„It´s not just me, it´s everybody“
Die ganz persönliche Pop-Edition 2022
Der Pop drehte sich wieder ein Jahr weiter und erneut bleibt die Frage: was sagt er uns zur allgemeinen Lage der Welt. Dass wir nach dem Stillstand und der politischen Befangenheit, die die Pandemie verursacht hatte, in weitere Katastrophen schlittern, hätte man nach dem letzten Jahr (siehe meinen Text zu „Apocalypse or Revolution?“) auch ohne den Ukrainekrieg und Prophet zu sein vermuten können.
Wie kommen wir vorwärts? Prophetischer Pop?
Die allgemeine Verdrängung, die nicht nur den Deutschen (siehe den Umgang mit der Pandemie in China) innewohnt, greift um sich und so kommen viele der drohenden Katastrophen und Krisen nicht aus heiterem Himmel, sondern mit langer Ansage. Egal, ob man die Klimakrise betrachtet oder den Fachkräftemangel, der durch den demographischen Wandel verursacht werden wird (siehe auch „Die Altenrepublik“ von Stefan Schulz). Hinzu kommen die kleinen, aber doch wesentlichen Hürden des Alltags, wie die Schwierigkeit bezahlbaren Wohnraum zu finden, das Scheitern der Politik, Hartz IV entscheidend zu verändern oder sich endlich dem Thema der Kinderarmut zu widmen.
Dem Ganzen setzt zuletzt noch das Verhindern günstiger Fortbewegungsmöglichkeiten, die auch ein 9-, 29- oder 49-Euro Ticket nicht zu lösen vermag, die Krone auf. An ein buchstäbliches „Voran, voran“ („Tomte“) ist so nicht zu denken. Nun kann man eloquent in Polittalkshows von Sachzwängen und Kompromissen reden, doch zum Glück darf der Pop unmittelbarere Antworten geben oder Fragen stellen. Eine davon hatten „Tocotronic“ schon 1997: „Wollen sie verhindern / Dass wir vorwärts kommen? / Manchmal könnte man meinen / Ihr blödes Schlendern wäre Absicht.“ („Gehen die Leute“).
Zu diesem Potpourri aus Unzulänglichkeiten, Schwierigkeiten, Krisen und Katastrophen gibt es im Pop unterschiedliche Reaktionen. Die Erste ist immer noch der Widerstand. Denn in diesem vergangenen Pop-Jahr 2022 bleibt man nicht mehr nur beim „könnte man meinen“ von 1997. Soziale Missstände und Ungerechtigkeiten werden benannt, wie in „Killer“ von Muff Potter. Auch an deutlichen Statements mangelt es nicht und so singen „Die Nerven“, „ICH STERBE JEDEN TAG IN DEUTSCHLAND“. Auf die Spitze wird dies aber von iranischen Musikern wie Shervin Hajipour getrieben, die für ihren Widerstand, wie im Lied „Baraye“ buchstäblich ins Gefängnis gehen müssen und nun um ihr Leben fürchten.
Die zweite Reaktion ist der Rückzug ins Private oder sogar ins Intimste (höre „Hentai“ von Rosalía). Natalie Mering alias Weyes Blood stellt im Song „It´s not just me, it‘s everybody“ fest, dass „Living in the wake of overwhelming changes / We’ve all become strangers/ Even to ourselves“. Mit dem Hintergrund dieser Erkenntnis textet auch Kendrick Lamar. Der US-Rapper setzt auf seinem neuen Album nicht an zu weiterer Gesellschaftskritik, sondern veröffentlicht ein Album wie eine Therapiestunde und hält ernüchtert in „Savior“ fest, er müsse sich erst einmal selbst retten, bevor er wieder den Blick nach außen wenden kann. So geht es vielen Künstlern von Superstar Taylor Swift („Anti-Hero“) bis hin zu Folkkünstlerinnen wie Tomberlin („I don´t know who needs to hear this“).
Da der Pop immer prophetisch war, ist und sein wird, können wir gespannt sein, welche persönlichen und politischen Entwicklungen er 2023 vorwegnimmt und erahnt. Bis dahin bleibt es, sich für ein paar Stunden in die eigene Bettdecke zu verkriechen, sich einen Erkältungstee zu gönnen und frei nach Tarkowski zu lauschen und nicht nur zu hören.
Die Playlists:
Wer alles, was ich im Folgenden empfehle, in einer einzigen Playlist hören möchte, kann sich auf Spotify, Youtube und Tidal einschalten. Im Folgenden im Detail die aus meiner Sicht 15 besten Songs 2022, gefolgt von einem Song außer Konkurrenz, sowie die 30 besten Alben, natürlich alles sehr subjektiv, aber ich bin mir sicher, dass viele meine Einschätzungen teilen werden, auch wenn sie vielleicht die Reihenfolge anders setzen würden. Nicht alles ist unmittelbar politisch, aber manchmal ist auch Unbeschwertes viel politischer als man beim ersten Hören denken mag. Auf jeden Fall: viel Spaß und Gewinn beim Hören, zu Hause, im Auto oder wo auch immer.
Die Besten Songs 2022
15. Shitney Beers – Long Distance: Folk aus Deutschland. So verletzlich und persönlich klingt gewöhnlich nichts aus diesen Landen. Orientiert sich an all den aktuellen Folkgrößen aus den USA und muss sich in keiner Weise dahinter verstecken (auch auf youtube).
14. Soccer Mommy – Shotgun: Der grundeigenste Song des Jahres ist ein Liebeslied. Eingängige Gitarren und Bassläufe vereinen sich zu Selbstbehauptung und Selbstaufgabe in einem (auch auf youtube).
13. Love A – Will und kann nicht mehr: Love A sagen an wie es vielen Menschen gefangen zwischen Inflation, Klimakrise, Pandemie und kaum zu meisternden Alltagsschwierigkeiten geht. Typischer Deutschpunk genau auf den Punk(t) gebracht (auch auf youtube).
12. Die Nerven – Europa: Die Desillusion einer Idee in einen Song gepresst. „Und ich dachte irgendwie, in Europa stirbt man nie“. Falsch gedacht stellen Die Nerven ernüchternd fest und formulieren damit nicht nur metaphorisch, was in Europa alles schiefläuft. Die Nerven brauchen nur Gitarre, Bass und Schlagzeug, um wie ein Orchester zu klingen (auch auf youtube).
11. Rosalía – Hentai: Intimität und Sinnlichkeit verwoben zu einer zarten Ballade. Spricht man kein Spanisch, würde man dies für ein sinnliches Liebeslied halten. Spricht man Spanisch versteht man, warum das Lied nach japanischer animierter Pornografie benannt ist. Trotzdem bleibt es aber sinnlich metaphorisch und am Ende einfach ein wirklich gutes Stück Pop (auch auf youtube).
10. Fontaines D.C – Jackie down the Line: Eindringlich und düster kommt die Leadsingle des Albums „Skinty Fia“ daher. Ernüchternd und resigniert fassen die Iren das Wesen gebrochener Männlichkeit zusammen, welches sich immer zuerst vor die Bedürfnisse anderer stellt. Auf diese Männlichkeit kann nur ein Wandel folgen (auch auf youtube).
9. Beach House – Once Twice Melody: Das eingängigste Stück Shoegaze in diesem Jahr kommt von Beach House. Ein fantastisches Stück Pop, was ihr namensgleiches schwächeres Album von diesem Jahr vergessen macht (auch auf youtube).
8. The Weeknd –Sacrifice: „Sacrifice“ steht am Ende des fantastischen Openings des Albums „Dawn FM“. Eigentlich muss man „Gasoline“, „How do I make you love me?“, „Take my Breath“ und eben „Sacrifice“ hintereinander weghören. Es gibt kaum besseren Pop in diesem Jahr an einem Stück. Leider fällt dann der Rest des Albums ab. Aber bei diesem Anfang lohnt jede Autofahrt in den Sonnenuntergang (auch auf youtube).
7. Taylor Swift – Anti Hero: „It’s me, Hi, I’m the problem, It’s me“. Man würde sich solche Songs gerne von männlichen Popstars wünschen. Aber dann muss halt Superstar Taylor Swift die selbstkritischen Kohlen aus dem Feuer holen und wir stimmen in den TikTok-freundlichen Refrain gerne mit ein, denn wir wissen. Wir sind wie Taylor und Taylor hat Recht (auch auf youtube).
6. Alt J – Get Better: Das letzte Überbleibsel der Pandemie und als Single eigentlich schon 2021 erschienen, aber ich nehme mir die Freiheit es aufzunehmen, da es auf dem diesjährigen Album „The Dream“ erschienen ist. Wenn man sich an Wohlfühlmomente in der Isolation und im Lockdown irgendwann erinnert, sollte man dieses Lied hören. Nichts zu verpassen, keine sozialen Verpflichtungen und keinen Druck. Das klang ganz genau so, wenn man zu den Glücklichen zählte, die das so wahrnehmen konnten (auch auf youtube).
5. Team Scheisse – 20:15: Die Band der Stunde heißt Team Scheisse und verhandelt in zwei Minuten poppigen Punkabrissen das Wesen der Deutschen. In diesem Fall „Wetten dass?“ und die Lieblingszeit der Deutschen. Kostprobe gefällig? Bitte: „Thomas Gottschalk ist besser als Jesus / Denn er hat blonde Haare“ und weiter „Und Montag im Büro / Haben alle das Selbe im Gehirn“. Früher hatten wir Sketche von Loriot und jetzt zum Glück Songs von Team Scheisse. Ihr letztjähriges Album „Ich hab dir Blumen von der Tanke mitgebracht (jetzt wird geküsst)“ ist darüber hinaus eine echte Empfehlung und auf jeden Fall besser als alles was um 20:15 im deutschen Fernsehen kommt (auch auf youtube).
4. Future Islands – King of Sweden: Der Dancefloorfiller, den Future Islands noch gebraucht haben ist „Kind of Sweden“. Brillanter Pop zum Tanzen und innerlichen Verreisen. Vielmehr muss man gar nicht wissen. Dieser Track macht einfach unglaublich glücklich und lässt jeden Tanzmuffel begeistert mitwippen (auch auf youtube).
3. Black Country, New Road – Chaos Space Marine: Als ich Black Country, New Road in Köln live erleben durfte, fragte ich mich, ob ich mich verhört habe, als ich in den Zeilen dieses neuen bis dato unbekannten Songs hörte „I’m a chaos space marine“. Diesen Bezug auf eines der nerdigsten Hobbies, die es gibt (das Tabletop Warhammer 40k), versetzte mich in Begeisterung. Aber nicht nur das. Dieser Song vereint alles was gut und herausragend an ihrem diesjährigen Album „Ants from Up There“ ist. Pathos, dringliche Geigen, ein treibendes Klavier, hymnenhafte jazzig-komplexe Arrangements und dazu die referenziellen und ungewöhnlichen Lyrics von ihrem (leider ehemaligen) Sänger Isaac Wood. In diesem Falle auf poppige 3:36 gepresst. Ein Song zum Ausrasten (auch auf youtube).
2. Stromae – L´enfer: Stromae hatte ich bis dieses Jahr nur als One-Hit-Wonder und zu „Alors On Dance“ abgespeichert. Aber ein NPR Tiny Desk-Konzert zeigte mir, dass dies weitgefehlt ist. Der belgische Superstar ist genau wie sein diesjähriges Album „Multitude“ heißt. Unglaublich vielfältig, talentiert und unerwartet. Dies zeigt auch „L´enfer“ eine Ballade über Depressionen und Selbstmordgedanken. Traurig, melancholisch aber doch bombastisch und intensiv arrangiert. Ein Song der mitnimmt und zum Selbstzerreißen einlädt und doch sagt, mir geht es genau wie euch (auch auf youtube).
1.Muff Potter – Nottbeck City Limits: Die deutsche Provinz wurde nie so gut, umfassend und gesellschaftskritisch wie in diesem Song besungen. Ein Lied wie gemacht für den Deutsch-Leistungskurs oder ein mutiges Feuilleton, der dort besprochen werden könnte, aber nicht besprochen werden sollte und in ein marxistisches Lexikon unter den Buchstaben A wie Ausbeutung gehört. Aber zurück zum Anfang, indem der Autor und Sänger Thorsten Nagelschmidt uns mit nach Nottbeck unweit der A2 nimmt. Im Sprechgesang beschreibt er einen idyllischen Tag und den Bandalltag im Kulturgut Haus Nottbeck. Noch fragt er „Kann ich mal ne Lulle, Eddie?“, um in der nächsten Strophe von „Aufhängen, Hals aufschneiden, Ohren abtrennen, Augen entfernen, Organe entnehmen, Zerteilen, Zerlegen, Verpacken, Versenden“ zu singen. Aus dem persönlichen „Zur Sonne, zur Freiheit“ wird die Beschreibung der Ausbeutung eines Gastarbeiterlebens in einer Großschlachterei. Diese Diskrepanz wird vom Autor Nagelschmidt vielfältig drastisch und eindrücklich verwoben und dann auch klar kommentiert „Erst die Nahrungsmittelproduktion / Dann das Fressen und dann die Moral /Und wir singen unser Lied“ und weiter „Geister auf den Straßen, Elefanten im Raum“. So poetisch und politisch episch war zuletzt „Sommer 89“ von Kettcar. Aber Nagelschmidt geht weiter und belässt es nicht beim Beschreiben oder Andeuten wie Tocotronic und ihrem „Könnte man meinen“. Er macht diesen Song zu einem politischen Statement, der über das hinaus geht, was in der Fleischindustrie geschieht. Dieses Songmonster, welches von den Gitarren der Band getragen und immer weiter in ungeahnte neue von engelsgleichen Backingvocals getragene Höhen getrieben wird, kommt zu dem Schluss: „Dass das Unglück nicht entsteht wie der Regen / Sondern von jenen gemacht wird / Welche einen Vorteil davon haben / Und was von Menschen gemacht wurde / Kann auch von Menschen wieder abgeschafft werden / Und nun: Sing my song!“ Und egal ob man es verstanden hat oder nicht, spätestens jetzt singt man aber mit „Nottbeck, Ohh Nottbeck“! Wenn jemand nach dem zerrissenen und zweifelnden Zeitgeist 22´ fragt: Sing this Song! (auch auf youtube)
Außer Konkurrenz: Shervin Hajipour – Baraye: Dieses Lied läuft außer Konkurrenz und sollte nicht nur dem Künstler, der für die Veröffentlichung ins Gefängnis gehen musste, zu Gute gehalten werden, sondern dem Mut der iranischen Protestler:innen, die unter anderem die Twitterkommentare schrieben, aus denen Hajipour das Lied zusammengeflickt hat. Bedrückender und inspirierender kann Pop kaum jemals gewesen sein. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Mut und diese feministische Revolution am Ende ein Licht sehen werden und alle der Unterdrückung trotzen werden. Der Pop leistet seinen Beitrag (auch auf youtube).
Die Besten Alben 2022
30.Arcade Fire -We: Arcade Fire haben wieder ein gutes Album veröffentlicht. Pathos gemischt mit Gegenwartsanalysen und einigen Hits.
29.Warpaint – Radiate like this: Smoother Pop und großartige Songs von den vier Frauen aus LA. Eines der angenehmsten und verspieltesten Alben des Jahres. Indiepop in Reinform.
28.Taylor Swift – Midnights: 13 Songs zu den Mitternachtsgedanken von Taylor Swift. Sehr gutes Songwriting und ein fantastisches Gespür für gehauchten Pop. Lebendiger als auf den Vorgängeralben, aber immer noch entspannt genug um es pünktlich um 0:00 zu hören.
27.Tocotronic – Nie wieder Krieg: Die beste Diskursband in Deutschland bringt ein Album mit plakativen Statements und soften Songs heraus. Besonders gut sind „Ich hasse es hier“ und „Jugend ohne Gott gegen Faschismus“. Wirklich schön ist aber vor allem „Ein Monster kam an morgen“. Dirk von Lowtzow haucht uns weiterhin kluge Erkenntnisse zu.
26.Alt- J – The Dream: „The Dream“ knüpft an die guten Ursprünge der Band an und ist herrlich verspielt und wirkt dabei aber geerdeter und fokussierter. Ein Highlight ist die Persiflage auf Kryptowährungen „Hard Drive Gold“. Zwar finden sich nach wie vor opulent arrangierte Tracks wie „Philadelphia“ aber auch einige Balladen wie „Get Better“ auf dem Album, aber die der Band sehr gut stehen.
25.Florence + The Machine – Dance Fever: Feministische Selbstbestimmung in Popform. Beginnt direkt mit einer eben solchen sich steigernden Ansage, dem großartigen „King“. Florence steigt hier zu einer Heiligen des Pop auf und stellt sich gegen Gott und die allgemeinen patriarchalen Strukturen. „You´ll be sorry, that you messed with us“.
24.Wet Leg – Wet Leg: Das Debütalbum der Indieentdeckung des letzten Jahres ist jung, weiblich, frech und clever. Richtig gut ist es aber wegen den tollen poppigen Melodien, die vielfach in die guten Songs wie „Angelica“ oder „I don´t wanna go out“ verwoben werden. Hinzu kommen die Indie Hits „Chaise Lounge“ und „Wet Dream“. Man darf gespannt sein, wohin die Reise der Britinnen geht.
23.Soccer Mommy – Sometimes Forever: Soccer Mommy ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Was neu aber an diesem Album ist, ist der Geist des Grunge, der hier durch alles dringt und mitklingt. Das zeigen Lieder wie „Darkness Forever“ und die Leadsingle „Shotgun“. Trotzdem gibt es nach wie vor Indiemelodien und gehauchte Refrains. Ein sehr schönes rundes Album.
22.Stella Sommer – Silence wore a Silver Coat: Dieses Album sucht man auf Streamingdiensten vergeblich. Das selbstproduzierte und 24 Songs mächtige Werk der deutschen Songwriterin ist es aber auf jeden Fall Wert gehört zu werden. Zu gut sind die folkigen Songs wie „In my Darkness“ oder „The Lady of the Southern Seas“, die von der dunkelsten Stimme Deutschlands gesungen werden. Passend zu dunkleren Jahreszeiten und perfekt für eine Kanne Tee.
21.Will Sheff – Nothing Special: Der Titel „Nothing Special“ ist eine gute Untertreibung. Will Sheff klang seit den frühen Okkerville River Alben nicht mehr so gut. Anders ist allerdings die ruhige und folkigere Gangart im Vergleich zu seiner Indieband. Acht Songs zum Träumen und Abschweifen.
20.Rocky Voltolato – Wild Roots: Ein Songwriting-Werk, welches nur mit Hilfe der Plattform Kickstarter zu Stande kam. Wenn man es jetzt hört, ist man traurig, nicht dieses Album mitgefundet zu haben. Für Songwriter klassisch und meist nur vom Sound seiner Gitarre getragen, werden beim Hören Erinnerungen an Elliot Smith wach und laden ein, melancholisch zu werden.
19.Ezra Furman – All of us Flames: Ezra Furman hatte den Traum, dass dieses Album das erste Album einer Transfrau auf dem ersten Platz der Billboardcharts wird. Daraus wurde leider nichts. Dennoch ist der Transfrau und Mutter ein kämpferisches und dringliches Werk gelungen, welches von Ezras Stimme lebt und von ihrer Energie getrieben wird.
18.Shitney Beers – This is Pop: Shitney Beers ist keine Punkband, wie ich erstaunt feststellen musste, sondern eine Songwriterin, die nicht auf den Mund gefallen ist, aber vor allem mit ihren ruhigen Songs glänzt, die sie sicher in irgendeinem dunklen Keller aufgenommen hat. Der DIY-Spirit bestimmt das und glänzt auf diesem zweiten Album. Definitiv eine Artist to Watch.
17.Fontaines D.C – Skinty Fia: Junge, wütende Postpunkbands kennt man viele, aber Fontaines D.C. beweisen auf Skinty Fia, ihrem dritten Album, dass sie gekommen sind, um zu bleiben. Düsterer Postpunk vermischt sich mit Popmelodien. Musikalisch ist das Album ambitioniert und versiert.
16.Plains – I walked with you a Ways: Katie Crutchfield alias Waxahatchee gehört zum Duo Plains und singt dort mit Jess Williamson die besten Countrysongs des Jahres. Das hört sich nach langen Überland-Fahrten an. Dabei klingen sie aber nie klischeebeladen oder kitschig, sondern schaffen ein rundes und vor allem gefühlvolles Countryerlebnis.
15.Kevin Morby – This is a photograph: Kevin Morby verwebt gekonnt Blues, Country und Gospelelemente in seinen Americana Songs und klingt auch so, als würde er irgendwo zwischen dem mittleren Westen, Louisiana und Tennessee hin und her pendeln. Herausgekommen sind kraftvolle Songs wie „Rock Bottom“ und Balladen wie das zarte „Bittersweet, TN“ oder das wunderbare Liebeslied „Stop before I cry“ welches er seiner Partnerin, der Musikerin Katie Crutchfield (Waxahatchee), singt.
14.Silvana Estrada – Marchita: „Marchita“ ist das diesjährige Album der mexikanischen Songwriterin und ist schwer zu beschreiben. Beinah mystisch und überirdisch klingen die reduzierten Balladen der Mexikanerin. Oft werden die Songs nur durch zarte Gitarrenzupfer und ihren eindringlichen Gesang getragen und doch erschaffen sie riesige eigene Klangwelten, die von Melodien, die ihresgleichen suchen zusammengehalten werden und die man so noch nicht gehört hat.
13.Björk – Fossora: Als dieses Jahr der Fagradalsfjall Vulkan auf Island ausgebrochen ist, soll es vorher bis zu 3.000 Erdbeben gegeben haben, die unter anderem die isländische Hauptstadt Reykjavik durchrüttelten. Diesen Beben meint man auf „Fossora“ manchmal beim Bewegen hören zu können. Eigene Klangwelten konnte Björk immer schon erschaffen, aber Björk schafft auf „Fossora“ unglaubliche Rhythmusgemälde, diese malt sie nicht nur mit Beats aus, sondern erschafft sie aus den unterschiedlichsten Instrumenten, von Glocken bis hin zu Chören. Ein einmaliges Hörerlebnis, das zeigt was in (Pop)-Musik alles möglich ist.
12.Calexico – El Mirador: Calexico klangen lange nicht mehr so gut wie auf diesem Werk. Mariach-Trompeten verbinden sich wie von selbst mit den Americana-Klängen ihrer Gitarren und genauso verhält es sich mit der Sprache. Immer gab es schon das ein oder andere Lied in spanischer Sprache auf ihren Alben, aber hier verweben sich diese ganz natürlich mit den englischsprachigen Songs. Vielleicht ist so ihr mexikanischstes Album entstanden und das will etwas heißen, bei einer Band, die immer schon die den Grenzen der beiden Länder überschritten hat.
11.Rosalía – Motomami: Spanisch wird auch auf „Motomami“ gesungen. Allerdings verbindet Rosalía hier Pop, Latinopop meisterhaft mit ihren Flamencowurzeln. Besonders klar wird auf „Motomami“, dass die junge Spanierin ihre eignen künstlerischen Ideen und Visionen hat und diese auch radikal umsetzt. Das ist auch trotz der Eingängigkeit ihres Albums einfach sehr spannend. Besonders gut gelungen sind dabei Balladen wie „Candy“ oder „Como un G“ die besonders gut ihren fragilen Gesang herausheben. So ist Rosalía auf ihrem zweiten Album der spannendste Superstar des Pop.
10.Weyes Blood – In the Darkness, Hearts Aglow: Natalie Mering alias Weyes Blood klang auf ihrem letzten Album Titanic Rising wie ein Engel aus anderen Sphären. Auf „In the Darkness, Hearts aglow“ klingt sie viel geerdeter und dies wird schon auf dem Opener „It´s not just me, It´s everybody“ deutlich, in dem sie sich wie eben dieser herabgestiegene Engel mit uns auf diese Party begibt, auf der niemand wirklich mehr weiß, was er mit sich anfangen soll. Genauso geht es weiter, zwar schillert ihre Außerweltlichkeit immer wieder durch, aber am Ende singt sie uns aus unserer verwirrten Seele und das klingt unglaublich melancholisch und tröstend.
9.Florist – Florist: Zarter und unglaublich persönlicher Folk, bei dem man sich manchmal verwundert fragt, ob man überhaupt zuhören darf, so persönlich mutet er an. Zauberhafte Songs getragen von der Stimme von Emily Sprague und der reduzierten, aber nie zurücktretenden Musik ihrer Band. Die jazzigen Interludes auf dem Album verstärken am Ende nur die atmosphärische Wirkung dieses Albums. Die großen Stärken sind aber die Melodien, wie auf „River´s Bed“ oder „Dandellion“, diese verzücken einen dabei genauso wie der Gesang, sodass man sich am liebsten direkt in Embryonalstellung in diese Songs zurückziehen möchte.
8.Little Simz – No Thank you: Das Gute daran, erst spät eine Jahresbestenliste zu schreiben, ist, dass man Überraschungsalben aus dem Dezember wie Little Simz „No Thank You“ noch in die Liste aufnehmen kann. In diesem Fall ist das ein absolutes Glück. Denn Little Simz droppt nach ihrem letztjährigen Meisterwerk „Sometimes I might be introvert“ direkt das nächste Meisterwerk und zeigt direkt wie HipHop 2022 klingen kann. Da sind saftige oder orchestral arrangierte Beats, soulige Hooks oder Gospelchöre und nicht zuletzt Little Simz unverwechselbarer Rapstil, die alle zusammen vieles in den Schatten stellen. So eingängig und instrumental war HipHop selten. Herzstücke sind dabei die Stücke „Heart on Fire“ und „X“ die auch nicht an dem nötigen politischen und gesellschaftlichen Kommentar sparen.
7.Die Nerven – Die Nerven: Die Nerven setzen auf ihrem selbstbetitelten siebten Album zur Gegenwartsbeschreibung und Gesellschaftsanalyse an. Titel wie „Ein Influencer weints sich in den Schlaf“, Fragen wie „Wer kuratiert Realität?“ und Textzeilen à la „Kalte Kriege, Überhöhte Miete, Überhöhtes Selbst“ hinterfragen Zustände und kritisieren vor allem Einflüsse dieser Entwicklungen auf den einzelnen Menschen. Auch wenn Statementsongs wie „Ich sterbe jeden Tag in Deutschland“ nach punkiger Gesellschaftskritik klingen, so beschreiben ihre Songs doch immer persönliche Eindrücke und Gefühlszustände, wie zum Beispiel im großartigen „Ein Tag“. Dass Die Nerven darüber hinaus Deutschlands beste Live-Band sind, ist eigentlich kein Geheimnis mehr. Man kann aber von großem Glück sprechen, dass sie anscheinend immer noch zu sperrig für den Mainstream sind. Textzeilen wie „Der Tod läuft nicht gut auf Instagram“ tragen wohl ihren Teil dazu bei, so dass uns diese großartigen Schallgewitter aus Gitarre, Bass und Schlagzeug im kleinen Rahmen immer noch erhalten bleiben.
6.Big Thief – Dragon New Warm Mountain I believe in you: Ein Schwarm von guten Indiefolksongs vor allem in der zweiten Hälfte des Doppelalbums mit den kryptischen Namen „Dragon New Warm Mountain I believe in you“ machen dieses Doppelalbum zu einem weiteren Meisterwerk aus der Discographie von Big Thief. Die nimmermüden Amerikaner um Frontfrau Adrienne Lenker und Gitarrist Buck Meek schreiben wie niemand Anderes lebende, atmende und vibrierende Folksongs, die mystisch durch die Luft schwirren und sich mit ihren eigenwilligen, aber wunderschönen Melodien im Kopf der Zuhörenden festsetzen. Dabei sind diese nie gefällig, sondern entfalten auf Songs wie „Promise is a Pendulum“ oder „Simulation Swarm“ ihre eigenwillige Schönheit. Zwar sind die Texte oft kryptischer Natur, aber auf „The only place“ sichern sie sich mit „When all material scatters / And ashes amplify / The only place that matters / Is by your side” meinen Preis für die schönste Textzeile des Jahres. Man kann nur hoffen, dass diese Band nicht irgendwann im Burnout ertrinkt.
5.Alex G – God save the Animals: Als 2005 „Digital Ash in a digital Urn“ von Bright Eyes erschien, schrieb ein schlauer Kritiker, sinngemäß, dass Bright Eyes das Songwriting der Zukunft auf diesem Album erfunden hätten. Alex G macht an dieser Stelle weiter und baut auf diesen Wurzeln auf, aber er lässt darüber an diesem Baum gutschmeckende, zuckersüße und in allen Farben schillernde Früchte wachsen. Er präsentiert auf „God save the Animals“ eine wundersame Verschmelzung von Songwriting, Pop und Electronica. Zuckersüße verzerrte Stimmen werden mit fantastischen Melodien und warmen Instrumenten verwoben. Diese hören sich teilweise nach der Melancholie eines Elliot Smith aber, auch nach freudigerem und geerdetem Pop an. Besonders schwärmend wird es immer dann, wenn die zahlreich integrierten Chöre und Refrains einsetzen. So oder so ist „God save the Animals“ auch trotz seines heterogenen Sounds ein wunderbar homogenes Hörerlebnis.
4.Black Country, New Road – Ants from Up There: Jazz. Hymnen. Pathos. Verzweiflung. Euphorie. Neue Nüchternheit. Komplexität. Prog-Rock. Songwriting. Referenzen. Billie Eilish Style. Black Midi. Melancholie. Chaos Space Marine. Snow Globes und Zwölf-Minuten-Songs. „Ants from Up There“ ist ein einmaliger Achterbahnritt und dabei trotzdem äußerst popaffin. Trotz Tempowechseln und manchmal gefühlten fünf Liedern in einem einzigen sind diese Lieder erstaunlich eingängig. Oft möchte man sich mit dieser Musik verbinden, aber dafür ist die Musik dann doch zu klug und sperrig. Am Ende gibt es dann für die Hörenden wenigstens in „The place where he inserted the blade“ ein paar euphorische LaLaLas zum Mitsingen, nur um wieder im tieftraurigen „Snow Globes“ auf den Boden der Nüchternheit, die den Texten innewohnt, zurückbefördert zu werden. So ist man auf der einen Seite ständig unbändig euphorisiert, aber gleichzeitig auch unglaublich melancholisch, nach dem Hören dieser popgewordenen Zerrissenheit.
3.Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers: Im Musikbusiness gibt es kaum noch antizipierbare Ereignisse. Früher war das Erscheinen von Alben vieler Künstler:innen ein Fest. Heute aber verschwindet selbst Musik bekannter Stars meistens direkt in Playlisten. Kendrick Lamar ist vielleicht einer der wenigen, bei denen das noch anders ist. Als er sein neues Album ankündigte, war die Musikpresse und Millionen Fans weltweit in heller Aufruhr und es wurden nach dem ersten Hören seines neuen Albums vorzeitige Reviews geschrieben, so angespannt waren Fans, dass sie alles aufsogen, was sich anbot. Auch die zugehörigen Musikvideos waren spektakulär und künstlerisch anspruchsvoll. In „The Heart Part 5“ benutzt Kendrick Deep Fake Technologie, im neusten Video zu „Count me Out“, spielt sogar Helen Mirren seine Therapeutin. Nicht weniger als ein weiteres Meisterwerk wurde von K.Dot erwartet. Aber Kendrick Lamar macht es uns nicht einfach. Der US-Rapper, der mit seinem letzten Album „Damn“ den Pulitzer-Preis gewann und dessen „To Pimp a Butterfly“ als eines der Top-3-Alben der 2010er Jahre gilt, hatte andere Sorgen. „I´ve been goin through somethin´“ teilt er uns direkt zu Beginn in „United in Grief“ mit. Kendrick erzählt uns in den folgenden 18 Songs und Interludes von seiner Therapie, seiner „Lust-Addiction“, seiner Selbstreflektion und den (Familien-)Traumata. Ungeschönt öffnet sich Kendrick der Öffentlichkeit und stellt so auch immer wieder fest, er sei „not your saviour“. Wie heldenhaft kann auch jemand sein, der unter Sexsucht leidet?
Aber Kendrick hört mit jedem Song tiefer in sich hinein und stellt sich auf dieser Reise nicht nur gegen weit verbreitete Transfeindlichkeit („Auntie Diaries“), indem er von seinem Transonkel und seiner Transcousine berichtet. Darüber hinaus erzählt er uns auch vom transgenerationalen Trauma seiner Familie und seiner Generation. Zentral ist das Stück „Mother I Sober“, indem er zuerst feststellt „They raped our mothers, then they raped our sisters / Then they made us watch, then made us rape each other“ und dann erkennt „Every other brother has been compromised / I know the secrets, every other rapper sexually abused / I see ‚em daily buryin‘ they pain in chains and tattoos“. Am Ende des Songs danken ihm seine Kinder für das Brechen eines „generational curse“, den er gebrochen hat, indem er durch Therapie und diese Selbstgeißelung gegangen ist. Wir hingegen müssen Kendrick verzeihen, denn im finalen Stück „Mirror“ entschuldigt er sich beim Zuhörer „Sorry I didn’t save the world, my friend / I was too busy buildin‘ mine again“. Kendrick hat zwar nicht unsere Welt mit einem weiteren „To pimp a butterfly“ gerettet, aber uns gezeigt, wie er trotz immenser Hürden und Schwierigkeiten zu sich selbst und zu seiner Familie gefunden hat. Mehr als andere Alben dieser Liste zeigt uns dieses Album den Zeitgeist und dass die Rettung der Welt manchmal in unserem Spiegel liegt. Damit ist „Mr. Morale & The Big Steppers“ das Album das wir genau jetzt brauchen.
2.Muff Potter – Bei aller Liebe: „Bei aller Liebe“, das Comebackalbum von Muff Potter, ist vor allem ein wortgewaltiges Werk. Der Indierock/-punk bietet alles, was sich ein Fan dieses Genres wünscht, aber vor allem die poetischen und klugen Texte des Sängers und Texters der Band Thorsten Nagelschmidt lassen dieses Album herausstechen. Es fängt schon beim Opener „Killer“ an. In diesem wird ein Sozialraum gleichzeitig mit dem Klimawandel, der Coronatristesse und der in allem wohnenden allgemeinen Melancholie beschrieben. Wie ein Voyeur in einer Kurzgeschichte wird man von Nagel durch das Viertel mitgenommen. Aber nicht nur Geschichten wie in „Killer“ oder dem unglaublich fantastischen „Nottbeck City Limits“ werden erzählt. Darüber hinaus prägen sprachliche Bilder und Metaphern wie „Deine Zigarette baut Paläste unter die Decke / Die Zeiger drehen schüchtern ihre Runden“ die Lieder. Dieses gipfelt dann in „Am Abend kommt dann endlich der Regen/ Und klatscht sein Lied an die Scheibe / (…) / Der Fernseher spuckt einen Krieg ins Zimmer / Draußen stirbt ein Martinshorn / Über den Dächern lauern Drohnen / Du drehst dich um und dein Seufzen / Ist Musik in meinen Ohren“ aus dem fantastischen Arbeitsverweigerungssong „Ein gestohlener Tag“, zeigen wie poporientiert und aber auch fast literarisch hier mit Sprache umgegangen wird.
Ein weiterer Schwerpunkt ist das Politische. Nagelschmidt wendet sich immer wieder gegen das Mindset des Neoliberalismus und entlarvt diesen in unserem Alltag. Dies geschieht zum Beispiel in dem Punkexkurs „Privat“ oder im wummernden „Hammerschläge, Hinterköpfe“. Diese „Wenn jeder an sich selbst denkt ist an alle gedacht“-Logik wird als das eigentliche soziale Übel dieser Welt hinter dem Vorhang hervorgeholt. All diese Themen, Geschichten, Bilder, Metaphern und vor allem der sie treibende musikalische Druck machen dieses Album zu einem weiteren Zeitgeistalbum, welches zum einen deutlich die neoliberalistische Schlinge zeigt, die sich zuzieht, aber zum anderen immer wieder Erkenntnisse zusammenfasst, die wieder sprachfähig machen, aber vor allem auch die nötige Melancholie und Wut zum Überleben spendet.
1.Tomberlin – I don´t know who needs to hear this: „I don´t know who needs to hear this“ ist das bedächtigste Album des Jahres. Auf leisen Percussions schleichend dringt es mit sanften Melodien in unsere Refugien vor. Es handelt von Vorsicht, dem Wunsch nach Sicherheit, dem Traum anzukommen und von Selbstzweifeln, die alle von leisen disharmonischen Einspielern aus Klavieren, Streichern und Bläsern, wie im großartigen „tap“, transportiert werden. Sie beschreibt unseren Zustand mit Versen wie „I went looking for myself by myself“ und lädt uns gleichzeitig ein: „Won’t you please sit with me / As I figure it out?“. Bei der gemeinsamen Suche nach uns selbst flüstert sie uns ihr Verständnis zu. Tomberlin zeigt uns aber auch einen gemeinsamen Weg aus der Einsamkeit hinaus in die Welt und damit wieder zu Zuversicht. Ihr zugehauchter Schlachtruf ist dabei „Light your candle, cast your spell“. Aber auch mit dieser Ermutigung lässt sie uns nicht allein. Mit „Sometimes it’s good to sing your feelings” spricht sie uns aus der Seele, denn unter der Bettdecke der Einsamkeit und auf dem Kissen des Rückzugs sind manchmal auch die einfachsten Worte zu schwer. Sara Beth Tomberlin weiß dies und nimmt uns an die Hand: „Sing it like it is a prayer / Sing it like no one else is there / Sing it like no one can hear you / Sing whatever makes it feel new“. So hilft uns dieses Album, inmitten all der Überforderung, uns an diesem einen Rückzugsort wohlzufühlen, aber ist auch gleichzeitig unsere Rettung und unsere Begleitung, indem sie uns ein gemeinsamen Weg nach draußen zeigt.
Und wem dies noch nicht reicht, hier eine kleine weitere Auswahl:
- Yard Act – The Overload
- Alice Boman – The Space between
- Mitski – Laurel Hell
- Christin Nichols – I´m fine
- Thumper – Delusions of Grandeur
- Beach House – Once Twice Melody
- Angel Olsen – Big Time
- Father John Misty – Chloe and the next 20th Century
- Frank Turner -FTHC
- Love A – Meisenstaat
- The Weekend – Dawn FM
- Whitney – Spark
- Swutscher – Swutscher
Christopher Reichel alias Father Jim Virtute, Köln
(Anmerkungen: Erstveröffentlichung im Februar 2023, Internetzugriffe zuletzt am 6. Februar 2023, Bilder – wenn nicht anders vermerkt – Christopher Reichel, das Bild des Plakats „Woman – Life – Freedom“ wurde mir von der Bonner Initiative für Freiheit und Demokratie im Iran zur Verfügung gestellt.)