Liebe Freund:innen des Demokratischen Salons,
den Newsletter des Demokratischen Salons für Mai 2025 widme ich Margot Friedländer sel. A. Sie wurde 103 Jahre alt. Ihr Vermächtnis: Die Margot-Friedländer-Stiftung. Ihr Auftrag: „Seid Menschen!“ Erst wenn wir „Menschen“ werden, kommen vielleicht Zeiten, in denen Menschen einander nicht mehr fürchten, Zeiten, in denen sie ihre Furcht, ihre Angst voreinander nicht mehr auf andere oder gar auf ein höheres Wesen, wie auch immer sie es verstehen, verschieben. Die persische Autorin Atefe Asadi lässt uns diese universelle Botschaft in ihrer kurzen Erzählung „Ein Klagelied aus Eis“ erahnen. Ein Mädchen braucht Eis für die Leiche des toten Bruders und verstößt gegen allerlei mutmaßliche Vorschriften von Staat und Religion. Wie kann es sein, dass dieses Mädchen sagt: „Aber lieber Gott, ich habe große Angst vor dir.“ Die Geschichte ließe sich weitererzählen. Sie endet – so hoffen wir – nicht wie die Antigone-Erzählung. Man kann es nicht oft genug wiederholen: „Seid Menschen!“
Das Editorial befasst sich ausgehend von dem Buch „Survival of the Richest“ von Douglas Rushkoff mit dem Politikverständnis der Milliardäre im Umfeld des US-Präsidenten: „Rette sich wer kann – Die Manifest Destiny der Milliardäre – Next Level“.
Weitere Inhalte der im Mai 2025 neu veröffentlichten Texte im Demokratischen Salon sind die Ausstellung „Im Angesicht des Todes“ (Sara Soussan), ein Rückblick auf das Jahr 2014 in der Ukraine (Serhiy Kudelia), Russische Exilliteratur in Deutschland (Felix Sandalov), chinesische Science Fiction (Fritz Heidorn), Diversity, Equality, Inclusion in Deutschland (Meltem Kulaçatan), Einblicke in die konkreten Utopien der Cima-Innenstadtstudie (Gudula Böckenholt und Martin Hellriegel), Gedanken rund um das Buch „Fabelland“ von Ines Geipel (Norbert Reichel), sowie die Geschichte, wie „1984“ von George Orwell in der DDR beinahe veröffentlicht wurde (Wolfgang Both).
Nach den Kurzvorstellungen der neuen Texte lesen Sie Vorschläge zu Veranstaltungen und Ausstellungen: Die vorerst letzte Aufführung von „Wir werden wieder tanzen“ (Köln), zwei Ausstellungen der Topographie des Terrors über Reinhard Heydrich sowie zum Umgang mit der NS-Vergangenheit nach 1945 (Berlin), die Physiognomie der AfD (Berlin), die Veranstaltungsreihe „Gedenkanstoß“ der Stiftung EVZ (Bielefeld, Bremen, Chemnitz), eine Ausstellung über den „Engel der Geschichte“ von Walter Benjamin und die Engel Berlins (Berlin), die Ausstellung „Kunst der Erinnerung“ mit Werken von Marian Ruzanski (Solingen), die Antrittsvorlesung von Daniel Falb zur diesjährigen Thomas-Kling-Poetik-Dozentur (Bonn), die Ausstellung „Heldinnen / Sheroes“ (Bonn), eine Werkausstellung von Sandra del Pilar (Soest), eine Ausstellung zum 150. Geburtstag von Thomas Mann (Lübeck), die Ausstellung „Civilization“ (München), ein Festival mit Kunst in der Natur (Lahnstein bei Koblenz), eine Ausstellung über einen neuen Blick auf den Tod (Frankfurt am Main), das Kunstfest Weimar, die Ausstellung „How To Catch A Nazi“ (Potsdam) und das Dritte Orientalische Filmfestival mit Filmen aus und zum Iran (Koblenz).
Die Leseempfehlungen und Hintergrundinformationen bieten Informationen über den neuen Organisationserlass der Bundesregierung, afrikanische Geschichte, afrikanischen Feminismus, Konservatismus in der Kultur und die Personalie Wolfram Weimer (drei Texte), eine Dokumentation der Anne-Frank Bildungsstätte über Geschichtsfälschungen online, junge Rechtsextremisten (zwei Texte), das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes, ein Buch über den Antisemitismus in der AfD, die Wähler:innen der AfD, Maxim Biller zu einem Verbot der AfD, die Ermordung der ukrainischen Journalistin Victoriia Roshchyna, das Urteil gegen die 19jährige Darja Kosyrewa, Demonstrationen in Gaza gegen die Hamas, Frauenmorde im Iran, die Geschichte der NS-Deportationen nach Gurs, Green Hushing in den USA, Sozialarbeit in Gelsenkirchen, den Unsinn von Hausaufgaben, eine Broschüre mit verschiedenen Texten zum russländischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie zwei weitere Übersetzungen von Beiträgen aus dem Demokratischen Salon ins Ukrainische.
Die neuen Texte im Demokratischen Salon:
Sara Soussan stellt die von ihr kuratierte Ausstellung „Im Angesicht des Todes“ im Jüdischen Museum Frankfurt am Main vor: „Auf Simches: Der Tod und das Leben“. Sie beschreibt jüdische Gebräuche und halachische Debatten um Todeszeitpunkt, Sterbeprozess, Organspende, assistierten Suizid und die kommende Welt sowie den Tod in Literatur und Bildender Kunst. Statements der Besucher:innen und Filme ergänzen Ausstellung und Katalog, eindrucksvoll das Konzert von DJ Skazi auf dem Nova-Gelände. (Rubriken: Jüdischsein, Shoah)
- Serhiy Kudelia, Politikwissenschaftler in den USA, stellt im Gespräch mit Iaroslav Kovalchuk sein Buch „Seize the City, Undo the State“ vor, das Thema: „Die Ukraine und der Donbas – eine höchst komplexe Geschichte“. Grundlage sind Feldforschungen und Interviews in der Region. Er beschreibt die Vorgeschichte seit 2004 und die Vorgänge im Jahr 2014. Die ukrainische Regierung irritierte durch fehlende Kohärenz, sodass sich die Separatisten im Donbas mit russischer Hilfe etablieren konnten. (Rubrik: Osteuropa)
- Felix Sandalov, Direktor der StraightForward Foundation, arbeitet inzwischen in Deutschland. Sein Thema: „Russische Exilkultur in Deutschland“. Die Stiftung ermöglicht russischen Autor:innen, Sachbücher in Übersetzungen verschiedener Sprachen zu veröffentlichen. Hintergrund sind die auf ein kaum noch wahrnehmbares Minimum geschrumpften Möglichkeiten russischer Autor:innen in Russland selbst. Verhaftungen von Journalist:innen, Autor:innen, Verleger:innen sind jederzeit möglich. (Rubriken: Osteuropa, Kultur)
- Fritz Heidorn gibt in „Der chinesische Spiegel“ Einblicke in die chinesische Science Fiction, die durchaus Themen der nordamerikanischen und europäischen Science Fiction spiegelt und umgekehrt. Verweise auf Alexander von Humboldt und Kim Stanley Robinson erschließen das Verhältnis von Utopie und Dystopie bei Cixin Liu oder Ken Liu ebenso wie bei einer jungen Autorin wie Chi Hui. Der MaroVerlag hat mit dem Magazin „Kapsel“ ein deutschsprachiges Forum für chinesische Science Fiction geschaffen. (Rubrik: Science Fiction)
- Meltem Kulaçatan erörtert eines der strittigsten Themen unserer Zeit: „Diversity, Equality, Inclusion“ (DEI), nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Soziale Arbeit ist als „Menschenrechtsprofession“ der Vielfalt verpflichtet, nicht zuletzt über intersektionelle Zugänge, im Guten wie im Schlechten. Vielfalt und Fremdheit sind Themen von Aus- und Fortbildung. Ein weiteres Thema ist der Umgang mit rechtsextremen und islamistischen Radikalisierungen. (Rubrik: Kinderrechte)
- Gudula Böckenholt und Martin Hellriegel stellen in „Gelebte Demokratie in unseren Innenstädten“ die CIMA-Innenstadtstudie vor. Sie beschreiben beispielhafte Projekte aus Chemnitz, Frankfurt am Main, Karlsruhe, Leipzig, München und Nürnberg sowie aus dem Ruhrgebiet. Es geht um die Belebung nach COVID, innovative Wohnprojekte, Ökologie und Naherholung, Einkaufen und Lieferdienste sowie vieles mehr, alles mit unmittelbarer Beteiligung der Bürger:innen. (Rubrik: Liberale Demokratie)
Ines Geipel gibt der Debatte um Ost und West mit „Fabelland“ (nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2025) eine fast schonsurreale Richtung. In dem Essay „Lost Country?“ rund um dieses Buch benennt Norbert Reichel die Kontexte. 1989 lag etwas Messianisches in der Luft, aber Ost und West begegneten sich wie die sprichwörtlichen Königskinder. Der „Aufstand der Sinne“; den Ines Geipel diagnostiziert, wird zum „Aufstand der Sprache“. Eine Aussicht auf etwas Neues? (Rubriken: DDR, Kultur)
- Wolfgang Both dokumentiert in seiner Reportage „Wie George Orwells ‚1984‘ fast in der DDR erschienen wäre“ eine aufschlussreiche Marginalie der Literaturgeschichte im Kalten Krieg, mit den Verboten in Sowjetunion und DDR, den Strafen für Leserinnen und Leser, der Verbreitung des Buches in Tarnschriften. Im Westen wurden „1984“ und „Animal Farm“ für die eigene Propaganda instrumentalisiert, obwohl George Orwell sich als linker Autor verstand. (Rubrik: DDR)
Veranstaltung mit Beteiligung des Demokratischen Salons:
- „We will dance again“ – das ließ sich Mia Schem (21) nach ihrer Befreiung aus der Hamas-Gefangenschaft auf den Arm tätowieren. Sophie Brüss, Jürgen Reinecke und Norbert Reichel haben das etwa 70minütige Programm der Szenischen Collage „Wir werden wieder tanzen“ entworfen, mit Songs von Leonard Cohen und Antilopen Gang, Gedichten von Nelly Sachs, Else Lasker-Schüler, Selma Meerbaum-Eisinger und anderen, eigens für die Veranstaltung geschriebenen Szenen sowie Testimonials von (nicht nur) jüdischen Autor:innen. Träger ist der Theater- und Musikverein NRW e.V. Nach der Premiere vom 8. Oktober 2024 in der Synagogengemeinde Köln und neun weiteren Vorführungen findet die vorerst letzte Performance am 13. Juni 2025, 20.00 Uhr im Kölner Horizont-Theater (Thürmchenswall 25, 50688 Köln) statt. Das Projekt wird von der nordrhein-westfälischen Antisemitismusbeauftragten gefördert.
Veranstaltungen und Ausstellungen:
Wer war Reinhard Heydrich? Die Sonderausstellung „Reinhard Heydrich. Karriere und Gewalt“ ist noch bis zum 10. Juni 2025 in der Topographie des Terrors zu sehen. Heydrich (1904–1942) stieg innerhalb weniger Jahre unter Heinrich Himmler zum mächtigsten Mann im Überwachungs- und Verfolgungsapparat von SS und Polizei auf. Sein Dienstsitz war ab 1934 das Geheime Staatspolizeiamt in der Prinz-Albrecht-Straße 8 in Berlin – der Ort, an dem sich heute das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors befindet. In der sogenannten Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 setzte Heydrich seine Federführung für Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden durch. Nach seinem Tod im Anschluss auf ein Attentat in Prag wurde die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden zur „Aktion Reinhard“. Der Katalog der Ausstellung ist im Online-Shop der Topographie erhältlich.
- Bildungsagenda-Projekt Gedenkanstoß: In den kommenden Wochen und Monaten plant die Stiftung EVZ mit dem Projekt „Gedenkanstoß“ eine Tour durch sechs Städte – Dortmund (bereits im Mai 2025 zum Thema Fußball), Bremen, Chemnitz, Pasewalk, Karlsruhe und Nürnberg – sowie eine begleitende Social Media-Kampagne und ein umfangreiches E-Learning Format. Anlass ist die am 29. April 2025 in der Topographie des Terrors von der Stiftung EVZ und dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld unter Leitung von Jonas Rees vorgestellte Gedenkanstoß MEMO-Studie 2025 (Multidimensionaler Erinnerungsmonitor) Hier die Termine: 12. Juni 2025, 18.30 Uhr im Kulturzentrum Kokoon in Bremen zur Veränderung von Erinnerungskultur in der Migrationsgesellschaft (Anmeldeformular für Bremen). 26. Juni 2025, 18.30 Uhr im Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Chemnitz über Leerstellen der Erinnerung. (Anmeldeformular für Chemnitz). Die Termine in Pasewalk und Karlsruhe stehen noch nicht fest. In Nürnberg findet am 22. November 2025, 16.00 Uhr, im Memorium Nürnberger Prozesse statt. Das Projekt Gedenkanstoß wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.
- Physiognomie einer rechtsextremen Partei: Am 12. Juni 2025, 19.00 Uhr, diskutieren Fabian Virchow, Professor für Theorien der Gesellschaft und Theorien politischen Handelns an der Hochschule Düsseldorf und Gideon Botsch, Leiter der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle Antisemitismus und Rechtsextremismus am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in der Topographie des Terrors in Berlin über Geschichte und Verfasstheit der AfD. Die Partei wurde 2013 aus Protest gegen die Euro-Rettungspolitik gegründet. Ursprünglich konservativ-liberal radikalisierte sie sich seit 2015 zunehmend und vereinigt inzwischen traditionelle Befürworter des Rechtextremismus und des Rechtspopulismus. Fabian Virchow hat gemeinsam mit Matthias Quent den Band „Rechtsextrem, das neue Normal? Die AfD zwischen Verbot und Machtübernahme“ herausgegeben (München, Piper, 2024). Anmeldung zur Veranstaltung ist erforderlich.
- Wo waren die Nazis nach dem 8. Mai 1945? Die Wanderausstellung „‚Die Nazis waren ja nicht einfach weg‘. Vom Umgang mit dem Nationalsozialismus in Deutschland seit 1945“ wurde vom Schulmuseum der Universität Erlangen-Nürnberg konzipiert. Erste Station ist das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern entwickelt und richtet sich insbesondere an junge Menschen. Weitere Informationen auf der Seite der Topographie des Terrors.
- Die Engel der Geschichte: Berühmt ist der von Walter Benjamin beschriebene „Engel der Geschichte“, der rückwärts fliege, um etwas Geschehenes ungeschehen zu machen, aber immer weiter in die Zukunft geweht werde. Im Berliner Bode-Museum ist bis zum 13. Juli 2025 die Ausstellung „Der Engel der Geschichte – Walter Benjamin, Paul Klee und die Berliner Engel 80 Jahre nach Kriegsende“ zu sehen (Mittwoch bis Samstag 10.00 bis 17.00 Uhr, Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr). Mirjam Vomberg beschrieb die Ausstellung in der Jüdischen Allgemeinen: „Verzweifelte Zwischenwesen“. Gezeigt werden auch Ausschnitte des Films „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders, der ausdrücklich auf Walter Benjamin und Paul Klee Bezug nimmt.
- Die Kunst der Erinnerung: Das Solinger Zentrum für verfolgte Künste erinnert in einer Ausstellung an Marian Ruzamski (1869-1945). Die Ausstellung ist bis zum 14. September 2025 zu sehen. Initiator der Ausstellung war der große Zeitzeuge und Auschwitz-Überlebende Marian Turski sel. A., der am 18. Februar 2025 starb. Ihm ist die Ausstellung gewidmet. Über 130 Kunstwerke werden erstmals in einer großen Gesamtschau gezeigt, von frühen Zeichnungen aus seinem Kunststudium an der Akademie der Künste in Krakau bei Jacek Malczewski über Arbeiten aus der Gefangenschaft während des Ersten Weltkriegs, Werke aus der Zwischenkriegszeit bis hin zu den erschütternden Porträts, die Ruzamski im Lager-Krankenbau des Konzentrationslagers Auschwitz schuf – die von ihm so betitelte „Auschwitz-Mappe“. Diese 47 Porträts bilden den tragischen Höhepunkt seines Werks. Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Tarnowski-Schlossmuseum in Tarnobrzeg und dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau. Sie wird von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Polnischen Institut Düsseldorf, der Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung Solingen sowie weiteren Förderern unterstützt. Im Herbst 2025 wandert die Ausstellung nach Tarnobrzeg, der letzten Heimat Ruzamskis, und im Frühjahr 2026 in den Palast der Schönen Künste in Krakau, wo der Künstler im Jahr 1925 seine letzte Einzelausstellung hatte.
- „Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten“: Die große Werkausstellung von Sandra del Pilar, die 2024 im Kunstmuseum Moritzburg in Halle gezeigt wurde, wurde am 25. Mai 2025 in Soest im Museum Wilhelm Morgner eröffnet. Der Titel der Soester Folgeausstellung: „Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren“. Zu sehen ist ein Querschnitt ihres Werks. Zum ersten Mal zeigt Sandra del Pilar in Deutschland zwei Künstlerbücher über Malintzin (La Malinche), in denen sie die Geschichte der Eroberung Mexikos aus weiblicher Perspektive neu erzählt. Außerdem präsentiert sie erstmals öffentlich die Serie „Memorias de mañana / Erinnerungen an morgen“, eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit imperialen Fantasien und politischer Aneignung. Ein besonderes Format ist die Satellitenschau im „Haus zum Spiegel“, ihrem neuen Atelier gleich um die Ecke. Jeden Donnerstagnachmittag zwischen 16:00 und 19:00 Uhr können Sie dort nicht nur weitere Arbeiten sehen, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen werfen, in ihre Arbeitsräume im ehemaligen Stadtarchiv. Ihre Arbeit hat sie im Demokratischen Salon bereits mehrfach vorgestellt, unter anderem in den Gesprächen mit den Überschriften „Nur wenn man etwas zeichnet oder malt, wird man es nicht vergessen“ und „Malintzin, Übersetzerin, Kriegerin, Politikerin“.
- 150 Jahre Thomas Mann: Zum 150. Geburtstag von Thomas Mann wird am 6. Juni 2025 in der Kirche St. Aegidien eine Ausstellung des Buddenbrookhauses unter dem Titel „Meine Zeit – Thomas Mann und die Demokratie“ eröffnet. Eingeladen sind Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Ministerpräsident Daniel Günther und die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. Am Abend wird Frido Mann, Enkel von Thomas Mann, im Theater Lübeck im Rahmen des „Konzert seines Lebens“ der Lübecker Philharmoniker eine Rede halten, in dem Stücke zu hören sind, die Thomas Mann besonders schätzte. Die Ausstellung selbst ist bis zum 18. Januar 2026 im Annen-Museum Lübeck (St. Annen-Str. 15, 23552 Lübeck) zu sehen. Sie wird durch Literarische Stadtspaziergänge auf den Spuren von Thomas Mann durch die Altstadt, einen Podcast des Buddenbrookhauses, Workshops zu politischer Sprache für Schüler:innen und ein Kinderhörspiel ergänzt. Die Reihe „Vier gewinnt – Re-Read Thomas Mann“ widmet sich seinen bekanntesten Erzählungen. Weitere Veranstaltungen beleuchten seine großen Romane von den „Buddenbrooks“ bis zu den „Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull“. Eine internationale Tagung vom 5. bis zum 8. Juni 2025 befasst sich mit Thomas Manns Weltgeltung und seinem Kosmopolitismus. Es gibt einen begleitenden Ausstellungskatalog. Lesenswert in diesem Kontext auch der Essay von Kai Sina „Was ihm Deutschland nicht verzieh“ in der ZEIT. Der Essay befasst sich mit den Vorbehalten und Verleumdungen Thomas Manns nach 1945 in den beiden jungen deutschen Staaten sowie manchen Ambivalenzen in seinen Texten selbst.
Thomas-Kling-Poetikdozentur 2025: Am 17. Juni 2025, 19.00 Uhr, hält der Lyriker und Theoretiker Daniel Falb im Festsaal der Universität Bonn (Hauptgebäude, Am Hof 1, 53111 Bonn) seine Antrittsvorlesung als neuer Thomas-Kling-Poetikdozent. Thema seiner Vorlesung: „Trainingsdatensätze und Weltliteratur“. Daniel Falb (*1977) lebt und arbeitet in Berlin. Er veröffentlichte fünf Gedichtbände, zuletzt „Deutschland – Ein Weltmärchen (in leichter Sprache)“ (2023). Daneben hat er zur Anthropozäntheorie, zur Philosophie der Weltbevölkerung sowie zum Verhältnis von Künstlicher Intelligenz und Dichtung gearbeitet. 2024 erschien (mit Armen Avanessian) „Planeten Denken – Hyper-Antizipation und Biografische Tiefenzeit“ (2024). Zurzeit ist er Stipendiat des Berliner Programms Künstlerische Forschung mit einem Projekt zu Animismus und KI. Die Thomas-Kling-Poetikdozentur wurde 2011 im Andenken an Thomas Kling ins Leben gerufen und wird in diesem Jahr zum vierzehnten Mal von der Kunststiftung NRW in Kooperation mit der Universität Bonn vergeben. Im jährlichen Wechsel sind Autorinnen und Autoren eingeladen, den Studierenden ihre poetologischen Konzepte vorzustellen und sie an ihrem literarischen Schaffensprozess teilhaben zu lassen. Daniel Falb folgt auf Uljana Wolf.
- Kunst im Wald: Das Forestival 2025 ist ein einzigartiges Kunstfestival inmitten der Natur. Auf idyllischen Rundwegen durch den Süßgrund in Lahnstein bei Koblenz entfaltet sich vom 14. bis zum 22. Juni 2025 eine Welt aus Kunstinstallationen, Live-Performances und interaktiven Erlebnissen. Es beteiligen sich etwa 90 Künstler:innen aus allen Teilen der Erde. Ein Video auf der Seite des Festivals bietet einen ersten Einblick. Anstelle eines Eintrittspreises wird eine Spende erbeten.
- Ein Blick auf das Ende des Lebens: Die Ausstellung „Im Angesicht des Todes – Blicke auf das Lebensende“ ist bis zum 6. Juli 2025 im Jüdischen Museum Frankfurt am Main zu sehen. Sie ist die erste kulturgeschichtliche Ausstellung zu jüdischen Praktiken des Umgangs mit Sterben, Tod und Trauer. Das bei Hentrich & Hentrich erschienene Buch zur Ausstellung wurde von Erik Riedel, Sara Soussan und Mirjam Wenzel In 17 Beiträgen präsentieren Expertinnen und Experten neue medizinische Forschungsergebnisse, diskutieren ethische Fragen, erörtern religionsvergleichende Perspektiven oder zeichnen nach, welche Rolle der Tod in Kunst- und Kulturgeschichte spielt. Mit seinem multiperspektivischen Ansatz eröffnen Buch und Ausstellung einen neuen Zugang zur letzten Passage des Lebens. Der Band ist auch in englischer Sprache erhältlich. Im Demokratischen Salon hat Sara Soussan die Ausstellung ausführlich vorgestellt: „Auf Simches: Der Tod und das Leben“.
- Spuren der Menschheit: Die Ausstellung „Civilization – Wie wir heute leben“ ist in der Kunsthalle München bis zum 24. August 2025 zu sehen. Die Ausstellung folgt den sichtbaren Spuren der Menschheit rund um den Globus aus dem Blickwinkel von über 100 international renommierten Fotograf:innen. Sie beleuchtet eine Vielzahl von Aspekten unseres komplexen Zusammenlebens – von den großen Errungenschaften bis hin zu den kollektiven Fehlschlägen der Menschheit. Seit der Fotoausstellung „The Family of Man“ von Edward Steichen (1955) ist dies die erste Schau, die einen solch umfangreichen Blick auf uns und unsere Welt wirft und auf das, was uns beschäftigt: Wohnen, Arbeit, Freizeit, Verkehr, Kommunikation, Bildung, Wissenschaft und Technologie. In der Ausstellung vertreten sind unter anderem Candida Höfer, Edward Burtynsky, Thomas Struth, Pablo López Luz, Sheng Wen Lo und Julia Chamberlain. Es gibt fast täglich Begleitveranstaltungen.
- Kunstfest Weimar 2025: Der Vorverkauf läuft. Thema sind „Taiwan, Südafrika und ein ganz lokaler Star“. Das Kunstfest wird vom 20. August bis zum 7. September 2025 In den vergangenen Spielzeiten gab es Rekord-Besuchszahlen. In der Pressemitteilung kündigte Kunstfest-Leiter Rolf C. Hemke (er hat die Philosophie des Kunstfestes im Demokratischen Salon vorgestellt) unter anderem folgende Vorstellungen an: Gregory Maqoma und sein Tanzensemble (der Festivalhit „CION“ (2022) ist vielen Zuschauer:innen noch in bester Erinnerung) zeigen „Genesis – The Beginning and End of Time“ (30. August 2025, 18.00 Uhr und Sonntag, 31. August, 20.00 Uhr, DNT Großes Haus) erneut mit dem Komponisten Nhlanhla Mahlangu zusammen, um Rhythmen und Melodien zu vertanzen, die von der Lebendigkeit und Virtuosität der Kulturen Südafrikas durchdrungen sind – mit acht Tänzer:innen und polyphoner Live-A cappella eines achtköpfigen Chores. Ein weiterer Höhepunkt ist die Familien-Produktion des FOCASA Circus aus Taiwan. Die europäische Erstaufführung „Moss“ (deutsch: Moos) ist eine Zusammenarbeit mit dem deutsch-taiwanesischen Choreografie-Duo Peculiar Man Jan Möllmer und Tsai-Wei Tien, beide eng mit dem Tanztheater Pina Bausch verbunden (23. August 2025, 18.00 Uhr, und 24. August, 16.00 Uhr, DNT Großes Haus). 2024 bekam das Publikum in zwei völlig ausverkauften Konzerten nicht genug von Martin Kohlstedt! Natürlich ist der Bauhaus-Uni-Absolvent und „Local Hero“ Weimars auch beim Festival 2025 mit dabei – Open Air auf der Seebühne im Weimarhallenpark. Der Komponist, Pianist und Produzent schart ein Publikum aus Hoch- und Clubkultur um sich. Ihm gelingt es, akustisches Klavier und Electronica miteinander zu verbinden. „Martin Kohlstedt Live“ (Freitag, 22. August, 20.30 Uhr) ist das einzige Konzert des Künstlers in Thüringen im Jahr 2025. Tickets unter 03643 / 755334 oder kunstfest-weimar.de. Das volle Kunstfest-Programm geht Anfang Juni online.
- Heldinnen: Die Ausstellung „Heldinnen / Sheroes“ im Bonner Frauenmuseum (Im Krausfeld 10, 53111 Bonn) ist bis zum 31. Dezember 2025 zu sehen (Dienstag bis Samstag 14.00 bis 18.00 Uhr und am Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr). Sie wurde von Marianne Pitzen und Regina Hellwig-Schmid Über 50 Künstlerinnen zeigen ihre Sicht auf Hunderte Frauen, die sich für die Demokratie, für die Freiheit engagierten, dabei oft ihr Leben und ihre eigene Freiheit riskierten, 1848, im Kaiserreich, in der NS-Diktatur, in den USA, in Afghanistan und anderswo. Darunter sind mehrere Trägerinnen des Friedensnobelpreises wie Bertha von Suttner und Malala Yousafzai beziehungsweise des Alternativen Modellpreises wie die Gründerin von medica mondiale Monika Hauser. Unter den Künstlerinnen sind unter anderem Marina Abramović, Firouzeh Görgen-Ossouli, Nicole Günther, Pussy Riot und Yasemin Yilmaz Zsuzsi.
- Ausstellung über Ergreifung und Prozess Adolf Eichmanns: Im Filmmuseum Potsdam ist bis zum 1. Februar 2026 die Multimedia-Ausstellung „How To Catch a Nazi“ zu sehen. Sie zeigt, wie der israelische Geheimdienst Mossad und der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer im Jahr 1960 Adolf Eichmann in Argentinien ausfindig machten, wie seine Entführung nach Israel durchgeführt und wie ihm schließlich der Prozess gemacht wurde. Es war der erste große Prozess, in dem Opfer des Holocaust vor der Weltöffentlichkeit Zeugnis von den Verbrechen der Nazis ablegten. Kurator ist Avner Abraham, ehemaliger Mossad-Agent. Die Ausstellung stammt aus Israel und den USA und wurde von der Adolf Rosenberger gGmbH aus den USA nach Deutschland gebracht, zunächst nach München. Lena Schneider berichtete im Tagesspiegel. Sie zitiert den Historiker Frank Bajohr, die Ausstellung enthalte „zwei zentrale Botschaften. Es sei wichtig, ‚die Frage zu stellen, wer die Opfer zu Opfern gemacht hat.‘ Es könne nicht sein, der Opfer zu gedenken, aber zu sagen: ‚Opa war kein Nazi.‘ Zweitens, mit Verweis auf Fritz Bauer, der Eichmanns Aufenthaltsort an den Mossad weitergab: ‚Das Beispiel Eichmann zeigt, dass Gerechtigkeit manchmal etwas ungerade Wege gehen muss.‘ (…) Vielleicht, so Bajohr, würden sich russische Soldaten und deren Befehlshaber dereinst im Jahr 2080 auch dafür verantworten müssen, was 2022 in Butscha ‚Es ist nie zu spät.‘“ Weitere Informationen im Demokratischen Salon im Interview mit Christoph Rückel, der die Ausstellung nach Deutschland holte: „Zivilcourage und Rechtsstaat“. Der Film im Kontext der Ausstellung entstandene Spielfilm „Operation Finale“ ist bei Netflix im Programm.
- Drittes Orientalisches Filmfestival: https://gicc-ev.de/ Dieses findet vom 24. bis zum 28. September 2025 im Kino Apollo/Odeon in Koblenz statt. Zurzeit laufen die Vorbereitungen. Zu sehen sind wie in den beiden vorangegangenen Festivals 2017 und 2019 vor allem iranische Filme. Weitere Informationen demnächst hier. Auf der Seite des Festivals sind Impressionen der vorangegangenen Festivals zu sehen.
Leseempfehlungen und Hintergrundinformationen:
- Die Ressorts der neuen Bundesregierung: Die Verteilung der Aufgabenbereiche auf die Ressorts der Bundesregierung ist aus dem Organisationserlass des Bundeskanzlers vom 6. Mai 2025
Afrikanische Geschichte: Mit seinem Buch „All About Africa – Was du über den Kontinent wissen solltest“ (München, Droemer, 2024) bietet Stève Hiobi einen umfassenden und zugleich leicht lesbaren Überblick über die Geschichte Afrikas, eines Kontinents, der auf unseren Landkarten kleiner erscheint als er ist, obwohl Europa, Indien, China und die USA hineinpassen. Stève Hiobi bietet Grundinformationen über die Königreiche Mali, Ghana und Ruanda, über die mehr als 2.000 Sprachen und die Vielfalt der Ethnien. In Kamerun sprechen 250 Ethnien 250 Sprachen, in Nigeria 250 Ethnien 520 Sprachen. Afrika ist der Kontinent mit den meisten Ressourcen, in ganz besonderem Maße im Kongo. Im Jahr 1235 verkündete Sunjata Keïta im Königreich Mali eine frühe Version der Menschenrechte. Timbuktu war lange Zeit intellektuelles Zentrum. Dagegen steht der Kolonialismus, an dem die Deutschen mehr Anteil haben als sie wahrhaben möchten. Ein zentrales Datum war die Kongokonferenz in Berlin (1884/1885). Brutal war die Herrschaft Leopold II. im Kongo, 10 Millionen Menschen wurden zwischen 1885 und 1908 ermordet. Andere Formen des Kolonialismus sind der CFA, der in 14 Staaten gilt, und nach wie vor maßgeblich von Frankreich gesteuert wird. Die Tirailleurs Sénégalais nahmen für Frankreich am Ersten Weltkrieg teil, werden aber nach wie vor kaum gewürdigt. Der deutsche Genozid an den Ovaherero und Nama war der erste Genozid des 20. Jahrhunderts. Mehrere Länder werden ausführlich porträtiert, Algerien, Kamerun, Kongo, Liberia, Marokko, Nigeria, Ruanda, Senegal, Südafrika, Uganda, auch Äthiopien unter anderem in Bezug auf den von Italien angezettelten Abessinienkrieg. Die Frage nach Reparationen bleibt offen. Eine ambivalente Persönlichkeit ist Robert Koch, der gegen Malaria ein arsenhaltiges Medikament erprobte, das zur Erblindung führen konnte, und Isolationslager zur Kontrolle einrichten ließ, die er selbst „Konzentrationslager“ Bis zu 1.000 Menschen wurden dort gegen ihren Willen „abgesondert und mit Atoxyl behandelt“. Die Versklavung von Afrikaner:innen durch Araber und Europäer wird kurz angerissen, mehr Aufmerksamkeit erhält jedoch in diesem Kontext die Gründung der ersten freien Schwarzen Republik auf Haiti dank Toussaint Louverture und Jean-Jacques Dessalines. Es gab weitere Aufstände, unter anderem 1803 durch Igbo-Gefangene an der amerikanischen Küste, ein afrikanisches Masada. Die afrikanische Katastrophe hat ihren eigenen Namen: Maafa. Mehrere Personen werden porträtiert: Manga Bell, Patrice Lumumba, Ellen Johnson Sirleaf, Roger Milla (Fußball), Fela Amikulapo Kubi (Afrobeat) sowie die nach Europa verschleppten Anton Wilhelm Amo und Angelo Soliman. Die erste afrikanische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Matthai setzte gegen erheblichen Widerstand in Kenia ihre Grüngürtel-Bewegung durch. Sport (die senegalesischen Wrestler, die Fußballer Kameruns und Zaires), Musik, Mode (die „Sapeurs“), Schönheitsideale werden im Buch ebenso angesprochen. Die Frage der Kulturellen Aneignung kontert Stève Hiobi mit dem Vorschlag, dass diejenigen, die sich Locks machen wollten, dies bei einem Afro-Friseur tun sollten. Er plädiert dafür, dass es mehr Afroinflucencer:innen geben sollte. Er selbst erhielt für @deinbrudersteve im Jahr 2023 den Grimme-Online-Award. Sein Fazit: „Der afrikanische Kontinent hat eine reiche und vielfältige Vergangenheit, die es wert ist, erzählt zu werden. Zum Beispiel die Geschichte von Königin Nzinga aus dem Kongo, die im 17. Jahrhundert mutig für die Unabhängigkeit ihres Volkes kämpfte, oder die von Thomas Sankara aus Burkina Faso, bekannt für seine visionären Ideen, seine Politik und Reformen zur sozialen Gerechtigkeit. Ebenso spannend sind die Geschichte der Amazonen von Dahomey, einer beeindruckenden Kriegerinnengruppe.“
Afrikanischer Feminismus: Das neue Buch von Minna Salami trägt den Titel „Can Feminism be African? A Most Paradoxical Question“ (London, Harper Collins, 2025). Die Autorin wurde 1978 geboren, wuchs in Nigeria auf, arbeitet in London und ist Senior Fellow am New Institute in Hamburg. In der ZEIT vom 8. Mai 2025 fasste sie die Ergebnisse ihres Buches in einem beeindruckenden Essay zusammen. Sie wendet sich gegen die Stereotypsierung gesellschaftlicher Debatte und einen Feminismus, der vorwiegend von weißen Frauen geschaffen worden sei. „Afrikanischer Feminismus wird oft auf Leiden reduziert – Krieg, Hunger, schlechte Infrastruktur.“ Bereit 1947 habe die nigerianische Politikerin Funmilayo Ransome-Kuti (1900 – 1978) nach einem Besuch bei britischen Fabrikarbeiterinnnen geschrieben, dass „die wahre Lage nigerianischer Frauen anhand der Frauen beurteilt werden musste, die Babys auf dem Rücken trugen und von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang das Land bestellten, nicht anhand der Frauen, die Tee, Zucker und Mehl zum Frühstück hatten.“ Die Zeit, in der weiße Frauen Feminismus definierten, sei jedoch – so Minna Salami – vorbei: „Wir durchleben heute ein feministisches Zeitalter, in dem Intersektionalität – die Gleichzeitigkeit verschiedener Formen von Diskriminierungen zu einem der einflussreichsten Konzepte geworden ist.“ Afrikanischer Feminismus – beziehungsweise afrikanische Feminismen – wenden sich ab von traditionellen paternalistischen Konzepten, die sich in manchen scheinbar feministischen Konzepten maternalistisch spiegeln. Es geht eben nicht (nur) um identitätspolitische Debatten. „Die polarisierende Kultur unserer Zeit verstärkt diese Unterstellungen, indem sie aus der Identitätspolitik eine Waffe macht und das kritische Denken auf ideologische Sprachmuster und Klischees zusammenschnurren lässt“ und damit zeigt, „wie Privileg und Ausgrenzung funktioniert.“ Weitere Informationen bieten die Zeitschrift „Feminist Africa“ und der Blog msafrican.com von Minna Salami. Eine kurze Übersicht unter anderem zum Schwarzen Feminismus bietet im Demokratischen Salon der Essay „Schwarze Geschichte, Schwarze Politik“. Weitere afrikanische Stimmen finden Sie in der von Margaret Busby herausgegebenen Sammlung „New Daughters of Africa – An international anthology of writing by women of African descent“ (Oxford, Myriadeditions, 2019). Darin enthalten ist auch der legendäre Essay von Chimamanda Ngozi Adichie „We Should All Be Feminists“. Minna Salami ist mit Auszügen aus dem Essay „Searching for my Feminist Roots“.
- Konservatismus in der (deutschen) Kultur? Vorschlusslorbeeren sind genau so problematisch wie Vorschussschelte. Was Jürgen Kaube in der FAZ am 28. April 2025 jedoch zur Personalie Wolfram Weimer – nicht Mitglied der CDU, nicht Mitglied des Deutschen Bundestags – als Kulturstaatsminister schrieb, gibt schon Anlass zur Sorge: „Sein Begriff von Kultur und sein Geschichtsverständnis weisen darauf hin, dass er der falsche Mann am falschen Platz ist. Um es gelinde zu sagen.“ Kein Schreibfehler: Das schrieb die FAZ, nicht die taz! (In der taz kommentierte Dirk Knipphals die Personalie.) Weimer ist Autor eines Manifests des Konservatismus aus dem Jahr 2018. Sein Hauptgewährsmann ist Oswald Spengler (1880-1936) und dessen Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“. Jürgen Kaube beschreibt im Detail die zum Teil doch in der Tat recht merkwürdigen Auffassungen des neuen Kulturstaatssekretärs. Ijoma Mangold bezeichnete die Personalentscheidung in der ZEIT als „Trostpflaster für enttäuschte CDU-Wähler“, im Grunde das Anti-Programm zu seiner Vorgängerin: „Weimer ist mithin der outgesourcte Kulturkampf, die Erinnerung daran, dass es in der Union – du glaubst es nicht! – noch Spurenelemente bockig liberaler Bürgerlichkeit gibt. Für diese symbolpolitische Geste müssen die Künste den Preis zahlen, dass ihrem obersten Lobbyisten eine weltanschauliche Rolle zugedacht wurde.“ Ijoma Mangold betont allerdings auch, dass Wolfram Weimer „kein Scharfmacher“ Mag sein, aber es lohnt sich, einen tieferen Blick in seine Vergangenheit zu werfen. Dies tat Peter Littger in der Süddeutschen Zeitung, der Weimer 2003 kennenlernte, als dieser von der Idee sprach, das Magazin „Cicero“ zu gründen: „Die Kunst, Weimer zu sein“. Der Schweizer Verleger Michael Ringier ermöglichte die Gründung, sagte aber auch, dass er dies bei Kenntnis des Manifests von 2018 wohl nicht mit Weimer getan hätte. Ungeachtet dessen ist aus meiner Sicht Karin Prien als Bildungs- und Familienministerin ein Lichtblick in der Personalauswahl des Bundeskanzlers. Einen zeitgemäßen, liberalen und modernen Konservatismus scheint zurzeit jedoch ansonsten kaum jemand zu vertreten. Nur am Rande: Der Begriff der „Leitkultur“ kommt im Koalitionsvertrag nicht vor.
- Deutscher Kulturrat zur zukünftigen Kulturpolitik: Im Kulturbereich ist Wolfram Weimer bisher weitgehend unbekannt. Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, äußerte sich unmittelbar nach Bekanntgabe unter anderem in SWR Kultur, WDR 3, epd medien, radiodrei / rbb und der WELT, ebenso in der 3Sat-Kulturzeit (ab Minute 5). Er vermutet, dass zu „Reibungen“ kommen könne, hält aber fest, dass ein Kulturstaatsminister in Deutschland nicht wie in den USA per Weisung regieren könne. Er habe die „Hoffnung, dass wir vernünftige Wege der Zusammenarbeit finden werden“. Allerdings gibt es noch ein anderes Problem. Die eigentlich längst erforderliche Bündelung aller Kulturzuständigkeiten in einem Ressort geschieht wiederum nicht. Im Gegenteil, es wird weiter diversifiziert. Es gibt für die Kulturorganisationen in der Bundesregierung nach wie vor eine Vielzahl von anzusprechenden Ministerien, die jeweils ihre eigenen Schwerpunkte setzen dürften. Die erste Rede des neuen Kulturstaatsministers fasste der Deutsche Kulturrat wie folgt zusammen: „Weimar (sic!) unterstrich in seiner ersten Rede im Deutschen Bundestag, dass keine Kulturprojekte gefördert werden, die Antisemitismus verfolgen und bezeichnete die Boykottaufrufe gegenüber der israelischen ESC-Teilnehmerin als ‚unerträglichen Skandal‘. Er wandte sich zugleich gegen Geschichtsrevisionismus und gegen die Instrumentalisierung von Kunst. Er appellierte an die originäre Kraft der Kunst, die eine offene Bühne braucht. Den medienpolitischen Schwerpunkt legte er auf die Stärkung der Vielfalt und die Anforderung sich von der Abhängigkeit US-amerikanischer und chinesischer Online-Konzerne zu emanzipieren.“ Zum Vorsitzenden des Kulturausschusses im Deutschen Bundestag wurde Sven Lehmann (Bündnis 90 / Die Grünen) gewählt.
- Jüdisches Leben in Deutschland: Die Debatte um den sogenannten „Schlussstrich“ nimmt kein Ende. 80 Jahre nach Kriegsende sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in einem Gespräch mit Thomas Radlmeier und Helmut Zeller für die Süddeutsche Zeitung: „Wenn die AfD Teil der Bundesregierung wird, müssten wir uns fragen, ob wir jüdische Menschen zur Auswanderung auffordern müssen.“ Wie Primo Levi sei er überzeugt, dass, was geschehen ist, wieder geschehen könne. Im Gespräch wurden Fragen der deutschen Erinnerungskultur ebenso erörtert wie die manchmal fehlende Sensibilität von Gerichten und Staatsanwaltschaften. Gefährlich sei nicht nur, dass viele Deutsche, gerade auch junge Deutsche zu wenig über die Shoah wüssten, aber auch, dass sich eine antisemitische „Querfront“ gebildet habe. Diese ließe sich nicht aus einer unzureichenden Erinnerungskultur erklären. Gleichwohl sei eine auskömmliche Finanzierung der Gedenkstätten, gerade zur Restaurierung, und der historischen Bildung, nicht zuletzt in den Schulen, eine wichtige Voraussetzung. Immerhin sei das unter Claudia Roth erarbeitete Konzept Gedenkstättenkonzept vom Tisch. Es gebe auch viele gute Entwicklungen, beispielsweise die Entstehung „zahlreicher neuer Gemeindezentren und Synagogen“ in den letzten 20 Jahren und die anstehende Gründung der Jüdischen Akademie des Zentralrats in Frankreich.“ Am ersten Tag seines Amtsantritts sprach der neue Beauftragte der Bundesregierung für Kunst und Medien, Wolfram Weimer, mit Josef Schuster. Die Jüdische Allgemeine berichtete: „Für ihn sei es ‚schmerzlich, ja unerträglich, zu sehen, wie der Antisemitismus in die Gesellschaft hineinkriecht. Auch im Kulturbereich haben wir, insbesondere seit dem barbarischen Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, zunehmend Boykottaufrufe oder andere Aktionen gegen jüdische Künstlerinnen und Künstler erleben müssen, die inakzeptabel sind.‘ Dem werde er sich ‚mit aller Kraft entgegenstellen‘.“ Der Koalitionsvertrag sieht eine Sicherung der Arbeit der Gedenkstätten vor. Maria Ossowski konstatierte in der Jüdischen Allgemeinen einen „Bruch mit Roths Politik“ und „einen notwendigen Neuanfang“.
- Geschichtsfälschungen online: Die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main hat die Dokumentation „Der Holocaust als Meme – Wie in digitalen Räumen Geschichte umgedeutet wird“ veröffentlicht. Herausgeberinnen sind Deborah Schnabel und Eva Berendsen. Themen sind Holocaustleugnung, die Normalisierung von Geschichtsrevisionismus als Geschäftsmodell, Täter-Opfer-Umkehr, Opferkonkurrenzen, der Nahost-Konflikt als Shoah-Referenz, die Rolle von Künstlicher Intelligenz und Games. Manch revisionistische Äußerung geschieht deutlich (ausführliche Hinweise auf Vergewaltigungen durch Sowjetsoldaten, die Bombardierung von Dresden), manche väterlich-freundschaftlich (zum Beispiel Maximilian Krah, man könne stolz auf seine Vorfahren sein), anderes subtil wie beispielsweise die Verwendung von Hitlers geplantet Reichshauptstadt Germania als Level in minecraft oder die Popkulturalisierung von Hitler oder Goebbels. Hinzu kommen Chiffren wie „271K“ (es wären nicht 6 Millionen, sondern nur 271.000 Juden ermordet worden). Die Dokumentation zeigt eine Fülle von Beispielen aus diversen Internetforen. Sie schließt mit Vorschlägen für die digitale Erinnerungsarbeit. Es gebe neben der Verlagerung von geschichtsrevisionistischen Aktivitäten in soziale Medien auch ein hohes Interesse junger Menschen für Geschichte, das jedoch in beide Richtungen genutzt werden könne. Daher die Forderung: „Wir dürfen die Geschichtsbildung der nachwachsenden Generation nicht weiter dem Spiel der Kräfte auf Social-Media-Plattformen überlassen. Erinnerungsarbeit muss sich stärker an die Medienrealität junger Zielgruppen anpassen, ohne ihre ethischen und inhaltlichen Standards aufzugeben.“ Ein „kritischer Geschichtsunterricht“ und politische Bildung müssten sich mit den Vermittlungsformen befassen. Die Dokumentation schließt mit einem Glossar der zentralen Begriffe in der Meme-Kultur.
- Junge Rechtsextremisten in Deutschland: Für die ZEIT haben Christian Fuchs, Martin Nejezchleba und Christina Schmidt Chats von Jugendlichen ausgewertet: „Neonazi, 12, will Zecken jagen“. In den letzten Jahren sind zahlreiche junge Neonazikameradschaften entstanden, die sich in WhatsApp-Gruppen organisieren, Gaspistolen tragen, in der Nacht rechtsextreme Sticker und Graffiti anbringen und mit Schlagringen und Quartzhandschuhen gemeinsam auf Menschen losgehen, die nicht in ihr Bild vom Deutsch-Sein passen. Sie besuchen für Neonazis und andere Rechte symbolische Orte wie die Externsteine und das Kyffhäuser-Denkmal. Die Dokumentation nennt mehrere Beispiele für Gewaltdelikte aus dem Jahr 2024. Einige Täter sitzen in Untersuchungshaft beziehungsweise wurden verurteilt. Nach Recherche der ZEIT soll es etwa 120 Gruppen geben. Eine Karte zeigt Orte, in denen es mehrere Gruppen gibt, beispielsweise in Berlin, Essen, Hannover, Potsdam und Wiesbaden. Die ZEIT hat 13 Tarngruppen identifiziert, hinter denen sich rechtsextremistische Parteien wie die NPD (heute „Die Heimat“) verbergen. Die Anfragen besorgter Eltern in Aussteigerprogrammen haben sich fast verdoppelt. Die jungen Täter kommen aus Familien, die schon lange AfD wählen, andere lehnen sich bewusst gegen liberale Elternhäuser auf. Am 21. Mai 2025 wurde rechtsextremistische Terrorgruppe „Letzte Verteidigungswelle“ ausgehoben. Die verhafteten Mitglieder sollen – so Bundesjustizministerin Stephanie Hubig (SPD) – zur Zeit der Gründung der Zelle alle minderjährig gewesen sein.
- Rechtextremismus in der Schule: Eine weitere ZEIT-Recherche von Anant Agarwala befasst sich mit Rechtsextremismus an Schulen: „Sieg Heil in der Frühstückspause“. „Wie eine Anfrage der ZEIT in den Innenministerien der Bundesländer ergab, deuten die neuesten verfügbaren Zahlen stark auf einen Trend hin. Überall, wo Daten erhoben werden, stiegen die gemeldeten oder zur Anzeige gebrachten rechtsextremistischen Vorfälle und Straftaten an Schulen zwischen 2023 und 2024 an, zum Teil sprunghaft: darunter Sachsen-Anhalt (von 74 auf 185 Fälle), Hessen (von 37 auf 167), Nordrhein-Westfalen (von 277 auf 452; inkl. Hochschulen) oder Bayern (von 176 auf 244).“ Dazu gehören unter anderem sogenannte „Propaganda-Delikte“, „rassistische Beleidigungen“, sogar, wenn auch selten, an Grundschulen. „An den Schulen zeigt sich so gesehen womöglich eine Folge dessen, was die Neue Rechte mit ihrer identitären Rhetorik in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren vorangetrieben hat: die Normalisierung rechtsextremer Werte, Sprache und Zeichen. Diese auch Metapolitik genannte Arbeit außerhalb der Parlamente stärkte die AfD. Was wiederum dazu führte: Die Kinder und Jugendlichen, die heute zur Schule gehen, kennen kein Deutschland ohne Rechtsradikale im Bundestag.“
- AfD-Gutachten: „Völkisch“ und „Muslimfeindlich“: So fassen die meisten Kommentare die Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“. Das Gutachten zitiert etwa 350 AfD-Abgeordnete sowie zahlreiche Personen aus dem Umfeld der Partei: Es geht zum Beispiel um die Politikerin Erika Steinbach, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter nach rechts bewegt hat, oder um Martin Sellner von der „Identitären Bewegung“ sowie deren Verbindung zur AfD. Eine der wichtigsten Feststellungen des Gutachtens: Die Partei sei heute insgesamt „homogener“ als vor ein paar Jahren, es gebe keine nennenswerten Kräfte mehr, die eine Rückkehr der Partei zum rechtskonservativen Kurs der Anfangszeit fordern. Zu Umsturzplänen und Spionagevorwürfen steht hingegen kaum etwas auf den mehr als 1000 Seiten, obwohl bekannt ist, dass es diese in der AfD gibt. Auch die engen Verbindungen zu Russland und China, über die zum Beispiel Correctiv schon vor längerer Zeit ausführlich berichtet hatte, spielen keine nennenswerte Rolle. Der in London am King’s College lehrende Politikwissenschaftler Peter Neumann sagte im Gespräch mit Nils Kottmann für die Jüdische Allgemeine, das Gutachten „hätte viel kürzer und klarer sein müssen“. „Diese mangelnde Stringenz zeigt sich auch beim Thema Antisemitismus, wo offensichtlich nicht viel Explizites gefunden wurde, aber dennoch über mehrere Dutzend Seiten darüber gesprochen wird, wie die AfD Chiffren verwendet. Natürlich weiß ich, dass das oftmals antisemitisch gemeint ist, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass diese Chiffren allein ein deutsches Gericht vom antisemitischen Charakter der Partei überzeugen. Deswegen hätte ich mir gewünscht, dass der Verfassungsschutz bei der Beweisführung viel zielgerichteter vorgegangen wäre.“
Antisemitismus in der AfD: In seinem Buch „Antisemitismus und die AfD“ (Berlin, Verbrecher Verlag, 2025) beschreibt Stefan Dietl in acht Kapiteln, dass Antisemitismus einen prominenten Platz in der AfD einnimmt. Dies sei „der blinde Fleck im Kampf gegen die AfD“. Der Autor beschäftigt sich regelmäßig mit der völkischen Ausrichtung der Partei, so beispielsweise in seinem Buch „Die AfD und die soziale Frage“ (Münster, Unrast Verlag, 2017), in dem er den „völkischen Antikapitalismus“ in der Partei analysiert. AfD’ler:innen versuchen – wie auch andere Antisemit:innen – durchweg den in der Partei vertretenen Antisemitismus abzustreiten. „Bewusst oder unbewusst geht man damit der Selbstdarstellung der AfD auf den Leim.“ In vielen Äußerungen wird jedoch deutlich, dass Jüdinnen und Juden nach Auffassung der Partei nicht zur „deutschen Volksgemeinschaft“ gehören. Dietl nennt mehrere Beispiele, die Affäre um Wolfgang Gedeon, die Äußerungen von Stefan Brandtner nach dem Mordanschlag auf die Synagoge in Halle, die Bezeichnung von Juden als „Tätervolk“ – bezogen auf die frühe Sowjetunion – durch Martin Hohmann oder die Abwertung der deutschen Erinnerungskultur durch Alexander Gauland und Björn Höcke. Gedenkveranstaltungen in Bundestag und Landtagen werden von AfD-Abgeordneten regelmäßig boykottiert, antisemitische Äußerungen von der Parteiführung regelmäßig bagatellisiert. Zum AfD-Programm gehören Geschichtsrevisionismus ebenso wie der Kampf gegen die sogenannten „Globalisten“, für die namentlich wie auch in anderen Ländern George Soros als Gallionsfigur genannt wird. Wenn sich die AfD für Israel einsetzt, tut sie dies, weil sie Muslim:innen als Verantwortliche für jeden Antisemitismus angreift. „Tatsächlich thematisiert die AfD Antisemitismus jedoch ausschließlich in externalisierter Form, also bei gesellschaftlichen Minderheiten oder im Zusammenhang mit Migration. Antisemitische Ressentiments und Stereotype in der Mehrheitsgesellschaft werden hingegen nicht angesprochen oder sogar geleugnet. Öffentlich positioniert sich die AfD immer dann gegen Judenhass, wenn sie dies mit dem Kampf gegen Einwanderung verbinden kann.“ Dabei passt der von linker beziehungsweise anti-kolonialistischer Seite praktizierte Antisemitismus der AfD gut ins Konzept. Mit wohlmeinender Bildung lässt sich – so Stefan Dietl – Antisemitismus nicht wirksam bekämpfen. Antisemitismus ist auch nicht – wie manche Linke und Liberale meinen – eine Spielart von Rassismus, sondern ein „Welterklärungsmodell“.
- Wer wählt die AfD? Die ZEIT hat Statistiken zusammengestellt, die zeigen, welche Gründe Menschen motivieren, die AfD zu wählen. Ein Kernpunkt ist ungeachtet der eigenen wirtschaftlichen Lage die Angst vor einem wirtschaftlichen Abstieg. Die Statistik enthält auch eine Erklärung der durch die sozialen Netzwerke geisternden Aussage, dass 51 Prozent jetzt AfD wählen wollten. Richtig ist, dass sich 51 % der bisherigen AfD-Wähler:innen vorstellen können, erneut die AfD zu wählen. Unzufriedenheit mit der Bundesregierung sowie die Forderung, es möge weniger Migrant:innen in Deutschland geben, gehören zur Grundausstattung von AfD-Wähler:innen. Allerdings verortet sich etwa die Hälfte nicht rechts, sondern in der Mitte. Es gibt mehr Männer als Frauen, vor allem Absolvent:innen von Haupt- und Realschule. Die größte Unterstützung erhält die Partei bei Menschen zwischen 50 und 59 Jahren. Junge Menschen wollen eher selten die AfD wählen. Die AfD wird im Osten viel gewählt, die meisten Unterstützer:innen kommen jedoch aus dem Westen. Die wirtschaftliche Lage beurteilen die Wähler:innen der AfD durchwachsen, sie fordern weniger Sozialleistungen, zum Teil gegen ihre eigenen Interessen. Sehr hoch ist der Anteil derjenigen, die glauben, sie könnten ihre Meinung nicht frei äußern. Es gibt eine hohe Unzufriedenheit mit der Demokratie, damit ist jedoch nicht verbunden, dass es Mehrheiten für eine Diktatur gäbe. Insgesamt kann man sagen, dass sich AfD-Wähler:innen für moderater halten als sie sind. Ihr Hauptfeind sind die Grünen.
- Verbot der AfD: Der Gruppenantrag, dem Verfassungsgericht die Frage vorzulegen, ob die AfD verboten werden sollte, fiel mit der vorgezogenen Bundestageswahl der Diskontinuität zum Opfer. Drei Tage vor der Bundestagswahl schrieb Maxim Biller in der Süddeutschen Zeitung ein klares und eindeutiges (und meines Erachtens bisher beste) Plädoyer für ein Verbot dieser Partei: „Demokratie und Notwehr“. Maxim Biller fragt, ob wir wirklich warten wollen, bis die AfD die Demokratie zerschlagen und alle vertrieben hat, die sie nicht mag, diesmal ausnahmsweise mal die Juden als letzte? „Wer jetzt aber mit schlotternden Knien und zitterndem Kinn sagt, ich hätte bei meinem wunderschönen Bestrafungs- und Ächtungsplan die Wut mancher AfD-Wähler vergessen, ihre Enttäuschung, ihren Hass, wenn ihre Partei plötzlich weg wäre, dem entgegne ich: Nein, habe ich nicht. Die meisten von ihnen werden, wie ich schon erklärte, das AfD-Verbot genauso brav wie eine Mahnung vom Finanzamt akzeptieren und kuschen. Andere werden es vielleicht wirklich mit ein bisschen Bürgerkrieg versuchen – aber darauf werden wir dann einfach mit ein wenig wohltemperierter Grausamkeit antworten. Schöne Idee, Herr Höcke.“
- Entführte Journalistin in Russland ermordet: Als die Journalistin Anna Politkowskaja im Jahr 2006 aufgrund ihrer Recherchen in Tschetschenien ermordet wurde, gab es zwar einen Aufschrei im demokratischen Westen, aber Putin gelang es immer wieder, sein Vorgehen gegen alle, die in irgendeiner Art ihm widersprachen, zu verschleiern. Und manche wollten es auch einfach nicht glauben, manche glauben es nach wie vor nicht. Inzwischen scheint sich die allgemeine Öffentlichkeit daran gewöhnt zu haben, dass Putins Leute Kinder entführen, ihnen als Oppositionelle erscheinende Menschen einsperren, foltern und ermorden, nicht zuletzt Journalist:innen bedrohen oder sogar ermorden. Aber vielleicht gilt dies zurzeit nicht. Mehrere Zeitungen berichteten über das Schicksal der ukrainischen Journalistin Victoriia Roshchyna, so auch Hannah Knuth und Christina Schmidt in der ZEIT: „Zu nah dran“. Grundlage war eine gemeinsame Recherche mit dem Konsortium Forbidden Stories und elf weiteren Medien. Victoriia Roshchyna wurde entführt, gefoltert, ermordet. Ihre Leiche wurde jetzt mit 749 toten ukrainischen Soldaten in ihre Heimat überführt. Im Juli 2023 wollte Victoriia Roshchyna aus Melitopol berichten. Sie hatte „von einem System gehört, wonach die neuen russischen Machthaber dort ukrainische Zivilisten willkürlich festnehmen, einfach so, von jetzt auf gleich, sie in geheimen Kellern und improvisierten Gefängnissen einsperren und foltern. Wie soll die Welt davon erfahren, wenn nichts aus der Region herausdringt?“ (Über dieses System berichtete auch der ukrainische Journalist Stanislav Aseyev in seinem Buch über das Konzentrationslager „Heller Weg“ in Donezk.) Bereits 2022 geriet Victoriia Roshchyna in die Hände der russländischen Dienste. Sie ließ sich nicht von weiteren Recherchen abhalten. Im Oktober 2024 erhielt Victoriias Vater eine Nachricht vom russischen Verteidigungsministerium, seine Tochter sei „am 19. September 2024 verstorben.“ Der Internationale Strafgerichtshof ermittelt. 45 Journalisten aus internationalen Medien führen ihre Arbeit weiter. Der österreichische Standard dokumentiert Viktoriias letztes Projekt über Russische Foltergefängnisse.
- Fast drei Jahre Haft für ein Gedicht: Im Newsletter vom Dezember 2024 habe ich auf den Prozess gegen Darja Kosyrewa Für die Süddeutsche Zeitung hatten damals Silke Bigalke und Alexander Estis berichtet. Jetzt steht das Urteil fest: Zwei Jahre und acht Monate Straflager: „Im Straflager, weil sie nicht schweigen will“.
- Demonstrationen gegen die Hamas: Im Newsletter für April 2025 (Redaktionsschluss war der 24. April) wurde bereits über Demonstrationen gegen die Hamas informiert. Mohammed Altlooli informierte am 30. April 2025 auf der Plattform mena-watch über weitere Demonstrationen am 27. April 2025 in Beit Lahia im Norden des Gaza-Streifens. Diesmal demonstrierten Hunderte von Frauen und Kindern. Die Hamas versuchte die Demonstrierenden einzuschüchtern, die Demonstration verlief jedoch friedlich. Der Beitrag zeigt auch Bilder und Videos von den Demonstrationen. Am 21. Mai 2025 berichtete Mohammed Altlooli auf mena-watch erneut: „Gaza wurde gekidnappt, die Jugend ist die Alternative zur Hamas“. Er sprach mit Mohammed Sawalmeh, einer prominenten Stimme der Opposition gegen die Hamas: „Meine Opposition begann, als ich erkannte, dass sich hinter der ‚Widerstandsrhetorik‘ der Hamas ein autoritäres und repressives Projekt verbirgt, das keine anderen Stimmen duldet. Ich stellte fest, dass Andersdenkende ausgeschlossen werden und die Menschen als Schutzschilde benutzt werden und keine Priorität haben.“ Er bestätigte Berichte, dass die Hamas Nahrung und Medikamente systematisch verknappe, und alle, die sie kritisieren, bedrohe. Doch „es bilden sich erste friedliche Bewegungen, die jedoch aufgrund der Angst noch begrenzt sind“, darunter viele junge Menschen in Gaza und in der Diaspora.
- Frauenmorde im Iran: Auf mena-watch berichtete Farzad Amini: „Im Schatten staatlicher Untätigkeit: Frauenmorde im Iran“. Jeden zweiten Tag wird im Iran eine Frau von der eigenen Familie ermordet, weil sie gegen deren „Ehre“ verstoßen haben soll. Dies ist „im Iran kein neues Phänomen, sondern hat historische Wurzeln und ist fest in den sozialen, kulturellen und rechtlichen Strukturen des Landes verankert, die seit Generationen die Frauen unter den Rahmenbedingungen von Unterdrückung und Kontrolle“ Die staatlichen Statistiken versuchen das Ausmaß der Femizide im Iran zu verschleiern. Ein Gesetzentwurf aus dem Jahr 2013, der Frauen schützen sollte, wurde bis heute nicht verabschiedet. Hinzu kommt ein hohes Maß an häuslicher Gewalt. Etwa 74.000 Frauen wurden wegen ihrer Verletzungen ärztlich behandelt. Es dürfte ein erhebliches Dunkelfeld geben. Wichtiger ist dem Regime nach wie vor die Einhaltung seiner Bekleidungsvorschriften. Im Land droht „eine humanitäre Katastrophe“.
Deportationen nach Gurs: Gemeinsam mit dem Mannheimer MARCHIVUM und dem Stadtarchiv Ludwigshafen hat die Stiftung Topographie des Terrors, Berlin, im Metropol-Verlag die Deportationen vom 22. Oktober 1940 dokumentiert: „Die Tat im Bild – Die Deportation von Jüdinnen und Juden aus der Pfalz nach Gurs – Fotografien aus Ludwigshafen vom 22. Oktober 1940“. An diesem Tag deportierte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) mehr als 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Gurs im von der deutschen Wehrmacht nicht besetzten Teil Frankreichs. Eine Fotoserie dokumentiert die Ereignisse dieses Tages in Ludwigshafen, einem von drei Sammelpunkten der Pfalz. Von dort aus wurden 420 Männer, Frauen und Kinder verschleppt. Mit 21 Aufnahmen gehört die Serie zu den umfangreichsten fotografischen Zeugnissen einer Deportation aus Deutschland. Der Band nennt, soweit möglich, die Namen der Opfer. Eine Aufnahme der Buchpremiere vom 18. Februar 2025 ist auf dem you-tube-Kanal der Topographie des Terrors verfügbar. Weitere Informationen über die Deportationen nach Gurs bietet die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, so unter anderem über die Deportationen aus Lörrach. Im Übrigen belegen die Dokumentationen dieser Deportationen, dass die deutsche Bevölkerung mitbekam, was geschah. Dies ist auch Thema einer ab März 2026 geplanten Ausstellung der Topographie „Was wusste die deutsche Bevölkerung über den Holocaust?“ (Arbeitstitel).
- Green Hushing und Proteste gegen Trump: Für die Süddeutsche Zeitung sprach Andrian Kreye mit Alice Hu, einer Aktivistin von „Planet over Profit“, die Demonstrationen in den USA organisiert: „Allmählich lassen sich die Proteste nicht mehr verschweigen“. Es war ihrer Organisation gelungen, dass Brad Lander, Rechnungsprüfer in New York und jetzt auch Bürgermeisterkandidat in New York City, ankündigte, dass er sich von Geschäftspartnern der Stadt trennen werde, die ihr Geld mit fossilen Rohstoffen verdienten. Sie wies darauf hin, dass dies in der Presse jedoch kaum Widerhall gefunden habe, während die Medien in Präsidentschaftswahlkämpfen über jede Kleinigkeit berichten, sodass andere Organisationen auf spektakuläre Aktionen setzen wie beispielsweise in Deutschland oder in Großbritannien die „Letzte Generation“. Neben „Green Washing“ gebe es somit auch „Green Hushing“. Im Jahr 2023 sei nicht einmal über einen Klimamarsch von 80.000 Menschen berichtet worden. Medien konzentrierten sich leider auf die „Großer-Mann-Version einer Geschichte“. Über den beschriebenen Erfolg habe nur die „Financial Times“ berichtet. Aufmerksamkeit habe man jetzt mit den Demonstrationen gegen Elon Musk und Tesla erreicht. Vorbild sei die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre. „Ich glaube, die Medien der Mitte, auch der linken Mitte, haben ihre eigenen Vorstellungen von der Welt und an denen möchten sie festhalten. Und seit ein paar Monaten gibt es das Narrativ: Wo ist der Widerstand geblieben? Bei der letzten Trump-Regierung, 2017, gab es viele Proteste, schon zur Amtseinweihung, wo sind die jetzt? Bla, bla, bla. Und letztes Mal gab es doch gleich nach der Amtseinweihung diesen riesigen Frauenmarsch. Wo ist denn der? Das kann man doch alles empirisch mit Studien nachweisen, wie viele Proteste wann und wo stattfanden. Ich glaube, die Elitemedien lieben es, sobald sie ein Narrativ haben, das klug klingt, das einfach weiterzuverbreiten. Auch wenn es Beweise gibt, die dem widersprechen. Und ein Narrativ ist eben, dass die Proteste bei dieser Trump-Regierung nicht so stark sind wie beim letzten Mal.“ Dies aber ändere sich gerade, nicht zuletzt, weil Trump selbst auf die Proteste gegen Tesla reagiert habe, unter anderem mit einer Tesla-Verkaufsshow im Weißen Haus.
- Sozialarbeit in Gelsenkirchen: In Bund, Ländern und Kommunen sind Mittel für die Förderung und den Schutz von Kindern ebenso bedroht wie Mittel für Jugendhilfe, Kultur und politische Bildung. Eser Aktey berichtete für die ZEIT aus Gelsenkirchen, eine der westlichen Städte, in denen bei der Bundestagswahl die AfD die meisten Stimmen erhielt: „Mama Laloks letzter Kampf“. In Gelsenkirchen leben 25 Prozent der Menschen von Grundsicherung. Thema ist das Engagement der 69 Jahre alten Venetia Harontzas, genannt „Mama Lalok“, die es schaffte, vielen Kindern eine Perspektive zu geben, die diese sonst nicht gefunden hätten. Zu ihrer Arbeit gehört nicht nur die unmittelbare Hilfe für Kinder, von denen viele nicht regelmäßig zu essen bekommen, oder bei Schulproblemen, sondern auch Unterstützung der Familien bei der Wohnungssuche, bei der Suche nach einer Notunterkunft. Sie versucht minderjährigen Mädchen zu helfen, die von ihrer Familie in einem anderen Land verheiratet werden sollen. (Dies gelingt nicht immer. Ein jetzt sechszehnjähriges Mädchen wurde als Dreizehnjährige verheiratet, lebt jetzt mit ihrem siebzehnjährigen Mann in Rumänien, hat ein Kind, keinen Schulabschluss.) Sie springt oft ein, wenn das Jugendamt überfordert ist. Unterstützung bekommt sie beispielsweise bei den Schalke-Ultras, die zuletzt 30.000 EUR spendeten. Bei der SPD ist sie nicht unbedingt beliebt. Die SPD spricht davon, dass man das Projekt „grundsätzlich“ unterstützt, was auch immer das heißt. Kritisch ist in Gelsenkirchen wohl auch die Neigung türkischstämmiger Bürger:innen, die AfD zu wählen, weil sie Zugewanderte beispielsweise aus Rumänien oder Bulgarien ablehnen. Ventia Harontzas sagte: „Ich habe die erste Generation miterlebt, die Fuß gefasst und studiert hat. Ich sehe die zweite Generation, die jetzt studiert und in der Verwaltung arbeitet. Ich sehe jetzt die rumänischen Kinder, die es geschafft haben, auf die Realschule zu gehen und eine Ausbildung zu machen.“ Ein elfjähriges Mädchen sagte ihr zuletzt, es wolle in acht Jahren Abitur machen.
- Unsinnige Hausaufgaben: Mitunter haben geplagte Eltern den Eindruck, dass die Existenz von Hausaufgaben schon ein Grund wäre, keine Kinder in die Welt zu setzen. Die Kinder verstehen sie nicht, die Eltern auch nicht, oft hat man sogar den Eindruck, die Lehrkräfte hätten die Hausaufgaben einfach nur gegeben, weil man das eben so macht. Kontrolliert und besprochen werden sie ohnehin nur unzulänglich, denn dazu fehlt die Zeit. Svenja Post ist jedoch eine Lehrerin, die schon seit zwölf Jahren keine Hausaufgaben gibt. Sie begründet in der ZEIT warum: „Vergesst die Hausaufgaben!“ Denn: „Hausaufgaben sind ungerecht.“ Die Länder regeln die Vergabe der Hausaufgaben unterschiedlich, vor allem sehen sie unterschiedliche Zeiten vor, die Kinder und Jugendliche dafür aufwenden dürfen. Dies hat eigentlich eine Schutzfunktion, ist aber unkontrollierbar. Abgesehen davon brauchen Kinder für bestimmte Lernprozesse unterschiedlich viel Zeit und lernen in höchst unterschiedlichen Lernumgebungen, manche mit Nachhilfelehrer:in, manche mit elterlicher Hilfe, viele ohne jede Unterstützung. Begründet werden Hausaufgaben mit „Eigenverantwortung“, eine sehr freundliche Umschreibung dafür, dass jemand auf sich alleingestellt ist, letztlich hilflos bleibt: „Der Eigenverantwortungsgedanke verkennt die Realität vieler Schülerinnen und Schüler, denn deren häusliche Lernumgebung ist sehr heterogen. In meiner Klasse erlebe ich hier die verschiedenen Extreme.“ Diverse Studien belegen die Wirkungslosigkeit von Hausaufgaben für den Lernerfolg. Hausaufgaben verursachen Stress. Die psychischen Folgeschäden bleiben jedoch in der Regel im Dunklen. Man kann Hausaufgaben natürlich auch abschreiben oder mit Künstlicher Intelligenz erledigen lassen. Svenja Post schlägt vor, das Thema durch Ganztagsschulen zu lösen. In der Tat: Wenn Hausaufgaben zu Lernzeiten werden, kann auch viel einfacher auf individuelle Lernbedürfnisse und Lerngeschwindigkeiten eingegangen werden. Wer mehr darüber wissen will, schaue sich die guten Erfahrungen an, die beispielsweise in Nordrhein-Westfalen die Serviceagentur Ganztagsbildung auf ihrer Internetseite und in zahlreichen Workshops und Publikationen dokumentiert.
Europa unter Beschuss: Treibhaus e.V. Döbeln hat eine Broschüre mit sechs Texten zusammengeführt, die sich mit dem russländischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine auseinandersetzen. Im Vorwort beschreiben die Herausgeber den Putinismus und seine ostdeutschen Kollaborateure in der AfD. Nachgedruckt wurde der Beitrag „Identitärer Frieden“ aus dem Demokratischen Salon. Darüber hinaus finden sich das Manifest des Komitees des Widerstands, ein Beitrag von Sören Punjer zur Geschichte des ukrainischen Nationalismus bis 1945, Einblicke von Timm Graßmann über die mögliche Sicht von Karl Marx auf Russlands Krieg in Kontinuität der russischen Eroberungspolitik des 19. Jahrhunderts, ein Manifest von „Antideutsche Kommunisten Leipzig“ zu Russland als „Bollwerk der Konterrevolution“, ein Beitrag von Bernd Zöllner über den mit dem russländischen Vernichtungskrieg einhergehenden hybriden Krieg gegen Deutschland und Europa. Der Band schließt mit Literaturempfehlungen. Die Broschüre ist über die Seite des Treibhauses Döbeln oder per Mail an info@treibhaus-doebeln.de erhältlich. Das Titelbild der Broschüre zeigt eine Straße in Mariupol während der Belagerung durch die russische Armee am 12. März 2022.
- Demokratischer Salon in der Ukraine: Das Gespräch „Politikum Kindheit“ mit Martina Winkler wurde von Studierenden an der Drahomanov-Universität in Kyiv unter Leitung von Pavlo Shopin ins Ukrainische übersetzt und auf dem Portal Eksperiment veröffentlicht. Ebenso wurde eine ukrainische Übersetzung des Gesprächs „Starke Kommunen, starke Demokratie“ mit Gerd Landsberg auf Eksperiment veröffentlicht.
Den nächsten Newsletter des Demokratischen Salons lesen sie in etwa vier Wochen.
Mit den besten Grüßen verbleibe ich
Ihr Norbert Reichel
(Alle Internetzugriffe erfolgten zwischen dem 17. und 27. Mai 2024.)
P.S.: Sollte jemand an weiteren Sendungen meines Newsletters nicht interessiert sein, bitte Nachricht an info@demokratischer-salon.de. Willkommen sind unter dieser Adresse natürlich auch wertschätzende und / oder kritische Kommentare und / oder sonstige Anregungen.