„Zu jedem Unrecht sofort Nein sagen“

Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main

Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main gehört zu den größten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Sie liegt unmittelbar in der Nähe der Orte, an denen Anne Frank in ihren ersten vier Lebensjahren aufgewachsen ist. Ein weiterer Standort der Bildungsstätte Anne Frank ist Kassel. Sie ist Mitglied im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (ADB) und wird mit ihrem Profil und ihren Angeboten von Bildungsstätten in anderen Bundesländern besucht, die daran interessiert sind, das Angebot für die Weiterentwicklung ihrer eigenen Arbeit zu nutzen. Leiter der Bildungsstätte ist seit 2010 Dr. Meron Mendel. Er studierte Geschichte und Erziehungswissenschaften an der Universität Haifa und erwarb den Master im Fach Jüdische Geschichte. Er promovierte bei Micha Brumlik zum Thema Lebenswelten von jüdischen Jugendlichen in Deutschland. Er ist u.a. Gründer des Frankfurter Anne-Frank-Tags.

Seit 2010 hat sich die Zahl der Kolleg*innen in der Bildungsstätte von vier auf 34 erhöht. Die Finanzierung wird von mehreren Bundes- und Landesministerien, der Stadt Frankfurt am Main, verschiedenen Stiftungen, aus EU-Mitteln und Mitteln von Wirtschaftsunternehmen sichergestellt.

Norbert Reichel: Anne Frank gab der Bildungsstätte ihren Namen, doch das Angebot geht weit über die Lebensgeschichte Anne Franks hinaus. Welche Bedeutung haben Leben, Verfolgung und gewaltsamer Tod von Anne Frank für die Arbeit der Bildungsstätte?

Meron Mendel: Anne Frank steht inzwischen als Symbol für die Opfer der Shoa. Jugendliche weltweit identifizieren sich mit ihr, gerade wenn sie selbst von Diskriminierung oder Verfolgung betroffen sind. Wir orientieren uns an der Symbolkraft von Anne Frank und ihrem Wunsch nach einer Welt ohne Hass und Diskriminierung. Unsere konkreten Bildungs- und Beratungsangebote behandeln aber nicht nur die Auseinandersetzung mit der Nazizeit, sondern vielmehr aktuelle Konflikte und Diskurse der heutigen Migrationsgesellschaft wie Rechtsextremismus, Populismus, religiöse Vielfalt, Antisemitismus und Rassismus.

Norbert Reichel: „Zu jedem Unrecht sofort Nein sagen“ – diesen Satz von Trude Simonsohn zitieren Sie gelegentlich. Er könnte geradezu als Motto der Bildungsstätte wirken. Ergänzend passt vielleicht der von Bert Brecht in anderem Zusammenhang gewählte Gedanke von der Sache, die so einfach, doch so schwer zu machen ist. Warum ist es für viele Menschen so schwer, zu jedem Unrecht sofort Nein zu sagen?

Meron Mendel: Gute Frage. Es fängt schon damit an, dass wir unterschiedliche Vorstellungen von Gerechtigkeit haben. In Diskussionen um soziale Fragen, um Fragen zu Flucht und Asyl, Tier- oder Umweltschutz wird deutlich, dass es keinen gesellschaftlichen Konsens darüber gibt, wo Recht endet und Unrecht beginnt. Vielleicht ist das sogar eine der schwierigsten Aufgaben historisch-politischer Bildung, die Bedeutung eines rechtzeitigen und entschiedenen Neins zu vermitteln und zu trainieren.

Norbert Reichel: Sie betreuen in der Bildungsstätte Schulklassen, Jugendgruppen, aber auch erwachsene Besucher*innen, mitunter in Gruppen aus Betrieben und Behörden. Manche Unternehmen, Fraport, die Postbank, schicken regelmäßig ihre Auszubildenden zu Ihnen. Wie haben sich in den letzten Jahren die allgemeine Nachfrage sowie die konkreten Anliegen der Besucher*innen entwickelt?

Meron Mendel: In den letzten Jahren nehmen wir ein verstärktes Problembewusstsein bei Einzelpersonen und Institutionen wahr. Gerade das Erstarken von Rechtsextremen und Rechtspopulisten führt dazu, dass viele Menschen nach dem richtigen Umgang damit suchen und sich in diesem Kontext an uns wenden. Ein weiteres Anliegen sind Anfragen zum Umgang mit kultureller und religiöser Vielfalt.

Norbert Reichel: Welche Rolle spielt bei Ihrer Arbeit ein „Migrationshintergrund“ von Besucher*innen?

Meron Mendel: Diese Frage kann ich nicht pauschal beantworten. Wir haben in der Vergangenheit spannende Projekte mit Migrantencommunities gemacht, z.B. mit jungen Exil-Iraner*innen oder Armenier*innen. In diesen Projekten ging es dezidiert um ihre Migrationserfahrungen und die Verfolgung ihrer Vorfahren. In den meisten Fällen arbeiten wir aber mit heterogenen Gruppen und fragen niemanden danach, wo die Großeltern oder Eltern geboren wurden.

Norbert Reichel: Sie bieten in der „Streit-Bar“ Veranstaltungen zu hoch kontroversen Themen an, beispielsweise zum Heimatbegriff, zum Kopftuch, zu Polizeigewalt. Das sind Kontroversen, die in Talk-Shows, in Leserbriefen oder an Info-Ständen politischer Parteien mitunter ausgesprochen aggressiv ausgetragen werden. Davon hebt sich Ihr Format deutlich ab. Wie bewerten Sie den Erfolg Ihres Formats?

Meron Mendel: Bisher ist es uns tatsächlich gelungen, brisante Themen kontrovers, aber auch respektvoll zu diskutieren. Das ist zum einen der professionellen und kompetenten Moderation von Hadija Haruna-Oelker zu verdanken. Zum anderen hat das mit der Haltung und Atmosphäre unserer Einrichtung zu tun. Wir pflegen hier auch unter den Mitarbeiter*innen eine sehr offene Diskussionskultur und lassen Dissens zu.

Norbert Reichel: In Ihrem Lernlabor werden Diskriminierung und Klischees physisch erfahrbar, beispielsweise im Körperscanner oder in den Racist Glasses. Wie funktionieren diese Aktionen und wie reagieren Ihre Besucher*innen?

Meron Mendel: In der Station „Racist Glasses“ (dt: „Vorurteils-Brille“) wird man eingeladen, eine Brille aufzusetzen und sechs Porträts von Menschen zu betrachten. Mit Hilfe der Brille verwandelt sich der schwarze Student plötzlich in einen bewaffneten Gangster. Ein bärtiger Mann wird zu einem Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürtel; ein Kippaträger zu einer geldgierigen Figur. Hier wird bewusst zugespitzt mit vorhandenen Stereotypen über marginalisierte Gruppen – Muslime, Roma, Juden, Schwarze, Frauen und Homosexuelle – gearbeitet, um eine Selbstreflexion anzuregen. Auf eine indirekte Art werden Jugendliche mit ihren eigenen Vorurteilen bzw. mit ihrem Wissen über Vorurteile konfrontiert. Gerade die humoristische und zugespitzte Art der Station ermöglicht eine offene und nicht entlarvende Diskussion über Vorurteile und Diskriminierung in unserer Gesellschaft. Dabei sind Spaß, Betroffenheit und Empörung oft gleichzeitige Emotionen, die durch die „Vorurteils-Brille“ ausgelöst werden.

Über Vorurteile informiert zugleich auch eine weitere Station, der „Körperscanner“. Hier geht es weniger um reale Vorurteile und Stereotype, als vielmehr um das Prinzip und den Mechanismus von Vorurteilen. Besucher*innen lassen sich durch einen Körperscanner abbilden, sodass eine 3D-Figur entsteht. Anschließend „berechnet“ der Scanner, welche Eigenschaften lediglich aufgrund äußerer Merkmale der Person zugeschrieben werden können. So werden Menschen als unmusikalisch, besserwisserisch oder kleinkariert beschrieben – Eigenschaften, die nicht diskriminieren sollen. Zugleich wird schnell deutlich, dass äußere Merkmale keine validen Aussagen über (Un-)Fähigkeiten von Menschen zulassen. Die Station basiert auf dem Modell des Dreischritts der Diskriminierung: Im ersten Schritt nehmen wir ein Merkmal an einer Person wahr, wie beispielsweise die Hautfarbe, Kleidungsstück oder einen Akzent. Im zweiten Schritt werden alle Menschen, die dieses Merkmal haben, einer Gruppe zugeordnet, etwa Ausländer, Frauen oder Schwarze. Im dritten Schritt werden den Gruppen Eigenschaften zugeschrieben, die die gesamte Gruppe ab- oder aufwerten. Bekannte Beispiele: Schwarze können gut tanzen, Juden sind geschickt im Umgang mit Geld und Frauen sind schlecht im Einparken.

Grundsätzlich ist es aus einer sozialpsychologischen Perspektive ein normaler Vorgang, dass Menschen mithilfe ihres Vorwissens und ihren Erfahrungen Zuordnungen vornehmen. Die Reflexion darüber hilft, um eigenes Wissen und Erfahrungen zu hinterfragen und Diskriminierungsprozesse zu verstehen.

Norbert Reichel: Anne Franks Tagebuch ist in Ihrer Bibliothek in verschiedenen Sprachen vorhanden. Es gehört im Schulunterricht zu den „Klassikern“. Aber nicht alle in Schulen populären Bücher sind gleichermaßen geeignet. Zu diesen populären, aber in der Fachwelt höchst umstrittenen Werken gehören beispielsweise „Der Vorleser“, „Der Junge mit dem gestreiften Pyjama“ oder „Damals war es Friedrich“. Wie gehen Sie in Ihrer Arbeit mit den Vorerfahrungen junger Menschen aus solchen Lektüren um?

Meron Mendel: Für die pädagogische Arbeit ist es wichtig, die „Klassiker“ der Schulbuchlektüren zu kennen, da Jugendliche häufig konkrete Fragen zu den Inhalten der Bücher mitbringen und die Bücher häufig zu sehr konkreten thematischen Fragen bezüglich der spezifischen Geschichte führen. Im Umgang damit ist es wichtig, auf den (teils) fiktiven Charakter der Geschichten einzugehen und dies zu thematisieren. Erstmal sind die Vorerfahrungen durch das Lesen der Lektüren meistens sehr spannend, da die Diskussionen häufig lebendig sind. Wichtig ist es, über die Rezeption des Gelesenen zu sprechen, darüber zu sprechen, welche Aspekte von realen Begegnungen herrühren, wieviel aber auch frei geschrieben wurde. In unserem Lernlabor „Anne Frank. Morgen mehr“ haben wir genau aus diesem Grund auch Stationen, die die Rezeptionsgeschichte des Tagebuches behandeln und an denen sich Jugendliche intensiv damit auseinandersetzen können, welche literarischen Werke tatsächlich im Nationalsozialismus entstanden sind und welche ihn aus einer historischen Perspektive thematisieren.

Norbert Reichel: Ein wichtiger Inhalt Ihrer Arbeit ist die Fortbildung von Lehrer*innen. Wirksame Fortbildung braucht nachhaltige Betreuung. Wie können Sie für eine solche nachhaltige Fortbildung sorgen und welchen Beitrag leisten die von Ihnen ausgebildeten Demokratietrainer*innen?

Meron Mendel: Der Umgang mit Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung gehört zur Grundqualifikation aller Lehrkräfte, egal welches Fach sie unterrichten. Wir arbeiten mit Lehramtsstudierenden, Lehrkräften in der Ausbildungszeit (Referendariat) und mit erfahrenen Lehrer*innen zusammen. Es geht weniger um die inhaltliche Vorbereitung des Unterrichts selbst, sondern vielmehr um die Pflege eines respektvollen Klimas in der Klasse. Deshalb koordinieren wir in Hessen das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Dort geht es uns ebenfalls darum, ein tolerantes Schulklima zu fördern.

Unsere jungen Demokratietrainer*innen engagieren sich in der Arbeit mit Jugendlichen. Als Peertrainer*innen können sie Jugendliche auf Augenhöhe ansprechen. Wir arbeiten schon seit mehr als zwanzig Jahren in dieser Form und ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Engagement und Einsatz die jungen Trainer*innen mitbringen.

Norbert Reichel: Gute Erfolge bei dem Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Art von Diskriminierung haben Peer-to-Peer-Konzepte. Die Bildungsstätte hat die Landeskoordination des Bundesprogramms „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ übernommen. Oft hängen Erfolg und Nachhaltigkeit solcher Initiativen jedoch von einzelnen Personen ab. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem und anderen vergleichbaren Programmen und was empfehlen Sie Bundes- und Landesministerien sowie der Bundeskoordination in Berlin?

Meron Mendel: Mit dem Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht, noch bevor wir die Landeskoordination für Hessen übernommen haben. Das Prinzip der Freiwilligkeit und die Arbeit mit allen Akteur*innen in der Schule sind wichtige Aspekte. Wir fokussieren uns nicht nur auf die Schülerinnen und Schüler, sondern auch auf die Lehrkräfte, Schulleitung, Eltern und sogar Hausmeister*innen. Alle können etwas zu einem besseren Schulklima beitragen. Dass Erfolg und Nachhaltigkeit solcher Initiativen oft von einzelnen Personen abhängen, kann ich bestätigen. Wir erleben viel Engagement von Einzelpersonen, die in ihrem Umfeld sehr viel bewegen können.

Norbert Reichel: Diskriminierung oder die Zuschreibung von Klischees können so subtil erscheinen, dass viele Menschen den diskriminierenden Hintergrund gar nicht merken. Was können Sie mit Ihrer Arbeit dazu beitragen, dass Menschen sensibler und aufmerksamer werden, auch im Hinblick auf das eigene Verhalten und die eigene Sprache?

Meron Mendel: Die häufigste Form von Rassismus kommt nicht von Rechtsradikalen, sondern aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Viele Leute verstehen nicht, dass es eben kein Kompliment ist, wenn man als schwarzer Mensch, der in Frankfurt geboren und aufgewachsen ist, dreimal am Tag hört: „Du sprichst aber gut Deutsch“. Das ist eine Dauerkränkung. Wir wollen nicht diejenigen sein, die mit erhobenem Zeigefinger fuchteln, doch die Perspektive der betroffenen Menschen wollen wir einbringen – wenn nötig, auch mal etwas lauter.

Norbert Reichel: Adriana Altaras schreibt in „Titos Brille“, sie habe bestimmte Rollen bekommen, weil sie eine bestickte Bluse besäße. Schauspieler*innen mit dunklerer Hautfarbe werden für Rollen engagiert, in denen sie Gemüsehändler, Drogendealer oder Geflüchtete darstellen. Auf der anderen Seite gab es zuletzt Forderungen aus der Queer-Szene, Trans-Frauen im Film nicht von verkleideten Cis-Männern, sondern von Frauen darstellen zu lassen. Auch solche Dilemmata scheinen sich – man denke an amerikanische Universitäten – zu häufen. Was denken Sie darüber?

Meron Mendel: Die beschriebene Empörung ist nicht nur absurd, sondern auch symptomatisch für viele andere Diskussionen, die ähnlich verlaufen. Wir erleben momentan die Verbreitung einer vulgären Identitätspolitik mit fundamentalistischen Zügen. Statt den Fortschritt zu erkennen, dass Transmenschen in den Medien sichtbar werden, werden die Filmmacher*innen zu Feinden erklärt. Die Betonung der Differenzen, der Marginalisierung der eigenen Position und des Status als Opfer legitimiert die selbstgerechte Abschottung einerseits und das Abkanzeln, Rügen oder gleich Niederdrängen von vermeintlichen Gegner*innen anderseits. In unserem Sammelband „Trigger Warnung“ haben wir uns mit solchen aktuellen Diskussionen auseinandergesetzt.

Norbert Reichel: Auf der Frankfurter Buchmesse 2017 lag der Stand der Bildungsstätte Anne Frank ganz in der Nähe des Antaios-Verlages. Sie reagierten mit einer Aktion „mut mutiger mund auf“ und mussten erleben, dass Ellen Kositza Ihren Button ansteckte und offen trug, eine Art Bumerang-Effekt. Demonstrant*innen gegen den Antaios-Verlag und seine Sympathisant*innen aus den diversen rechten Gruppen wurden von der Messeleitung für ihren lautstarken Protest gerügt. Man könnte den Eindruck gewinnen, egal, was man gegen „rechts“ tut, es ist falsch. Erleben Sie in der Bildungsstätte und in Ihren Veranstaltungen vergleichbare Begegnungen mit rechten Positionen und welche Strategie empfehlen Sie?

Meron Mendel: Es ist ein heiß diskutiertes Thema, ob und wie man sich in Auseinandersetzungen mit Rechten begeben sollte. Wir als Bildungsstätte richten uns mit unserer Arbeit ganz klar an Menschen, die bereit zu offenen Diskussionen und zur Selbstreflexion sind sowie an Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Unserer Erfahrung nach macht es keinen Sinn, sich mit rechten Kadern auf ein Podium zu setzen oder sich von Mitgliedern beispielsweise der Identitären Bewegung in Scheindiskussionen verwickeln zu lassen; Ihnen geht es nicht um wirklichen Austausch, sondern darum, zu provozieren, zu stören und einzuschüchtern.

Anstatt sich in kräftezehrende und sinnlose Diskussionen mit Menschen einzulassen, deren Weltbild ohnehin geschlossen ist, zeigen wir klare Kante: Demokratische Prinzipien wie die Gleichwertigkeit aller Menschen stehen nicht zur Diskussion!

Norbert Reichel: Einrichtungen der historisch-politischen Bildung leiden oft darunter, dass sie stets als Projekte finanziert werden. Eine institutionelle auf Dauer angelegte Finanzierung ist schwierig bis gar nicht durchsetzbar. Die Ihnen gelungene Mischung verschiedener Finanzierungsquellen kommt einer dauerhaften Absicherung recht nahe. Für viele andere Einrichtungen scheint dies so kaum erreichbar. Welche Perspektiven sehen Sie für eine möglichst flächendeckende Absicherung von Stätten der historisch-politischen Bildung, auch über Ihre Bildungsstätte hinaus?

Meron Mendel: Das Problem der fehlenden institutionellen Finanzierung trifft fast alle Träger, inklusive der Bildungsstätte Anne Frank. Die Gefahr besteht zum einen darin, dass die Mitarbeiter*innen keine sichere Perspektive haben. Zum anderen müssen sich Träger ständig auf Trendthemen einlassen, mit der Gefahr, stetige wichtige Daueraufgaben zu vernachlässigen. Dabei tendieren wir dazu zu vergessen, dass politische Bildung keine einmalige Angelegenheit, sondern eine kontinuierliche lebenslange Aufgabe ist.

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • Meron Mendel / Eva Berendsen / Saba Nur-Cheema (Hrsg.): Trigger-Warnung: Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen, Berlin, Verbrecher Verlag, 2019.
  • Meron Mendel / Astrid Messerschmidt (Hrsg.): Fragiler Konsens. Antisemitismuskritische Bildung in der Migrationsgesellschaft. Frankfurt am Main, Campus Verlag, 2017.
  • Katharina Kunter / Meron Mendel: 100 Jahre Leugnung. Der Völkermord an den ArmenierInnen – Beitrag zu einer multiperspektivischen Erinnerungskultur in Deutschland, Münster, Aschendorff Verlag, 2017.
  • Denise Bergold-Caldwell / Laura Digoh / Hadija Harnua-Oelker / Christelle Nkwendja-Ngnoubamdjum / Camille Ridha / Eleonore Wiedenroth-Coulibaly (Hrsg.): Spiegelblicke: Perspektiven Schwarzer Bewegung in Deutschland, Berlin, Orlanda Frauenverlag, 2017.
  • Meron Mendel: Zur Identität jüdischer Jugendlicher in der gegenwärtigen Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt am Main, Johann Wolfgang Goethe Universität, 2010.

(Anmerkungen: Erstveröffentlichung im August 2019. Hadija Haruna-Oelker, die im Interview genannte Moderatorin der „Streit-Bar“, ist Autorin, Redakteurin und Moderatorin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Jugend und Soziales, Migration und Rassismusforschung.)