Liebe Freund*innen des Demokratischen Salons,

in der Novemberausgabe 2021 finden Sie zwei Begegnungen, zwei Essays und eine Rezension, wie gewohnt zu Themen, zu denen sich zu streiten lohnt.

In zwei Essays geht es um die Frage von Ausgrenzung und Demokratie im Fußball. Dort mischen sich antifeministische, antisemitische und rassistische Stereotype und zeigen ein Bild unserer Gesellschaft, das wir eigentlich überwunden haben sollten. In der Begegnung mit Meltem Kulaçatan werden inter- und transkulturelle Aspekte des Feminismus in Deutschland und in der Türkei angesprochen. Die zweite Begegnung dokumentiert die gut besuchte Veranstaltung „Ganztagsbildung ist Kinderrecht“ vom 2. November 2021, in der Geschichte und Perspektiven der Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz debattiert wurden. Rezensiert habe ich unter dem Titel die von Knut Bergmann herausgegebenen Reden Walter Scheels, einem maßgeblichen Akteur des sozialliberalen Jahrzehnts in den 1970er Jahren.

Das Editorial:

Am 1. November 2021 hielt Navid Kermani in Hannover eine Rede, die den Rahmen des Anlasses bei Weitem übertraf. Anlass war der 75. Jahrestag der Gründung des Landes Niedersachsen. Die ZEIT veröffentlichte Auszüge am 4. November 2021 unter dem Titel „Afghanistan? Schon kein Thema mehr“. Kein Satzzeichen hinter dem zweiten Teil des Titels, dafür aber eine klare Aussage im Untertitel: „Das deutsche Desinteresse an der Welt ist fatal“. Die vollständige Rede ist im Internet auf der Seite der Feier als pdf-Datei verfügbar.

Navid Kermani beklagt mit Recht, dass Außenpolitik in den laufenden Koalitionsverhandlungen und offenbar auch in der kommenden Regierungspolitik nur eine randständige Rolle spielen: „Außenminister, das war noch vor zehn, zwanzig Jahren das wichtigste Amt im Staat, und heute ist es Heiko Maas. Spielte die internationale Politik im Wahlkampf schon keine Rolle, ist auch aus den Koalitionsverhandlungen keineswegs zuhören, dass die Welt jenseits des Mittelmeeres von sonderlichem Interesse wäre. Das Sondierungspapier der drei künftigen Regierungsparteien führt die Außenpolitik denn auch als letzten Punkt auf.“

Außenpolitik ist Sicherheitspolitik, doch Sicherheit reduziert sich in den Köpfen mancher Politiker (ich benutze bewusst nur die männliche Form, weil Männer hier mal wieder besonders laut schwadronieren) auf die Abwehr von Geflüchteten an der polnischen Grenze. Das Scheitern in Afghanistan hat offenbar die Politik entmutigt, so sieht es Navid Kermani. Auslandseinsätze der Bundeswehr? Unterstützung von Demokratiebewegungen in autoritären und totalitären Staaten? Geheimdiplomatie zur Rettung von Inhaftierten, Gefolterten?

Dass China kein demokratisches Land ist, weiß eigentlich fast jede*r. Eigentlich. Es gab auch schon immer Solidarität von Politiker*innen fast jeder Couleur mit Tibet. Viele ließen sich gerne vom Dalai Lama einen weißen Schal umhängen. Aber was ist mit den Uiguren? Ihr Pech, dass sie Muslim*innen sind? Gelegentlich gibt es den ein oder anderen Bericht in einer Zeitung, die ein oder andere Fernsehreportage. Und doch lässt sich eine merkwürdige Art von Beißhemmung spüren, wenn europäische Politiker*innen sich zu China äußern.

Navid Kermani begründet in seinem Vortrag eindrucksvoll, dass Einstellungen, mit denen Menschen, die in den 1950er oder 1960er Jahren geboren wurden, in den 1970er und 1980er Jahren für den Frieden demonstrierten, heute nicht mehr weiterhelfen. Der Einsatz im Kosovo, eine der ersten Entscheidungen, die die gerade neu gewählte rot-grüne Bundesregierung mit Gerhard Schröder und Joschka Fischer 1998 treffen musste, hat alles verändert. Und haben wir heute ein Recht, uns nach dem Scheitern in Afghanistan wieder in die Zeit der damaligen Friedensbewegung zurückzubewegen? Navid Kermani: „Ausgerechnet ein Staat, der seine Existenz, seine Freiheit, seine Prosperität einem ausländischen Militäreinsatz verdankt, sollte sich die Antwort nicht zu einfach machen, etwa indem er sich nach dem Debakel in Afghanistan auf die Einsicht zurückzieht, Demokratie sei nun einmal nicht zu exportieren. Eher ist die Lehre aus beiden Interventionen, dass es keine einfache Antwort gibt.“

China agiert geschickter, aber China hat auch kein Interesse, Demokratie zu exportieren, wohl aber, Einflusssphären zu sichern und auszubauen. Das erratische Verhalten der US-Regierungen unter Barack Obama und Donald J. Trump hat dazu geführt, dass Russland im Nahen Osten neuen Einfluss gewonnen hat. Die Türkei und der Iran betreiben ihre jeweilige eigene Machtpolitik, mal mit mal ohne direkte Unterstützung aus Beijing oder Moskau, unter Missachtung von Grenzen und Völkerrecht. In der Ukraïne und Belarus schaut Europa zu. Die EU und die USA spielen in den diversen Konflikten nur eine untergeordnete Rolle, Einfluss haben sie kaum. Außenpolitik wirkt wie eine Predigt auf Kirchentagen.

Und was ist mit Israel oder mit Taiwan? Ist die NATO, sind deren Mitgliedstaaten bereit, einen iranischen beziehungsweise chinesischen Angriff militärisch zu beantworten? Ich persönlich glaube nicht, dass China in Taiwan militärisch einmarschieren wird, es sei denn, die sogenannten „westlichen“ Staaten vermitteln den Eindruck, dass sie den Einmarsch hinnehmen würden so wie sie den Einmarsch Russlands in die Krim hingenommen haben. Israel ist in einer besseren Situation, denn Israel und die meisten umliegenden arabischen Staaten – mit Ausnahme Syriens – sehen im Iran gleichermaßen die wesentliche Bedrohung in der Region. Auch hier spielt Europa keine Rolle.

Europa scheint sich erst für außenpolitische Themen zu interessieren, wenn das sprichwörtliche Kind in den Brunnen gefallen ist, wenn Fakten geschaffen wurden. Dann gibt es Proteste und ein paar Sanktionen, die aber sehr schnell auch wieder in Frage gestellt werden. Das Gezerre um die von Gerhard Schröder und seinem Freund, dem von ihm zum „lupenreinen Demokraten“ erklärten russischen Präsidenten durchgesetzte Ostsee-Pipeline Nordstream 2 spaltete Europa und die NATO. Hilflos agiert Europa angesichts der Infamie des belarussischen Diktators, Europa mit Flüchtenden zu bedrohen. Die Anti-Demokrat*innen kennen die Schwächen der Demokrat*innen und nutzen sie gnadenlos aus.

Navid Kermani: „Politik, in diesem Fall Außenpolitik, beginnt nicht mit Militäreinsätzen und endet nicht mit dem Dialog mit Diktatoren, auch wenn sie beides umfassen kann.“ FDP und Grüne haben – im Unterschied zur SPD – profilierte Expert*innen für Außen- und Sicherheitspolitik in ihren Reihen, beispielsweise Omid Nouripour und Katja Keul bei den Grünen, Alexander Graf Lambsdorff und Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei der FDP, die sich in manchen Fragen, beispielsweise China und Russland betreffend, sogar relativ schnell auf eine gemeinsame Linie einigen könnten. Andererseits werden die sicherheitspolitischen Folgen eines unzureichenden Klimaschutzes von den beiden Parteien unterschiedlich bewertet. Diese jedoch sollten in einer präventiv angelegten Außen- und Sicherheitspolitik eine zentrale Rolle spielen.

Diverse Szenarien zeigen, was der Welt blüht oder vielleicht besser gesagt nicht blüht, wenn die Staaten die bereits mehrfach vereinbarten Klimaziele nicht erreichen. Die Süddeutsche Zeitung hat am 14. November 2021 eine Übersicht von drei Szenarien vorgestellt, ein Szenario bei Erreichen des 1,5-Grad-Ziels, ein Szenario bei einer Erderwärmung zwischen 2,1 und 2,4 Grad, nach den aktuellen Beschlüssen der COP 26 in Glasgow die wahrscheinlichste Variante, ein drittes, das von 2,7 Grad und mehr ausgeht. Die Frage, wo Menschen dann – je nach Szenario – leben können, welche Wanderungsbewegungen sich ergeben, beschreibt Parag Khanna in seinem Buch „Move – Das Zeitalter der Migration“ (erschienen 2021 bei Rowohlt). Wie gesagt: die Klimakrise ist bei Weitem nicht nur ein ökologisches Problem, sie ist ein sozial- und sicherheitspolitisches Problem der Weltinnenpolitik.

Die neuen Texte im Demokratischen Salon:

  • Rubriken Liberale Demokratie und Migration: Mein Gespräch mit der Politik- und Erziehungswissenschaftlerin Meltem Kulaçatan habe ich mit der Überschrift „Feministisch – türkisch – deutsch“ dokumentiert. Meltem Kulaçatan hat die Europa-Ausgaben von zwei türkischen Zeitungen analysiert und festgestellt, dass bereits vor dem Putsch vom 15. Juli 2016 die Europa-Berichterstattung beziehungsweise die Unterstützung türkeistämmiger Menschen in Deutschland oder Frankreich mehr oder weniger eingestellt wurde. Die analysierten Zeitungen Hürriyet und Zaman – diese wurde inzwischen verboten – thematisierten Debatten auch zu innerhalb der Türkei hochstrittigen Themen, nicht zuletzt zu feministischen Themen und zu Verbrechen gegen Frauen. In unserem Gespräch differenziert sie die oft naiven Analogieschlüsse zur Einschätzung von türkischen Parteien und gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa. Weitere Themen des Gesprächs waren die Frage nach einer Lobby für den Feminismus und für Equal Pay, für die Bildung von Mädchen und jungen Frauen, aber auch für die Anerkennung der Lebensleistung der älteren Frauen aus der ersten Generation der Gastarbeiter*innen, die ihren Töchtern und Enkelinnen die Freiheiten ermöglichten, von denen sie jetzt profitieren. Das komplette Gespräch finden Sie hier.
  • Rubriken Kultur und Migration: Eigentlich sollte im Fußball Fairness gelten. Doch was ist, wenn Spieler*innen eine andere Hautfarbe haben als die Mehrheit der Zuschauer*innen? Torsten Körner lässt in seinem Film „Schwarze Adler“ 14 professionelle afrodeutsche Fußballer*innen, 11 Männer, 3 Frauen, zu Wort kommen. Sie berichten von der Zeit ihres Aufwachsens in Deutschland, den Anfeindungen in der Schule, in ihrem Beruf, in den Stadien. Als Spieler*in geschätzt, als Mensch missachtet – dies ist das Grundgefühl. Michael Horeni hat eine beachtenswerte Biographie der drei Boateng-Brüder geschrieben, Christian Ewers das Buch „Ich werde rennen wie ein Schwarzer, um zu leben wie ein Weißer – Die Tragödie des afrikanischen Fußballs.“ Einer der Gesprächspartner von Christian Ewers spricht von der europäischen „Spielzeug-Politik“ in Afrika, die jungen afrikanischen Fußballern eine Welt vorgaukelt, in die nur einige wenige hineinfinden werden. Exotisierung afrodeutscher Fußballer*innen, offener Hass in den Stadien, diskriminierende Bemerkungen von Trainern und Offiziellen, das ist Europa. Aber immerhin gibt es auch Solidaritätsbekundungen mancher Fans und einen Bundestrainer, der offen für Integration wirbt. Der Titel meines Essays greift einen Text von Frantz Fanon auf: „Der weiße Blick – Afrikanischer und afrodeutscher Fußball in Europa“. Den kompletten Text lesen Sie hier.
  • Rubriken Treibhäuser und Kultur: Auch in dem Essay „Die hässlichen Gesichter des Fußballs – Theoretische Zugänge zur Analyse von Exklusion und Hass im Sport“ geht es um Ausgrenzung, Rassismus und Hass. Nina Degele und Pavel Brunssen haben unterschiedliche Wege beschritten, den Gründen nachzugehen. Beide stellen fest, dass binäre Codes die Auseinandersetzungen beherrschen und dass vor allem Frauenverachtung im Sport eine zentrale Rolle spielt. Nina Degele analysiert die Gefühle der in unterschiedlichen Gruppen an Sport interessierten oder selbst Sport treibenden Menschen, die stets VerAnderung konstruieren, um sich selbst zu bestätigen. Im Fußball leben sie ihre Ressentiments, ihre menschenfeindlichen Gefühle aus. Sie schaffen Hierarchien, die vor allem männlich und weiß konnotiert sind. Homosexualität habe im Fußball nichts zu suchen. Pavel Brunssen hat den Fall RB Leipzig untersucht, der nur deshalb zu einem Fall wurde, weil kein Club wie dieser vom Hass der Fans anderer Clubs verfolgt wurde und wird. Die Gegner*innen des RB Leipzig verwenden das gesamte bekannte Arsenal antisemitischer und antifeministischer Rhetorik. Sie verstehen ihren eigenen Club als Vertreter harter Arbeit, während der RB Leipzig als kapitalistisch-kommerzialisiertes Kunstprodukt eines Unternehmens sich den Erfolg kaufe. Den kompletten Essay lesen Sie hier.
  • Rubrik Kinderrechte: In einer gemeinsamen Veranstaltung der Serviceagentur Ganztägig lernen (SAG) und des Demokratischen Salons haben wir am 2. November 2021, 19 – 21 Uhr (nach wie vor digital) über das Thema „Ganztagsbildung ist Kinderrecht – Perspektiven des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz“ debattiert. Der Ganztag ist eine Erfolgsgeschichte der vergangenen zwanzig Jahre, die Einführung des Rechtsanspruchs ist nicht nur eine quantitative, sondern auch und vielleicht sogar vor allem eine qualitative Frage. Ganztagsbildung – das ist strukturierter Ganztag, der pflichtige und freiwillige Elemente miteinander verknüpft, die die Kinder aktiv im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention mitgestalten sollten und könnten. Expert*innen aus Jugendhilfe und Schule haben unterschiedliche Aspekte des Ganztags beleuchtet, beispielsweise die gemeinsamen inhaltlichen Ziele, die Ausgestaltung von Familiengrundschulzentren, von Schutzkonzepten im Ganztag, des Dialogs zwischen Schule und Jugendhilfe in einer Kommune. Und nicht zuletzt steigt die Verantwortung der Jugendämter, die dafür zuständig sind, den Rechtsanspruch zu gewährleisten. Die Dokumentation enthält konkrete Zahlen und Hinweise zu den jetzt erforderlichen gesetzlichen Regelungen. Die vollständige Dokumentation finden Sie hier.
  • Rubrik Liberale Demokratie: Knut Bergmann hat 16 Reden des vierten deutschen Bundespräsidenten veröffentlicht. Walter Scheel ist der „Unterschätzte“, der aber als Vorsitzender der FDP, als Vizekanzler und Außenminister und später als Bundespräsident die 1970er Jahre prägte, nicht zuletzt durch die „Freiburger Thesen“ oder die „Stuttgarter Leitlinien einer liberalen Bildungspolitik“. Es war in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland das sozialliberale Jahrzehnt! Meine Rezension trägt den Titel „Der Zeitenwandler“ und ordnet die Reden Walter Scheels in die Entwicklungsgeschichte nicht nur der FDP, sondern auch der Bundesrepublik ein. In den dokumentierten Reden spricht Walter Scheel über die Grundlagen der Demokratie, die Erinnerung an den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft, die die Deutschen nicht alleine zu leisten vermochten, über grundlegende sozialliberale Themen sowie eine zukunftsfähige Bildungspolitik. Avant la lettre formuliert er Thesen, die auch im Kontext von Fridays for Future hätten entstanden sein können. Sein Motto: Demokratie braucht Unruhe. So war es 1968 und so ist es heute. Die komplette Rezension finden Sie hier.

Veranstaltungen mit Beteiligung des Demokratischen Salons:

Die Veranstaltungen des Jahres 2021 haben wir – trotz Pandemie – erfolgreich abschließen können und die Möglichkeiten hybrider und digitaler Formate schätzen gelernt. Eine kurze Zusammenfassung von zwei Veranstaltungen des Oktobers 2021 darf ich anbieten:

  • Widerstand in Deutschland und in Italien: Am 19. Oktober 2021 (18-20 Uhr) habe ich die hybride gemeinsame Veranstaltung von Gustav-Stresemann-Institut in Bonn (GSI), Verein Wissenskulturen e.V. und Demokratischem Salon: „Der lautstarke und der lautlose Aufstand“ moderiert. Dieter Nelles sprach über die vielen unbekannten Widerstandsgruppen, den Arbeiterwiderstand ebenso wie Jugendgruppen, die sich unter Einsatz ihres Lebens gegen die NS-Gewaltherrschaft engagierten. Tommaso Baris bot einen Überblick über das Auf und Ab der Rezeption des Widerstands in Italien, der mitunter instrumentalisiert und vereinnahmt, mitunter auch geleugnet wurde. Die Tage der „Befreiung“ werden mit dem 8. Mai als Jahrestag der Kapitulation des Deutschen Reichs und dem 25. April als Jahrestag der Regierungsübernahme durch Repräsentant*innen der Resistenza und damit des endgültigen Endes der faschistischen Herrschaft in beiden Ländern unterschiedlich rezipiert. Der 25. April ist in Italien Feiertag, der 8. Mai trotz diverser Initiativen, wie sie zuletzt die kürzlich verstorbene Esther Bejarano (1924-2021) betrieb, nicht. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.
  • Lernen in der Pandemie: Am 23. Oktober 2021 fand im GOP Variété Bonn die Premiere eines Films der Regisseurin Selma Brand über das Lernen in Distanz und die Erfahrungen der Kinder und Eltern , der Lehr- und Fachkräfte in einer offenen Ganztagsgrundschule (OGS), der Gottfried-Kinkel-Grundschule in Bonn-Oberkassel, statt. Auftraggeberin war die Serviceagentur Ganztägig lernen (SAG). Den Film können Sie hier anschauen. In der von mir moderierten anschließenden Diskussion wurde deutlich, wie wichtig es ist, den Kindern möglichst viele Freiräume zu lassen, sodass sie ihr eigenes Lerntempo finden können. Die Gottfried-Kinkel-Grundschule hat einen „Frei Day“ eingerichtet, in dem die Kinder ihre Themen bestimmen. Christian Eberhard, der Schulleiter, betonte, wie wichtig es ist, die Kinder Rückzugsräume finden zu lassen. Beispielsweise sind Flure keine leeren Räume, sondern „Erschließungsräume“. Myrle Dziak Mahler, Kanzlerin der Alanus-Hochschule in Alfter sprach über die Erfordernisse einer angemessenen multiprofessionell angelegten Aus- und Fortbildung von Lehr- und Fachkräften. Sie begrüßte, dass in der Veranstaltung nicht über den „Stoff“ des Unterrichts, sondern über die Kinder gesprochen wurde. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, und Susanne Blasberg-Bense, Abteilungsleiterin im Ministerium für Schule und Bildung NRW, erörterten die Perspektiven in Land und Kommunen. Beide setzten sich für die Stärkung von Ganztagsteams und Freiräumen in den Schulen ein. Gerd Landsberg schlug vor, den Film in der KMK zu zeigen.

Weitere Veranstaltungen, Ausstellungen und Wettbewerbe:

  • Kinostart von „Displaced“: Im Dezember 2020 habe ich ein Gespräch mit der Regisseurin Sharon Ryba-Kahn dokumentiert und in einem Essay ihre beiden Filme „Recognition“ und „Displaced“ analysiert. Der Kinostart von „Displaced“ war für den 9. November 2020 vorgesehen, wurde jedoch wegen der Pandemie verschoben. Jetzt ist es so weit. Sie können sich den Trailer, ein Testimonial der Regisseurin, ein weiteres Interview oder Rezensionen anschauen, aber noch schöner wäre es, wenn Sie anschließend auch eine der Kino-Vorführungen besuchen würden. Die Sprachen des Films: Englisch, Deutsch, Jiddisch, es gibt englische beziehungsweise deutsche Untertitel. Der Film hat eine eigene Facebookseite mit jeweils aktuellen Informationen, auch zu den Terminen in den Kinos.
  • Antisemitismus im Christentum: Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf lädt ein zu einem Online-Fachtag mit dem Thema „Christliche Judenfeindschaft – ein aufgearbeitetes Kapitel oder gegenwärtiges Problem?“ Der Fachtag findet am 24. November 2021 von 09:30-13:15 Uhr statt und befasst sich mit den Motiven des christlichen Antijudaismus und Antisemitismus, dessen Stereotype auch den heutigen Antisemitismus prägen. Dazu gehören die Narrative einer jüdischen Weltverschwörung oder mittelalterliche Ritualmord- und Brunnenvergiftungslegenden, die auch im israelbezogenen Antisemitismus eine tragende Rolle spielen. Zur Einstimmung empfehle ich meinen Essay „Der Islam, das Christentum, der Antisemitismus und die Nazis“, in dem ich u.a. auf die Analysen von Hyam Maccoby verweise. Der Fachtag wird von Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, eröffnet, die Keynote hält Henning Flad, Projektleiter der BAG Kirche und Rechtsextremismus. Anschließend diskutieren Christian Staffa, Antisemitismusbeauftragter der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Volker Beck, Publizist und Lehrbeauftragter für Religionspolitik am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum, Thomas Frings, Referent für interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln, und Efraim Yehoud-Desel, Rabbiner und Antisemitismusbeauftragter der Schulstiftung im Bistum Osnabrück über die Praxis im kirchlichen und interreligiösen Bereich. Das Anmeldeformular finden Sie hier.
  • Filmpremiere „8×2 Jüdische Perspektiven“: Am Dezember 2021, um 18.00 Uhr (Einlass: 17:30 Uhr | Ende: ca. 21:00 Uhr), wird der Dokumentarfilm „8×2 Jüdische Perspektiven“ im Leo-Baeck-Saal der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf uraufgeführt. Nach einem Grußwort des Vorstands der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf sowie des leitenden Geschäftsführers von „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, Andrei Kovacs, wird es neben der Filmpremiere ein Podiumsgespräch mit dem Projektteam und zwei Protagonist*innen des Films sowie eine weitere Gesprächsrunde mit Gästen aus der deutschsprachigen Bildungs- und Kulturlandschaft geben. SABRA hat für ihren virtuellen Methodenkoffer gegen Antisemitismus, MALMAD, eine Reihe von acht Kurzfilmen mit 16 Jüdinnen und Juden aus Nordrhein-Westfalen produziert. Der Film zeigt die Quintessenz dieser acht Episoden, er zeigt Begegnungen von jeweils zwei jüdischen Menschen, die über ihr Leben und ihre Erfahrungen sprechen sowie ihre Auffassung über das Judentum miteinander teilen. Anmeldung ist erforderlich.
  • Berufsverbote: Schon seit längerer Zeit verhandelt die GEW mit Landesregierungen, beispielsweise in Berlin und in Nordrhein-Westfalen, um eine Aufarbeitung eines traurig-tragischen Kapitels der Zeit, für die Willy Brandt zum Wagnis von mehr Demokratie aufgerufen hatte, sowie um Entschädigungen für die Betroffenen, in Niedersachsen entschied der Landtag, keine Entschädigungen zu zahlen, in Nordrhein-Westfalen zeichnet sich ein Konsens zwischen den vier demokratischen Parteien ab. Die Berliner Aktivitäten finden Sie hier, die Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen hier. Einige Tafeln der Ausstellung sind auch auf der hessischen Seite der GEW zu finden, die Broschüre kann bei der GEW NRW bestellt werden (leider aus Rechtegründen nicht online verfügbar). Im Demokratischen Salon habe ich zu diesem Thema im Essay „Die Zerrissenen“ Es war auch ein traurig-tragisches Kapitel in der Geschichte der SPD.
  • Überlebende der Shoah: Vom Anfang November 2021 bis Ende März 2022 ist im Berliner Tempelhof Museum eine von der Szloma-Albam-Stiftung und der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa geförderte Ausstellung über Berlin als Zuflucht jüdischer Displaced Persons (DP) zu sehen. Sie nannten sich she’erit hapletah (die letzten Überlebenden). Für die meisten von ihnen war Deutschland – als das Land der Täter_innen – der letzte Ort, an dem sie bleiben wollten. In Mariendorf, Zehlendorf und Reinickendorf entstanden Lager, in denen jüdische DPs oft mehrere Jahre lebten. Die Ausstellung erzählt von ihrem Alltag innerhalb und außerhalb der DP-Lager und ihren Hoffnungen auf eine Zukunft nach der Shoah. Zugleich wirft sie einen historischen Blick auf die Einwanderungsstadt Berlin, die bis heute für viele Menschen ein Ort der Migration und Zuflucht ist.“ Die Ausstellung ist auch online zu sehen. (Quelle: Tagesspiegel Checkpoint vom 9. November 2021)
  • Shoah und Widerstand: Das Museum Zentrum für verfolgte Künste in Solingen zeigt vom 18. November 2021 bis zum 22. Februar 2022 die Ausstellung Anna VanMatre – To Those Who Fight. Die Ausstellung ist 14 Held*innen gewidmet, die im Krakauer Ghetto gegen die Nazis kämpften. Anna VanMatre bezieht sich auf das Buch von Katarzyna Zimmerer „Die Chronik einer ermordeten Welt“. Die Ausstellung wurde für das Galizische Jüdische Museum in Krakau geschaffen und wird in der Grafikabteilung des Zentrums für verfolgte Künste erstmals außerhalb Polens gezeigt. Auf der Website des Zentrums für verfolgte Künste sind auch weitere Ausstellungen zu finden, aktuell Manaf Halbouni, Zone & Mobilistan sowie Heinrich Mann zum 150. Geburtstag. Am 18. November 2021 findet um 18.00 Uhr eine Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellungen statt.
  • Jüdisches Leben in Deutschland 1: Am Dezember 2021 findet auf Einladung von Bildungspartner NRW der Fachtag „Jüdisches Leben in NRW – Lernen durch Begegnungen“ statt. Diskutiert werden Alltagserfahrungen von Jüdinnen*Juden, Lernangebote zum Kennenlernen und zur Auseinandersetzung, beispielsweise im Rahmen des Angebots „Meet a Jew“. Das Programm finden Sie hier, und zur Anmeldung geht es hier. Die Moderation übernimmt Shelly Kupferberg.
  • Jüdisches Leben in Deutschland 2: Die Website des Shared History Projects zeigt jede Woche ein Artefakt jüdischen Lebens in Deutschland: „Die verschiedenartigen Exponate – unter anderem Schmuck, Gemälde, Sakralgegenstände, Bücher und Manuskripte, Synagogen und andere Bauten und selbst fiktionale Konzepte wie der Golem – werden mittels moderner Techniken wie 3D Photogrammetrie und 360°-Videos abgebildet. Dies erlaubt es den Nutzern, Objekte im dreidimensionalen Raum zu manipulieren sowie Bauten, wie zum Beispiel die Neue Synagoge, virtuell zu betreten.“ Die Ausstellung finden Sie hier.
  • „Toxische Kunst“: Im Soester Kunstmuseum Wilhelm Morgner spürt die Ausstellung „Vom Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit“ der Kulturstadt Soest in der Zeit von 1918-1934 nach. Um das Ende dieser kreativen Epoche visuell zu markieren, entschloss sich der Kurator, Klaus Kösters, jene Hitlerbüste zu zeigen, die 1932 von einer Soester Künstlerin angefertigt wurde. Sandra del Pilar hat sich unter dem Titel „Behältnis für toxische Kunst mit diesem Thema befasst. Ihre Arbeit ist in der Ausstellung zu sehen. Weitere Informationen finden Sie hier. Weitere Eindrücke der Arbeit Sandra del Pilars finden Sie im Demokratischen Salon in der Rubrik „Opfer und Täter*innen“.
  • Russland, Ukraine, Belarus und die Rezeption des sowjetischen Erbes: Die Bundesstiftung Aufarbeitung lädt im Rahmen der Reihe „Transitional Justice“ zu einer Online-Podiumsdiskussion mit dem Thema „Die Gegenwart der Vergangenheit – 30 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion“ Die Veranstaltung findet am 23. November 2021 um 18 Uhr statt. In zehn Veranstaltungen werden Formen und Aspekte von gesellschaftlichen und rechtlichen Aufarbeitungsprozessen nach Krieg, Gewaltherrschaft und Diktatur(en) vorgestellt. Moderiert wird die Reihe von Tamina Kutscher, Chefredakteurin von dekoder.org. Gäste sind die belarussische Historikerin Alesja Belanovich-Petz (Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde), der ukrainische Übersetzer und Publizist Juri Durkot sowie der Zeithistoriker und Soziologe Mischa Gabowitsch (Einstein Forum). Die Veranstaltung kann ebenso wie die anderen Veranstaltungen der Reihe auf youtube verfolgt werden.
  • Verhindert Steuergelder für eine AfD-Stiftung: Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main und Campact e.V. haben bereits mehrere Aktionen durchgeführt, um zu verhindern, dass die von der AfD als ihre parteinahe Stiftung vorgesehene „Desiderius-Erasmus-Stiftung“ demnächst mit Steuergeldern finanziert wird. Ein Appell fand inzwischen 175.000 Unterstützer*innen. Am 17. November 2021, führt Campact von 19.00 bis 20.30 Uhr ein Online-Seminar durch, u.a. mit Natascha Strobl und Matthias Jakubowski. Zur Anmeldung geht es hier.
  • „Riskantes EhrenAMT?!“: Dies ist der Titel einer Veranstaltung des Vereins Gegen Vergessen – für Demokratie e.V. (RAG Rhein-Main), in der Betroffene aus Politik, Sport und Gesellschaft zu Wort kommen. Die Veranstaltung findet am 26. November 2021, 16.30 Uhr, online statt. Zur Anmeldung geht es hier.

Kurznachrichten und weitere Empfehlungen:

  • „Der Jahrhundertjournalist“: Niemand verstand es besser als er, Menschen über sich und die Welt sprechen zu lassen, sich im Gespräch zu offenbaren, oder sollte ich diesen Satz im Präsens schreiben? Es geht um Georg Stefan Troller, der am 10. Dezember 2021 100 Jahre alt wird. Christoph Amend erinnerte an diesen Geburtstag des – so nannte er ihn – „Jahrhundertjournalisten“ im Newsletter des ZEITmagazins vom 11.11.2021 anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Buches „Meine ersten 100 Jahre – Neue Geschichten und Berichte“, erschienen in der Edition Memoria. Ein ausführliches Interview, das Christoph Amend im Januar 2020 mit dem 98jährigen führte, finden Sie hier.
  • Jüdisches Leben in Deutschland: Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein umfangreiches Dossier zusammengestellt. Zu finden sind Videos, Podcasts und Texte mit vielen Hintergrundinformationen. Das Dossier entstand u.a. in Zusammenarbeit mit dem Leo Baeck Institute Berlin / New York. Lesenswert ist auch die Ausgabe der von der Bundeszentrale herausgegebenen Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ vom 1. November 2021 mit sieben Essays zum Thema „Jüdisches Leben in Deutschland“.
  • Deutscher Kulturpolitikpreis: Der Deutsche Kulturrat verlieh am 30. September 2021 den Deutschen Kulturpolitikpreis an Josef Schuster, den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. In seiner Rede sprach Josef Schuster über aktuelle Debatten zur Erinnerungskultur in Deutschland, die stets notwendige Vermittlung historischen Wissens, die antisemitische Ausrichtung der BDS-Bewegung und thematisierte das Wirken der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ in Kultureinrichtungen. Er schloss mit den Worten: „Eines ist jedoch Fakt: Dass wir so intensiv solche Debatten, wie die von mir erwähnten, öffentlich führen können, zeigt ja gerade, wie gut es um unsere Meinungs- und Pressefreiheit bestellt ist. Daher konnte auch ich mir heute die Freiheit nehmen, meine Gedanken diesen Debatten hinzuzufügen.“ Die Rede wurde in der Ausgabe des November 2021 der Zeitung „Politik & Kultur“ dokumentiert. Die Dokumentation enthält auch die Laudatio von Monika Grütters, Mitglied des Deutschen Bundestages und Staatsministerin für Kultur und Medien.
  • Menschenrechte in Saudi-Arabien: Wer erinnert sich an Raif Badawi (*1984), der 2012 verhaftet und ein Jahr später zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde? Sein Vergehen: er trat für die Gleichberechtigung aller Religionen ein. Wenig später wurde sein Anwalt Waleed Abu al-Khair zu 15 Jahren Haft verurteilt. Sein Vergehen: er verteidigte Raif Badawi. Als Raif Badawi inhaftiert wurde, versprach die ZEIT, jede Woche an ihn zu erinnern. Irgendwann verschwand die wöchentliche Meldung. Gelegentlich gibt es wenigstens die ein oder andere Veranstaltung, auch digital. Das Interesse ist leider mau. Eine Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung vom 15. Oktober 2021 hatte bis zum 5. November 2021 gerade einmal 23 Aufrufe. Der wikipedia-Eintrag zu Raif Badawi wurde offensichtlich seit 2017 nicht mehr aktualisiert, der einzige Verweis aus dem Jahr 2017 ist ein Beitrag aus der Zeitschrift Emma zum Kampf seiner Frau und seiner Kinder, die in Kanada Aufnahme gefunden haben.
  • Antiziganismus: Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat den dritten Schattenbericht zum „Monitoring zur Gleichbehandlung von Sinti und Roma und zur Bekämpfung von Antiziganismus in Deutschland veröffentlicht. Der Bericht befasst sich mit „antiziganistischen Verhaltensmustern und Praktiken in der öffentlichen Verwaltung und der Sozialen Arbeit“. Ziel ist es, „das Bewusstsein – insbesondere von politischen Entscheidungsträger*innen, Akademiker*innen und Sozialarbeiter*innen – für die Problematik zu schärfen.“ Die Internetseite des Zentralrats bietet darüber hinaus zahlreiche Veröffentlichungen zur Erinnerungskultur, zur Geschichte der Sinti und Roma, auch als Unterrichtsmaterialien.
  • November 1989: Von der Mauer ist im Stadtbild Berlins nicht mehr viel zu sehen, doch finden sich mittlerweile auf allen Kontinenten der Erde noch einzelne Segmente. Sie erinnern an die Überwindung von Teilung und Diktatur in der Friedlichen Revolution von 1989 und entfalten in jedem Land ihre eigene Symbolkraft. 170 Mauerdenkmäler dokumentiert das reich bebilderte Buch „Die Berliner Mauer in der Welt“, das kürzlich in dritter, überarbeiteter Auflage erschienen und auch auf Englisch erhältlich ist.
  • Wolf Biermann 1976: Eine Zäsur in der Geschichte der DDR bedeutete die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann nach einem Konzert in Köln am 16. November 1976 vor 55 Jahren. Mit dieser Maßnahme entledigte sich die SED eines ihrer schärfsten und beim Publikum sehr beliebten Kritikers. In einem neuen Dossier beleuchtet die Bundesstiftung Aufarbeitung mit Interviews, Texten, Literaturtipps und Fotos die Hintergründe und Folgen. Einen Mitschnitt des legendären Konzerts finden Sie auf YouTube.
  • DDR international: Die Bundesstiftung Aufarbeitung zeigt in einem von der Konrad-Adenauer-Stiftung Uganda & South Sudan und dem Goethe-Zentrum Kampala UGCS initiierten Videowettbewerb, wie ugandische Künstlerinnen und Künstler die Berliner Mauer sehen. Die Beiträge zum Thema „Rise and Fall of the Berlin Wall“ finden Sie in der YouTube-Playlist der Stiftung. Die Playlist wird um weitere Videos ergänzt.
  • Obdachlosigkeit: Auf ihrem Blog berichtet Janita-Marja Juvonen aus ihrer Zeit als Obdachlose und Drogensüchtige. Für sie war der Entschluss, über diese Zeit zu schreiben, ein „Befreiungsschlag“. Mit ihrem Blog möchte Sie anderen Menschen in vergleichbaren Lebensverhältnissen Mut machen, über ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu schreiben, und Menschen, die diese Lebensverhältnisse nie erlebt haben, sollten ihn lesen. Den Blog finden Sie hier. Meine Quelle: Karuna Kompass – Zeitung aus der solidarischen Zukunft, eine Zeitung, deren Kauf ich ohnehin sehr gerne empfehle.
  • Slowenien: Im Jahr 1992 verschwanden 25.000 Slowen*innen aus den Registern. 2012 urteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, die Auslöschung wäre Unrecht gewesen. Eine nennenswerte Entschädigung gab es nicht, das Thema wird nach wie vor weitestgehend beschwiegen. Alex Rühle hat für die Süddeutsche Zeitung ein Interview mit Miha Mazzini geführt, der in seinem Roman „Du existierst nicht“ (die deutsche Übersetzung erschien 2021 bei Edition Converso, Bad Herrenalb) über diese Menschen geschrieben hat. Der Roman wurde 2018 unter dem Titel „Izbrisina“ („Ausgelöscht“, englischer Titel: „Erased“) verfilmt. Miha Mazzini: „Wenn ein Land seine Unabhängigkeit mit der Auslöschung von zwei Prozent der Bevölkerung beginnt, dann wissen die übrigen 98 Prozent, dass alles passieren kann. Jedem von uns. Die unnormalsten Dinge werden normal. Als wir letztes Jahr einen neuen Umweltminister bekamen, bestand seine erste Amtshandlung darin, sich riesige Aktienpakete einer Erdölfirma unter den Nagel zu reißen.“ Das vollständige Interview lesen Sie hier.
  • Oury Jalloh: 2005 verbrannte Oury Jalloh in einer Polizeizelle. Er soll sich – so die offizielle Version – obwohl an Händen und Füßen gefesselt selbst angezündet haben. Ein neues Gutachten des britischen Brandsachverständigen Iain Peck kommt zu dem Ergebnis, dass Oury Jalloh von Polizeibeamten angezündet worden sein muss und zuvor „höchstwahrscheinlich“ mit einer brennbaren Flüssigkeit wie Benzin übergossen wurde. Dies entspricht der Annahme früher Gutachten: Jalloh hätte sich nicht selbst anzünden können. 2019 stellte ein forensisches Gutachten fest, dass Jalloh vor seinem Tod schwer misshandelt wurde. Die Generalstaatsanwaltschaft von Sachsen-Anhalt hatte ihre Ermittlungen 2018 eingestellt. Unterstützt von der „Initiative in Gedenken an Oury Jalloh“ fordert die Familie des aus Sierra Leone stammenden Jalloh von der Bundesanwaltschaft die Wiederaufnahme der Mordermittlungen. (Quelle: Tagesspiegel Abendlage vom 3. November 2021)
  • Pandemie – pro Impfpflicht 1: Einen guten Überblick über die Entwicklung und die in den vergangenen 18 Monaten wechselnden Betroffenheiten bietet die Süddeutsche Zeitung. Die im Titel der Dokumentation enthaltene Frage wird meines Erachtens zu Recht gestellt: „Haben wir nichts gelernt?“ Bedenklich ist, dass das Vertrauen in die Politik zunehmend schwindet, die Pandemie angemessen bekämpfen zu können. Immer wieder ist zu hören, dass die aktuelle Entwicklung doch „nicht vorhersehbar“ gewesen wäre (so der bayerische Gesundheitsminister). Ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung zu finden: ein ausgesprochen intelligentes Plädoyer für eine Impfpflicht.
  • Pandemie – pro Impfpflicht 2: Der Deutsche Kulturrat gibt seinem Newsletter vom 8. November 2021 den Titel „Corona vs. Kultur“. An Stelle der Kultur ließen sicher auch andere Lebensbereiche nennen. Ich zitierte aus dem Newsletter: „Die vierte Welle rollt und sie wäre vermeidbar gewesen. Menschen sterben, die Einschränkungen werden notgedrungen wachsen und auch der Kulturbereich, der gerade anfing, sich zu erholen, wird wieder massiv getroffen. Warum? Weil die Politik sich nicht traut, das offensichtlich notwendige, eine allgemeine Impfpflicht, anzuordnen.“ Auch eine rechtzeitige 2-G-Regelung würde helfen, siehe die Erfahrungen in Österreich. Auf einmal standen die Leute Schlange vor den Impfzentren. Aber offenbar haben manche Politiker*innen mehr Angst vor sogenannten „Impfgegner*innen“ als vor den katastrophalen Folgen einer Pandemie. Bei der derzeitigen Bundesregierung und nicht zuletzt einem bestimmten Ministerpräsidenten könnte sogar der Eindruck entstehen, es gehe jetzt nur noch darum, wie die Verantwortung für die verschlimmernde Lage einer zukünftigen Ampel-Regierung zugeschoben werden könnte.
  • Thema Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz: Für eine Veranstaltung der Transferagentur Nordrhein-Westfalen beim Institut für soziale Arbeit in Münster habe ich ein Interview gegeben, dass Sie als Video hier

(Alle Zugriffe im Internet erfolgten zuletzt zwischen dem 6. und 14. November 2021.)

Ich wünsche allen meinen Leser*innen viel Gewinn beim Lesen und Nachdenken! Mein herzlicher Dank gilt all denen, die mich auf die ein oder andere der oben genannten Empfehlungen hingewiesen haben oder mich bei meinen Texten durch Anregungen, Gespräche, Korrekturen so diskussionsfreudig unterstützen. Ich würde mich freuen, wenn diejenigen, die in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, dort auf den Demokratischen Salon hinweisen.

In etwa vier Wochen melde ich mich wieder.

Ich grüße Sie / euch alle herzlich.

Ihr / Euer Norbert Reichel

P.S.: Sollte jemand an weiteren Sendungen meines Newsletters nicht interessiert sein, bitte ich um Nachricht an info@demokratischer-salon.de. Willkommen sind unter dieser Adresse natürlich auch wertschätzende und / oder kritische Kommentare und / oder sonstige Anregungen.