Der Codex Malintzin
Die andere, vielleicht die wahre Geschichte Mexikos
In der Juni-Ausgabe 2023 des Demokratischen Salons hat Sandra del Pilar die Geschichte von Malintzin neu erzählt. Grundlage war eine Ausstellung, die sie im Frühjahr 2023 in Ciudad de Mexiko mit Bildern gestaltete, die die gesamte Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven zeigte. Einige dieser Bilder durften wir auch im Demokratischen Salon zeigen, wie auch in diesem Text.
Malintzin, in Mexiko oft despektierlich „La Malinche“ genannt, galt lange Zeit als Verräterin, die es Cortés ermöglicht habe, mit 700 Spaniern, 18 Pferden und seinen Kanonen Mexiko zu erobern. Viel wahrscheinlicher ist, dass es Malintzin, einer gebildeten Frau aus adliger Familie, gelang, die gegen Moctezuma aufbegehrenden Völker zu vereinen und Cortés zu gewinnen, sie zu unterstützen. Cortès hat Mexiko nicht erobert, die Völker der Region befreiten sich von einer diktatorischen Herrschaft. Mit der Geschichte von Malintzin müssen auch die Geschichte Mexikos und die Geschichte des Kolonialismus in Amerika neu geschrieben werden. Dies ließe sich auch aus den bekannten Dokumenten erschließen, doch wie sähe die Geschichte aus der Sicht von Malintzin aus? Was hätte sie geschrieben, eine Frau, die mehrere Sprachen beherrschte und als Übersetzerin und Verwaltungsexpertin auch Spanisch sprach und schrieb?
Sandra del Pilar hat die Geschichte aus Malintzins Sicht aufgeschrieben und für den Demokratischen Salon übersetzt. Von der spanischen Originalversion gibt es nur drei Exemplare, diese deutsche Fassung ist die einzige zurzeit verfügbare und autorisierte Fassung.
Sandra del Pilar hat den Codex Malintzin auf TikTok vorgestellt. Wie es sich bei derart kostbaren Dokumenten gehört, mit weißen Handschuhen. Die Reaktionen mögen erstaunen. Sie bestätigten manch vergleichbare Erfahrung: wer will schon sagen, ob es sich bei einem Dokument um ein echtes – in diesem Falle ein etwa 500 Jahre altes – Dokument handelt oder um die künstlerisch gestaltete Version eines möglichen Dokuments? Dies macht dennoch die Version des Codex Malintzin nicht unwahrscheinlich. Im Gegenteil.
Wir wissen nicht, was aus Malintzin wurde, wir wissen nicht, wann und wo sie starb, wo sie begraben ist. In der Stadt Mexiko wird nach wie vor ein Haus gezeigt, das als ihr Haus bezeichnet wird. Wir haben es aber mit gleich zwei Debatten zu tun: einerseits der Debatte über die historische Wahrheit, andererseits über die Frage fiktiver und realer Geschichte, möglicherweise sogar im Sinne einer kontrafaktischen Alternative History. Es wäre nicht ungewöhnlich, denn so manche Persönlichkeit der Geschichte wurde von denen, die die Macht hatten, über sie zu schreiben, negativ dargestellt, obwohl sie eigentlich ein wichtiger und für den weiteren Verlauf der Geschichte durchaus positiv zu sehender Mensch war.
Wir dokumentieren diese Geschichte im Gedenken all derjenigen, die in der Geschichtsschreibung und aufgrund welcher Geschichtspolitik auch immer in Vergessenheit gerieten oder zu Unrecht diffamiert wurden. Möge ihnen Gerechtigkeit geschehen!
Die Geschichte Malintzins, von ihr selbst geschrieben
„Ich weiß nicht mehr, wie man mich nannte, als ich ein Kind war. Vermutlich, weil ich mich nicht erinnern will. Weder daran, wer ich selbst war, noch daran, wie jene andere Welt aussah, die sich so sehr von dieser unterscheidet, die ich geboren habe. Ich habe sie durch meinen Mund geboren und durch die Zungenschlange, die sie zum Klingen brachte. Ich habe dieser, meiner neuen Welt Leben eingehaucht, indem ich die Dinge benannte, die in ihr wohnen. Jedes einzelne Wort machte ich mit dem Wasser meines Speichels fruchtbar und kleidete es in ein Gewand aus Erde, als ich diesen Amoxtli (dt: Buch, Kodex) niederschrieb, der Hernando Cortés, Francisco López de Gómara, Francisco Cervantes de Salazar und Bernal Díaz del Castillo Lügen straft.
Ich weiß nicht mehr, wie man mich nannte, als ich ein Kind war. Aber ich erinnere mich, dass ich nie eine Sklavin war, dass man mich nie verschenkt, noch verkauft hat. Geboren wurde ich in Painala, südlich von Coatzacoalcos gelegen, einem Ort, der zur Gemeinde von Oluta gehörte. Meine Mutter war eine örtliche Adelige, und mein Vater ein Mexica, aus Tenochtitlan entsandt, um durch Heirat den Weg für zukünftige Eroberungszüge zu ebnen.
Ich war das einzige Kind und wurde sehr geliebt, bis mein Tata (dt.: Vater) starb und meine Nana (dt.: Mutter) meinen Stiefvater heiratete, mit dem sie meinen Halbbruder bekam. Sie beteten ihn an und ich begriff, dass nicht mehr ich diejenige sein würde, die das Vermögen und den Rang meiner Familie erben sollte. Ich beschloss, sobald es mein Alter erlaubte, nach Xicalango zu gehen, um den Beruf der Tlacuilo (dt. Schreiberin, Malerin) zu erlernen, einen würdigen und angesehenen Beruf für eine Frau meines Standes. In Xicalango, mit seinem großen Markt einer der wichtigsten Umschlagplätze für Handelswaren aller Art, lernte ich Tabscoob kennen, unseren „Herrn der acht Löwen“, und folgte ihm nach Potonchán. Er ergötzte sich daran, dass ich Nahuatl (das einzige Erbe meines Vaters) ebenso sprach, wie Popoloca (das letzte Geschenk meiner Mutter).
Am Hof von Tabscoob wurde ich gut aufgenommen und wenn ich dort auch nicht die Rolle der Ersten Dame bekleidete, so gelang es mir doch, sein Vertrauen in dem Maße zu gewinnen, in dem ich seine lengua (dt.: Zunge, Sprache) zu beherrschen begann. Es amüsierte ihn, wie aus meinem Mund Klänge sprudelten, die zu Worten wurden, die die Macht hatten, Dinge vor seinem geistigen Auge erscheinen zu lassen, wenn ich sprach. Wir sprachen viel. So erlangte ich Kenntnis, wie unerträglich er das Joch der Mexicas empfand, die in regelmäßigen Abständen Tribut in Form von Lebensmitteln, Waren und jungen Menschen verlangten, die in den Tempeln von Tenochtitlan geopfert werden sollten. Tabscoob waren die Hände gebunden. Seine Armee war stark, aber nicht stark genug, um sich Motecuzoma entgegenzustellen. Auch fehlte es ihm an Verbündeten. Die meisten Völker fürchteten die Mexicas, und von den Castiltecas, diesen blassen, behaarten, übelriechenden Männern, die vom großen Wasser hergekommen waren, war auch nichts zu erwarten.
Das erkannten wir schnell bei unserer Begegnung mit Juan de Grijalva, der die Frechheit besaß, uns aufzufordern die Vasallen seines Herrn, Karls V., zu werden. Dieser wolle uns haben, sagte er. Tabscoob entgegnete, wir lebten sehr glücklich und hätten seinen Herrn nicht vonnöten und wenn Grijalva etwas an unserer Freundschaft gelegen sei, so möge er weiterziehen. Grijalva zog ab, aber schon bald darauf kam ein weiterer Castilteca zu uns, der Hernando Cortés hieß. Nach den vorangegangenen Erfahrungen hatte Tabscoob kein Interesse mehr an den weißen Männern.
Sie waren nicht willkommen. Als Antwort darauf, begann Cortés eine Schlacht, die ihren Höhepunkt in der Ebene von Cintla fand, wo 400 Castiltecas unsere Armee von 40 000 Kriegern auslöschten. Das muss an ihren mächtigen Waffen gelegen haben: Wir sahen Stöcke, die Feuer und Rauch spuckten und selbst auf große Entfernungen töteten; wir sahen schwarze Kugeln von großer Reichweite, die hundertjährige Bäume fällten; wir sahen auch eine Art großer, muskulöser Hirsche, auf deren Rücken sie kletterten und die sich verhielten, als wüssten sie, was in jeder Lage zu tun sei. Die Körper und Köpfe der Castiltecas waren mit einem silberähnlichen Metall überzogen, und in ihren Händen hielten sie flache Prügel aus demselben Metall, die so scharf wie unser Obsidian waren, allerdings weniger spröde. Als der Kampf vorbei war, war Tabscoob verzweifelt.
Nun sind aber die Dinge das, was wir aus ihnen machen, wenn wir sie benennen. Und wenn wir statt „Demütigung“ „Gelegenheit“ sagen, ändert sich nicht nur der Klang, sondern auch die Wirklichkeit selbst. Das sagte ich ihm, und er blickte mich schweigend an. Was, wenn wir uns die Waffen der Castiltecas zu Nutze machen? fragte ich ihn. Sie könnten uns befähigen, den Mexicas Einhalt zu gebieten. Lass uns dafür sorgen, dass Cortés und seine Männer gegen Tenochtitlan in den Kampf ziehen und es für uns besiegen. Wir müssen ihm nur einen guten Grund dafür geben. Und dieser Grund heißt Gold, denn Gold – so munkelt man – ist das, was die Castiltecas am meisten begehren. Wir werden sie glauben lassen, dass sie in Tenochtitlan reichlich davon finden werden. Und so ward die Legende geboren, dass in Tenochtitlan sogar die Dächer aus purem Gold sind.
Kurze Zeit später brach Cortés auf, nicht ohne mich und meine 19 Hofdamen als sogenanntes Geschenk der Besiegten in Empfang zu nehmen. Ich würde die Castiltecas begleiten, um sicher zu stellen, dass unser Vorhaben einen guten Verlauf nähme. Die weißen Männer zögerten nicht, uns anzunehmen, aber ich bemerkte einen Funken Misstrauen in Hernandos Augen, der ihn veranlasst haben mag, mich auf Distanz zu halten, indem er mich einem seiner Hauptmänner, Alonso Hernandez de Portocarrero, zuwies.
Zunächst unterzog man uns einer Zeremonie, die sie „Taufe“ nennen. Das ist ein Ritual, bei dem wir alle einen christlichen Namen erhielten, unter dem ihr oberster Teotl uns anerkennen würde. Er wird „Gott“ genannt und hat einen Sohn, den sie Jesus Christus oder Jesus oder Christus nennen. Seine Mutter ist Maria, aber sie ist nicht die Frau von Gott, sondern von einem minderen Teotl namens Josef. Das scheint Gott allerdings nicht viel auszumachen, denn er sieht in Maria trotzdem seine Königin. Er lässt sogar zu, dass die Castiltecas ihr Abbild mehr verehren als sein eigenes das ich nie zu Gesicht bekam.
Mit dem christlichen Namen, auf den ich getauft wurde – Marina – war ich sehr zufrieden. Man sagte mir, dass Marina „die, die das Meer liebt“ bedeutet, was durchaus zutrifft. Aber Marina ähnelt auch dem Namen der Götterkönigin Maria. Das machte mich lächeln, denn ohne es zu wissen, zollten mir die Castiltecas damit den größten denkbaren Respekt. Mein neuer Name gefiel mir so gut, dass ich beschloss, meinen bisherigen Namen zu vergessen. Ab jetzt war ich Marina, oder, wie wir es aussprachen, Malina oder auch Malintzin: die „ehrwürdige Malina“.
Nach der Taufe wartete ich viele Tage, Wochen, ja sogar Monde, wie nur wir Frauen zu warten verstehen, und nutzte die Zeit, um mich mit den Gebräuchen und der Sprache der Castiltecas sowie mit den Gegenständen, die sie mit sich führten, vertraut zu machen. Am besten gefielen mir diese: die Kerze, ein tragbares und domestiziertes Feuer, das die Funktion hat, die Nacht zu erhellen und Hierarchien sichtbar zu machen: Je mehr Kerzen einer Person in der Dunkelheit zur Verfügung stehen, desto größer ist die Bedeutung, die man ihr beimisst. Ich mochte auch diese silberfarbenen Platten, die alles reflektieren, was man vor sie hinstellt. Man nennt sie Spiegel und sie ähneln ein wenig unserem polierten Obsidian.
Als Nahrung haben die Castiltecas aus ihrer Heimat Tiere mitgebracht, die kaum behaart sind und die Schweine heißen. Sie verströmen einen ähnlichen Geruch wie sie selbst. Ihre Pferde sind majestätische Wesen, und ich ziehe immer noch die Möglichkeit in Betracht, dass es sich in Wahrheit um Nahuales handelt, denn in der Schlacht verhalten sie sich so, als würden sie Kenntnis von den militärischen Strategien haben, die zuvor von den Offizieren festgelegt wurden. Allerdings verhalten sie sich nur gehorsam und gefügig, wenn ein Reiter auf ihnen sitzt. Pferde haben Namen, und die Castiltecas essen sie nicht. Anders verhält es sich mit den Hühnern, die wie kleine Huexolotls (dt. Truthähne) sind. Ihr Fleisch schmeckt in etwa wie das eines gebratenen Leguans. Ihr Tonalli (dt. Wesen, auch: Schicksal) ist sanft und anschmiegsam, und ich habe zwei von ihnen behalten, die mir überallhin folgen. Sie sind aus einem einzigen Ei geschlüpft und ich habe sie Guadalupe und Tonantzin genannt, zu Ehren der göttlichen Mütter.
Ich habe mich auch mit einigen aus der Truppe angefreundet. Vor allem mit Melchorejo, der aus Punta de Cotoche stammt und der vor einiger Zeit von ihnen gefangen genommen wurde. Sie haben versucht, ihm ihre Sprache beizubringen, aber der arme Kerl ist Zimmermann und verstand nur sehr wenig von dem, was sie zu ihm sagten.
Täglich plagte ihn die Furcht, jemand könnte seine mangelhaften Fähigkeiten bemerken, und er war entschlossen, die erstbeste Gelegenheit zur Flucht zu ergreifen, bevor er getötet würde. Melchorejo brachte mir meine ersten Worte auf Spanisch bei. Es gab noch einen anderen Übersetzer, der Jerónimo de Aguilar hieß. Er war ein kastilischer Schiffbrüchiger, der viele Jahre lang als Gefangener bei den Mayas an der Küste gelebt hatte. Daher stammen seine Tätowierungen, die ebenso schön wie geheimnisvoll sind. Jerónimo wusste viel über die christliche Religion und erzählte mir davon, als wir uns – vorbei an Zempoala, Xalapa, Xicochimalco, Ixhuacan, Iztacmaxtitlan, Tzompantzingo und Tepectipac – auf den Weg in Richtung des Ortes machten, der später die Villa Rica de la Vera Cruz werden sollte.
Auf unserem Marsch trafen wir immer häufiger auf Abgesandte der Mexicas, die Motecuzoma uns entgegenschickte, um uns von unserem Kurs auf Tenochtitlan abzubringen. Mit ihnen, die Nahuatl sprachen, konnte Jerónimo nicht kommunizieren. Er sprach nur Spanisch und Maya.
Jetzt war meine Zeit gekommen. Ich wurde die Faraute oder Hauptübersetzerin oder, wie Hernando mich nannte: seine Zunge. Seine Zunge, sagte er, um mich zu einem Teil seines Körpers zu machen, um das Gefühl zu haben, mich zu besitzen und zu beherrschen, um zu zeigen, dass er befahl und ich gehorchte. In Wahrheit war es umgekehrt. Er wusste weder um die Magie, die der Zunge und dem Speichelwasser entspringt, noch um ihrer beider Macht, Wirklichkeiten, ja, ganze Welten zu erschaffen, wie die, die ich Schritt für Schritt, Wort für Wort entstehen ließ.
Bis zum heutigen Tag glauben die Spanier, sie hätten den Untergang der Mexicas herbeigeführt, und bringen das in ihren Schriften, Briefen und Büchern zum Ausdruck. Sie glauben, die Mexicas dank ihres Gottes, ihrer Waffentechnologie und der Klugheit ihres Kapitäns erobert zu haben, der es verstand, sich meiner zu bedienen, um die Tlaxcalteken, die Otomies, die Cempoaltecas und andere Völker als Verbündete auf seine Seite zu ziehen. Ihrem Gott zeigen sie sich erkenntlich, indem sie jeden tauften, der sich taufen ließ. Aber warum sollte sich jemand, der bei klarem Verstand ist, weigern, einen zusätzlichen Teotl den bereits verehrten hinzuzufügen, wo wir doch wissen, dass mehr Götter auch mehr Beistand bedeuten.
Was mich betrifft, so lernte Hernando hinzunehmen, dass man uns beide Malintzin nannte, als wären wir eine Einheit. Die Menschen wussten, dass ich diejenige war, die das Sagen hatte. Ich war der Tlatoani, denn ich führte das Wort, während er mit seinen Waffen nur der ausführende Arm war, auch wenn ich mich ebenfalls gelegentlich an den Schlachten beteiligte. Es gab viele und sie waren grausam. Schließlich fiel Tenochtitlán.
Im Süden der großen Stadt ließ ich mich in einem Steinhaus nieder, das mit dem Tezontle (dt.: als Baumaterial verwendetes Vulkangestein) der zerstörten Mexica-Tempel erbaut wurde. Dort bekam ich meinen Sohn Martin, den ich trotz der täglichen Einnahme des Axoxoquilitl empfing. Dass ich Mutter war, hinderte mich nicht daran, weiterhin meinen Pflichten nachzukommen, und wenn ich auch als Faraute und Übersetzerin immer seltener gebraucht wurde, so war ich doch für den Empfang und die Verwaltung der Tributzahlungen zuständig, die zu meinem großen Verdruss weiterhin gefordert und entrichtet wurden… obwohl die Mexicas besiegt, ihre Herrscher tot, ihr Adel bestraft und ihre Beamten entlassen waren.
Aber meine Macht stand auf tönernen Füßen, und so beschloss ich zu heiraten; nicht Hernando – dessen Frau eines Morgens nach einem Ehestreit nicht mehr erwachte – sondern Juan Jaramillo. Wir vermählten uns auf jener unglückseligen Reise in die Hibueras, gegen die ich mich so sehr gewehrt hatte. Wir bekamen eine Tochter, Maria, meine Königin.
Für dich habe ich dieses Amoxtli geschrieben. Damit du die wahre Geschichte kennst und weitergibst … über mich, deren Schoß dich und deinen Bruder hervorgebracht hat und deren Mund eine Welt gebar, in der mehr Gerechtigkeit herrschen sollte. Am Ende bin ich gescheitert, denn die neue Welt war nicht besser als die alte. Vielleicht war ich des Kämpfens müde, vielleicht sind mir die Dinge aus den Händen geglitten, vielleicht bin ich auch nur zu früh gegangen.“
(Anmerkungen: Erstveröffentlichung im Juli 2023, die nicht kursiv gesetzten Hinweise im Text Malintzins sind Erklärungen der Übersetzerin, unterschiedliche Schreibweisen eines mexikanischen Namens in der deutschen Version entsprechen der Schreibweise im Original. Text der Anmoderation: Norbert Reichel. Internetzugriffe zuletzt am 3. Juli 2023, Rechte aller Zeichnungen bei der Künstlerin, sie wird vertreten von der Galerie Zilberman in Berlin und Istanbul.)