast im Wintersemester 2024/2025 in der Schweiz, in Zürich eine Gastprofessur wahrgenommen.

Meltem Kulaçatan: In der Schweiz war ich in einer Funktion, die das ursprüngliche Herzstück meiner Arbeit betraf, Religionsforschung und Religionspädagogik. Es handelte sich um die Verena-Meyer-Gastprofessur. Verena Meyer war die erste Rektorin an der Universität Zürich. Zu ihrem Andenken wurde diese Gastprofessur insbesondere zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft ins Leben gerufen. Ich wurde um meine Bewerbung gebeten und über die Stelle „Diversity, Equality, Inclusion“ (DEI) angenommen. Genau das, was zurzeit in den USA von der Trump-Regierung bekämpft und auch in Deutschland sehr kritisch und sehr abwehrend diskutiert wird, gerade in der Zeit, in der ich in der Schweiz war. Ich war dort am religionswissenschaftlichen Seminar von Oktober 2024 bis Ende Februar 2025 angestellt. Ich habe unterschiedliche Formate erfüllt, Lehrveranstaltungen, Vorträge und die beratende Begleitung von weiblichen Wissenschaftlerinnen in der Post-Doc-Phase im Mentoring-Format, ein genuines Anliegen der Verena-Meyer-Gastprofessur. Das hatte aber mit meiner Professur der Sozialen Arbeit eher wenig zu tun. Es nahm einen anderen Aspekt meiner Forschung in Anspruch.

Schwierige Debatten an den Hochschulen

Norbert Reichel: Siehst du Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz im Hinblick auf DEI?

Meltem Kulaçatan: Ich kann nur über die Deutsch-Schweiz sprechen. Die Lage in der Westschweiz, der französischsprachigen Schweiz kann ich nicht beurteilen. Deutschland ist in diesem Punkt immer ein Stück weiter und breiter aufgestellt als die Deutsch-Schweiz. Das ist das eine. Das andere ist, dass in den Berufungskommissionen nicht immer automatisch Expert:innen aus dem Bereich von DEI, zum Beispiel Gleichstellungsbeauftragte vertreten sind. In Deutschland ist das der Fall. Allerdings muss man ergänzen, dass auch in Deutschland Gleichstellungsbeauftragte weder Veto noch Placet besitzen, sondern beratend fungieren. Das heißt aber nicht, dass man aus der DEI-Perspektive nicht kritisch begleiten könnte. Ich habe sogar den Eindruck, dass diese kritische Begleitung in Deutschland stärker ausgeprägt ist als in der Schweiz. Ich maße mir kein bewertendes Urteil an, das ist nur eine Beobachtung aus einigen wenigen Monaten. Der populistische Diskurs zu diesem Thema scheint mir in der Schweiz ähnlich weit eingedrungen zu sein wie in Deutschland. Es gibt ihn auch in der Schweiz, und in Teilen leider auch in vulgärpopulistischer Form.

Norbert Reichel: Würdest du in Deutschland eine ähnlich große Bedrohung sehen wie wir sie zurzeit in den USA erleben?

Meltem Kulaçatan: Ja, aber nicht erst seit den aktuellen Ereignissen, sondern schon seit einigen Jahren. Aus der Frauen- und Geschlechterforschung wissen wir aus Erfahrung, dass bei Stellenabbau vor allem Stellen abgebaut werden, die Gender und Diversity, Inklusion im weitesten Sinne, für Menschen mit einer internationalen Geschichte ebenso wie für Menschen mit Beeinträchtigungen, betreffen. Das muss man zusammendenken. Das sind fragile Stellen. Die meisten Stellen sind noch nicht so alt. Die Institutionalisierung ist fragil. Diese Stellen und Forschungsfelder werden permanent angegriffen, vor allem, wenn es um Kritik an der sogenannten „Woke-Kultur“ geht, ein Behelfswort, das den Inhalt des Wortes „woke“ gar nicht richtig wiedergibt. Es ist nicht weit zu heftigen Attacken, verbal, auch körperlich. Wir sind mitten in dieser Attacke drin.

Mich ärgert und belastet als Wissenschaftlerin sehr, dass Diversity, Equity, Inclusion immer als ein „nice to have“ markiert werden. Es sind jedoch Stellen, die im Sinne der Gleichberechtigung und im Sinne des demokratietheoretischen Versprechens handeln und arbeiten.

Norbert Reichel: So wie es das Grundgesetz verlangt!

Meltem Kulaçatan: Diese Stellen versuchen den minimalen Anspruch an Gleichberechtigung und Demokratie zu erfüllen! Und das wird sukzessive abgebaut oder zumindest angegriffen.

Norbert Reichel: Wer sind die Angreifer in Deutschland? Abgesehen von einer unappetitlichen Partei auf der rechten Seite, deren Spitzenkandidatin ankündigte, bei einer Übernahme der Regierung alle Gender-Professoren (sie genderte natürlich nicht) zu „entlassen“.

Meltem Kulaçatan: Es ist eine Phalanx. Es sind Mischungen. Ich erlebe Menschen, denen ich das nicht zugetraut hätte, die die institutionalisierten Stellen angreifen. Sie reden davon, dass sie benachteiligt würden, selbst nicht zum Zuge kämen oder ihre eigenen Leute nicht unterbringen könnten. Es geht letztlich um Verteilungskämpfe an den Hochschulen. Dazu gehört auch der Eindruck, dass Hochschulen hier Mittel bereitstellten, die anderswo doch besser investiert werden könnten. Das ist ein gängiges Argument, natürlich ein obsoletes Argument, wenn wir uns die Ist-Situation an den Hochschulen anschauen.

Die Aversion gegen Gender, Diversity, Equity, Inclusion und alles, was damit verbunden wird, besteht schon lange. Als ich das erste Mal eine abwertende Stimme hörte, war ich noch Promovendin. Es muss etwa 2006 oder 2007 gewesen sein, als ich noch am Anfang meiner Promotion war. Ich war mit Kolleginnen in der Mensa. Ein junger Kollege, von dem ich das tatsächlich nicht erwartet hätte, äußerte sich sehr abfällig über die damalige Stelle für „Gender und Diversity“ – so hieß die Stelle an der Universität, an der ich damals studierte. Er meinte, das bräuchte man alles gar nicht, die Förderung von Frauen, auch nicht die Förderung von Wissenschaftlerinnen, von zukünftigen Professorinnen. Das wäre doch endlich vorbei. Ich habe damals das erste Mal gemerkt, dass meine Daten und Zahlen, die ich vorbrachte, überhaupt nicht ernst genommen wurden. Meine Argumentation hat überhaupt nicht funktioniert. Die Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen war damals in einem Ranking an einer unrühmlichen Stelle, das den Anteil von Professorinnen und fortgeschrittenen Wissenschaftlerinnen betraf. Das hat sich inzwischen glücklicherweise geändert. Ich bin mir sicher, dass dir andere, wenn du sie jetzt interviewen würdest, dir noch mehr solche Geschichten erzählen könnten.

Norbert Reichel: Es sind im Grunde zwei Fragen: Die eine Frage ist die, wer eingestellt wird, die andere die nach den Inhalten. Meines Erachtens wird beides miteinander vermischt, man delegitimiert das Thema und greift die Personen an, die es vertreten. Im Grunde ist das Wokism von rechts.

Meltem Kulaçatan: Genau. Es ist im Grunde ein identitätspolitisches Anliegen. Rechtspopulisten, männlich wie weiblich, sagen, wir brauchen das nicht mehr und verwenden das jetzt anders. Jetzt ist mal Schluss! Es ist – ich wiederhole mich – ein identitätspolitisches Anliegen von der rechten Seite. Diese hat nicht Gleichstellung oder Gleichberechtigung oder Diversität zum Ziel, sondern ausschließlich das Ziel, das eigene Netzwerk, das eigene Klientel in verantwortungsvollen Positionen zu platzieren, die eigenen Leute in Position zu bringen. Wir erleben einen Mentalitätswechsel, einen Kultur- und Strukturwandel. Wir erleben, wie vulnerable Gruppen markiert und angegriffen werden, mürbe gemacht werden. Das sind exemplarisch die Gender Studies, die ständig abgewertet werden. Professorinnen werden letzten Endes bedroht, in ihrer Arbeit, in den Wissensbeständen, die sie eruieren. An dem Punkt sind wir leider.

Studierende einer Menschenrechtsprofession

Norbert Reichel: Wie sieht es bei den Studierenden aus? Du vertrittst Soziale Arbeit, ein Fach und ein Berufsbild, die zumindest in früheren Zeiten eher als fortschrittlich, als links galten. Das war vielleicht auch eine vereinfachte Sicht, aber gilt diese noch? Gibt es eine empirische Grundlage für Einstellungen von Studierenden?

Meltem Kulaçatan: Seit etwa drei Jahren stelle ich unter Studierenden eine Besorgnis erregende Tendenz fest. Sie sind durchaus für rechtsextreme und rechtspopulistische Sichtweisen empfänglich, die ihr Menschenbild verändern. Es ist nach wie vor ein Fach, das durchweg als Menschenrechtsprofession wirkt.. Ich möchte es nicht verallgemeinern, aber es erscheint mir signifikant, auffällig. Diese Auffälligkeit gab es vor zehn Jahren noch nicht, aber jetzt gibt es sie. Wir müssen unter diesen Bedingungen arbeiten. Das gibt aber auch das gesamtgesellschaftliche Bild wieder. Ich habe Studierende, die ein intrinsisches und professionelles Interesse an einem offenen und diversitätsorientierten Menschenbild haben und sich dafür auch einsetzen. Im Studium wie in ihren Arbeitsplätzen.

Norbert Reichel: Im Seminar sitzen die Studierenden mit ihren unterschiedlichen Ansichten nebeneinander. Streiten die sich?

Meltem Kulaçatan (zögert ein wenig mit der Antwort): Ich hatte zwei Debatten. Ich habe auch versucht, das zu steuern, weil ich selbst in einen solchen Streit aus Selbstschutz nicht involviert sein wollte. Ich werde von den Studierenden migrantisch gelesen und habe daher keine neutral anmutende Position.

Norbert Reichel: Obwohl es eigentlich absurd ist, wenn eine solche „neutral anmutende Position“ jemanden mit einem klassischen männlichen, deutschen, weißen Erscheinungsbild offenbar per se zugestanden wird.

Meltem Kulaçatan: Das ist wohl so. Das ist sehr anstrengend. Ich werde einfach nicht so gesehen. Ich habe zwei oder drei Mal erlebt, dass dies so geäußert wurde. Ich habe versucht das zu unterbinden, indem ich klar benannte, was für eine Einstellung das ist und dass es nach den ethischen Vorgaben für die Soziale Arbeit, die Sozialpädagogik, aber auch der Pädagogik, der Erziehungswissenschaften nicht entspricht. All diese sind Menschenrechtsprofessionen. Ich sage schon sehr deutlich, dass jemand, der das nicht sieht, in diesem Berufsfeld nichts zu suchen hat.

Norbert Reichel: Wie reagieren die Studierenden darauf?

Meltem Kulaçatan: Genervt. (lacht)

Norbert Reichel: Und was tun sie? Verlassen sie den Raum?

Meltem Kulaçatan: Nein, das nicht. Sie sind einfach genervt. Bei den jüngeren Männern merke ich eine gewisse Form von Aggressivität, die sie dann aber nicht ausdrücken. Ich bin ja immer noch ihre Professorin. In einer hierarchischen Position. Sie sind auf mich angewiesen, wollen den „Schein“ und die „Punkte“ erhalten, die sie brauchen. Ich mache ihnen das schon klar, aber ich merke auch, dass die Stimmung ins Aggressive, in eine Missstimmung kippt.

Norbert Reichel: Wenn sich das so weiterentwickelt, sind irgendwann Leute in sozialen Berufen, die nichts mit Diversität zu tun haben wollen, sie vielleicht sogar leugnen, aber auf eine Wirklichkeit treffen, die völlig anders ausschaut.

Meltem Kulaçatan: Und dann sind sie hilflos. Haben keine Sprache dafür, keine professionelle Haltung, haben sich selbst die Option versperrt, das auch einzuüben. Es geht nicht darum, als Hochschullehrerin den Anspruch zu haben, dass die Studierenden dies von vornherein so mitbringen. Es geht darum, ihnen im Studium die Mittel, das Rüstzeug zu geben, um das einüben zu können. Ich unterrichte im Dualen Studium. Das heißt, sie haben regelmäßig die Option dafür. Sie studieren nicht erst und kommen dann in die Praxis. Sie werden während des Studiums schon ständig mit der Praxis konfrontiert. Praxis und Studium sind miteinander verschränkt.

Norbert Reichel: Ich halte das für eine vernünftige Lösung.

Meltem Kulaçatan: Je nachdem. Es kommt auf die Balance an. Zu viele Praxistage während des Studiums bringt die Studierenden kognitiv aus dem Rhythmus. Ich ziehe Blocksysteme vor. Einige Wochen im Studium, einige Wochen in der Praxis. Das ist kognitiv für die Studierenden einfacher. Auch für mich als Lehrende. Das wird aber von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich gehandhabt.    

Norbert Reichel: Kann ich sagen, dass die Gegner von Diversity eher herkunftsdeutsche Studierende sind, die klassischen männlichen, weißen Studierenden mit deutsch-deutschen Eltern, Großeltern und so fort?

Meltem Kulaçatan: Zumindest halten sie sich für solche.

Norbert Reichel: Schon klar. Wenn wir lange genug forschen, finden wir alle ganz viel Diversität in uns.

Meltem Kulaçatan (lacht): Das würde ich auch sagen.

Norbert Reichel: In Nordrhein-Westfalen hatten wir mal einen Integrationsminister der FDP, der sich in einer Veranstaltung als Migrant outete, weil jemand aus seiner Familie aus Schlesien kam.

Meltem Kulaçatan: Angela Merkel hat das auch mal gemacht, weil ihr Großvater aus Polen kam. Diese Frage kann man ja stellen. Sie hat das natürlich viel eleganter ausgedrückt und es ging ihr wohl auch darum, eine solche Behauptung als unangebracht zu entlarven.

Norbert Reichel: Wie sieht das denn bei Studierenden aus klassischen migrantisch gelesenen Communities aus, zum Beispiel Studierende, deren Eltern oder Großeltern als „Gastarbeiter“ aus der Türkei, aus Griechenland, aus Marokko kamen? Oder Geflüchtete, die schon vor längerer Zeit, vor zehn oder fünfzehn Jahren nach Deutschland kamen und ihren Platz in der Gesellschaft gefunden haben, beispielsweise jetzt aktuell als Studierende? Sind die per se an Diversity interessiert? Oder eher doch nicht?

Meltem Kulaçatan: So würde ich das nicht sagen. Sie sind erst einmal froh, dass sie mit einer professionalisierten Sprache in diesem Feld in Berührung kommen und lernen, Dinge, denen sie begegnen, zu benennen, sie zu kontextualisieren, zu reflektieren, wie sie damit umgehen. Es gibt ein professionelles und intrinsisches Interesse. Das ist das eine.

Das andere ist, dass sehr viele Studierende plötzlich einen biographischen Zugang entwickeln. Das ist beeindruckend. Sie beginnen auf einmal zu erzählen, so war das mit meiner Großmutter, so hat das mein Großvater erlebt. Ich beobachte eher, dass – sie sind junge Erwachsene etwa im Alter zwischen 20 und 27 – zu Hause über die Geschichten der Eltern, der Großeltern nicht gesprochen wurde. Das ist dort kein Thema, wird nicht angesprochen, und wenn, dann als bloße Information, dass der Großvater irgendwann einmal aus Spanien, aus Griechenland oder woher auch immer nach Deutschland kam und „Gastarbeiter“ war. Was das migrationsbiographisch bedeutet, was das für die sogenannte jüngere Generation im Rahmen der transgenerationalen Übertragung bedeutet, darüber wird nicht gesprochen. Das merken sie dann im Studium: Da passiert etwas, das hat etwas mit mir zu tun! Das hat etwas mit meiner Familiengeschichte zu tun! Wie das dann letztlich ausgeht, vermag ich nicht zu beurteilen, weil ich sie nur in diesem kurzen Abschnitt begleite.

Ich habe auch Studierende, die sich ganz klar von ihrer Familiengeschichte distanzieren. Sie sind letzten Endes von einer Akkulturation in eine Assimilation erzogen worden, von Generation zu Generation. Da war mal was, aber es wird nicht weiter genannt. Das zeigt sich auch in den Namen. Manchmal erinnert auch nur der zweite Vorname an die Migrationsgeschichte. So wird in den Familien Distanz geschaffen. Ich denke, es ist eine Distanz, bei der sie spüren, dass sie sich verwundbar machen und natürlich nicht zu einer Minderheit gehören möchten, die potenziell abgeschoben werden könnten. Es ist ein Schutz-, ein Abwehrmechanismus, den ich durchaus zu spüren bekomme. Ich spreche das nicht an, denn das wäre übergriffig, eine Kompetenzüberschreitung.

Fremd sein, eigene Fremdheit erleben

Norbert Reichel: Für manche Studierende kann es in der Praxis schwierig werden. Ein Klischee ist der Begriff des sogenannten Praxisschocks. Manche Studierende treffen nach dem Studium auf eine Klientel, die sie so vorher noch nie getroffen haben und im Privatleben wahrscheinlich auch nie treffen würden.

Meltem Kulaçatan: Sie reflektieren das durchaus. Viele, die ich derzeit unterrichte, kommen aus einem eher dörflichen Raum und arbeiten dann in einem urbanisierten Raum. Dieser Raum ist dann doch viel diverser als das Dorf oder die Kleinstadt, aus dem sie kommen. Da erleben sie den Kulturschock, unabhängig von den sozialen Milieus. Ich nenne das den ersten Check mit der Realität. Ich stelle aber auch fest, dass ich noch ein bisschen zu naiv bin. Die gegenwärtige Generation, die ich unterrichte, geht nicht mehr so oft weg, sucht nicht mehr den Kontakt im internationalen Raum. Das konzentriert sich auf Urlaubsreisen. Ich habe nur sehr wenige Studierende, die mal im Ausland gearbeitet haben, in Lateinamerika, in Bosnien. Das ist deutlich zurückgegangen. Ausland erleben sie so gut wie nur touristisch. Das hat einen Effekt auf diesen Kulturschock. Das hat etwas mit der Haltung so tun. Wo schaue ich hin, wo gehe ich hin, wo nehme ich das Risiko auf, selbst einmal fremd zu sein, mich selbst orientieren zu müssen? Das kann bedrohlich sein, das ist eine echte Herausforderung! Ich würde den Schritt viel früher ansetzen als bei der Begegnung mit einem unvertrauten sozialen Milieu.

Norbert Reichel: Wäre es nicht eine sinnvolle Voraussetzung für ein Studium, selbst vorher irgendwo gearbeitet, gelebt zu haben, wo man selbst fremd war?

Meltem Kulaçatan: Idealerweise würde man sich das als Hochschullehrer:in wünschen. Aber das ist natürlich immer auch eine finanzielle Frage. Viele können sich das nicht leisten. Ich hatte auch Wünsche im Studium, die ich aufgrund meiner finanziellen Situation nicht verwirklichen konnte. Ich hatte vor, in Großbritannien zu studieren, aber es war zu teuer. Ich wäre auch gerne längere Zeit in Syrien geblieben, aber dafür reichte das BAföG nicht, denn die Mieten wurden in Dollar abgerechnet. Das BAföG-Amt ging davon aus, Syrien wäre billig, und hat mir daher das BAföG für meinen Syrien-Aufenthalt halbiert. Die Lebenshaltungskosten sind ein erheblich einschränkender Faktor.

Norbert Reichel: Als ich in den 1970er Jahren studierte, konnten die meisten Studierenden, auch ich, sich einen Auslandsaufenthalt nicht leisten. Die einzige internationale Erfahrung war für viele das Interrail-Ticket.

Meltem Kulaçatan: Immerhin. Damit geht schon etwas Offenheit einher. Ich stelle immer wieder fest, dass meine Studierenden sich eine andere Lebenssituation gar nicht vorstellen können. Ich versuche sie immer wieder anzuregen, sich einmal vorzustellen, wie es wäre, migrieren zu müssen: Ihr wisst gar nicht, ob ihr irgendwann nicht einmal migrieren müsst, ob ihr nicht irgendwann einmal die Fremden sein werdet. Ihr könnt nicht davon ausgehen, dass automatisch Deutsche willkommen geheißen werden. Das irritiert sie zutiefst. Sie können sich weder vorstellen, einmal flüchten zu müssen, noch dass sie anderswo mit Abneigung, mit Aversionen, mit Feindlichkeit konfrontiert werden.

Norbert Reichel: Ein guter Geschichtsunterricht könnte helfen. Warum beschäftigt man sich nicht mit den Auswanderungsgeschichten von Deutschen im 19. Jahrhundert? Das wären nach der allgemeinen Diskussionslage doch alles Wirtschaftsflüchtlinge! Und die politisch Verfolgten, Kriegsflüchtlinge in der NS-Zeit. Nicht zuletzt die Verfolgung von Jüdinnen und Juden in dieser Zeit. Gibt es das als Thema im Studium?

Meltem Kulaçatan: Ich habe das gemacht, freiwillig. Vorgesehen war es nicht. Ich habe gemerkt, dass sie zum ersten Mal davon hörten. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass man aus einem Raum, der Deutschland hieß, in welcher Konstellation auch immer, auswandern musste. Auch aus ökonomischen Gründen!

Norbert Reichel: Ich erinnere mich an meine Zeit als Lehrer im Unterwesterwald. Im kollektiven Gedächtnis war die Armutswanderung ins Gelobte Land Amerika – so hieß das damals – im 19. Jahrhundert präsent, in der Schule war es kein Thema.

Meltem Kulaçatan: Ich habe den Studierenden auch erklärt, warum so viele Städte in den USA deutsche Namen haben, Annaheim, Rhinelander, Berlin und so weiter. Wir haben über die Communities rund um New York gesprochen und wie despektierlich sie dort über die Deutschen gesprochen haben. Schnell wurden deutsche Volksfeste wie das Oktoberfest institutionalisiert und die einheimischen New Yorker schüttelten nur den Kopf.

Norbert Reichel: Heute noch gibt es zum Beispiel in Wisconsin Städte mit einem „German Gemuetlichkeitsfest“, aber ob die Feiernden wissen warum, wäre interessant zu erfahren. (beide lachen)

Meltem Kulaçatan: Es war vollkommen neu für meine Studierenden zu erfahren, dass viele, die nach Amerika gelangten, es dort nicht schafften, eine auskömmliche Existenz aufzubauen, sondern in der Armut landeten oder zwingend wieder zurückkehren mussten, weil sie es nicht geschafft hatten.

Norbert Reichel: Das wäre doch etwas für Rollenspiele im Unterricht. In den Kontext gehört auch ein Buch wie „How the Irish Became White“ von Noel Ignatiev. Das trifft doch den Nagel auf den Kopf. Die Iren waren in den 1950er Jahren nicht weiß, auch die Italiener nicht. Weiß waren die WASP und heute sieht es wieder so aus, als setzten sich ausschließlich die WASP als weiße vor. Oder ein Buch wie „Stell dir vor es wäre Krieg und er wäre hier“ von der Dänin Janne Teller, in der Deutsche vor dem Krieg in Deutschland nach Ägypten flüchten und dort all das erleben, was Kriegsflüchtlinge hier in Europa erleben.

Meltem Kulaçatan: Ob das behandelt wird, liegt im Ermessensspielraum der Dozierenden. Zumindest dort wo ich zurzeit arbeite. Ich kann mir vorstellen, dass es Hochschulen mit besseren Rahmenbedingungen für ein solches Thema gibt.

Intersektioneller Zugang

Norbert Reichel: Das zu ergründen wäre ein eigenes Thema. Ich bin offen gesagt nicht so sonderlich optimistisch. Im schulischen Geschichts- oder Politikunterricht findet ein solcher Perspektivwechsel nur in Ausnahmefällen statt. Die Lehrpläne ergeben das nicht. Ähnliches dürfte für das Thema Klassismus gelten, ein meines Erachtens unterschätztes Thema in den politischen Debatten. Dort wird es oft auf den Gegensatz von Faulheit und Fleiß reduziert. Wer nicht zurechtkommt, ist eben faul. Aber ist das Thema im Studium?

Meltem Kulaçatan: Das wird thematisiert. Viele Studierende gelten selbst als Bildungsaufsteiger:innen, auch über das Duale Studium. Sie gelten selbst als First Generation, die studiert. Ich würde von etwa 40 Prozent sprechen, die sich ihrer sozialen Herkunft bewusst sind. Ob man das als Klassismus analysieren kann, dass es etwas ist, das wir zwingend benötigen, wenn wir uns mit Sozialer Arbeit, Pädagogik, Erziehungswissenschaften beschäftigen, weiß ich nicht. Ich denke, das muss gelehrt werden. Meine Studierenden sind sich durchaus aber bewusst, dass das Narrativ, dass Deutschland keine Klassengesellschaft wäre, dass es in Deutschland keine Klassen mehr gäbe, eine Mär ist. Das wissen sie. Sie durchdringen weniger andere Aspekte wie den Habitus, was der Habitus ermöglicht, was er nicht ermöglichen kann. Das muss gelehrt werden. Aber dazu ist ein Studium da.

Mir ist es wichtig, Klassismus im Rahmen von Intersektionalität zu unterrichten. Was bedeutet Armut? Welche Faktoren bedingen Armut? Welche Faktoren verstärken Armut? Wie könnte Armut besser bekämpft, eingeschränkt, reduziert werden? Und wie schwierig es ist, aus der sogenannten Armutsfalle herauszukommen, nach einem Abstieg, einem „sozialen Abstieg“ wieder herauszukommen, wegen einer Krankheit, wegen des Verlusts von Partner:innen, weil im Leben Krisen passieren. Dass all dies zu einer schwierigen sozioökonomischen Situation führt, wenn man nicht gerade über ein größeres Erbe verfügt und entsprechend weich fallen kann. Diese intersektionale Analyse ist mir wichtig. Daraus leitet sich dann auch ein Verständnis für Sozialpolitik ab.

Norbert Reichel: Manche behaupten, alles Migrantische spiele keine Rolle, es sei immer etwas Ökonomisches, etwas Klassistisches.

Meltem Kulaçatan: Im Grunde legen Migrationsthemen Dinge offen, die bereits im Argen sind. Ich denke beispielsweise an Geflüchtete aus der Ukraine, die bereits seit über drei Jahren hier leben. Über die Kinder ist wieder einmal deutlich geworden, wie schlecht es um manche Schulen steht. Wir haben eine Wiederholung der Wiederholung. Ich hatte zuletzt den Fall eines ukrainischen Mädchens an einem Gymnasium. Einer der Fälle, die mich immer zutiefst erschüttern. Das Mädchen ist in der sechsten Klasse, hat in kürzester Zeit Deutsch gelernt, spricht aber wenig, hat in ihrem Leben Dinge erlebt, die sie niemals hätte erleben dürfen. Sie war mit ihren Eltern und ihrer Großmutter in einer Kirche eingesperrt. Die Kirche wurde von russischen Soldaten in Brand gesteckt, ihr Vater und die Großmutter sind dabei gestorben, sie und ihre Mutter konnten flüchten. Sie spricht weder in der ukrainischen noch in der deutschen Sprache und die Lehrerin erklärt ihr im Unterricht, sie wäre jetzt in einem deutschen Gymnasium und müsse sich endlich an das deutsche Gymnasium anpassen und deutsch sprechen. So etwas ist furchtbar. Ich finde das empörend. Von einer solchen Empfindung kann ich meine Professionalität überhaupt nicht trennen.

Migrantische Verhältnisse machen Defizite sichtbar, die man vorher verdecken konnte. Es gibt genügend institutionelle Vertreter:innen, die das nicht sehen wollen, die sich damit nicht beschäftigen wollen, die das Mantra der Anpassung, der Pseudo-Integration – ich nenne das nicht mehr Integration, es ist ein völlig unreflektiertes politisches Paradigma – vor sich hertragen.

Das Mädchen aus der Ukraine steht doch für etwas. Sie ist ein Symbol für viele Schüler:innen, die nach Deutschland flüchten mussten, die alles zurücklassen mussten, was ihnen wichtig war, die Dinge gesehen haben, die ein Kind nicht sehen sollte. Das spielt keine Rolle, ob das Kind aus der Ukraine, aus dem Sudan, aus Eritrea oder aus welchem Kriegsgebiet auch immer kommt. Dieser Fall des ukrainischen Mädchens wurde vor wenigen Tagen an mich herangetragen.

Norbert Reichel: Wie hast du davon erfahren?

Meltem Kulaçatan: Von einer Lehrerin aus der benachbarten Schule.

Norbert Reichel: Kann man intervenieren?

Meltem Kulaçatan: Das ist nicht einfach. Man muss natürlich die Eltern ins Boot holen, in dem Fall die Mutter, die mit ihrer Tochter überlebt hat. Die auch noch Angst hat, weil sie von staatlichen Leistungen abhängig ist, weil sie noch auf die Anerkennung ihres beruflichen Abschlusses warten muss, was in Deutschland ohnehin schon viel zu lange dauert. Übrigens auch ein solches Problem, das durch die Migration deutlich wird, aber von manchen Politiker:innen immer wieder mit Vorwürfen an die Geflüchteten diskutiert wird, sie wollten gar nicht arbeiten.

Es ist so verächtlich, wie diskutiert wird. Man wünscht sich fast schon sich daran zu gewöhnen, um eine kognitive Distanz zu erreichen. Ich beobachte das aus einer professionellen Perspektive. Das ist das eine. Das andere ist, was ich aus meiner eigenen Forschung weiß, aus den Daten, die ich vorstelle, aus Treffen mit Kolleg:innen auf entsprechenden Tagungen und Veranstaltungen, die öffentlich zugänglich sind. Wer ist auf solchen Tagungen und Veranstaltungen nicht anwesend? Das sind all diese Entscheidungsträger:innen. Sie lassen sich nicht blicken, lassen sich auch auf solchen Tagungen nicht beraten. Aber man könnte doch mal in den Austausch gehen! Ich sehe, dass man es nicht einmal versucht, die Offenheit für einen solchen Versuch ist nicht vorhanden.

Norbert Reichel: Das hört sich eher resignativ an. Oder denkst du, wir haben eigentlich genügend Instrumente entwickelt, die nur noch implementiert werden müssten.

Meltem Kulaçatan: Intellektuell würde ich mich als chronisch pessimistisch bezeichnen. Aber in der Umsetzung der Notwendigkeiten würde ich mich als optimistisch bezeichnen. Sonst könnte ich auch nicht forschen und unterrichten. Wir haben das Wissen, ein langjähriges, Jahrzehnte langes Wissen über unterschiedliche Formen der Migration, über die Generationen hinweg. Wir haben die Instrumente, wir haben die Fachdisziplinen, die das Know-How besitzen, wir haben die Artikulation und den Transfer an die politischen Entscheidungsträger:innen, aber zurzeit sehe ich eher problematische Perspektiven auf uns zukommen. Und dennoch müssen wir einen handlungsfähigen Realismus beibehalten.

Radikalisierungen

Norbert Reichel: Wir haben eben auch das Thema einer Radikalisierung von rechts angesprochen. Ein verwandtes Thema ist die Radikalisierung von Muslim:innen. Islamismus und Rechtsextremismus haben eine Menge miteinander gemeinsam, in den Inhalten, beispielsweise Frauenfeindlichkeit und das Eintreten gegen jede Diversität, aber auch in den Methoden der Rekrutierung von neuen Anhänger:innen über die sogenannten sozialen Netzwerke. Mein Eindruck ist, dass in beiden Fällen junge, aber auch nicht ganz so junge Leute gefährdet sind, die in der realen Welt keinen verlässlichen Anschluss finden und dann in den sozialen Netzwerken oder an den falschen Orten Influencern in die Hände fallen. Gegen solche Radikalisierungsprozesse gibt es auch staatliche und staatlich unterstützte Maßnahmen und Netzwerke wie in manchen Ländern die mobilen Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus, zum Islamismus in Nordrhein-Westfalen das meines Erachtens beispielhafte Wegweiser-Projekt. All das müsste doch in pädagogischen Studiengängen thematisiert werden! Anders gesagt: Prävention muss gelernt werden, in der Diagnose von Radikalisierungsprozessen bis hin zu konkreten Interventionen.

Meltem Kulaçatan: Die Grundeinstellung von Islamisten und Rechtsextremen unterscheidet sich in der Tat nicht sehr voneinander.. In diesem Gebiet erhalte ich die meisten Anfragen, auch von Behörden, im schulischen und im außerschulischen Bereich, von Einrichtungen, die für die Aus- und Fortbildung von Polizei, Justiz und Verwaltung zuständig sind. Das läuft eigentlich sehr gut. Sie reagieren sehr gut auf jüngere Entwicklungen, weil sie in dem Feld sehr genau wissen, wer wo was macht. Ich selbst bin seit einigen Jahren Mitglied der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMAG) Salafismusprävention in Nordrhein-Westfalen, eine Arbeitsgruppe, die vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) des Landes Nordrhein-Westfalen geleitet wird.

Das Land hat in dieser IMAG interdisziplinäre Expert:innen zusammengebracht, die unmittelbar und zeitnah die Politik beraten können. Das Interesse an unserer Expertise ist in dieser ministeriell verankerten Gruppe sehr hoch. Die IMAG funktioniert, weil es bei allen Beteiligten ein intrinsisches Interesse gibt. Das wird auch konkret: Wie handeln wir in diesem oder jenem oder jenem Fall? Was könnten wir tun? Wie können wir präventiv arbeiten? Wir sind davon überzeugt, dass wir ein viel stärkeres forensisches Augenmerk entwickeln müssen, um deutlich stärker in die psychiatrische und therapeutische Begleitung eingehen zu können. Ich bin so dankbar, dass es diese Arbeitsgruppe gibt. Wir sind immer im direkten Kontakt von Politik, Wissenschaft und Praxis. Beteiligt sind aus der Politik auch viele sehr fitte Frauen, die sehr aufmerksam auf unsere Empfehlungen achten.

Ich möchte an dieser Stelle eines betonen – es verschwindet sonst so schnell aus dem Blick: Die Täter sind Männer. Sie sind Täter beziehungsweise potenzielle Täter, auch wenn sie insgesamt und prozentual betrachtet – je nach Erhebung – gering in der Zahl ausfallen, aber in der Handlung letztendlich mit einer ungeheuren Wirkung. Wir müssen auf diese und auf jene, die in diese Gruppe hineingeraten könnten, pro-aktiv zugehen. Politik tut zurzeit jedoch das Gegenteil. Mittel für Projekte in diesem Bereich werden aus Haushaltsgründen gestrichen. Wir brauchen dringend mehr Geld in der Forschung und der konkreten Präventionsarbeit in diesem Bereich. Das ist eine langfristige Aufgabe. Die Wirkung merken wir nicht sofort, vielleicht erst in fünf, in zehn oder gar in fünfzehn Jahren. Aber so lange stehen die Gelder gar nicht zur Verfügung. Wenn sich hier nichts ändert, wird uns das sicher noch auf die Füße fallen. Diese Tendenz ist zunächst einmal Besorgnis erregend und bedarf multifaktorieller Lösungsstrategien. Wir sparen meines Erachtens am falschen Ende und das ist gefährlich.

(Anmerkungen: Erstveröffentlichung im Mai 2025, Internetzugriffe zuletzt am 27. April 2025. Das Titelbild zeigt eine Tafel aus dem Bildungshaus Bad Aibling, das im Demokratischen Salon als Paradies für Glückspilze“ portraitiert wurde.)

P.S.: Wie schwierig es ist, Diversity, Equality, Inclusion zu fördern, belegt die Autokorrektur bei Microsoft. Wenn man die Abkürzung DEI eingibt, wird automatisch auf DIE korrigiert.